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2010

Abstract

Die klassische Lehre vom Lehnswesen führt bei der Deutung zentraler Ereignisse der Geschichte des 12. Jahrhunderts nur zu fragwürdigen Sicherheiten. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn wir Forschungsfelder betrachten, die sich eigentlich auch mit dem Lehnswesen beschäftigen sollten. Wer wüsste anzugeben, welche Rolle dem Lehnswesen für den Herrschaftsaufbau des Adels im Hochmittelalter zukam, welche Bedeutung es neben Verwandtschaft und Freundschaft als dritte personale Bindung hatte oder in welcher Form es überregionale, »außenpolitische« Beziehungen strukturierte? Immer wieder wird das Lehnswesen in diesen Zusammenhängen genannt, die Verunsicherung über die fortwährende Geltung älterer Forschungspositionen führt aber dazu, dass es zwar als Tatsache aufgerufen, mit ihm aber nur selten eingehender argumentiert wird. Das Lehnswesen ist als Argument in unterschiedlichsten Kontexten zu wichtig, als dass wir die aufkommenden Zweifel allein durch den Rekurs auf die rechtshistorischen Synthesen der Zwischenkriegszeit beantworten sollten.