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Unbeabsichtigte Bildungswirkungen

2023, Sozial Extra

Abstract

Was offene Kinder-und Jugendarbeit zur Verringerung von schulischer Bildungsungleichheit beiträgt Für das Selbstverständnis der offenen Kinder-und Jugendarbeit (OKJA) ist Distanz zum schulischen Bildungsauftrag von zentraler Bedeutung. Das Mandat der OKJA besteht gerade nicht darin, schulische Karrieren von Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen, sondern Kindern und Jugendlichen einen Freiraum der Vergemeinschaftung sowie der eigensinnigen Selbstbetätigung, Selbstbildung und Persönlichkeitsentfaltung jenseits der Leistungs-, Konkurrenz-, Selektions-und Qualifizierungslogik des schulischen Bildungssystem zu ermöglichen. Gleichwohl aber wird die OKJA von einem Teil ihrer Nut-zer_innen durchaus als ein zu ihren schulischen Bildungsanstrengungen komplementärer Teilbereich ihrer alltäglichen Lebensführung in Anspruch genommen, der für ihre schulischen Bildungsziele direkt oder indirekt bedeutsam ist. Dadurch erbringt die OKJA einen Beitrag zu schulischen Bildungserfolgen von Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Milieus, die höhere schulische Bildungsabschlüsse anstreben-und dies gerade auch deshalb, weil dies nicht ihre zentrale Zielsetzung ist. Kinder-und Jugendliche, nicht Schüler_innen als Adressatengruppe In ihrem Überblick zur Bildungsdiskussion in der OKJA akzentuieren Stephan Sting und Benedikt Sturzenhecker (2021, S. 678), dass die Entstehung der Jugendarbeit sich auf "subversiven, schuloppositionellen Gründungsimpuls zurückführen lässt", der "den Autonomieansprüchen Jugendlicher Geltung verschaffen will". Deshalb sei das ",Nicht-Schulische'" ein unverzichtbares "Wesensmerkmal" (ebd.). Für die offene Jugendarbeit ist deshalb ein Bildungsverständnis essentiell, das Bildung als einen Prozess der Selbstbildung fasst, der sich an den Bedürfnissen, Erfahrungen und Interessen Jugendlicher orientiert, also nicht an gesellschaftlich vorgegebenen Qualifikationszielen ausgerichtet und nicht als leistungsorientiertes Erreichen vorgegebener Lernziele verfasst ist. Als Leitbegriffe einer bildungsorientierten Jugendarbeit werden von Sting und Sturzenhecker sowie in weiteren Beiträgen zur Fachdiskussion (vgl. Scherr 1997 und 2020) entsprechend u. a. Autonomie, dialo