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2014
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Zirkel von Menschen, die in regem Austausch miteinander standen, sich trafen, "symphilosophierten", wie man damals sagte, zusammen wanderten und reisten, Kaffee tranken und natürlich Briefe schrieben, entweder, bei zeitweiliger Abwesenheit Einzelner, von weiter her oder auch den Berg hinunter und hinauf oder nach Goßfelden. Diese Briefe sind für die Erforschung solcher Konstellationen die wichtigste Quelle. Sie bilden ein Netzwerk des Austauschs und der Verständigung, der Entwicklung und ersten Verbreitung von Ideen, das nicht nur unter biographischen Aspekten interessant ist, sondern in dessen Beziehungslinien die Werke derer, die daran Teil hatten, in neuem Lichte erscheinen. Da auch große Werke nie aus dem Nichts entstehen, liefern Briefe eine Art Kommentar und geben oft zusätzliche Hinweise auf Entstehungszusammenhänge. Wer waren die Beteiligten? Was verband diese Menschen miteinander? Welches waren die Themen aus Philosophie, Poesie und Geschichte, die in ihrem Verkehr eine Rolle spielten in der bewegten Zeit kurz nach der Französischen Revolution, in der die Welt neu gedacht wurde und in der sich schließlich die Philosophie des modernen Selbstbewusstseins herausbildete?
Gemeinschaft der Menschen soll sein, oder das Ich soll mitgeteilt werden. Friedrich Schlegel-Der Sturm brauste durch die Lüfte, den heranziehenden Winter verkündi-gend, und trieb die schwarzen Wolken vorsieh her, die zischende, prasselnde Ströme von Regen und Hagel hinabschleuderten. Wir werden, sprach, als die V/anduhr sieben schlug, die Obristin von G. zu ihrer Tochter, Angelika geheißen, wir werden heute allein bleiben, das böse Wetter verscheucht die Freunde. Ich wollte nur, daß mein Mann heimkehrte. In dem Augenblick trat der Rittmeister Moritz von R. hinein. Ihm folgte der junge Rechtsge-lehrte, der durch seinen geistreichen unerschöpflichen Humor den Zirkel belebte, der sich jeden Donnerstag im Hause des Obristen zu versammeln pflegt, und so war, wie Angelika bemerkte, ein einheimischer Kreis beisam-men, der die größere Gesellschaft gern vermissen ließ.-Es war kalt im Saal, die Obristin ließ Feuer im Kamin anschüren und den Teetisch hinanrük-ken ... So und ähnlich mögen sich zu E. T. A. Hoffmanns Lebzeiten häufig Freunde der geselligen Unterhaltung versammelt haben, um beim Punsch oder nüchterneren Getränken verschiedenen Erzählungen-frei erfundenen, weitergegebenen oder selbst erlebten-zu lauschen, oder auf kunstsinnige Weise diesen und jenen Gegenstand alltägli-cher und künstlerischer Erfahrung im gemeinsamen Gespräch mit Witz und Poesie zu betrachten.
Thomas Ernst/Georg Mein (Hrsg.): Literatur als Interdiskurs. Realismus und Normalismus, Interkulturalität und Intermedialität. Von der Moderne bis zur Gegenwart. Eine Festschrift für Rolf Parr zum 60. Geburtstag, Fink: München, S. 53-67, 2016
Die romantische Freundschaft kann man nicht behandeln, denn eine einheitliche Vorstellung von dem, was Freundschaft ist, gibt es in den Texten der frühromantischen Epoche nicht. Stattdessen existieren viele widerstreitende Positionen, die direkt an tradierte Ideen anschließen, oder Konzepte, die die Freundschaft als ›Auslaufmodell‹ im Kontrast zur Liebe begreifen. Rein quantitativ fällt in der Romantik das überwältigende Interesse an der Liebe auf – zumindest auf der Ebene der Textinhalte–, während die Freundschaft seltener thematisiert wird; auch wenn der Held eines Briefromans häufig an seinen Freund schreibt, so schreibt er doch wenig über die Freundschaft, dafür umso mehr über die Liebe – vielleicht weil es schon so selbstverständlich ist, dass man dem Freund sein Innerstes offenbart. Woher kommt dieses Bedürfnis nach höchstpersönlichen Beziehungen? Warum will man sein Inneres offenbaren? Warum sucht man den Seelenfreund, der das eigene einzigartige Sein und Bewusstsein bejaht? Es gibt eine einfache Antwort: Der Einzelne ist sich fremd geworden. Ein Problem, das sich um 1800 radikal verschärft, als das Individuum aus den Bezügen einer ständisch strukturierten und christlich überformten Gesellschaft entlassen wird. Es ist nun auf einen spezifischen Ort für die Konstituierung seines Ichs angewiesen.
in: DAMALS. Das Magazin für Geschichte, Jg. 56, 2024
Blickt man heute auf die Literaturepoche der Romantik, erscheinen Frauen wie Bettina von Arnim oder Caroline Schlegel-Schelling sehr präsent. Doch auch hier hat man lange um die Frage gerungen, wie eigenständig sie als Künstlerinnen wirklich waren.
Germanist, 2022
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Kontextualisierung Eichendorffs Gedichts Die zwei Gesellen innerhalb der in der Romantik geltenden Tendenzen. Außerdem wird in der Arbeit anhand von Beispielen belegt, dass es sich um ein romantisches Gedicht handelt. Am Anfang wird ein Überblick über die romantische Poetik, die romantischen Prinzipien und die Rolle der romantischen Poesie gegeben. Weiterhin wird Joseph von Eichendorffs Rolle als bedeutendster Vertreter der romantischen Dichtung und der romantischen Prinzipien mithilfe von literaturtheoretischen Quellen verankert. Abschließend wird das Gedicht Die zwei Gesellen in Themengebiete aufgeteilt und analysiert. Zudem werden die unterschiedlichen Lebensentwürfe der beiden Gesellen und der Kommentar des lyrischen Subjekts beschrieben und interpretiert.
Elke Reinhardt-Becker/ Olga Iljassova- Morger (Hg.): Literatur – Kultur – Verstehen. Neue Perspektiven in der interkulturellen Literaturwissenschaft, Duisburg: UVRR , 2009
‚Schon wieder ein Berlinroman'-‚das kennt man doch schon alles', könnten die Reaktionen auf einen weiteren Roman über die alte und neue Hauptstadt Deutschlands, die ehemals geteilte Stadt, lauten; über ein Berlin, das zum Symbol für die neue Bundesrepublik geworden ist, im Positiven wie im Negativen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen hier aufeinander, mischen sich und geraten in Streit. Es ist die Stadt selbst, die diese Kämpfe austrägt, wenn Unter den Linden die Humboldt-Universität, die Oper, die Museumsinsel saniert werden, das Schloss seines Wiederaufbaus harrt und nur wenige Meter weiter der Palast der Republik verfällt und mittlerweile vollständig rückgebaut ist. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ist das Kennzeichen dieser Metropole, aber auch die Gleichzeitigkeit von Reichtum und Armut, von Wendegewinnern und Wendeverlierern, von Zukunftsoptimismus und Hoffnungslosigkeit, von deutscher und migrantengeprägter Kultur. All das glaubt man zu kennen, aus Reiseführern, Reportagen, eigenen Vor-Ort-Besichtigungen. Aber Berlin ist anders, denn Berlin ist ein Ort, an dem man auf vielfältige Weise dem Fremden begegnen kann. Und es sind solche Begegnungen, die Ralf Rothmann den Helden seines 2003 erschienenen Romans Hitze erleben lässt. Es geht um interkulturelle Begegnungen, aber auch um das Fremde in Form von Armut, Prostitution, Tod und Liebe. Rothmann erzählt die Geschichte des ehemaligen Kameramanns und jetzigen Hilfskochs Simon DeLoo, der nicht nur seine Lebensgefährtin, sondern auch seine soziale Identität verliert. Hier wird ein Berlin abseits der Hochglanzprospekte gezeigt, die Figuren sind "allesamt Opfer der deutschen Wende" (Steinert 2003b). Das Personal reicht von der armen Alten, die sich als Putzfrau ihren Lebensunterhalt verdienen muss, über kleine Handwerker, Kioskbetreiber, Migranten und Huren bis zur großen Gruppe der Obdachlosen, die täglich ums Überleben kämpft. Der Ton des Romans erinnert an neusachliche Texte von Gabriele Tergit oder Irmgard Keun, alle Figuren sprechen einen Soziolekt, vom deutschen Hilfsarbeiter bis zum berlinernden Türken.
Weimarer Beitrage Zeitschrift Fur Literaturwissenschaft Asthetik Und Kulturwissenschaften, 2013
Panorama bei Goethe und den Romantikern 1 Am 19. Juni 1787 erhielt der gebürtige Ire Robert Barker in Edinburgh ein Patent auf seine Maltechnik »nature at a glance« bzw. »la nature à coup d'oeil«, das ihn in den darauffolgenden Jahren weltberühmt machen sollte. Sein erstes Rundbild, das diesem Konzept entsprechend fertig gestellt worden war, präsentierte er am 31. Januar 1788 in Edinburgh. Damals kannte noch niemand das Wort »Panorama«, 2 und kaum jemand ahnte wohl, dass diese Erfindung die Art und Weise der Wahrnehmung im ausgehenden 18. Jahrhundert grundlegend verändern sollte. Die Verleihung des Patents erlaubt eine Datierung-was äußerst wichtig ist im Streit darüber, wer als wirklicher Erfinder des Panoramas angesehen werden kann, denn in Deutschland beanspruchte Johann Adam Breysig diese Innovation für sich. Bemerkenswert dabei ist, wie Stephan Oettermann in seiner Monographie zu diesem Thema hervorhebt, dass die Zeitgenossen hier »eine Kunstform für eine technisch-naturwissenschaftliche Neuerung« 3 hielten. Zwar war Robert Barker der Schöpfer des Malkonzepts, doch fehlte ihm noch der passende Name für seine Erfindung. Der Begriff »Panorama« tauchte dann zum ersten Mal in einer Werbeanzeige der Times vom 10. Januar 1791 aus Anlass von Barkers zweitem Rundbild auf, welches er gemeinsam mit seinem Sohn vollendet hatte. In einer Zeit technischer Neuschöpfungen war dieser Begriff nicht der einzige, der dem Griechischen entlehnt wurde, obwohl das Bezeichnete völlig neuartig war-andere Beispiele sind »Diorama« und »Pleorama«, wie später dann »Telephon« und »Telegramm«. Das Göttinger Taschenbuch erwähnt 1794 erstmals ein solches Panorama auf deutschem Boden und beschreibt es als eine Art großen Guckkasten, jedoch ohne dabei den Terminus »Panorama« selbst zu verwenden. Ein Jahr später nimmt auch das Journal des Luxus und der Moden diese angelsächsische Erfindung zur Kenntnis: »Man kennt die malerischen Zaubereyen [...], die vor einigen Jahren unter dem prunkenden Namen Panorama (Allansicht) in England so großen Beyfall erhielten, aus Zeitungen und Taschenbüchern.« 4 Nachdem 1799 die erste Rotunde in Paris aufgestellt und dem Publikum zugänglich gemacht worden war, trat das Panorama auch in Deutschland seinen Siegeszug an, so im Jahre 1800 auf dem Gendarmenmarkt in Berlin und dann
MA Thesis, 2022
In dieser geschichtswissenschaftlichen Arbeit werden sechs Schweizer Frauenpaare zwischen 1842 und 2020 untersucht, die jeweils ein Leben lang in inniger Freundschaft miteinander verbunden waren. Dabei wird aufgezeigt, dass diese Freundschaft als Beziehungsform – die vor allem aus der Ersten Welle der Frauenbewegung bekannt ist – parallel zu einer lesbischen sexuellen Identität bis weit ins 20. Jahrhundert hinein erhalten blieb. Mit Michel Foucaults Überlegungen zur «Freundschaft als Lebensform» wird zudem aufgezeigt, welche Möglichkeitsräume sich den Frauenpaaren durch diese Uneindeutigkeit der Freundschaft eröffneten – darunter nicht nur der Zugang zu einem selbstbestimmten Leben, sondern auch zu ungewöhnlichen Beziehungsformen und zu einer Subjektivität jenseits bürgerlich-männlicher Subjektivierungsweisen.
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Texttreue. Komparatistische Studien zu einem masslosen Massstab., 2008
Tristania, 1999
Studien zur altägyptischen Kultur (SAK), 2015
Zeitschrift Fur Germanistik, 2001
Frank Becker (Hrsg.): Geschichte und Systemtheorie. Exemplarische Fallstudien, Campus: Frankfurt/New York, S. 246-277, 2004
NORDEUROPAforum - Zeitschrift für Kulturstudien, 2023
in: Eva Christof – Gabriele Koiner – Manfred Lehner – Erwin Pochmarski (Hrsg.), POTNIA THERON. Festschrift für Gerda Schwarz zum 65. Geburtstag (Wien 2007) 163–172, 2007
Petra Josting/Walter Fähnders (Hrsg.): "Laboratorium Vielseitigkeit". Zur Literatur der Weimarer Republik. Bielefeld: Aisthesis, S. 295-310, 2005
Göttinger Bibliotheksschriften, 2001
Invertito. Jahrbuch für Geschichte der Homosexualitäten, 2004
Lëtzebuerger Journal 2007, Nr. 31 (14. Februar), S. 22-23., 2007