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Die Brücke. Kärntner Zeitschrift für Kunst und Kultur, 2006
2 8 D i e B r ü c k e 7 1 -O k t o b e r 0 6
Visual Past, 2017
Aus bewusstseinsphilosophischer Perspektive ist die Fähigkeit des Menschen zur zeitlichen Differenzierung der Vorgänge in seiner Umwelt und damit zur Wahrnehmung von Veränderungen wesentlich für die Ausbildung eines Selbstbewusstseins. Dabei wird die Organisation und Ordnung von Zeitlichkeit häufig entschieden von den Bildern, mit denen wir uns umgeben, unterstützt, wenn nicht gar allererst gestiftet. Materialität, Medialität und Bildpraktiken sind entscheidende Faktoren für die Erfahrung von Zeit. Die zugrundeliegenden Zeichen-und Wahrnehmungsprozesse waren Gegenstand der Tagung Bilder: Zeitzeichen und Zeitphänomene/Images: Signs and Phenoma of Time, aus der dieser Tagungsband entstanden ist. 1 Unter den Begriffen Zeichen, Material, Wahrnehmung und Bilder zwischen Zeichenhaftigkeit und Wahrnehmung nehmen wir noch einmal wesentliche Aspekte der Diskussionen in den Blick, die von den einzelnen Beiträgen im Detail aufgegriffen werden. I. Zeichen Bilder können Zeichen ihrer Entstehungszeit sein, etwa aufgrund der gewählten Bildthemen, Darstellungsweisen oder an sie herangetragener Vorlieben und Abneigungen. Werden Handlungen in Praktiken routiniert, können sich Habitualisierungen ausbilden, die die Praktiken begleiten und sich im Leib eines Menschen manifestieren. 2 Dies 3 Warburg 1906, 60 [Hervorhebungen der Verfasser]. 4 Wedepohl 2012, 44.
Unbestimmtheitssignaturen der Technik, 2005
Kunst im Zeitalter der Technowissenschaften Das Verhältnis von Kunst, Wissenschaft und Technik war immer vielschichtig, doch scheint dieses Verhältnis im Zeitalter der Technowissenschaften zunehmend prekär zu werden. Oszillierend zwischen der Technisierung des Lebendigen in Bereichen der Biowissenschaften und der Verlebendigung der Technik im Kontext der Erforschung des Künstlichen Lebens gingen Künstler in den letzten Jahren daran, die Transformation der Naturwissenschaften hin zu den Technowissenschaften seismografisch zu begleiten. Schon vor mehr als einer Dekade haben Künstler damit begonnen, das Arbeiten im Atelier gegen das Forschen in den Laboratorien der Lebenswissenschaften einzutauschen, sich deren Methoden und Techniken anzueignen und auf diese Weise ihre Kunstprojekte im Labor entstehen zu lassen. So wurden genmanipulierte Mikroorganismen, künstlich gezüchtete Gewebekulturen und transgene Lebewesen zu Gegenständen der Kunst. Als in den 80er Jahren die ersten techno-organischen Hybriden aus den Laboratorien in den Kunstraum überführt wurden, schlug der französische Kunsttheoretiker Frank Popper vor, die Bezeichnung Techno-Science-Art für diese neue Kunstform einzuführen, da diese sich an der Schnittstelle von Kunst und Technowissenschaft 1 bewegt. Dem Kunstwort Techno-Science-Art schrieb Frank Popper den Terminus Technoscience in markanter Weise ein und bediente
Die Aura des Kunstwerks 1 "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit", so lautet der Titel eines 1936 entstandenen Essays von Walter Benjamin. Darin werden die Veränderungen beschrieben, welche die Kunst dadurch erleidet, dass Gegenstände und Ereignisse -etwa durch die Fotografie -mit einem Mal beliebig oft und ohne jede Mühe im Bild wiederhergestellt werden können. Viele moderne Entwicklungen der Kunst hängen nach Benjamin mit diesen neuen Möglichkeiten zusammen. Aber auch wo die Kusnt traditionell bleibt, nehmen wir sie nun in anderer Weise wahr, selbst die Kunst der Vergangenheit. Leonardos Mona Lisa zum Beispiel ist nicht mehr die gleiche, seit sie uns nicht mehr nur im Louvre begegnet, sondern auch in zahllosen Bildbänden und Postern sowie auf diversen Alltagsgegenständen wie T-Shirts, Aufklebern, Kaffeetassen usw. Benjamin zufolge geht durch diese ständige Präsenz und Verfügbarkeit die gewohnte Gebundenheit des Kunstwerks an das Hier und Jetzt verloren, "sein einmaliges Dasein an dem
Cagla Erdemir, Das Porzellan in der Zeitgenössischen Kunst, 2020
Das „weiße Gold“ – diesen Namen und den damit verbundenen Wert trug das Porzellan in Europa über Jahrzehnte. In China entdeckt, im 17. Jahrhundert neben Seide und Tee nach Europa eingeschifft, rief es großes Staunen und Aufregung hervor. Mindestens genauso viel wert wie Gold, zählte es zum Inbegriff von Luxus. Schließlich, als man bei Johann Friedrich Böttger Porzellan auch in Europa herstellen konnte, blühte die Kunstszene damit auf. Vom 17. bis ins 21. Jahrhundert spannt sich ein großer Bogen, dessen Entwicklung durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Diese Seminararbeit bildet das Ende dieses Bogens und behandelt das Porzellan im Kontext der Zeitgenössischen Kunst. Um die Wertigkeit des Porzellans heute zu verstehen, muss man jedoch zunächst seine Wertigkeit damals verstehen. Im Zuge dessen werde ich im ersten Kapitel einen kurzen Einblick in die Geschichte des Porzellans geben und vor allem seinen Bedeutungswandel vom 17. Jahrhundert über die Industrialisierung bis heute erläutern. Daran anschließend werden drei verschiedene zeitgenössische Werkbeispiele und der individuelle Zugang der verschiedenen KünstlerInnen besprochen. Der Fokus liegt dabei auf Ai Weiweis Sunflower Seeds, um das Porzellan aus dem Blickwinkel eines zeitgenössischen Künstlers zu betrachten, der 2011 von ArtReview zur einflussreichsten Person der Kunstwelt ernannt wurde. Als weitere Werkbeispiele wurden Regular / Fragile von Liu Jianhua und All It Contains von Erica Nickol ausgewählt.
It's now or never. Transit I-IV, 1999
An approach to the concept of modernism and postmodernism.
Seit einigen Jahren deutet sich eine Neubewertung an, die sich nicht nur in Rezensionen und Aufsätzen über "The Shape of Time" ausdrückt, sondern sich auch anhand neuerer Überblickswerke zur Kunstgeschichtsschreibung nachvollziehen lässt, in denen Kubler mit seinen Konzepten Eingang gefunden hat. Für die Wiederentdeckung Kublers lassen sich verschiedene Gründe anführen. Die Konjunktur des Ding-Begriffes in den Kulturwissenschaften hat mittlerweile auch die Kunstgeschichte ergriffen. Kubler kann als erster Protagonist einer kunsthistorischen Konzeption des ›Dings‹ gelten. Bereits im Untertitel seines Buches bezeichnete er seine methodischen Ausführungen als »Anmerkungen zu einer Geschichte der Dinge«. Diese neue historiografische Perspektivierung wurde ihm zur Antwort auf methodische Fragen, die ihn aus der eigenen Forschungsarbeit heraus beschäftigten. Sein Interesse an außereuropäischen Kulturen führte zwangsläufig zu der Frage, wie diese nicht nur zu analysieren sondern auch sinnvoll in die europäische bzw. westliche Kunstgeschichtsschreibung zu integrieren seien. In der soziokulturellen Umbruchsituation der Globalisierung werden diese Fragen seit den 1990er Jahren immer drängender. Darin liegt ein weiterer Grund für Kublers Aktualität, der die Auseinandersetzung mit dem Essay weiter befördern könnte. Die Diskussionen um einen integrativen Kunstbegriff, um die universale Anwendbarkeit kunsthistorischer Modelle und Methodologien und um die Frage, wie mit der beispiellosen Erweiterung des Gegenstandsbereiches in Zukunft umgegangen werden kann, sind noch in vollem Gange. Kublers Ansatz ist für die Untersuchung transkultureller Phänomene vielversprechend, ermöglicht er doch einen anderen Zugang zur außereuropäischen wie zur europäischen Kunst und eine pluralistische Auffassung kultureller Traditionen.
2018
Als der Gesamtvorstand des Badischen Kunstvereins am Abend des 22. Mai 1933 zum zweiten Mal nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zusammen trat, stellte der Vorsitzende fest, daß die Sitzung ohne Angabe einer Tagesordnung einberufen worden sei. "Es sei anzunehmen", so fährt das Protokoll fort, "daß die neuen Verhältnisse, die auf allen Gebieten grundstürzende Veränderungen hervorgerufen haben, die Aussprache von selbst bestimmen würden. So könnte ein Punkt der Tagesordnung z. B. zweckmässig lauten: ,Der Kunstverein und die neue ZeitDie Geschichte des Badischen Kunstvereins in der "neuen Zeit" darzustellen, ist das Anliegen des vorliegenden Beitrags. Dabei wird die Betrachtung des Ausstellungswesens den Schwerpunkt bil den.2
2023
Eine ganze Reihe an Werken des französischen Bildhauers Jean-Baptiste Pigalle (1714-1785) zeichnet sich durch ein Konzept skulpturaler Lebendigkeit aus, dessen zentrale Charakteristika eine genrehafte Figurenauffassung bedingen. Der Beitrag kontextualisiert diese spezifische Form skulpturaler Lebendigkeit im Zusammenhang des Materialismus und Vitalismus des 18. Jahrhunderts. Pigalle partizipiert an diesen zeitgleichen naturwissenschaftlichen Diskursen, indem er im Medium Skulptur ein entsprechendes Körperbild erprobt: An die Stelle der idealschönen und zeitenthobenen klassischen Statue treten Figuren mit sichtbar im Werden befindlichen Körpern, die Ontogenese zu einem bildhauerischen Thema erheben. Aus dem Putto wird der von menschlicher Perfektibilität zeugende Säugling, die Übergangsphase der Pubertät avanciert ebenso zum Gegenstand skulpturaler Mimesis wie das Altern und körperliche Verwesungssymptome infolge des Todes. Mit diesen Werken erweitert Pigalle die medialen Grenzen des Darstellungswürdigen-und zieht aus dem neuen Verständnis von Materie als per se sensibilitätsbegabt gleichsam materialästhetische und poietische Konsequenzen. Im Fall des Mediums Skulptur stellt Verlebendigung deshalb eine so zentrale künstlerische Kategorie dar, weil sie in einem polaren Spannungsverhältnis zur konkreten Materialität der Werke steht. Die maßgebliche Herausforderung der Bildhauerei leitet sich daher im Sinne eines Transformationsgebots ex negativo aus den stofflichen Grundbedingungen der künstlerischen Disziplin ab und impliziert quasi automatisch ein pygmalionisches Moment. 1 So sehr dieser Anspruch epochenübergreifende Geltung
Im Maschenwerk der Kunstgeschichte. Eine Revision von George Kublers "The Shape of Time", hg. v. Sarah Maupeu, Kerstin Schankweiler, Stefanie Stallschus, Berlin: Kadmos, 2014.
in: Müller, Rebecca; Rau, Anselm; Scheel, Johanna (Hrsgg.): Theologisches Wissen und die Kunst: Festschrift für Martin Büchsel, Berlin 2015, S. 159-175 (Neue Frankfurter Forschungen zur Kunst; 16)
Apelles verdankte die größte posthume Ehrung, die einem Künstler widerfahren konnte, ei nem Übersetzungsfehler. Die Einwohner Pergamons präsentierten die sterblichen Überreste des Malers in einer Art Reliquiar-einem Behältnis aus geflochtenem Golddraht-, das sie in einem kostspielig restaurierten Palastraum mit Malereien des Meisters aufgehängt hatten. So schildert es Aubin-Louis Millin de Grandmaison 1806 in seinem Dictionnaire des Beaux-Arts als prominentes Beispiel für künstlerische "Honneurs".1 Millins Lexikon bietet wohl erstmals ein solches durchweg positiv aufgefaßtes, eigenständiges Lemma, das sein Thema vom antiken Griechenland bis zur zeitgenössischen Auszeichnung von Künstlern durch Aufnahme in die Ehrenlegion abhandelt. Zwar hatten auch schon die Encyclopedie und die von ihr abhängigen Publikationen zu den Beaux-Arts ein auf Künstler bezogenes Stichwort "Honneur" angeboten. Allein dieses begann mit dem Hinweis, die Wertschätzung eines Künstlers solle sich ein zig an seinen Werken erweisen, und mit der Warnung vor zu vielen Ambitionen auf weitere Ehrungen. Freilich berichtete auch die Encyclopedie an anderer Stelle von den erstaunlichen
Rainer Kampling/Anja Middelbeck-Varwick (eds.), Alter – Blicke auf das Bevorstehende, Frankfurt a.M. [e. a.] 2009, pp. 80–119
Während der Tod seit der Antike ein beherrschendes Thema der Kunst ist und im späten Mittelalter mit der Entstehung neuer Bildinhalte und visueller Vorstellungen eine makabre Blütezeit hatte, war das Alter als individuelle Erfahrung am Ende des Lebens bis in die Neuzeit kein ei-genständiges Bildthema-mit wenigen Ausnahmen. Erst im Verlauf des siebzehnten Jahrhunderts gibt es Darstellungen alter Menschen in ver-schiedenen inhaltlichen Kontexten und in fast allen Gattungen der Bild-künste. 1 Verbreiteter ist das Thema in Form literarischer Topoi wie dem seltener würdigen als lächerlichen Greis, der bösartigen aber schlauen Kupplerin oder der törichten Lüsternheit der Alten nach Jugend. Auch die Dichtung befasst sich allerdings kaum mit dem Alter als Befindlich-keit. 2 Vielmehr verbinden sich Gebrechen, Verlust der Sinnenschärfe und körperlicher Verfall häufig mit moralischer Abwertung und werden so mit Beginn der Neuzeit auch vermehrt in den Bildkünsten gezeigt, ins-besondere in der satirischen Graphik. Ein Sonderfall ist das Thema Alter seit der Antike in der Kunstliteratur, die vornehmlich zwei existenzielle
published in: Alterskonzepte in Literatur, bildender Kunst, Film und Medizin, ed. Henriette Herwig, Freiburg i.Br. 2009, p. 13-44
Inquiries into Art, History, and the Visual, No.1, 2022
CONTEMPORARY VIDEO ART AND THE COPRODUCTION OF THE ART MUSEUM: The critical examination of the art museum is an important theme in contemporary video art. In contrast to museum films with an educational focus, video art offers a great deal of freedom in the handling, presentation, and reconsideration of collections. Nevertheless, video artists are also fundamentally dependent on constructive cooperation with the institutions, as the realisation is entirely dependant on the support of staff within the house and on the permission to film and publish. This contribution studies contemporary video art by Alexander Glandien, Laure Prouvost, and Marysia Lewandowska. It will discuss how the selected works subvert functional differentiations of art, institutional critique, and museum education by making the art museum its very subject. The artistic engagement with the museum is not only about the present and the history, but also about the future of the institution.
In dem Streit um die Alte Meister hat die Kunst des 20.
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