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Ikonologie und historische Anthropologie: eine Annäherung

1995, Marlite Halbertsma/Kitty Zijlmans (Hg.), …

Abstract

Das kunsthistorische Fachgebiet der Ikonologic der niederländischen Malerei des 15. bis 17. Jahrhunderts ist in Bewegung geraten. Nachdem die ikonologischc Deutung dieser Malerei, die sich auf den Inhalt der Darstellung richtet, einige Jahrzehnte lang relativ unangefochten war, sieht sich diese Methode in den letzten Jahren zunehmender Kritik ausgesetzt (Alpers; Sluijters). Ziel dieses Kapitels ist es, einige neuere Entwicklungen auf diesem Gebiet systematisch darzustellen; eine erschöpfende Behandlung aller aktusllen Standpunkte ist an dieser Stelle jedoch nicht möglich (für eine ausgezeichnete allgemeine historiographische Übersicht der Ikonologie der niederländischen Malerei s. de Jongh 1992). Obwohl den Ausgangspunkten einiger noch in den 70er und 80er Jahren führender Kunsthistoriker gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird, soll der Schwerpunkt auf der Arbeit von Kollegen liegen, die sich gegen diese Vorbilder absetzen und neue Wege gehen wollen. Dabei werden vor allem diejenigen unter ihnen ausführlicher behandelt, die sich an der Anthropologie orientieren: eine Tendenz, die auch in verwandten Disziplinen der Kulturgeschichte zu beobachten ist. Von diesen Disziplinen weist vor allem die historische Anthropologie mit der Ikonologic verwandte Züge auf, da sie in großem Maße Werke der bildenden Kunst als historische Quelle verwendet. Die Auffassungen einiger Vertreter dieser Disziplin sollen darum ebenfalls dargestellt werden. Panofskys ikonologische Interpretation der niederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts 1934 veröffentlichte Erwin Panofsky den Artikel "Jan van Eyck's Arnolfini-Porlrait" (Abb. 7). Er versuchte darin nachzuweisen, daß van bycks Porträt, welches einen im 15. Jahrhundert in Brügge wohnenden