2006, Biologie in Unserer Zeit
D er Boden hat für Mensch und Umwelt zahlreiche Funktionen (Abbildung 1). Neben der Produktionsfunktion, also der land-oder forstwirtschaftlichen Nutzung, sind vor allem die ökologisch relevanten Funktionen, wie die Filter-, Puffer-und Transformatorfunktion für Schadstoffe bedeutsam, die beispielsweise eine entscheidende Rolle in der Neubildung sauberen Grundwassers spielen. Darüber hinaus ist der Boden Lieferant für Rohstoffe, bietet Raum für Infrastruktur und beherbergt einen guten Teil unseres kulturellen Erbes. Der Boden ist außerdem ein Habitat für zahlreiche Organismen, von denen wir heute etwa 95 Prozent noch gar nicht kennen. Damit stellt er eine Genreserve dar, die Basis für innovative Entwicklungen auf dem Gebiet der Biotechnologie, insbesondere der Pharmazie, sein kann. Heute müssen wir uns mit der Frage der nachhaltigen Nutzung des Bodens im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen beschäftigen. Dabei geht es ebenso um Fragen des Bodenverbrauches und-verlustes durch Versiegelung als Konkurrenz zur land-und forstwirtschaftlichen Nutzung wie um die Effekte anhaltender beziehungsweise temporärer (beispielsweise Reaktorunfall von Tschernobyl), lokaler und globaler Schadstoffeinträge (beispielsweise Bodenversauerung). Vor allem Länder in klimatisch minder begüns-Die Böden üben in unserer Umwelt wesentliche Funktionen aus, die weit über die Produktion von Nahrungsmitteln hinausgehen. So sind Böden beispielsweise der Schlüssel für sauberes Trinkwasser, für den Abbau organischer Schadstoffe und eine Quelle von nahezu unerschöpflichen Genressourcen. Es drängt sich die Frage auf, ob dieses wichtige Kompartiment unserer Ökosphäre trotz einer intensiven Nutzung und aktuellen Belastungen einer nachhaltigen Zukunft entgegengeht.