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Verletzt zu werden und andere verletzen zu können, ist eine der Grundbedingungen der menschlichen Existenz. Wir sind dünnhäutig. Es braucht weder viel Kraft noch Geschick, einen anderen gefährlich zu verletzen. Angesichts dessen mag es verwundern, dass Gewalttheorie im engeren Sinne zu den noch jungen sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldern zählt. Zwar füllt die Literatur zu Kriegen, Aufständen, Revolutionen und anderen bewaffneten Konflikten seit Thukydides’ Peleponnesischem Krieg Bibliotheken. Doch wird die Frage nach den sozialen Dynamiken der Gewalt in allgemeiner theoretischer Perspektive erst seit den späten 1990er Jahren intensiver diskutiert. In diesen zunächst vor allem deutschsprachigen Debatten geht es aber nicht nur darum, eine Begriffssprache zur differenzierten Beschreibung von Gewaltphänomenen zu entwickeln, sondern immer auch um die Frage, warum die modernen Sozialwissenschaften zu diesem Gegenstand so lange nichts zu sagen hatten. Insofern versteht sich die Arbeit an Theorien der Gewalt immer auch als Beitrag zur kritischen Reflexion des Selbstverständnisses moderner Gesellschaften. Das so entstehende gewalttheoretische Forschungsprogramm ist zwar soziologisch geprägt, aber interdisziplinär. In diesem Artikel sollen die zentralen Einsichten der neueren Gewalttheorie in sechs Thesen vorgestellt werden.
Handbuch Friedenspsychologie, 2022
Um die diversen Ausdrucksformen von und die damit einhergehende vielfältige wissenschaftliche Beschäftigung mit Gewalt zu verstehen, unterscheidet dieser Beitrag zwischen fünf zentralen Diskussions- und Analysedimensionen: Neben einer Abhandlung der Formen und Spezifika direkter, physischer Gewalt werden die Konzepte der strukturellen, kulturellen und symbolischen Gewalt diskutiert. Entgegen dieser Unterscheidung zwischen beobachtbaren Gewalthandlungen und gewaltvollen Makro-Strukturen zielen weitere Ansätze darauf ab, Gewaltphänomene gerade durch das Zusammenbringen von Mikro- und Makro-Ebenen zu verstehen. Dabei lassen sich instrumentalistische Ansätze, welche Gewalt durch rationale Logiken erklären, von situationistischen Ansätzen, welche die Entstehung von Gewaltdynamiken aus der emotionalen Einordnung sozialer Situationen heraus betrachten, unterscheiden. Ansätze, die Gewalt hingegen aus der Dynamik eskalierender Kommunikationsprozesse heraus erklären, stellen schließlich die fünfte Analysedimension dar. Eskalierende Kommunikationsdynamiken können systemtheoretisch unterschiedlichen Organisationslogiken inhärent sein oder aus der Sequenzialität verschiedener Ereignisse entstehen. Über diese unterschiedlichen Auffassungen und Ansätze hinaus wird der Forschungsgegenstand vor dem Hintergrund gesellschaftskritischer Auseinandersetzungen mit Gewaltphänomenen eingeordnet: So werden neben der Einbettung von Gewalt in normative Vorstellungen von Zivilisation und Moderne auch Verfahren der Bearbeitung von Gewaltkonflikten sowie Konzeptionen der Gewaltfreiheit aufgegriffen.
Soziale Systeme, 2022
Systemtheorie und Gewalt-der Status der für dieses Sonderheft titelgebend hergestellten Beziehung müsste wohl mit einem Fragezeichen versehen werden. Der aktuelle Diskurs der Gewaltforschung ist international und auch in der deutschsprachigen Diskussion insbesondere auf den situationalistischen Ansatz von
2017
Dieser Intention geht die Kritische Theorie zunächst in einem interdisziplinär ausgerichteten Forschungszusammenhang nach (vgl. Horkheimer 1988: 20-35), in dem die kapitalistische Ökonomie, aber auch-in Ergänzung zum marxistischen Ökonomismus-Kultur und Psyche zum Gegenstand der Analyse werden. Dass dieses sozialwissenschaftliche Paradigma (insbesondere von Horkheimer und Adorno) aufgrund der fundamentalen Negativ-Erfahrungen des Stalinismus, des Nationalsozialismus und der integrativen Leistung des US-amerikanischen Kulturkapitalismus zugunsten einer ausschließlich philosophischen Reflexion des Zivilisationsprozesses aufgegeben wird, zeugt nicht von einer Verarmung der Theoriebildung, sondern von dem Grad an Selbstreflexivität der Methoden, Kategorien und Begriffe kritischen Denkens.
soziologie heute, 2018
2011
Schlüsseltexte über Macht und Staat, Individuum und Ordnung auf dem Prüfstand. Über 30 klassische Texte zu Bedeutung und Formen der Gewalt im 19. und 20. Jahrhundert werden in diesem Band neu interpretiert: Die Autorinnen und Autoren zeigen, wie die historischen Betrachtungen als Deutungsangebote für eine Geschichte der Moderne genutzt werden können. Der Band rückt das moderne Individuum zwischen seiner Bedrohung durch Gewalt und seinen Chancen durch Freiheit ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
2000
Email : sberger@ acces s.un izft.ch I LzpNuersARBErr En¡rprrcrNc bestiegen: Es waren Jugendliche, die sich teilweise organisiert, vielfach aber ohne feste organisatorische Strukfuren gegen die staatlichen Institutionen und das gesellschaftliche Werte-und Normengefüge auszusprechen begannen. tn Ztirich wurde ab 1967 auf Initiative der ,,Fortschrittlichen Studentenschaft Znrich" (FSZ) und der ,,Jungen Sektion der PdA Zirich" (Junge Sektion) versucht, die Aktionen der aus unterschiedlichsten Subkulturen hervorgegangenen Gruppierungen von Jugendlichen in der Stadt unter dem Namen ,,Fortschrittliche Arbeiter, Schüler turd Studenten" (FASS) ztt koordinieren. Mit unkonventionellen Artikulationsformen wíe Demonstrationen, ,,Teach-ins", ,,Sit-ins", ,,Goins", ,,Love-ins"6 und Sfiassentheatern protestierten sie gegen Autoritäten in Schule und Universität, gegen den Vietnamtaieg, die Ausbeutung der Dritten Welt, die Missstände im Polizeiapparat der Stadt Zu-'ich und gegen den,,Ruheund Ordnungskult", womit die allseitig propagierte Leistungsbereitschaft im Berufs-und Schulalltag und das starre gesellschaftliche Verhaltenskorsett gemeint waren. Im Sommer 1968 kanalisierte die chimåirische Bewegung, die in der Forschungsliteratur als ,,68er Bewegung"T chiftiert wird, ihre Stimmen in der Forderung nach einem autonomen Jugendzentnrm im leerstehenden Globusgebäude am Bahnhofquai. Ende Juni spitaen sich die vorab auf verbaler Ebene geführten Auseinandersetzungen zwischen den Jugendlichen und den Stadtbehörden zu. Am Abend des 29. htîi 1968 schliesslich lieferten sich bei einer Grossdemonstration vor dem Globus-Provisorium mehr als 2000 Demonstranten und ein Grossaufgebot der Stadtpolizei Zärich heftige Strassenkåimpfe. Die gewalttätigen Konfrontationen dauerten bis zum 1. Juli 1968 an. Fazit der sogenannten ,,Globuskrawalle": 208 Festnahmen und über 60 Verletzte.s Erstmals hatten Jugendliche, welche die herkömmlichen V/ohlstandspfade ablehnten und mit ursprünglich weitgehend gewaltlosen Protestformen nach neuen Wegen der Selbstverwirklichung sfrebten, das staatliche Gewaltnonopol in einer Weise herausgefordert, dass massive physische Gewaltreaktionen aus der Mitte des demokratischen Rechtssystems heraus stattfanden. In wenigen Stunden wurde damit im Hinblick auf die Formen politischer Auseinandersetzungen in der Schweiz der seit dem Landesstreik von 1918 praktisch s Imboden,Helvetisches Malaise, 5. 6 In der Folge werden die Bezeichmrngen für die neuen Aktionsfomren nicht mehr in Anführungszeichen gesetzt.
Soziale Welt, 2016
Zusammenfassung: Dieser Beitrag entwickelt Perspektiven für eine raumsensible Weiterentwick-lung der Gewaltsoziologie. Während in anderen Disziplinen unter Stichworten wie " Gewaltraum " oder " unregierte Räume " die Frage nach den sozialräumlichen Bedingungen und Effekten von Gewalt derzeit intensiv diskutiert und dabei explizit auf die Innovationen der Gewaltsoziologie seit den 1990er Jahren Bezug genommen wird, spielt das Thema innerhalb der Disziplin bislang kaum eine Rolle. Doch mit dem Fortschreiten der Globalisierung vervielfältigen sich die Raumreferenzen politischer Gewalt und es stellt sich die Frage, wie dem methodisch und theoretisch Rechnung getragen werden kann. Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Beitrag Arbeiten zum Thema " Gewalt und Raum " , die auf drei Problemfelder enggeführt und auf ihr Raumverständnis hin befragt werden. Im Anschluss daran werden die sich daraus ergebenden methodischen, theoretischen und empirischen Perspektiven für die Gewaltsoziologie diskutiert. Das zentrale Argument lautet, dass die größten Innovationspotentiale in der Rezeption von Arbeiten liegen, die Raum nicht in Begriffen der (An-)Ordnung sondern als Gegenstand der Erfahrung rekonstruieren.
Epistemische Gewalt
»We have been warned that every concept tends to become a conceptual monster. We are not afraid.« (Manifesto for Good Living/Buen Vivir, zit.n. Santos 2014: 6) Bei der Einführung meiner zentralen Forschungsfrage-Was ist epistemische Gewalt und wie wirkt sie?-habe ich Roland Barthes mit der Aussage zitiert, dass man (s-)einen Schlüssel wählen müsse, um sich mit dem vielschichtigen Phänomen namens Gewalt zu beschäftigen. Mein Schlüssel ist ein aus feministisch-post-dekolonialer Perspektive um die Dimension des Wissens erweiterter und vertiefter Gewaltbegriff. Er eröffnet Horizonte einer Gewaltanalyse, die ihren Gegenstand nicht als isoliertes Ereignis versteht, sondern als historischen Prozess und globales Verhältnis, in dem Wissen von zentraler Bedeutung ist. Dieser Schlüssel mag nicht jede Tür aufsperren, auf der epistemische Gewalt geschrieben steht, und auch nicht jede, hinter der man sie vermutet. In sozialwissenschaftlichen Debatten über Gewalt im Kontext internationaler Politik, von wo aus meine Suche ihren Ausgang genommen hat, ist dieser Schlüssel noch nicht sehr bekannt. Schließlich ist er, wie viele über disziplinäre Grenzen hinweg benutzte Werkzeuge, durch seinen Gebrauch auch in stetigem Wandel begriffen. Vom Konzept der kolonialen Moderne aus betrachtet ist der Begriff epistemische Gewalt alles andere als abstrakt, und seine Bestandteile-Wissen einerseits und Gewalt andererseits-stellen keinen Widerspruch dar. Die Dimension des Epistemischen ist nicht eine unter vielen, sondern rückt in den Fokus der Aufmerksamkeit. Wissen(schaft) nicht nur als Mittel für anzustrebende Lösungen zu verstehen, sondern als Bestandteil der jeweils zu analysierenden Probleme, öffnet den Blick hin zu einer Gewaltanalyse, die angesichts der anhaltenden kolonialen Moderne vor allem Herrschaftskritik sein und nicht der Aufrechterhaltung dieser Herrschaft dienen will. Ein darauf basierendes Konzept epistemischer Gewalt ermöglicht, eine über den konventionellen methodologischen und epistemologischen
Humboldt-Universität zu Berlin, bologna.lab eBooks, 2016
Wie werden Gewalterfahrungen wahrgenommen, betrachtet, gedeutet und dargestellt? Und wie können wir uns diesen Gewaltdarstellungen wissenschaftlich nähern? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Q-Tutoriums. Auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichen Materialien haben wir uns diesen Fragen genähert und sie diskutiert. Dabei gerieten sowohl theoretische Ansätze als auch Bild-und Textmaterial aus Geschichte und Gegenwart in den Fokus. An zwei Wochenenden haben wir einzeln und in der Gruppe, im Seminarraum und im Museum, an Texten, Bildern, Radiobeiträgen und Gegenständen gearbeitet und immer wieder nach den Darstellungsformen undmöglichkeiten von Gewalt gefragt und dabei das Verhältnis von realen Gewalterfahrungen und dem Abbilden von Gewalt problematisiert und diskutiert. Erfahrungsbericht Bei einem ersten Kennenlern-und Auftaktreffen haben wir die organisatorischen Fragen geklärt, den Ablaufplan besprochen, die Teilnahmebedingungen, den Erwerb von Leistungspunkten und sowohl mündlich als auch in anonymisierter Fragebogenform die Vorkenntnisse, Interessen und Erwartungen ausgetauscht.
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Schweizerische Zeitschrift für Philosophie
Orientierungen, 2020
in: Ulbrich, Claudia / Jarzebowski, Claudia / Hohkamp, Michaela (Hg.): Gewalt in der Frühen Neuzeit, Berlin, 2005
Psychologie und Geschichte, 1991
Utopie kreativ, 2008
Zeitschrift für politische Theorie, 2017
Berliner Journal für Soziologie 31(1), 2021
in: Sehepunkte 19/12, 2019.
Sozialpsychiatrische Informationen, 2019
Gewaltbefragungen, 2013
Simone Rajilić, Weiblichkeit im Serbischen. Weibliche Genderspezifizierungen zwischen Gewalt und Widerstand, 155-165, 2019
Gender Zeitschrift Fur Geschlecht Kultur Und Gesellschaft, 2010
T. Link/H. Peter-Röcher (Hrsg.), Gewalt und Gesellschaft. Dimensionen der Gewalt in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Internationale Tagung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg 14.−16. März 2013. Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie 259 (Bonn 2014) 45-54.