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1993, Deutsche Zeitschrift für Philosophie
Die beiden bekanntesten Sozialphilosophen des deutschen sowie des englischen Sprachraums werden von ihren Kritikern als Kantianer bezeichnet. Jürgen Habermas und John Rawls selber lehnen aber seit langem diese theoretische Zuordnung ab, und zwar aus ähnlichen Gründen. Nach Habermas-wie nach Rawls-blieb Kant immer innerhalb des Rahmens der metaphysischen Tradition, wie vor allem seine Zwei-Reiche-Lehre bestätigt; nach beiden sind Rechtsfragen nicht so eng wie bei Kant mit Moralprinzipien zu verknüpfen. Bei Rawls, der sich zu einer empiristischen Handlungstheorie bekennt, ist diese Ablehnung überzeugend: er argumentiert zwar mehr oder weniger für Kantische Rechtsnormen, geht aber von einer Fassung der praktischen Vernunft aus, die in keiner Hinsicht zu der Kantischen paßt und lehnt jede Begründung eines Moralprinzips ab. Obwohl er 1980 seine politische Philosophie als "Kantian Constructivism" bezeichnet hat, beziehen sich seine jüngsten ethischen und politischen Schriften immer weniger auf Kant. Das Denken von Habermas entwickelt sich in anderer Richtung. In den Studien, die jetzt in dem Buch Faktizität und
2007
Die Erfahrung der Diskrepanz zwischen Ist und Soll könnte man als die menschliche Kernerfahrung bezeichnen: man wird konfrontiert mit einer Idee, einem "Gesetz", welche den empirischen Kausalzusammenhang transzendieren und zu etwas aufrufen, das aus diesem Zusammenhang allein nicht begründet werden kann. Somit weist diese primäre ethische Erfahrung darauf hin, dass es etwas Anderes, außerhalb unserer positiv erfahrbaren Welt liegendes, geben muss. Sie kann auch das "Sprungbrett" für eine fundamentaltheologische Rechtfertigung des Offenbarungsglaubens sein. Ich untersuche in dieser Arbeit, wie zwei sehr unterschiedliche Denker diese Kernerfahrung beschreiben, welche Begriffe und Denkmodelle sie verwenden, um sie in den größeren Kontext ihrer jeweiligen Ethik (Morallehre) einzuordnen. Sie sind paradigmatisch für den philosophiegeschichtlichen Wandel der Neuzeit: Immanuel KANT für den aufklärerischen Rationalismus und Idealismus, Emmanuel LEVINAS für ihre postmodern...
Von der wechselseitigen Abhängigkeit von Intentionalität und praktischer Vernunft: eine metabegriffiiche Argumentation 1. Eine Diskussionsbasis und ein metabegrimicher Punkt Die Begriffe Teleologie, Intentionalität und praktische Vernunft sind zentral für unser Selbstverständnis und daher von zentraler Bedeutung dafür, was wir sind. Aber was bezeichnen diese Begriffe? Da ich mich hier nicht in die Untiefen der Ontologie begeben möchte, reicht es für meine Zwecke zu sagen, dass es robuste Phänomene, zuverlässig sich wiederholende Objektstrukturen und Aktivitäten gibt, die wir mit Hilfe von Begriffen aus dem Umfeld von Teleologie, Intentionalität und praktischer Vernunft erklären, verstehen und manchmal vorhersagen können.} Ich spreche von Mengen von Begriffen, die mit diesen Ausdrücken assoziiert werden, weil einige Philosophen immer noch geneigt sind, Begriffe als diskrete atomare Gedankeneinheiten aufZufassen. Ich bin allerdings der Meinung, dass dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt ist, auch wenn eine Verteidigung meiner Begriffstheorie an anderer Stelle erfolgen muss. Wenn ich von Teleologie, Intentionalität, oder praktischer Vernunft spreche, so möchte ich betonen, dass es meiner Meinung nach reichhaltige und komplexe Beschreibungs-und Erklärungsstrategien gibt, um deren Schicksal es hier geht. Ich gehe davon aus, dass die Phänomene, die teleologisch, intentional und durch praktische Vernunft beschrieben und erklärt werden, in einer linearen Abfolge mit zunehmender Komplexität und abnehmender Anwendungsbreite angeordnet sind. D.h. es gibt eine Reihe von Phänomenen, die wir zu Recht und vielleicht sogar gezwungenermaßen teleologisch erklären, die aber selbst weder intentional sind noch Manifestationen der praktischen Vernunft. 2 Jedes Objekt oder Ereignis mit dem Merkmal, das wir als Intentionalität bezeichnen, muss allerdings seinerseits in etwas Eine wichtige und vieldiskutierte Frage lautet freilich, ob diese beschreibenden bzw. ex:planatorischen Begriffe und Praktiken fundamental und irreduzibel sind oder ob sie verzichtbar sind zugunsten von (oder reduzierbar sind auf) einige grundlegendere Ausdrücke und Erklärungsstrategien, etwa die der Physik. Genawo wie ich ontologische Untersuchungen vermeiden werde, mächte ich auch diese Frage hier nicht behandeln. Vgl. aber die Beiträge von Dierrnar Heidemann und Evan Thompson in diesem Band. 2 Kant, dessen Teleologie Klaw Düsing (1986) so eindringlich untersucht hat, war der Ansicht, dass teleologische Beschreibungen und Erklärungen bloß heuristischen Wert haben. Er glaubte außerdem, dass all jene eine intentionale Beschreibung und Erklärung vorawserzen.-Ich glaube. er lag mit beiden Ansichten fälsch, werde dafür aber hier nicht argumentieren. Hegel hat ein überzeugendes Argument in dieser Richtung entwickelt, vgl. dazu de Vries (1991).
2018
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar.
Zeitschrift für Soziologie, 1991
Zusammenfassung „Rational Choice“-Erklärungen sozialer Prozesse werden insbesondere von Seiten des sog. interpretativen Paradigmas heftig kritisiert. Dabei beruft man sich häufig auf Alfred Schütz und auf das von ihm entwickelte Konzept der Lebenswelt bzw. des Alltagshandelns. In dem Beitrag wird - unter Bezug auf verschiedene Artikel aus den „Collected Papers“ - gezeigt, daß Alfred Schütz eine Handlungstheorie entwickelt hat, die nahezu identisch mit den Grundvariablen und Annahmen der sog. SEU-Theorie (einer wichtigen Variante der Rational- Choice-Theorie) ist. Das Konzept des Alltagshandelns widerspricht dem nicht, sondern berücksichtigt lediglich, daß normalerweise Informationen einen stark abnehmenden Grenznutzen haben: Alltagshandeln ist „rational“ unter der Bedingung der „bounded rationality“ des Menschen. Diese Grundidee von Alfred Schütz wird anschließend in das Erklärungsmodell der SEU-Theorie (über die Annahme eines zweistufigen und dadurch drastisch vereinfachten „Wahl“-...
Deutsche Richterzeitung (DRiZ), 2015
In diesem Artikel werden ausgewählte Befunde und Theorien der interdisziplinären Entscheidungsforschung sowie Implikationen für rechtliche Entscheidungen dargestellt. Das Recht beansprucht, das Verhalten und die Entscheidungen der ihm Unterworfenen zu beeinflussen. Wie funktioniert das, wenn täglich sowohl Rechtsanwender als auch Rechtsadressaten mit zahllosen wichtigen und komplexen Situationen konfrontiert werden? Häufig müssen Entscheidungen unter Zeitdruck, auf Basis unvollständiger Informationen und unter einem hohen Grad an Unsicherheit bezüglich der Verlässlichkeit der vorliegenden Informationen getroffen werden. Vor diesem Hintergrund befasst sich die interdisziplinäre Entscheidungsforschung mit der Frage, wie es Menschen gelingt, sowohl in einfachen als auch in anspruchsvollen Situationen „angemessene“ Entscheidungen zu treffen. Psychologen, Ökonomen und Neurowissenschaftler untersuchen gemeinsam mit Vertretern anderer Disziplinen, wie Entscheidungen beschrieben und präzise vorhergesagt werden können (dazu sogleich 1.), welche kognitiven Prozesse der Verarbeitung von Informationen diesen Entscheidungen zugrunde liegen (dazu 2.), wie „gut“ die resultierenden Entscheidungen sind (dazu 3.) sowie unter welchen Bedingungen systematische Fehler auftreten (dazu 4.) und wie man diesen entgegenwirken kann. Die durch diese Forschung gewonnenen Einsichten sind für Juristen im Allgemeinen und für Richter im Besonderen höchst relevant, da sie dazu beitragen können, Entscheidungsfehler zu vermeiden. Im Folgenden werden einige für Juristen bedeutsame Befunde zu den vier erwähnten Fragestellungen der Entscheidungsforschung zusammengefasst.
2018
Die moderne Philosophie steht im Schatten des Skeptizismus: Alle Wissensansprüche scheinen fallibel, alle Theorien nur vorläufig, alle Gewissheiten nur temporär zu sein. In dieser gespannten Situation ist die Versuchung groß, das Wesen des vernünftigen Denkens in der Form zu suchen. Vernunft gilt dann als ein allgemeines Vermögen, das bei wechselnden Inhalten seine kritische Kompetenz bewahrt. Doch solche Formalismen müssen scheitern: Wer Erfahrung nur als «Wahrnehmung» oder «Gehalt» adressiert, übergeht die dynamische und überschreitende Natur alles Erfahrens, ohne die Denken und Wissen nicht zu haben sind. In dieser Studie wird gezeigt, dass der Pragmatismus von Peirce und Dewey als eine Philosophie der Erfahrung gelesen werden muss, die eine effektive Kritik der formalen Vernunft formuliert. Dabei bettet sie diese Philosophie in den weiteren Kontext der philosophischen Diskussion des 20. Jahrhunderts ein, in dem der Logische Empirismus und die postanalytische Philosophie auf die dynamische Natur des Wissens reflektieren. Die Frage nach der Erfahrung, so zeigt sich, ist selbst eine Reflexion auf die geschichtliche Erfahrung einer kontingenten Moderne.
Analyse & Kritik, 1999
After a short survey of some discussions in modern action theory and in the theory of explanation an alternative account of reasons for action is presented and explained. According to this alternative, not mental states of the agent but non-mental facts constitute reasons for action. Some ramifications of this view are discussed with special regard to the question of how to overcome the established dichotomy of subjective and objective rationality.
Personale Identität, Narrativität und Praktische Rationalität
»Vernünftige Engel – Intelligenzen. Naturphilosophie und praktische Vernunft«, in: Engel in der Literatur-, Philosophie- und Kulturgeschichte. (Philosophisch-literarische Reflexionen; 6) (Hg.) Röttgers, Kurt – Schmitz-Emans, Monika. Essen 2004, S. 74-88, 2004
Naturphilosophie und praktische Vernunft Philosophen haben Probleme mit Engeln. Das liegt, könnte man sagen, in der Natur der Sache. In der Philosophie herrscht ein Impuls zu Aufklärung und Rationalität. Die christliche Mythologie dagegen, sei sie farbenprächtig oder dunkel, sei sie volksfromm oder dogmatisch, setzt der philosophischen Tendenz entschiedenen Widerstand entgegen. Der Philosoph dringt auf Klarheit und Welterklärung durch eine ganz irdische Vorstellung vom Wirken der Menschen und der Natur. Der fromme Glaube beantwortet dagegen die Frage nach dem Sinn des Lebens in einer kontingenten Welt durch das Wirken höherer Mächte, deren Handlungen sich in der Welt spiegeln. Dazu gehören die Erzählungen von Zwitterwesen, beflügelnden und beflügelten, teils körperlichen, teils unkörperlichen, gottähnlichen und gottgesandten Botschaftern. Neben und hinter dem Erfahrbaren oder durch die Vernunft Erkennbaren erahnt der fromme Mensch die Welt Gottes, sein Reich, in dem er unsichtbar wirkt durch seine Engel. Sie bieten dem Menschen Schutz, bergen ihn in die unverletzliche Hülle seiner väterlichen Güte. Gegen alle Fährnisse des Lebens, gegen die Verletzlichkeit des irdischen Körpers, gegen die Endgültigkeit des Todes sendet Gott seine Engel und läßt sie verkünden, daß am Schluß alles heil wird, daß die wirren Weltläufe enden werden in der himmlischen Harmonie der Engelchöre, die in Heerscharen von der Macht Gottes künden.
2013
Ich möchte die These vertreten, daß eine Technisierung aUtägücher Lebensformen von den industriellen Kernsystemen produziert, durchgesetzt und ständig weitergetrieben wird und daß damit zwangsläufig Handlungs¬ prinzipien und Institutionaüsierungsformen, wie sie für die Kernsysteme charakteristisch sind, aütägüchen Formen der Lebensbewältigung überlagert werden. Das ist deshalb möghch, weil es dieselben Menschen sind, die in den
1999
Das Werk von Jurgen Habermas kann in Ubereinstimmung mit dem Selbstverstandnis des Autors als Versuch gedeutet werden, trotz der vielfaltigen, im Laufe des XX. Jahrhunderts von vielen Seiten her erklingenden Vernunftkritik an universalen Rationalitatsgrundlagen festzuhalten. Der Weg, den Habermas dabei eingeschlagen hat, fuhrt die Philosophie durch die Forschungsbereiche mehrerer Disziplinen und weist ihr die Rolle eines Platzhalters zu – eines Platzhalters, der Kooperation fordern und die Vereinigung unterschiedlicher Kompetenzen unter Bewahrung eines Bezugs aufs Ganze herbeifuhren soll. Ziel ist es, zu zeigen, wie in der kommunikativen Alltagspraxis ein Vernunftpotential angelegt ist, das die gesuchte Einheit begrundet und gegen Zerstuckelung absichert. Habermas’ Weg durch die Kommunikationstheorie gipfelt in einer Vernunftkonzeption, die sich der Verknupfung von universellen Grundlagen und lebensweltlichen Konkretionen fahig zeigen will. Vernunft sei nicht auserhalb wirklicher Ko...
Jan Völker Kurzvortrag im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften, 13. Juni 2015 Psychoanalytische Bibliothek Berlin -Ort für Forschung und Praxis nach Freud und Lacan e.V. (unpublished, not for quotation) Freuds Kritik der praktischen Vernunft An einer berühmten Stelle von Platons Staat, der politeia, sagt Platon im Vorübergehen, dass der Streit zwischen der Dichtung und der Philosophie bereits ein alter Streit sei. Die Anmerkung erfolgt im zehnten Buch der politeia, also dort, wo der Ausschluss der Dichter aus der polis begründet wird und somit Platon, so könnte man es verstehen, den alten Streit beilegt. Das ganze ist aber natürlich etwas schwieriger, da Platon selbst zugeben muss, vor allem von Homer affiziert zu sein. Die Dichtung ist also
2016
"Die "Kritik der reinen Vernunft" hat Kant berühmt gemacht. Vielen -insbesondere auch Gegnern Kants -gilt sie als die einzige wichtige aus seinem Werk. Zu Unrecht? Kant war kein bloßer Erkenntnistheoretiker, sondern ein wahrer Philosoph, ein "Weltweiser", der das Ganze der Welt denkend zu erfassen bemüht war. Zum ganzen Kant kann man nur vordringen, wenn man seinen übrigen größeren Werken eine nicht geringere Würdigung widerfahrne lässt als der ersten Kritik. Wir können das hier freilich nicht ausführen, wollen es aber wenigstens ansprechen. Der Mensch ist erkennendes Wesen. Als solches macht er von seiner Vernunft einen theoretischen Gebrauch. Der Mensch ist aber auch mindestens ebenso sehr handelndes Wesen. Als solches macht er von seiner Vernunft einen praktischen Gebrauch. Diese praktische Seite der Vernunft hat Kant hauptsächlich in zwei Werken behandelt, der "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" und der "Kritik der praktischen Vernunft". Die erste Schrift ist eine vorbereitende Darlegung dessen, was in der zweiten systematische und im Einzelnen ausgeführt ist.
Zweck und Natur, 2011
Von der wechselseitigen Abhängigkeit von Intentionalität und praktischer Vernunft: eine metabegriffiiche Argumentation 1. Eine Diskussionsbasis und ein metabegrimicher Punkt Die Begriffe Teleologie, Intentionalität und praktische Vernunft sind zentral für unser Selbstverständnis und daher von zentraler Bedeutung dafür, was wir sind. Aber was bezeichnen diese Begriffe? Da ich mich hier nicht in die Untiefen der Ontologie begeben möchte, reicht es für meine Zwecke zu sagen, dass es robuste Phänomene, zuverlässig sich wiederholende Objektstrukturen und Aktivitäten gibt, die wir mit Hilfe von Begriffen aus dem Umfeld von Teleologie, Intentionalität und praktischer Vernunft erklären, verstehen und manchmal vorhersagen können.} Ich spreche von Mengen von Begriffen, die mit diesen Ausdrücken assoziiert werden, weil einige Philosophen immer noch geneigt sind, Begriffe als diskrete atomare Gedankeneinheiten aufZufassen. Ich bin allerdings der Meinung, dass dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt ist, auch wenn eine Verteidigung meiner Begriffstheorie an anderer Stelle erfolgen muss. Wenn ich von Teleologie, Intentionalität, oder praktischer Vernunft spreche, so möchte ich betonen, dass es meiner Meinung nach reichhaltige und komplexe Beschreibungs-und Erklärungsstrategien gibt, um deren Schicksal es hier geht. Ich gehe davon aus, dass die Phänomene, die teleologisch, intentional und durch praktische Vernunft beschrieben und erklärt werden, in einer linearen Abfolge mit zunehmender Komplexität und abnehmender Anwendungsbreite angeordnet sind. D.h. es gibt eine Reihe von Phänomenen, die wir zu Recht und vielleicht sogar gezwungenermaßen teleologisch erklären, die aber selbst weder intentional sind noch Manifestationen der praktischen Vernunft. 2 Jedes Objekt oder Ereignis mit dem Merkmal, das wir als Intentionalität bezeichnen, muss allerdings seinerseits in etwas Eine wichtige und vieldiskutierte Frage lautet freilich, ob diese beschreibenden bzw. ex:planatorischen Begriffe und Praktiken fundamental und irreduzibel sind oder ob sie verzichtbar sind zugunsten von (oder reduzierbar sind auf) einige grundlegendere Ausdrücke und Erklärungsstrategien, etwa die der Physik. Genawo wie ich ontologische Untersuchungen vermeiden werde, mächte ich auch diese Frage hier nicht behandeln. Vgl. aber die Beiträge von Dierrnar Heidemann und Evan Thompson in diesem Band. 2 Kant, dessen Teleologie Klaw Düsing (1986) so eindringlich untersucht hat, war der Ansicht, dass teleologische Beschreibungen und Erklärungen bloß heuristischen Wert haben. Er glaubte außerdem, dass all jene eine intentionale Beschreibung und Erklärung vorawserzen.-Ich glaube. er lag mit beiden Ansichten fälsch, werde dafür aber hier nicht argumentieren. Hegel hat ein überzeugendes Argument in dieser Richtung entwickelt, vgl. dazu de Vries (1991).
2015
Die Forderung nach "Werte-Erziehung" verbindet sich im allgemeinen mit einer mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Vernunftskepsis. Diese Bedenken richten sich prinzipiell auch gegen den Kritischen Rationalismus. Im Rückgriff auf Weber, Albert und Popper soll gezeigt werden, daß diese Einschätzung nur haltbar ist, wenn man den Kritischen Rationalismus auf ein erkenntnistheoretisches Programm verkürzt, die Forderung nach Wertfreiheit im Begründungszusammenhang fehldeutet und insbesondere die Kritik- und Sozialphilosophie des Kritischen Rationalismus nicht zur Kenntnis nimmt. Der Kritische Rationalismus kann und will keine Grundlage für materiale Werte-Erziehung bilden, wohl aber für die Vermittlung von Haltungen und Einstellungen, auf deren Grundlage Menschen selbst bestimmen können, welchen Werten sie sich verpflichten wollen. Ob dieses hauptsächlich erkenntnistheoretisch und sozialphilosophisch argumentierende Programm freilich psychologisch tragfähig ist, muß offenblei...
2013
EINLEITUNG: ZUM VERHÄLTNIS VON PERSONALER IDENTITÄT UND PRAKTISCHER RATIONALITÄT DER AUSGANGSPUNKT Wir nehmen im Normalfall an, mit uns selbst durch die Zeit hindurch identisch zu sein. Diese Annahme zeigt sich in verschiedenen Einstellungen und lebensweltlichen Vollzügen: Wenn Hans sich freut, einen guten Freund nach Jahren wiederzusehen, so geht er davon aus, dass sein Freund trotz aller physischer und psychischer Veränderungen dieselbe Person ist. Eine ähnliche Annahme liegt Annas religiöser Hoffnung zugrunde, nach dem Tod aufzuerstehen. Wenn Josef aufgrund eines Verbrechens verurteilt wird, das er vor 15 Jahren begangen hat, so geschieht dies unter der Annahme, dass moralische Verantwortung mit personaler Identität einhergeht. Wenn David jetzt große Opfer auf sich nimmt, um später für seine Entbehrungen entschädigt zu werden, so tut er dies aufgrund der Überzeugung, dass er es sein wird, der entschädigt wird und nicht ein anderer. Wenn ich an meinem zukünftigen Wohlergehen mehr interessiert bin als am Wohlergehen anderer Personen, so geht diese Einstellung mit der Annahme einher, dass ich in der Zukunft existieren werde und dass gewisse zukünftige Erfahrungen meine und nicht die einer anderen Person sein werden.
sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung
Die Qualität historischer Stadträume hat seit jeher eine besondere Faszination auf Stadtplaner*innen und Architekt*innen ausgeübt. Mit der Kritik an der modernen Stadt nach 1960 erfuhr die Betrachtung der alten Städte einen neuen Aufschwung. In Kombination unter anderem mit den technologischen Versprechungen des Computers war es so nur eine Frage der Zeit, bis diese Faszination für die Muster und Ordnungsprinzipien historischer Stadträume in mathematische Berechnungen und Prognosen überführt wurde. Der vorliegende Beitrag widmet sich dieser Entwicklung und ordnet die bisher wenig bekannten Forschungen des Architekten Wolfgang Rauda (1907-1971) in diesen historischen Kontext ein. Insbesondere Raudas Versuch, mithilfe einer mathematisch berechneten „Raumwertzahl“ die Qualität von Stadträumen zu bewerten, offenbart die Unverträglichkeit von Rationalität und Ästhetik: Das individuelle Stadterleben kann nicht durch quantitative Faktoren verallgemeinert werden.
In meinem Beitrag möchte ich zwei Fragestellungen aufeinandertreffen lassen, die je einen problematischen Punkt in der Kantischen und in der phänomenologischen Tradition benennen, wenn es auf das Thema der Affektivität bzw. des Gefühls in der Ethik kommt: (1) Erstens, dass im Rahmen der Kantischen Philosophie nicht recht verständlich wird, wie die Vernunft das Gefühl der Achtung erwirken können soll; und (2) zweitens, dass in der phänomenologischen materialen Wertethik wiederum die Behauptung einer objektiv geltenden, Werte erfühlenden axiologischen Vernunft nicht hinreichend gerechtfertigt zu sein scheint. Diese Fragestellungen fokussieren m. E. virulente Kernprobleme in der jeweiligen Tradition. Ich möchte in meinem Beitrag zwei Vorschläge machen, wie man an diese Kernprobleme herangehen könnte. Diese Vorschläge sollen außerdem die je eine Tradition mit der anderen bereichern, d. h. die Idee ist, ein „Heilmittel“ der je einen für das Problem der anderen Tradition bereitstellen zu können.
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