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Die Sprache der Komputi

2013

Abstract

Komputistische Traktate gehören zu den verbreitetsten Schriften in der Fachliteratur des Mittelalters, wovon uns schon ein flüchtiger Blick in jeden beliebigen Katalog von Handschriften oder frühen Drucken, in die relevanten Datenbanken oder Listen überzeugt. Der Grund für dieses häufige Vorkommen 1 liegt in der Tatsache, dass sie in ihrer Zeit eine dreifache Rolle erfüllten : sie waren wissenschaftliche Literatur, sie fungierten als Schulbücher und sogar als praktische Handbücher, die bei der Ausübung einiger Berufe notwendig waren. An den Universitäten dienten sie den Studenten bei der Aneignung der septem artes liberales 2 , in der Praxis halfen sie Ärzten, Feldschern und Badern, die mit ihrer Hilfe die Zeit der günstigen Stellung der Planeten für ihre Eingriffe suchten, oder Geistlichen, zu deren Pflichten die Feststellung und Erklärung der wichtigen liturgischen Daten gehörte, vor allem der Termine der beweglichen Feste. Die Kenntnis des Komputus wurde auch in den Kirchenvorschriften verlangt, die mit Berufung auf die Autorität des heiligen Augustinus sagen, dass Priester und Kleriker-wenn sie zu Recht als Personen des geistlichen Standes anerkannt werden wollen-neben anderem auch den Komputus kennen müssen 3. Augustinus zitieren gerne auch die Autoren der Kommentare, die den Lesern den oft zitierten und ihm zugeschriebenen Spruch vorsetzen, der mal in der prosaischen, mal in der gereimten Form die Fächer aufzählt, deren Wissen dem Kleriker zum erfolgreichen Verrichten seines Berufs nötig ist : es sind dies die * Diese Studie entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes des Philosophischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik (RVO:67985955), gefördert von dem in COST eingereichten Projekt MŠMT LD13043 (Latinitatis medii aevi lexicon Bohemorum).