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Wissen(schaft) und lokales ökologisches Wissen

2022, transcript Verlag eBooks

Abstract

Anknüpfend an die verschiedenen Spielarten des Konstruktivismus sowie die Wissenschaftskritik der Science and Technology Studies (STS) und der → Post-/Decolonial Studies 1 zielen verschiedene Teile der Politischen Ökologie auf die Dekonstruktion des universalistischen Anspruchs westlicher Wissenschaft ab. Dabei spiegeln diese Rezeptionsstränge − bis auf wenige Ausnahmen (etwa Escobar 1999; Harding 2008) − die weitgehende Trennung der Debattenfelder der Post-/Decolonial Studies und der STS wider: Die post-und dekolonialen Ansätze konzentrieren sich eher auf die Geistes-und die STS eher auf die Naturwissenschaften. Im vorliegenden Beitrag werden diese verschiedenen Debattenstränge, ausgehend von der gemeinsamen Annahme, dass jegliche Wissensproduktion gesellschaftlich situiert ist (vgl. Haraway 1988), zusammengedacht. Die Kontextualisierung des modernen Wissen(schafts)verständnisses in seiner kolonialen Entstehungsgeschichte sowie in seinen fortdauernden postkolonialen → Machtasymmetrien hat, wie im vorliegenden Beitrag herausgearbeitet wird, weitreichende epistemologische, politische und praktische Implikationen. Denn es verkompliziert den Rückgriff auf (natur-) wissenschaftliche Zugänge zur Erklärung der ökologischen Krise und ihrer Bearbeitung. Gleichzeitig rückt das marginalisierte Umweltwissen lokaler → Akteure in den Fokus, das im Fall des ›Indigenen Wissens‹ wiederum im Spannungsfeld zwischen abwertenden und romantisierenden Zuschreibungen sowie neuen → Inwertsetzungsstrategien unter anderem im Zusammenhang mit neuen → biotechnologischen Verfahren steht. 1 Zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der post-und dekolonialen Ansätze vgl. Boatcă (2016); Garbe (2020).