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Perspektiven transdisziplinärer Erzählforschung für die Kulturwissenschaften
Die großen Erzählungen der Weltgeschichte sind weder ausschließlich zum Kunstgenuss noch zur Unterhaltung geschrieben, sondern stellen eine kulturelle Weise der Welterzeugung 1 dar. Sie stellen zudem ein Stück Weltdeutung jener Zeit dar, in der sie entstehen, aber auch jener Menschen, die sie verfassen. Dies gilt umso mehr für alte Kulturen, in denen ein Großteil der Menschen des Lesens und Schreibens unkundig war und in denen Geschichten, die die Welt und wie man in ihr zu leben habe, zu ergründen versuchen, mündlich weitergegeben wurden. 2 Eine dieser großen Erzählungen der Weltgeschichte ist die Bibel. In ihrem Entstehungskontext des Alten Orients war sie eine Erzählung unter vielen, wobei so manche von ihnen in ihrer Zeit wohl wesentlich bedeutsamer war und große Kulturbereiche durch Jahrtausende prägte. Man denke hier nur an das Gilgamesch-Epos, dessen Rezeptionsspuren sich durch zwei Jahrtausende im Vorderen Orient nachweisen lassen und das auch in der Fluterzählung der Bibel seinen Niederschlag fand. 3 Die großen mythischen Erzählungen des Alten Orients sind heute freilich nur mehr literarisch von Belang, da sie heutzutage von keiner Gruppe mehr zur Welterklärung und -erzeugung herangezogen werden. Anders ist dies bei der Bibel. Da sie als kanonischer Text mehrerer Religionen, die seit der Antike durchgehend Bestand
Franziskaner, 2020
faszination bibel ussten Sie, dass 2020 das internationale Jahr des Wortes Gottes ist? Damit wird unter anderem des heiligen Hieronymus gedacht, des großen Bibelübersetzers und Patrons der Bibel wissen schaftler, der vor 1.600 Jahren starb. Am Gedenktag des Heiligen im September richtete Papst Franziskus zudem einen »Sonntag des Wortes Gottes« ein. Als Datum des neuen Bibelsonntags wurde der dritte Sonntag des Jahreskreises ausgewählt. Immer wieder neu sollen Christinnen und Christen die Bibel entdecken-so die Die Bibelein Buch des Lebens Hoffnung. Für die meisten Menschen in unserem Land hat das »Buch der Bücher« indes kaum eine Bedeutung. Eine nicht repräsentative Umfrage am Franziskaner Gymnasium Kreuzburg bei Hanau zeigte, dass dies selbst in der dortigen Schüler schaft nicht anders ist. Gleichwohl gab es auch religiös interessierte Schülerinnen und Schüler, die sich wert schätzend, kenntnisreich, ja sogar begeistert über die Bibel äußerten. Unser Redakteur Johannes Roth teilt deren Sichtweise und möchte sein Lieblingsbuch der Leserschaft nahebringen.
2015
Der Begriff »Weltverachtung« diente der christlichen Tradition lange Zeit als Leitmotiv christlichen Lebens. Heute ist dieser Begriff kaum mehr in Gebrauch; wenn überhaupt, so finden sich explizite Anklänge an diesen Topos christlicher Welthaltung in einigen liturgischen Texten. Und dennoch so lautet die These dieses Aufsatzes ist die damit gemeinte Sache bis heute in bestimmten theologischen Schulen lebendig und steht dort sogar im Rang eines Grundansatzes. In der Tat muß betont werden, daß die Auseinandersetzung mit der Problematik, auf die der Contemptus Mundi1 seine spezifische Antwort gibt, für den Theologen unumgänglich und deshalb von bleibender Aktualität ist. Es wird ständig Aufgabe einer reflektierenden Glaubenslehre bleiben, die im christlichen Denken immer vorhandene Polarität von Immanenz und Transzendenz, von Diesseits und Jenseits, Zeitlichkeit und Ewigkeit, Menschlichkeit und Göttlichkeit, kontingentem und absolutem Sein ins rechte Verhältnis zueinander zu setzen. Ge...
in: G.Bauer u.a. (Hg.), Die Naturalisierung des Geschlechts. Zur Beharrlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit, 2018
Historische Anthropologie
During the Nineteenth Century, the Bible became a quotidian and globally available commodity. Bible societies and mission organizations distributed Bibles in all parts of the world, Protestant missionaries and especially local interpreters and intermediaries translated parts of the Bible in various, sometimes newly discovered languages while at the same time the global history of the Bible was challenged by new findings in archeology and biblical criticism. The article argues that these dynamics were deeply intertwined and contributed to a process through which the Bible itself was shaped as a global Protestant object.
Welt und Umwelt der Bibel 19/Heft 74, 2014
2015
Die vom Menschen verursachte globale Naturkrise fordert die Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Natur seit längerem heraus. Zur Debatte steht auch der revisionsbedürftige Einfluss biblischer Dogmen („Macht euch die Erde untertan“) auf naturvergessene Lebens orientierungen und Verhaltensweisen. Die wechselseitige Übersetzungsarbeit dieses Buches verbindet heutige Naturethik mit einer Neulektüre der Schöpfungserzählung von Genesis 1 und eröffnet einen Dialog zwischen bibelbezogener Frömmigkeit und säkularer Naturethik, der auch in religionsphilosophischer Hinsicht wesentlich über das traditionelle Gottesverständnis hinausgeht. Der Brückenschlag führt im Rahmen einer nachmetaphysischen Gott-Bezogenheit zu einem Neuverständnis der Natur als Schöpfung und des Menschen als kohabitatives Naturwesen, das trotz seiner Fragwürdigkeit und Prekarität im stets erneuerungsbedürftigen Schöpfungsvertrauen fähig ist, mit Lust und Freude seine fundamentale Verantwortung für die naturgegebenen und von ihm bedrohten Lebensgrundlagen achtsam und dankbar wahrzunehmen.
Rezension von: Carl van Schaik, Kai Michel, Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2016. Yuval Noah Harari, Eine kurze Geschichte der Menschheit, München: Pantheon 2013.
Journal of the European Society of Women in Theological Research 18, 2010
Queer Readings of the Hebrew Bible: The Book of Ruth and the Creation Accounts The author offers queer readings of two selected texts from the Hebrew Bible, namely ways of reading the Book of Ruth and the two accounts of creation in the Book of Genesis. Her discussion of this biblical story and the creation accounts shows the diversity of possible queer interpretations based on particular understandings of queer or on different approaches to the queer theory. Referring to the Book of Ruth, the authors explains why certain biblical passages are especially suited to queer appropriation for lesbian, bi-sexual and polyamorous midrashim and ceremonies (1.1.). She describes the blurring of sexually defined roles in the Hebrew Bible (1.2.). She offers a line of argument analogous to a biblical Halakha for queer persons today (1.3.). In connection with the creation stories, queer readings are presented in accordance with approaches of the queer theoreticians Monique Wittig and Judith Butler (2.1.). Finally, the author points to the interpretation of a biblical figure as androgynous (2.2.) To concentrate exclusively on the issue of sexuality (in connection with queer) is a result of contemporary concerns. In an excursus, she discusses how various different understandings of sexuality are related to times and places. In conclusion, she deals with the striking points of overlap between the blurring of sexually defined roles, ethnicity, religion, age, survival and power(lessness) in the Book of Ruth and her queer re-reading of Gen 1:27 in reference to the creation of humankind. Ich liefere queere Lektüren zweier ausgewählter Texte der Hebräischen Bibel, nämlich Lesarten des Buchs Ruth und der beiden Schöpfungsberichte des Buchs Genesis. Anhand meiner Diskussion dieser biblischen Erzählung und Berichte zeige ich die Vielfalt möglicher queerer Interpretationen, die sich auf bestimmte Auslegungen von queer bzw. auf verschiedene Ansätze der Queer-Theorie gründen. Auf das Buch Ruth bezugnehmend erkläre ich, warum sich bestimmte biblische Textstellen für queere Aneignungen durch lesbische, bisexuelle und polyamore Midraschim und Zeremonien besonders anbieten (1.1.). Ich lege das Verschwimmen sexuell definierter Rollen in der Hebräischen Bibel dar (1.2.). Ich liefere die einer biblischen Halacha analoge Argumentation für heutige queere Personen (1.3.). Im Zusammenhang mit den Schöpfungsberichten werden queere Lesarten anhand von Ansätzen der Queer-Theoretikerinnen Monique Wittig und Judith Butler vorgeführt (2.1.). Und zuletzt weise ich auf die Auslegung einer biblischen Figur als androgyn hin (2.2.). Sich allein auf das Thema Sexualität (im Zusammenhang mit queer) zu konzentrieren, entspringt einer Fragestellung der Gegenwart. In einem Exkurs erläutere ich die Zeit- und Ortsgebundenheit unterschiedlicher Verständnisse von Sexualität. Zum Schluss komme ich auf die auffallenden Überschneidungen vom Verschwimmen sexuell definierter Rollen, Volkszugehörigkeit, Religion, Alter, Überleben und Macht(losigkeit) im Buch Ruth und auf meine queere Relektüre von Gen 1,27 bezüglich der Erschaffung der Menschheit zu sprechen. Quiero presentar dos lecturas queer de textos que escogí de la Biblia Hebrea; son del Libro de Rut y de ambos relatos de la creación del Génesis. Después de analizar estos relatos quiero demostrar que hay toda una serie de interpretaciones queer que se basan en ciertas interpretaciones del concepto de queer o de algunos planteamientos de la teoría queer. En lo que al Libro de Rut se refiere, explico por qué ciertos pasajes de la Biblia se prestan para la interpretación queer en midrash y ceremonias lesbianas, bisexuales y poliamores (1.1). En seguida explico cómo se van desdibujando los roles sexuales en la Biblia Hebrea (1.2). Luego presento los argumentos en favor de personas queer de hoy en analogía con la Halajá bíblica (1.3). En lo que se refiere a los relatos de la creación, presento interpretaciones queer basadas en los planteamientos de las teóricas queer Monique Wittig y Judith Butler (2.1). Por último hago referencia a la interpretación andrógina de una figura bíblica (2.2). El hecho de concentrarse únicamente en el tema de la sexualidad (en relación con queer) se desprende de un cuestionamiento de la actualidad. En la digresíon que sigue explico cómo lo que se entiende por sexualidad depende de la época y del lugar. Y para finalizar hablo de las intersecciones notorias que hay entre cómo se van desdibujando los roles sexuales, la etnicidad, la religión, la edad, la supervivencia y la (in)capacidad en el Libro de Rut, y mi relectura queer de Génesis 1:27 en lo que respecta a la creación del hombre.
Warum und wie manipulierten die frühen Christen die Zeitrechnung und haben sie auf Grund von Weltuntergangsphantasien und alten Weltanschauungen nach tatsächlichen Gestirnskonstellationen ausgerichtet? Und was ist überhaupt ein Kalender und wie funktioniert er? – Diese und weitere Fragen klärt das Buch in einer akribischen Chronologie auf. Und es lässt dabei keinen Zweifel: Die christliche Anno Domini Zeitrechnung ist eine Weltuntergangsberechnung. Der Auslöser ihrer Erfindung war ein kalendarisches Weltende durch das Eintreten des Jahres 6000 einer biblischen Weltenjahreszählung vor 1500 Jahren. Die Zählung war zu Beginn mit der biblischen Erschaffung der Welt und am Ende mit der Auferstehung der Toten religiös verknüpft. Weil dieses Ende freilich nicht eintrat, suchte man einen anderen Termin für die Wiederkunft von Jesus und errechnete sie auf Basis der damaligen klassischen antiken Doktrin der ewigen Wiederbringung aller Dinge bzw. der Lehre vom Großen Jahr. Das Zusammentreffen aller klassischen Planeten, wie es im Hellenismus als Anbeginn der Menschheit geschildert ist, sollte auch am Ende stehen und dieses wurde mit den Perioden der Planeten vorausberechnet. Mit der insgeheim bekannten Rate der Präzession wurde dann Anno Domini, das Jahr der Fleischwerdung Jesu und der Beginn des damit symbolisch verknüpften Zeitalters Fische festgelegt. Ein 2000 Jahre altes kalendarisches Rätsel ist damit gelöst und stellt sich als Fälschung auf Grund religiöser Erwartung und Manipulation heraus. Das Buch deckt dies mit einer Vielzahl von Originalquellen und zahlreichen Bildern auf und macht den Blick offen für eine neue Epoche der Zeitrechnung. Und eine neue spannende Frage stellt sich: Wie soll ein neuer Kalender funktionieren?
2019
Die Tatsache, das Texte, die den Kleinen und Geknechteten Würde und göttliches Interesse zusprechen, in offizielle heilige Schriften aufgenommen wurden, ist nach üblichen innerweltlichen Kategorien absolut unerklärlich. Reden wir also vom Wunder der Bibel.Der Gott der Bibel ist daher keine Projektion. Er ist Provokation des gesellschaftlich Üblichen. Hier findet sich das eigentliche Wunder der Bibel. Alle anderen Wunder sind nur Ausgestaltung, narrative Veranschaulichung dieses einen zentralen Wunders, in der Regel wunderlicherweise nicht für die Oberschicht gedacht, sondern Beziehungstaten für die Kleinen und Verachteten.
The Turn, 2020
Ist der Mensch ein ›Mensch‹ oder ein ›Unmensch‹? Oder ist er etwa beides zugleich? Diese Fragen nach dem Menschen umfassen zugleich Fragen nach dem eigenen Selbst: Wer bin ich? Oder wer hoffe ich bzw. befürchte ich zu sein? Die Antwortversuche sind keineswegs nur philosophische Denkexperimente, sondern prägen unser alltägliches Handeln, Fühlen und Denken. Gerade in pädagogischen und psychologischen Zusammenhängen wird deutlich, wie sehr Selbst-und Fremdbilder uns fördern, aber eben auch zerstören können. Dies gilt ebenso für religiöse Menschenbilder, die-mal untergründig, mal direkt-unser Selbstverständnis beeinflussen. Im Folgenden werde ich das Bild vom Menschen in der Bibel in den Blick nehmen und mich dabei auf die beiden Schöpfungsberichte in Gen 1,1-2,4a und Gen 2,4b-3,24 konzentrieren. Zunächst werde ich etwas zur Abgrenzung und zum Entstehungskontext der beiden Texte sagen (Kap. 1) und sie anschließend nacheinander darlegen und deuten, wobei ich einen Schwerpunkt auf den mehr anthropozentrischen zweiten Schöpfungsbericht lege (Kap. 2 u. 3). In einem letzten Schritt (Kap. 4) formuliere ich einige Gedanken über die Bedeutung dieser Texte für unser gegenwärtiges Menschenbild.
Jacobi Wörterbuch Online, 2024
Im Vergleich zu diesen Schriften erörtert Jacobi in seinen Briefen vielmehr die allgemeine der Bedeutung der Bibel für den protestantischen Glauben. Auffallend ist, dass Jacobi sich nicht in die theologischen Auseinandersetzungen über die Auslegung der Bibel einmischt, wie etwa den Fragmentenstreit (1774-1778), die wohl wichtigste Kontroverse seiner Zeit zwischen der Aufklärung und der orthodoxen lutherischen Theologie, sondern sich auf philosophische Deutungen mancher biblischen Geschichten und Anspielungen auf biblische Gestalten sowie auf die Rolle der Bibel im Christentum beschränkt. Daraus lässt sich bereits am Anfang schließen, dass JacobisPhilosophie keine Glaubenslehre im religiösen Sinn, geschweige denn eine Apologie des Christentums ist, sondern etwas ganz Anderes beabsichtigt: Jacobi versucht ein alternatives Rationalitätsparadigma zu entwickeln, das weniger auf streng argumentative Beweisführung gegründet ist, als mithilfe der Darstellung praxisbezogener Erfahrungen und Handlungen aller Art, die zum Teil biblischen Geschichten und Gestalten entnommen sind, das Dasein in seiner Konkretheit zu enthüllen im Sinne hat. 1
IRP Impulse. Sonderausgabe: Religiöse Bildung Ein Beitrag zur Humanisierung der Gesellschaft, 2019
Die Rede von Gott Vater und Gott Heiligem Geist als Glaubensaussage: Der erste und der dritte Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses im Gespräch zwischen Bibelwissenschaft und Dogmatik (eds. Anne Käfer, Jörg Frey and Jens Herzer), Tübingen: Mohr Siebeck, 2020
This article reviews the deployment of statements on the creation of the world and of human beings in the New Testament in the context of Israel's authoritative scriptures and ancient Jewish literature. Inter alia, it deals with the following aspects: God as creator of heaven and earth, philosophical impulses for ancient Jewish and Christian reflection on creation, the notion of creation through a mediator, the notion of “creatio continua”, human beings as creatures and the relationship between male(s) and female(s), and expectations for the future of creation as well as the notion of "new creation". The article is part of a conversation between Biblical and Systematic Theology. – The PDF uploaded is a pre-print version with corrections. I shall be happy to send a PDF of the published version upon request.
Published in: Bibel und Kirche 78/3 (2023), 136–143.
2,4a als Magna Charta des biblischen Schöpfungsglaubens Karl Ernst Nipkow zum 80. Geburtstag I. Jenseits von Evolutionismus und Kreationismus »Mir ist, als gestände ich einen Mord« -als Charles Darwin im Oktober 1836 von seiner Weltreise mit dem Vermessungsschiff »Beagle« heimgekehrt war und sich seine Absicht, Pfarrer zu werden, verloren hatte, gestand er seine neue Sicht über die Entstehung der Arten am 11. Januar 1844 brieflich gegenüber seinem Freund J.D. Hooker (1817Hooker ( -1911 1 in der zitierten Weise ein. Seine bestürzende Erkenntnis, deren umfangreiche Ausformulierung noch über 20 Jahre auf sich warten lassen sollte -die »Entstehung der Arten« erschien am 24. November 1859 -, läßt sich rückblickend so zusammenfassen: Die Arten sind nicht konstant, sondern haben eine Abstammungsgeschichte hinter sich, die sich über Jahrmillionen entwickelt hat. Diese, auf einen göttlichen Erstverursacher verzichtende Evolutionstheorie 2 , die Darwin wie ein Mord am Schöpfungsglauben vorkam, war für die meisten seiner Zeitgenossen eine ungeheuere Herausforderung. Allerdings: »Das Mysterium vom Anfang aller Dinge«, so schränkte er in seiner posthum erschienenen Autobiographie ein, »können wir nicht aufklären; und ich jedenfalls muß mich damit zufriedengeben, Agnostiker zu bleiben.« 3 Heute, 150 Jahre nach Erscheinen der »Entstehung der Arten«, hat sich der Wind gedreht -aber nicht für alle. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich, ausgehend von den USA, der Kreationismus formiert, der den biblischen Schöpfungsbericht wörtlich nimmt und gleichzeitig unter Absage an den Gedanken der Evolution behauptet, daß die Lebewesen in der Schöpfungswoche so von Gott geschaffen wurden, wie sie heute existieren, oder zumindest als Grundtypen, aus denen die heutigen Arten in wenigen tausend Jahren hervorgingen. Diese These 1 Darwin, Briefe, 169: »Ich habe massenweise Bücher über Landwirtschaft und Gartenbau gelesen und nie aufgehört, Fakten zu sammeln. Endlich hat sich ein Lichtstrahl gezeigt, und ich bin nahezu überzeugt (völlig entgegengesetzt zu meiner anfänglichen Ansicht), daß die Spezies nicht unveränderlich sind (mir ist, als gestände ich einen Mord). (...) Ich glaube das einfache Mittel entdeckt zu haben (das ist die Vermessenheit!), durch das die Spezies so ausgezeichnet an verschiedene Zwecke angepaßt sind«, vgl. Engels, Darwin, 126. 2 S. dazu etwa Engels, aaO 118ff. 3 Darwin, Mein Leben, 103. 16 S. dazu Schüle, aaO 134ff und Janowski / Krüger, Gottes Sturm, 18f. 17 Groß, Das Negative, 149. 18 Vgl. Weippert, Schöpfung, 21. 19 Zur Kritik an einer creatio ex nihilo als Leitvorstellung von Gen 1,1-2,3 s. Levenson, Creation, 14ff; Weippert, aaO 21f; Keel/Schroer, Schöpfung, 174f u.a. Schüle, Prolog, 112 spricht statt von creatio ex nihilo von creatio ex tumulto: Die Welt von Gen 1 »geht aus dem anfänglichen Tohuwabohu hervor, das zurückgedrängt, nicht aber beseitigt wird«. Zum Verständnis von »Chaos« im Alten Testament s. Janowski, Chaos, 103f (Lit.). 20 Groß, Creatio ex nihilo, 485 (Hervorhebung von mir).
In: Junker, Reinhard (Hg.). Genesis, Schöpfung und Evolution. Beiträge zur Auslegung und Bedeutung des ersten Buches der Bibel. Studium Integrale. , 2016
Koorevaar, Hendrik J. “Die Frage der Literaturgattung und der Historizität von Genesis 1-3. Teil 1: Wie geschah die Schöpfung?” In: Junker, Reinhard (Hg.). Genesis, Schöpfung und Evolution. Beiträge zur Auslegung und Bedeutung des ersten Buches der Bibel. Studium Integrale. Holzgerlingen: Hänssler Verlag, 2015, 2016(2), p. 103-128.
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