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Die Jungs bei Plenzdorf. Erkundungen einer Schräglage

2005, Weimarer Beitrage

Abstract

Erkundungen einer Schräglage »Wir alle hier wissen, was uns blüht. Daß wir aufhören zu existieren, wenn ihr aufhört, an uns zu denken«, meinte Edgar Wibeau im Jahre 1972. »Meine Chancen sind da wohl mau.« 1-Da hat er sich geirrt. Ulrich Plenzdorf war einer der DDR-Autoren mit Format: Kultbuchautor mit breitestem Publikum und über die Grenzen beider deutscher Staaten bekannt. 2 Seine Texte galten als ästhetisch und politisch dissident, brachten ihn in Dauerclinch mit den DDR-Zensurbehörden und wurden von seinen Lesern, Zuschauern und Kritikern kontrovers diskutiert. Sprachgewandtheit, Witz und Widerspenstigkeit galten als seine Markenzeichen. Bis auf den Wegfall der DDR-Zensurbehörden hat sich daran wenig geändert. Die Umstellung vom Ostautor und (gern gesehenen) Gast im Westen zum Mitkonkurrenten auf dem gesamtdeutschen, nolens volens westlich geprägten Literatur-und Medienmarkt ist ihm offensichtlich gelungen. Nicht mühelos freilich, das sagt er selbst 3 , aber auch nicht um den Preis seiner Identität als Autor: Er hat sich als solcher nicht neu erfinden müssen. Seine Arbeiten haben ihrem Publikum wann und wo auch immer kulturelle und ideologische Reibeflächen zu bieten.