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2004
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211 pages
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„Ich möchte einfach leben wie ein Mensch, ein ganz normales Leben haben, eine glückliche Familie gründen und ein bisschen Wohlstand“, erzählt Lena. Sveta will nach Moskau ziehen, weil sie dort Designerin werden möchte: „Ich komme vom Land. Hast du schon eine Designerin am Land gesehen? Selbstverständlich will ich in Moskau wohnen, hier ist das Leben einfach viel interessanter und das Dorf kann mir ohnehin keinen Job bieten“. Jevgenij meint dass es ganz egal wäre, wenn er mit seiner Spezialausbildung für Erdölmanagement in dieser Branche - in der die Eltern Karriere für die Kinder machen, wie seine Studienkollegin Katja einwirft - keinen Job bekommen kann. Er weiß, dass er mit seinem Universitätsdiplom mit Sicherheit sehr gute Chancen in vielen Bereichen der Privatwirtschaft haben wird. Er und seine StudienkollegInnen brauchen diese Chancen auch dringend, weil ohne Geld eine Heirat und eine eigene Wohnung, welche sie sich wünschen, nicht denkbar wären. Moskau konnte sich zu einem prosperierenden Wirtschaftszentrum entwickeln und während monoindustrielle Städte in den Regionen mit Massenarbeitslosigkeit durch Betriebsschließungen kämpfen, sind ländliche Gebiete mit sehr niedrigem Lohnniveau und einer unzulänglichen Infrastruktur in den Bereichen der medizinischen Versorgung oder der Bildung konfrontiert. Das Einkommensgefälle verschärfte sich in den letzen fünfzehn Jahren. Das Durchschnittseinkommen liegt abgesehen von den unterschiedlichen offiziellen Angaben bei etwa 200 US Dollar (alle Daten Stand 2004). Das Existenzminimum beträgt keine 70 US Dollar und etwa 31 Millionen Menschen in Russland müssen mit weniger Geld als diesem Existenzminimum auskommen. Russland konnte im Jahr 2003 ein Wirtschaftswachstum von 7 % verzeichnen, was den aufsteigenden Trend der letzten drei Jahre fortsetzte. Davon profitieren vor allem die Zentren Moskau und St. Petersburg, welche zum beliebten Migrationsziel der abwandernden Bevölkerung aus der Provinz werden. Wachsende Branchen wie Public Relations, Marketing oder Informationstechnologie bieten hochqualifizierten AbsolventInnen von Hochschuleinrichtungen lukrative Arbeitsplätze. Der Bildungssektor, ein wichtiger Arbeitsmarkt für UniversitätsabsolventInnen, wird aufgrund des niedrigen Lohnniveaus zusehends uninteressanter, und bleibt aber für AbsolventInnen von wirtschaftlich weniger gefragten Studienrichtungen oft die einzige Berufschance. Nur die gleichzeitige Beschäftigung bei mehreren Arbeitgebern kann das Überleben sichern. Andererseits sind IT SpezialistInnen international gefragt, was die Abwanderung ins Ausland für Hochqualifizierte interessant macht. Die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt durch die Segregation in weniger prestigereiche Jobs für Frauen und besser bezahlte Berufsfelder für Männer, paart sich mit der Doppelbelastung von Frauen, weil sie neben der Berufstätigkeit noch für die Haushaltsführung und die Kinderbetreuung zuständig sind. Die Einführung von Studiengebühren und die informellen Zugangsbeschränkungen zu Hochschuleinrichtungen durch das etablierte Bestechungs- und Beziehungssystem, machen die Universitätsausbildung zu einem Luxusgut. Die postsowjetischen Transformationsprozesse in Russland sind mitunter dafür ausschlaggebend, dass Moskau oder das Ausland zu bevorzugten Wohnorten und Migrationsszielen für junge, angehende AkademikerInnen werden. Die Ablöse der Planwirtschaft durch die Einführung der Marktwirtschaft war ein erklärtes Ziel der neu formierten Russischen Föderation, und Demokratie sollte die Geschichte des autoritären sowjetischen Regimes ablösen. Den politischen Intentionen und den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Konzepten einer linearen Transition - von einem als ausgedient begriffenen System zur einem neuen System - stehen die unterschiedlichen Pfade dieses gesellschaftlichen Wandels gegenüber, sowie die ungleichen Auswirkungen der Reformmaßnahmen auf die verschiedenen Bevölkerungs- und Altersgruppen in Russland. Genauso steht der Annahme einer linearen Transition die Realität von kulturellen und sozialen Erscheinungen gegenüber, die sich aus Elementen der Vergangenheit und den Möglichkeiten der neuen wirtschaftlichen und politischen Umstände heraus entwickelt haben. Deshalb kann dieser postsowjetische Wandlungsprozess vielmehr als Transformation mit offenem Ausgang, denn als lineare Transition, verstanden werden (vgl. Verdery 1996; Hann 2002; Ledeneva 1998). Die vorliegende Diplomarbeit bezieht sich auf Forschungsfelder wie Lebenslaufforschung, Gender Studies, Ungleichheitsforschung und Postsozialismusforschung. Es werden Fragen nach Inklusion und Exklusion in jene gesellschaftlichen Sphären gestellt, die ohne prestigereiche Universitätsdiplome nicht möglich wären. Korruption und informelle Netzwerke bilden eine der Ausgangsbasen zur Bestandsaufnahme von Potentialen sozialer Mobilität der in Moskau geborenen StudentInnen und jenen, die aus den russischen Provinzen an Moskauer Universtäten kommen. Damit werden Bezüge zu Migrationsverhalten und -möglichkeiten sowie zu den Umsetzungsvorstellungen der erzählten Lebensentwürfe hergestellt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der subjektiven Lebensplanung und der Handlungsstrategien von weiblichen und männlichen Studierenden in Moskau, die aus der Hauptstadt oder aus der Provinz stammen und sich der russischen oder einer der anderen Ethnien der Russischen Föderation zuzählen. Die untersuchte Gruppe studiert technische, geisteswissenschaftliche, wirtschaftliche und naturwissenschaftliche Disziplinen an staatlichen und privaten Universitäten in Moskau.
2014
Wir gehen aus von der These: Unter dem Einfluss gesellschaftlicher Verhältnisse (egalitaristische, populistische, hedonistische, konsumistische, wertrelativistische, egozentrische, … Tendenzen) entwickeln sich die Curricula des Faches Mathematik an allgemeinbildenden Schulen von substanziellen mathematischen Inhalten weg. -Man kann den Eindruck gewinnen, dass unsere Gesellschaft, einschließlich ihrer die Bildungspolitik bestimmenden bzw. beeinflussenden Kreise, sich endlich von den harten Fakten und Prozeduren der Elementarmathematik emanzipieren möchte. -Ein Beispiel für den damit verbundenen Verlust an elementarmathematischer Substanz ist der Unterrichtsgegenstand "Ungleichungen". Das zeigen u. a. folgende Auszüge aus den gymnasialen Lehrplänen/Bildungsplänen (Baden-Württemberg) über Ungleichungen:
2013
Vom kochenden Hausmütterchen zur Single-Küche? Astrid Ackermann »Spart Fleisch und Brot zur Zeit der Not!« Küchenvorschriften in Kriegskochbüchern des Ersten Weltkrieges Aibe-Marlene Gerdes »Lehren wir sie vor allem denken!« Marianne Hainisch und die Bildung zum ›Weibe‹ Michaela Königshofer »Der Mann ist das Haupt der Familie, die Frau das Herz« Die katholische Vorbereitung auf das Leben als Frau Martina Sochin D'Elia Ungleichheiten unter einem Dach Hausgehilfinnen von 1918 bis in die 1960er Jahre Mareike Witkowski »Brauchen wir intelligente Dienstboten?« Ein Autograph von Alice Salomon Adriane Feustel Evangelisch Kochen mit der AEH?
Vorurteile und Stereotype helfen, Umweltreize aufzunehmen, zu strukturieren und zu verarbeiten. In diesem Sinne hat jeder Mensch Vorurteile. Problematisch wird es dann, wenn Menschen aufgrund bestimmter Zuordnungen und Zuschreibungen abgewertet oder diskriminiert werden. Dies wider spricht dem Grundprinzip moderner Gesellschaften, dass alle Menschen gleich und gleichwertig sind: Nicht Herkunft und Abstammung, sondern allein selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Handeln sollen den gesellschaftlichen Status eines Menschen bestimmen (meritokratisches Prinzip). Entsprechend werden soziale Hierarchien durch individuell getroffene Entscheidungen und Leistungen legitimiert. Doch lassen sich gesellschaftliche Entwicklungstendenzen beobachten, die das Autonomie-und Leistungsprinzip aushöhlen. So begünstigen das Bildungssystem und der Arbeitsmarkt sozialstrukturelle Ausschließungsmechanismen: Nicht nur eigene Leistung, auch Herkunft und Zuschreibungen Anderer beeinflussen den individuellen Erfolg. Vorurteile aufgrund des Geschlechts, der ethnischen und sozialen Herkunft, des Alters oder auch der sexuellen Orientierung befördern Ungleichbehandlungen. Es kommt zu einer komplexen Wechselwirkung zwischen sozialer Ungleichheit und Ungleichwertigkeit, die sich in Zeiten sozialer Umbrüche verdichtet: Die Tendenz zur Aufteilung der Gesellschaft in "Dazugehörige" und "Nicht-Dazugehörige" oder in ökonomisch "Nützliche" und "nicht Nützliche" verstärkt sich. Es gilt, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Solidarität trotz zunehmender Abstiegsängste zu bewahren. "Intoleranz und Rassismus äußern sich keineswegs erst in Gewalt. Gefährlich sind nicht nur Extremisten. (…) Wie wichtig sind daher Sensibilität und ein waches Bewusstsein dafür, wann Ausgrenzung, wann Abwertung beginnt", betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer rechtsextremer Gewalt am 23. Februar 2012.
Frieden, 1988
Historische Voraussetzungen. Soziale Ungleichheit (sozU) ist zugleich sozialwissenschaftlicher Schlüsselbegriff und gesellschaftliches Schlüsselproblem. Wer sich -in wissenschaftlicher Absicht -mit sozU beschäftigt gerät deshalb unweigerlich in ein Spannungsfeld gesellschaftlicher Konflikte und kontroverser Interessen. Eine "neutrale" Begriffsbestimmung, die von allen Zeit-und Standortgebundenheit abzusehen versucht versucht, ist prinzipiell nicht möglich. Dennoch trägt der Begriff der sozU aber einen Bedeutungskern in sich, der nicht be-liebig austauschbar ist.
VS Verlag für Sozialwissenschaften eBooks, 1986
Gesellschaftliche Entwicklungen im Spiegel der empirischen Sozialforschung, 2010
Sechzig Jahre Ungleichheitsentwicklung nachzeichnen zu wollen ist in diesem begrenzten Rahmen ein fast unmögliches Unterfangen. Es erfordert von vorneherein Einschränkungen im Gegenstandbereich. Zum ersten blende ich die Entwicklungen in der DDR vor dem Beitritt 1990 aus. Zum zweiten konzentriere ich mich im Hinblick auf die betrachteten Ungleichheitsdimensionen auf diejenigen Dimensionen, für die ich, erstens, mit guten Gründen eine konstant hohe Bedeutung für die Ungleichheitsstruktur insgesamt annehmen kann, und die, zweitens, geeignet sind, Einflüsse wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels auf die Ungleichheitsstruktur widerzuspiegeln. Dies gilt wohl unbestritten einerseits für Geld in Form von Einkommen und Vermögen und andererseits für Erwerbsbeteiligung und die berufliche Positionierung. Trotz einiger Abgesänge auf die Arbeitsgesellschaft bereits vor einigen Jahrzehnten (Gorz 1983) und trotz des vielbeschworenen "Fahrstuhleffekts" (Beck 1986) der gesamtgesellschaftlichen Wohlstandsentwicklung bilden beide Bereiche wohl unbestritten immer noch den Kern der Ungleichheitsstruktur und der Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe auch in anderen Lebensbereichen. Allerdings muss bei einer Betrachtung längerfristiger Entwicklungen bedacht werden, dass sich die Bedeutung einzelner Ungleichheitsdimensionen ändern kann. Bei den Einkommen gilt es die Relation zwischen Individuellem Arbeitseinkommen und dem Äquivalenzeinkommen zu beachten, bei beruflichen Positionen im Zusammenhang mit der Destandardisierung von Beschäftigung neben den üblichen Gratifikationen auch die Entwicklung von damit verknüpften Anforderungen und Belastungen Schließlich soll, als wesentliche Vorbedingung für den Zugang zu Geld und Beruf, als weitere zentrale Ungleichheitsdimension der Zugang zu (höherer) Bildung betrachtet werden. Die Betrachtung dieser Ungleichheiten über die historische Zeit orientiert sich an drei Fragen: 1. Wie entwickelt sich das Gesamtvolumen dessen, was verteilt werden kann?
NZZ Geschichte Nr. 32, 2021
Only when Swiss women obtained the vote on the 7 February 1971 did Switzerland become a full democracy, instead of being a half democracy. As the article argues, this lateness was not just due to men's resistance to accept women as political actors. Behind this exclusion stood work, done over years by the political authorities and parliaments, the political parties and trade unions to fabricate, consolidate and renew gender inequality.
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Zeitgeschichte im Gespräch, 2010
PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft
Handbuch Digitalisierung in Staat und Verwaltung
Differenz - Ungleichheit - Erziehungswissenschaft, 2016
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2012
Sozialer Umbruch in Ostdeutschland, 1993
Schule in der Wissensgesellschaft, 2005
Zeitschrift für Qualitative Forschung
Hegel-Jahrbuch 2009: Hegels politische Philosophie 2, 2009