Academia.eduAcademia.edu

Tristien

2021, J.B. Metzler eBooks

Tristien 17.1 Einleitung Ovids Tristien, geschrieben zwischen 8 und 12 n. Chr., umfassen 50 Elegien in insgesamt fünf Büchern. Gemeinsam mit der Invektive Ibis und den Briefen vom Schwarzen Meer (Epistulae ex Ponto) gehören sie zum Spätwerk des wahrscheinlich 17 n. Chr. verstorbenen Dichters, der laut eigener Aussage als Fünfzigjähriger, im Jahr 8 n. Chr., ans Schwarze Meer nach Tomis, einer Stadt am Rande des römischen Imperiums, verbannt worden war (trist. 4, 10, 95-98). Laut Ovid handelte es sich bei der durch Kaiser Augustus veranlassten Verbannung um eine relegatio (vgl. trist. 2, 137); Ovid konnte demnach Besitz und Bürgerrecht behalten. Anlass war ein nicht näher benannter error sowie ein carmen (trist. 2, 207), möglicherweise die einige Jahre zuvor publizierte Ars amatoria. Zuverlässige externe Zeugnisse, die Ovids Aufenthalt in Tomis belegen könnten, existieren nicht. Alle Informationen, die wir gewinnen können, basieren auf den oben genannten Werken Ovids. Eines der großen Forschungsprobleme kreist um die Frage, ob Ovid tatsächlich verbannt bzw. relegiert worden war oder ob das ›Exil‹ symbolisch bzw. exemplarisch für die Situation des Dichters steht (vgl. z. B.