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Stadien/Medien. Eine Archäologie des Public Viewing

2012, Das Öffentliche in der Kunst

Allein die ubiquitäre Frage »Und wo hast Du das Spiel gesehen«? ist ein Hinweis darauf, dass wir heute gewisse Ereignisse nur noch als übertragene kennen-das Stadionereignis ist zum Ereignis seiner Übertragung geworden. Sobald wir über Sportereignisse wie z.B. Fußballspiele sprechen, ist das Public Viewing mit von der Partie. Wenn »der moderne Sport«, wie Robert Musil meinte, »nicht aus der Ausübung, sondern aus dem Zusehen entstanden ist«, dann sind für dieses Zusehen heute auch die Orte und Medien des Sehens wichtig geworden-so wichtig, dass Ort und Medium der Übertragung im Public Viewing zusammen fallen. Das scheint uns auch ganz angemessen; denn tatsächlich scheint die Live-Übertragung das Medium zu sein, das dem Stadion-Ereignis am nächsten kommt-weder Fotos noch Filme aus Stadien haben eine vergleichbare Wirkung. Allein die Live-Übertragung scheint als Medium wie angegossen auf das Stadionereignis zu passen. Warum uns das so erscheint und welche Medien an der Produktion dieses Eindrucks beteiligt sind, davon handelt der folgende Text. DIE MEDIEN DER ÖFFENTLICHKEIT Die Frage nach der Öffentlichkeit legt die Frage nach deren Medien nahe; weil Öffentlichkeiten sich seit den ersten antiken Beschreibungen von massenhaften Versammlungen stets auf Plätzen oder eigens dafür geschaffenen Orten konstituieren, lässt sich nach deren medialen