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Grundlage physikalischer Erkenntnisse ist die Information, die von Quanten transportiert wird. Damit sind physikalische Messungen auf ein Abzählen zurückzuführen. Die Information ist in den Beziehungen der Quanten untereinander enthalten. Am Beispiel von Fotografie und Photonen können zahlreiche grundlegende Fragestellungen erörtert werden.
1999
Das Meter war das Maß der Revolution, und es war in der Tat ein revolutionäres Maß. Es beanspruchte universale Geltung und verlangte zentrale Kontrolle. Es war das Maß aller Maße. Nicht ohne Grund hat man sich seinem Diktat so lange widersetzt. Denn wer das Maß besitzt, besitzt die Macht. Die verwirrende Zahl von Maßen und Gewichten früherer Zeiten ist bekannt. Eine neuere Untersuchung zählt im Frankreich des 18. Jahrhunderts 800 verschiedene Einheiten mit insgesamt einer Viertelmillion lokaler Varianten. Unterschiedliche Dinge wurden mit unterschiedlichem Maß gemessen, und auch die einzelnen Städte, Zünfte, Grundherren und Amtspersonen benutzten je eigene Maße. Das Geflecht von Herrschaft und Pacht, von Privileg und Pfründe im Ancien Régime war mit der Vielzahl lokaler Maße aufs engste verknüpft. Diese bezeichneten nicht eine abstrakte Quantität, sondern bezogen sich auf eine bestimmte Meßlatte oder Gefäß und auf die Autorität, die den Wert garantierte. Der Vorgang des Messens erhielt damit politische, soziale, ökonomische, materielle und rituelle Dimensionen. Wo Tuch und Schnur, Abstand und Wegstrecke, Hafer und Weizen mit unterschiedlichem Maß gemessen wurden, spiegelte sich darin die Ordnung der Zünfte und Stände und die Ungleichheit der Unte rtanen.
Peter Zimmermann/Natalie Binczek (Hg.), Eigentlich könnte alles auch anders sein, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 1998, S. 199-224, 1998
Aller Kunstfertigkeit des Photographen und aller Planmäßigkeit in der Haltung seines Modells zum Trotz fühlt der Beschauer unwiderstehlich den Zwang, in solchem Bild das winzige Fünkchen Zufall, Hier und Jetzt, zu suchen, mit dem die Wirklichkeit den Bildcharakter gleichsam durchsengt hat, die unscheinbare Stelle zu finden, in welcher, im Sosein jener längstvergangenen Minute das Künftige noch heut und so beredt nistet, daß wir, rückblickend, es entdecken können.Auch jene Fotografie, die Walter Benjamin in seiner Kleinen Geschichte der Photographie zur vorangestellten Äußerung bewegt hat, macht nicht den Anschein des Zufälligen. Es handelt sich dabei um ein sorgfältig gestelltes Selbstporträt, auf dem sich der Fotopionier Max Dauthendey mit seiner Braut präsentiert (Abb. 1). Und doch fühlt sich Benjamin bemüßigt, ja gezwungen, in der inszenierten Atelieraufnahme ein Jenseits der Pose, eine Spur des vergangenen "Soseins" zu entdecken, das ihn in den Augen der Frau das zukünftige Schicksal lesen läßt: den Suizid der Frau nach der Geburt des sechsten Kindes. Daß es sich bei der abgebildeten Braut nicht um diese, Max Dauthendeys erste Frau handelt, sondern um jene, die er 1857 -zwei Jahre nach dem Tod der ersten Frau -heiratete, 3 scheint auf den ersten Blick lediglich Benjamins Lesart des Bildes als lächerliches Fantasma zu entlarven, das er Dauthendeys Biographie entnommen und sodann leichtfertig auf die Fotografie projiziert hat. Tatsächlich verdeutlicht dieser Lapsus, der aus dem Begehren herrührt, dem vergangenen Geschehen Materialität zu verleihen, besser als jede weniger leicht von der Hand zu weisende
Beobachtungen der Realität, 2007
Die Information begegnet uns in den vorherigen Kapiteln in unterschiedlicher Form. Exemplarische Beispiele führen zu der Frage, wie dies mit dem elektromagnetischen Quader und seiner zentralen Achse im Zusammenhang steht. Die Maße für Zeiten und Längen ergeben sich aus den Beziehungen von Objekten zueinander. Genauigkeiten folgen aus Informationsmengen. Die Menge realisierter Information wächst mit der Zeit. Daneben existiert potentielle Information, die bei der Messung zur Gegenwart in reale Information gewandelt wird und deren Existenz Energie erfordert. Mit einer Inhaltsangabe und Dank endet dieser Beitrag.
1. Die Geschichte händelt sich vond zwei männer; Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Die Handlung beginnt mit Carl Friedrich Gauß' Reise nach Berlin zur Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte im Jahr 1828, wohin er von Alexander von Humboldt eingeladen wurde. Danach wird das Leben der beiden chronologisch geschildert. Carl Friedrich Gauß wächst auf als Sohn eines Gärtners. In der Schule erkennt Gauß seines Lehrer schon bald seine enorme mathematische Begabung und durch seine guten Leistungen in der Schule bekommt er ein Stipendium vom Herzog von Braunschweig. Gauß verbringt seine Zeit meist allein weil er nicht gut mit andere Menschen kann umgehen. Durch seiner Isolation widmet er sich der Mathematik. Weil Gauß nimmer viel Geld gehabt hätte ist es für ihn notwendig den Beruf des Landvermessers auszuüben. In den folgenden Jahren macht er nicht nur auf dem Gebiet der Mathematik sondern auch in der Astronomie bahnbrechende Entdeckungen und so erlangt er Berühmtheit. Während seine Forschung lernt er seine zükunftige Frau Johanna kennen und er leitet eine Sternwarte, was ihn finanziell absichert. Als seine Frau Johanna stirbt, heiratet Gauß die beste Freundin Johannas; Minna, um seienen Kindern eine Mutter zu geben. Mittlerweile ist Gauß als Landvermesser im Königreich Hannover tätig. Sein Sohn Eugen geht ihm bei der Arbeit zur Hand, aber Gauß findet Eugene in unfähiger Trottel. Nachdem er 20 Jahre land das Königreich Hannover nicht mehr verlassen hatte, folgt er 1828 schließlich widerwillig der Einladung Humboldts nach Berlin und macht sich mit Eugen auf die Reise.
Zur Vorbereitung des Verständnisses von Kapitel neun mit dem elektromagnetischen Quader werden weitere Quanten, der magnetische Monopol und das elektrische Flußquant und verschiedene Koordinatensysteme diskutiert. Es zeigen sich zwei neue Größen mit der Einheit einer Geschwindigkeit.
Dank der Arbeiten von Patrick Suppes und seiner Schule ist die Repräsentationstheorie der Messung in der heutigen Wissenschaftstheorie allgemein anerkannt und wird als adäquate Explikation der Quantifizierung qualitativer Begriffe angesehen. Der Grundgedanke besteht darin, das Messen als Repräsentation empirischer Relationen zwischen Objekten mithilfe von Zahlen aufzufassen. Einer Menge von Objekten wird ein System von Zahlen derart zugeordnet, dass die Beziehungen zwischen den Zahlen gewissen qualitativen empirischen Beziehungen zwischen den Objekten entsprechen. Die qualitative, empirische Struktur wird durch eine Metrisierungsfunktion homomorph (oder isomorph) in eine numerische abgebildet. Eine Verallgemeinerung erfährt diese Auffassung im Begriff des Typs einer Skala: Dies ist die Menge aller zulässigen Transformationen, mit der eine numerische Repräsentation einer qualitativen Struktur in eine andere überführt werden kann.
2020
Magazin erwachsenenbildung.at (2020) 40, 10 S. Padagogische Teildisziplin: Erwachsenenbildung / Weiterbildung; Bildungssoziologie;
Sehen hat bekanntlich einen großen Stellenwert in unserer Kultur. Es gilt nicht nur als die offenbar »höchste« Form der Sinneswahrnehmung, sondern auch als Vorlage für die abendländische Konzeption der »Erkenntnis«, dessen Sozialität und Körperlichkeit im Hebräischen »jada« angelegt ist (das ja bekanntlich selbst den Beischlaf einbezieht). Selbst das deutsche »Wissen« leitet sich vom lateinischen Sehen, »videre«, ab. Wenn hier das »Sehen« als kommunikatives Handeln untersucht wird, soll dies allerdings abstrakt und allgemein geschehen. Ich möchte das Sehen auch nicht aus der Perspektive des Sehenden betrachten, wie dies etwa in der Philosophie, beispielhaft in der Phänomenologie des Sehens, geschieht. Ich möchte mich hier vielmehr damit beschäftigen, wie wir das Sehen der Anderen sehen. Damit verbunden ist auch schon die These des Beitrags: dass wir das Sehen der Anderen sehen. Soziologisch ausgedrückt nimmt diese These sehr grundlegende Züge an, geht sie doch davon aus, dass Sehen als vermeintlich subjektiver Akt eine Form des sozialen Handelns ist. Ja mehr noch: Der Umstand, dass wir das Sehen als soziales Handeln sehen, zeigt auch, dass es als Handeln beobachtbar ist und beobachtbar gemacht wird. Deswegen möchte ich das Sehen als kommunikatives Handeln bezeichnen. Wegen der vorgegebenen Kürze dieses Beitrags muss ich für mein an Habermas, Luckmann und Luhmann angelehntes Konzept des kommunikativen Handelns und dessen theoretischen Rahmen, den kommunikativen Konstruktivismus, auf andere Texte verweisen . Aus demselben Grund kann ich hier auch nicht die Verallgemeinerbarkeit der Thesen erörtern. Ich kann also nicht zeigen, dass alles, sondern nur, dass Sehen als soziales Handeln immer eine Form der Kommunikation impliziert.
Fichte-Studien 42, 2014
Fichtes Transzendentalphilosophie ist als eine Philosophie zu verstehen, die den Akt des Philosophierens bzw. die philosophische Reflexion in dem Moment begründet, in dem Philosophie selbst betrieben wird. Die WL ist kein objektivierendes, repräsentationales Denken. Nachdem sie eine ese objektiv dargestellt hat, reflektiert sie genetisch auf die Darstellung dieser ese. In diesem Sinne ist die Transzendentalphilosophie der WL reflexiv und rekursiv. Die Philosophie wendet sich methodisch sich selbst zu, da das Grundobjekt ihrer Reflexion die Reflexion selbst als tätiges Vollziehen der Reflexion ist. Diese selbstreflexive und rekursive Reflexion ist Wissen des Wissens, Grund (bzw. ratio) des Wissens, Wis-senschaslehre.1
Es gibt zwei Komponenten des Begriffes Zeit: zum einen die Dauer von Zuständen und zum anderen die zeitliche Reihenfolge von Ereignissen, den Änderungen von konstanten Zuständen. Die ablaufende Zeit ist keine kontinuierliche Größe, sondern eine Folge von Zeitdauern, deren Länge mit der Energie zusammenhängt. Ob, wie und wann Zeit existiert wird im Zusammenhang mit der Möglichkeit, sie zu messen, diskutiert.
In der Vorstellungswelt der klassischen Physik ist alles unendlich genau definiert und die Ungenauigkeiten entspringen unseren begrenzten Fähigkeiten beim Experimentieren und Modellieren. In der Quantenmechanik weicht die zuvor vermutete Genauigkeit Wahrscheinlichkeiten. In den folgenden Arbeiten wird unser Augenmerk auf eine eigentlich sehr einfache Seite der Quantelung gerichtet : die Abzählbarkeit von physikalischen Größen. Dabei bewegen wir uns in einer Welt so geringer Anzahlen von Quanten, daß unter Umständen noch keine Basis für eine statistische Beschreibung vorliegt. Die Folgen davon sind anschaulich zu behandeln und hier wird ein Überblick zu den folgenden Kapiteln gegeben.
Lokalisierte Photonen zeigen Eigenschaften, die schon in Kapitel 3 beim Schwingkreis behandelt wurden. Phononen weisen ebenfalls gequantelte Größen auf, nämlich die Amplitude und den Impuls der Schwingung. Mit Phononen wird das vorhergesagte Abweichen von der Boltzmannverteilung demonstriert. Weiterhin diskutiert werden die spontane Emission, Reflexion und Transmission sowie Fragen zur Feinstrukturkonstante
1998
Rosalind Krauss, Marcel Duchamp oder das Feld des Imaginären [published, with illustrations and minor textual changes in: Rosalind Krauss, Das Photographische. Eine Theorie der Abstände, München: Fink, 1998, pp.73-89] "Vielleicht sind Pablo Picasso und Marcel Duchamp die beiden Maler, die auf unser Jahrhundert den größten Einfluß ausgeübt haben. Der erste durch sein Werk; der letztere durch ein Werk, das die Negation des modernen Begriffs vom Werk ist". 1 So eröffnet Octavio Paz seine Studie über Marcel Duchamp. Die Karte des ästhetischen Felds wird damit in zwei Teilen erfaßt und mit alternativen Wegen versehen: in bezug auf Stil, Thema und Ambition definieren zwei unterschiedliche Strategien das imaginative Terrain der modernistischen Kunst. Aber diese Karte ist schon lange vorher so gezeichnet worden. Vermittels der selben Polarität sind künstlerische Praktiken im Verlaufe vieler Jahrhunderte unterschieden worden. Die italienische Kunst der Renaissance ist durch die entgegengesetzten Werte von disegno und colore polarisiert worden, womit bekanntlich nicht einfach eine Unterscheidung zwischen Linie und Farbe getroffen wurde, sondern, und das ist entscheidender, zwischen einer Kunst der Konzeption und Reflexion und einer Kunst der sinnlichen Unmittelbarkeit. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde dieser Gegensatz zwischen Ideenbildung und Unmittelbarkeit durch eine kontinuierliche Nachzeichnung der selben Frontlinie weiter getrieben. Das siebzehnte Jahrhundert zog die Grenze zwischen Poussin und Rubens, und der Gegensatz Linien/Farbe wurde durch Hinzufügung der Begriffe "alt" und "modern" mit einer historischen Dimension versehen. Im neunzehnten Jahrhundert wurden Poussin und Rubens durch Ingres und Delacroix, also durch eine Unterscheidung von "klassisch" und "romantisch", ersetzt. Deutlich ist aber, daß im Verlaufe dieser Geschichte die strukturelle 1 Ocatvio Paz, Nackte Erscheinung (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1991), S. 9. Anfang, ins Körperliche geht. Dieser körperliche Aspekt wird durch den manifesten Inhalt des Werkes auch gar nicht in Abrede gestellt; er wird von ihm vielmehr unterstrichen und betont. Duchamps Welt ist angefüllt mit Referenzen auf die physische Maschine des Menschen-den Körper-, die unaufhörlich mit der Hervorbringung diverser Exkremente beschäftigt ist: Samen, Urin, Fäkalien und sogar Schweiß. "Eros, c'est la vie" ist der Name von Duchamps Alter ego, und diesen Namen wählte er, als er sich dafür entschied in Frauenkleidung aufzutreten und die Kupplerin zu spielen. 2 Das Anzügliche und das Zotige sind häufige Formen der Duchampschen Kunst. Der öffentlichen Meinung ist Duchamp als jemand bekannt, der der Mona Lisa Schnurrbärte angemalt hat, obwohl der Durchschnittsbürger sich wahrscheinlich nicht über die Pointe dieses speziellen Witzes im klaren ist, nämlich der Buchstaben "L. H. O. O. Q.", die als eine Art hinterhältige Beschriftung am unteren Rand von Duchamps "Werk" erscheint, Buchstaben, die, wenn man sie im Französischen ausspricht, die Erklärung erklingen lassen "Elle a chaud au cul", eine Antwort auf die berühmte und langweilige Frage des 19. Jahrhunderts nach dem Wesen des Giaconda-Lächelns-übersetzt ungefähr: "Ihr ist's warm am Hintern". Das Interesse an diesem Exponat liegt nicht darin, ob wir diesen Witz lustig finden (Akademiker tun das charakteristischer Weise nicht), sondern darin, daß sich hier Duchamps feste Absicht manifestiert, in die niederen Gefilde der Kunst hinabzusteigen, um das Volkstümliche, das Heikle und das Gemeine mit in sie aufzunehmen.
So betitelte Ende der siebziger Jahre VOLLRATH einen Artikel 1 , in dem er auf die Gefahren eines Mathematikunterrichts hinwies, der sich im Abarbeiten vorgefertigter Kalküle und Standardverfahren zu verlieren drohe. Welche Substanz hätte ein Mathematikunterricht, wenn die Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Schulzeit nicht wenigstens einen Einblick in die zentralen, grundlegenden Ideen des Faches gewonnen hätten?
2018
Mit der digitalen Fotografie scheint sich die Fotografie selbst zu simulieren. Da bei der Digitalfotografie die Existenz eines Originals fraglich ist, trügt sie bei der Darstellung ihres Bildes, mit einer scheinbaren Authentizität. Sie verlangt damit nach einer veränderten Sichtweise auf das Pixelbild und der kritischen Frage, ob es noch angemessen ist, von manipulierten Bildern zu sprechen. Dabei muss auch gefragt werden, wo das fotografische Bild bei der Digitalfotografie entsteht. Ausgehend von der nüchternen Analyse der fotografischen Materialität, werden einzelne Standpunkte vorgeschlagen, die dabei helfen zu analysieren, auf welcher Ebene eine Manipulation stattfinden kann. Die digitale und die chemische Fotografie stehen dabei im Vergleich zueinander und es werden auch ihre gängigen Definitionen in Frage gestellt. Die Ansätze aus Jean Baudrillards letztem Werk „Warum ist nicht alles schon verschwunden?“ unterstützen die kritische Betrachtung der digitalen Fotografie und die vorliegende Fragestellung. Im Zentrum steht dabei stets die Frage nach der Authentizität der fotografischen Produkte und dem manipulierten Bild.
Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, 2013
Grammatik der Kunstgeschichte. Sprachproblem und Regelwerk im "Bild-Diskurs", 2008
This article studies a well-known but still insufficiently understood large-scale drawing by Antonio del Pollaiuolo today in the Louvre. It shows that, contrary to previous assumptions, its design was much more frequently copied in the later 15th century than Pollaiuolo’s famous engraving with a battle of ten nudes. This fact suggests that Pollaiuolo’s reputation as „maestro di disegno“ particularly rested on his creation of a new image of man as seen in the Louvre drawing. The article then investigates Pollaiuolo’s approach to the design of the figure in this drawing, demonstrating that the artist opted for an additive approach as he concentrated on particularly salient views (front, side, back) and on individual limbs. The pose adopted by this male nude suggests potential aggression, yet it cannot be identified as a figure from history, myth or the bible. In fact the figure lends itself for use in a variety of pictorial contexts – a quality unquestionably recognized by contemporary artists as they copied it in whole or in part. The text subsequently turns to the drawing’s highly unusual contemporary inscription which, as already shown by Ugo Procacci, alludes to Ovid’s myth of creation (‘in membra redegit’). It has not been recognized, however, that its two Latin verses are written in hendecasyllable, a metre unknown in antiquity but frequently used in late medieval and early renaissance Italian poetry, most notably in Dante’s Divine Comedy. Moreover, the two lines are also joined by a rime, another characteristic which tallies with Dante’s famous poem but clashes with classical Latin usage. The inscription thus imposes practices of Italian poetry onto Latin verse, an approach that may be indepted to Leon Battista Alberti’s (ultimately unsuccessful) attempts to establish the Italian, i.e. Tuscan language as the new standard in poetry, equivalent or even superior to Latin. Given its context, the unknown author of the inscription probably intended to suggest that Pollaiuolo proceeded in a similar manner when designing a new image of the human being: he imposed aspects of contemporary drawing practices onto classical forms of antique art in order to establish a new vocabulary, even a new Florentine language of painting and sculpture that was soon ‘cited’ by contemporary artists.
Vortrag zur Ausstellung: Von der Abwesenheit des Anwesenden, Projektraum im Kunstquartier Bethanien, Berlin, Februar 2017 J'ai tout vu, tout. Ich habe alles gesehen. Du hast Nichts in Hiroshima gesehen. Tu n'a rien vu à Hiroshima. In Alain Resnais' Film "Hiroshima, mon Amour" gibt es einen Dialog zwischen der 1 französischen Protagonistin und ihrem japanischen Liebhaber. Nach einem Tag in Hiroshima, den sie mit Besuchen der Erinnerungsstätten und im Museum verbracht hat, erzählt sie ihm abends von den Dingen, die sie gesehen hat: das Krankenhaus, das Museum, die Besucher im Museum; sie hat die Fotos und Erinnerungsstücke an den Atombombenabwurf auf Hiroshima gesehen, die Spuren, die noch sichtbar sind, die Memorabilia, die Rekonstruktionen und Erklärungen in Ermangelung alles anderen und all die Zeichen: verkohlte Steine, verbranntes Fleisch, geschmolzenes Metall, ausgefallene Haare; und immer wieder die Fotos. Sie versucht durch das Gesehene, sich dem Sinnbild Hiroshima, dem wofür Hiroshima als Name steht, zu nähern. Sie ist überzeugt, alles gesehen zu haben. J'ai tout vu. Tout, sagt sie. Ich habe alles gesehen. Ihr japanischer Freund hört ihr zu. Aber immer wieder hören wir seine beharrliche Antwort: Tu n'a rien vu à Hiroshima. Tu n'a vu rien. Du hast nichts gesehen. Du hast Nichts in Hiroshima gesehen. In "Hiroshima, mon Amour", den Resnais 1959 drehte, begegnen sich verschiedene historische Wirklichkeiten. Eine Französin besucht Hiroshima, wo sie eine Liebesbeziehung mit einem Japaner hat. Bei ihren Erkundungen sieht sie -so können wir seine Behauptung , sie habe Nichts gesehen -verstehen, immer nur Nevers. Nevers steht für ihre Vergangenheit: eine Liebe zu einem deutschen Soldaten während der Besatzung Frankreichs durch die Deutschen im zweiten Weltkrieg. Eine Liebe, die aufgrund ihrer historischen Bedingungen nur unglücklich enden konnte. Die Liebesbeziehung zum Feind in Nevers auf der einen Seite und der totale Verlust von Heimat in Hiroshima auf der anderen. Die Begegnung und Verarbeitung zweier unterschiedlicher, aber gleichermaßen Resnais, Alain und Marguerite Duras: Hiroshima, mon Amour. Frankreich 1959 1 1
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