2008
Dass die ägyptische Frühzeit aufgrund ihrer chronologischen Position einen wesent lichen Beitrag zu Fragen der Staatsentstehung und des Königtums leisten kann, scheint unbestreitbar, dass sie dennoch viel zu selten daraufhin untersucht wird, leider auch. Die folgenden Ausführungen zu zwei ägyptischen Königsbezeichnungen seien dem Jubilar zugeeignet, der sich wie nur wenige andere des Wertes der früh zeitlichen Quellen stets bewusst war. Auch wenn die erhaltenen Schriftquellen dieser Epoche äußerst knapp gehalten, ganze Sätze außerhalb von Satznamen vor der zweiten Hälfte der 2. Dynastie bislang nicht bezeugt, somit Traktate zur Königstheologie oder zur Staatsentstehung nicht vorhanden und die Aussagen zu "historischen" Ereignissen von einer Weltsicht geprägt sind, die Rituale und Regelhaftes in den Vordergrund stellt, so gibt die in zwischen gefundene Anzahl von Quellen doch Hoffnung, dass sie zumindest einen Ausschnitt des einst Vorhandenen widerspiegeln, der es erlaubt, zuverlässige Infor mationen aus ihnen zu gewinnen. Vieles hängt dabei nicht nur von der richtigen Lesung und Übersetzung der Inschriften ab, sondern auch von der Betrachtung des KoTextes, in dem sie überliefert sind. Bei der Interpretation einer Herrscherbe zeichnung bedeutet das beispielsweise, die Gesamtheit der schriftlichen Überliefe rung zu betrachten, die Herrscherbezeichnung in ihrem jeweiligen schriftlich überlie ferten Zusammenhang zu erfassen, weitere mit ihr verbundene Titel und Epitheta zu berücksichtigen sowie Hinweise auf Funktionen von Institutionen und Tätigkeiten v on Beamten zu sammeln, die mit der Herrscherbezeichnung in Verbindung zu bringen sind und die dann in einem zusammenfassenden Gesamtbild erlauben, eine Vorstellung von der Semantik der jeweiligen Herrscherbezeichnung zu gewinnen. Dabei sind aber nicht nur kotextuelle Hinweise von Bedeutung, sondern auch kon textuelle, z.B. bei Siegeln die Frage, auf den Verschlüssen welcher Objekte sie abge rollt wurden: auf Verschlüssen von Beuteln für Früchte oder Getreide, von Weinkrü gen oder von Türen? Dieser Ansatz, aus den überlieferten Quellen heraus ein Bild von der Bedeutung bestimmter Titel oder Herrscherbezeichnungen gewinnen zu wollen, hat sicherlich e benso mit den Unwägbarkeiten des Zufalls der Überlieferung zu kämpfen, wie jedes a ndere ägyptologische Forschungsvorhaben, bietet aber den Vorteil, synchronisch zu verfahren, wenn man den hier definierten Forschungszeitraum von ungefähr 300 Jahren noch so bezeichnen darf. Veränderungen in der Königstheologie sind mit Die Transkription folgt dem "Tübinger System"; zu den Gründen, die für eine solche Umschrift sprechen, vgl.