Der erste Teil unseres Spaziergangs führt durch die Altstadt, die damals noch von mächtigen Stadtmauern umgeben war. Am 27. März 1808 strömte alles, was in Wien Rang und Namen hatte, in die Neue Aula der Universität, heute Sitz der Akademie der Wissenschaften (Dr. Ignaz Seipl-Platz). Man feierte den 76. Geburtstag von Franz Joseph Haydn (1732-1809) mit einer Aufführung seines Oratorimus "Die Schöpfung". Unter lautem Jubel wurde der greise Meister auf einem Tragsessel in den Festsaal 1 gebracht, es war ein mühsamer und letzter öffentlicher Auftritt. Unter den Gästen sah man Haydns ehemaligen Schüler Beethoven, der damals noch nicht ahnen konnte, dass eines seiner Werke, "Wellingstons Sieg in der Schlacht bey Vittoria", 1813 hier seine Uraufführung erlebte. (Beethoven dirigierte dabei selbst, den donnernden Beifall des Publikums konnte er wegen seiner Taubheit jedoch nur mehr an den Handbewegungen erkennen.) Die Ankeruhr Wir verlassen die Aula und folgen einer der beiden Gassen, die rechts und links davon zum Luegerplatz führen und überqueren die Rotenturmstraße. Nach ein paar weiteren Schritten befinden wir uns auf dem Hohen Markt. Es lohnt sich, genau um zwölf Uhr mittags hier ein Viertelstündchen zu verweilen: Von einer Brücke herab bietet die Ankeruhr, entworfen vom Maler Franz von Matsch und benannt nach der Anker-Versicherungs-Gesellschaft, den zahlreichen Schaulustigen täglich ein historisches Spektakel. Unter Orgelklängen schreiten zwölf berühmte Persönlichkeiten und Paare aus Österreichs Vergangenheit langsam hinter dem großen Glasfenster vorüber, jeweils eine Stunde symbolisierend. Als vorletzte, für die elfte Stunde, erscheint Maria Theresia mit ihrem Gatten Kaiser Franz I. Sang Haydn schon als Knabe häufig vor diesen Herrschern in der Hofburgkapelle und der Schönbrunner Schlosskapelle, so folgt er ihnen nun als Mann und Letzter im Zuge, ursprünglich unter den Klängen seiner für ihren Enkel geschaffenen Kaiserhymne. Diese wurde nach dem Untergang der Monarchie aus politischen Gründen durch die Melodie "Die Himmel erzählen die Ehre