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Einleitung: Rhetorik und Musik

2016, Rhetorik

Abstract

Ἡ μουσική besitzt als »Musenkunst«, die sie in der griechischen Antike ist und als welche sie ein gegenüber heute weitaus breiteres,a llgemein künstlerisches und geisteswissenschaftliches Spektrumv ertritt,v on vornherein ein semantisches Feld, das einerseits ratio und emotio verbindetu nd andererseits dem Element der Vermittlungeine hohe Bedeutung zumißt.¹ Und so ware sg emäß damaliger Sicht auch eine Muse, die die Gabe der schönen Rede verlieh-Kalliope, »die Schönstimmige«. Sie träufeltel autH esiod² den jungenK önigenT au aufd ie Zunge, wodurch diesen honigsüße Worte vonden Lippenfließen sollten. Ein μουσικὸς ἀνήρ (musikósanēr) war dann seit dem 5. Jahrhundert v. Chr.g anz allgemein ein Mann, der sich aufd ie Musenkünsteversteht,sei er (unter anderem) Musiker,Dichter,Philosoph oder eben auch Redner.ImHippolytos vonEuripides werden diejenigen, die für die Menge»im Reden bezaubernder« sind,als μουσικώτεροι λέγειν (musikōteroi légein) beschrieben,³ und Platon bezeichnet gar die Philosophie als »die mächtigsteM usik«⁴ oder spricht von »dem Teil der Musik, der es mit den Reden und Fabeln zu tun hat«⁵.Erhebt aber auch den Lyriker Stesichoros gegenüber Homer als μουσικὸς ὤν hervor,a ls »einen den Musen Vertrauter«, als »musischen Menschen«.⁶ Selbst die Kunst des Liebens soll laut ihm nicht nur besonnen, sondern auch gemäß der Kunst der Musen (also verständig, poetisch, anmutig,r hythmisch etc.) vors ich gehen.⁷ Schließlich nähert sich das Bedeutungsfeld von μουσικός (musikós) auch dem unseres Begriffes »harmonisch«, wenn Platon jenes (pekuniäre)V ermögen als »harmonischestes und bestes« bezeichnet,d as »keine Schmeicheleien hervorruft,a ber auch nicht der natürlichen Bedürfnisse ermangelt«.⁸ Hand in Hand mit der Verwandtschaft alles Musischen im Rahmen der »Musenkunst«und speziell gemäß der Bezugnahme der μουσική aufdie Rede(kunst) sah man Musik und Rhetorik nun bereits in der griechischen Antike als verwandteK ünste und als aufeinergemeinsamenästhetischen Basis stehend an. Bezüglich der Redeselbst galtenzudem die musikalischen Qualitäten der Sprache als wichtig für die Steigerung der Wirkung. So vertritt Aristoteles die Meinung,daß es bei einer Prosarede einerseits allzu feierliche (und daher ungeeignete), andererseits günstigeR hythmen gebe; die  Zu den mannigfaltigen, im Lauf der Geschichte immer wieder anders bzw. in unterschiedlicher Gewichtunggesehenen Beziehungenzwischen Musik und Rhetorik siehe Hartmut Krones, Musik, in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik  () -.