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Politiken - Medien - Subjekte
Die Erforschung der Beziehung zwischen Medien und Identität erhielt neue Impulse in den 1990er Jahren durch die Arbeiten von radikalen Konstruktivisten wie Jean Baudrillard (1991) und Siegfried J. Schmidt (1994). U.a. an Letztgenannten anknüpfend führte die Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung (BOAG) den Neologismus ›Medienidentität‹ ein. Nach Einschätzung der Autoren »geht es um die globale Allgegenwart elektronischer Massenmedien. Sind sie es doch, die uns seit nahezu 50 Jahren flächendeckend mit genau dem ›impliziten Wissen‹ versorgen, das wir anderen unterstellen können und auch unterstellen können, daß diese anderen es uns unterstellen. Aus den Massenmedien wissen wir, wie wir uns in bestimmten Kontexten und Situationen verhalten sollen und was in ihnen sagbar ist. Die Wirklichkeiten lokaler Kontexte werden durch die akuten Medienwirklichkeiten infiltriert. Dies in einem Ausmaß, das kommunales Wissen eher zur Sekundärwirklichkeit werden läßt« (BOAG 1997: 7). Zwar beeinflussen Medien persönliche Identität nicht in linearer, kausaler oder umfassender Weise (vgl. ebd.: 19) und bleibt die Frage offen, wie Medien persönliche und kollektive Identitätskonstruktionen im Einzelnen prägen (und umgekehrt), doch scheint es unter Medientheoretikern einen allgemeinen Konsens darüber zu geben, dass Medien und Identität untrennbar miteinander verknüpft sind. So vertreten Hepp et al. (2003: 18, zitiert in Kneidinger 2013: 44) die Auffassung, dass heutzutage Identitäten-ob die Betroffenen sich dessen bewusst sind oder nicht-›Medienidentitäten‹ sind, da viele Muster, Strukturen, Diskurse und Themen, die unsere Identität prägen und berühren, ausschließlich über Medien internalisiert worden sind. Bernadette Kneidinger (vgl. ebd.) fügt hinzu,
Politiken - Medien - Subjekte
Das vorliegende Kapitel knüpft an das Kapitel 3 an und komplettiert die dort eingenommene theoretisch-konzeptionelle Perspektive. Während jenes in erster Linie Regierungstechniken, Normsetzungen und Sinnzuweisungen analysiert, beschäftigen wir uns mit der Frage, wie solche Techniken und Setzungen von Subjekten gelebt werden bzw. wie sie das Selbstverständnis der Einzelperson beeinflussen. Beide Kapitel gehen vom Foucaultschen Ansatz der Gouvernementalität (vgl. Foucault 2006) aus, um-mit jeweils unterschiedlicher Schwerpunktsetzung-das Zusammenwirken von Herrschaftstechniken (v.a. in Kapitel 3) und Subjektivierungstechniken (v.a. in diesem Kapitel) und die darin angelegten Raum-und Identitätskonstruktionen zu beleuchten. Zur Untersuchung dieses Zusammenwirkens wird in den hier präsentierten Fallstudien unterschieden zwischen dem Aspekt der Subjektivation, d.h. der Adressierung oder ›Anrufung‹ als Subjekt (vgl. Althusser 2010) und jenem der Subjektivierung, des Selbst-Verstehens (vgl. Bührmann/Schneider 2008); oder in anderen Worten: zwischen Prozessen der Aneignung und Zuschreibung sowie ihres Ineinandergreifens im Zuge von Alltagspraktiken (vgl. Reckinger/Wille/Schulz 2010). Der Schwerpunkt der folgenden Betrachtungen liegt dabei auf den in den Fallstudien empirisch zu beobachtenden Subjektivierungen. Der Subjektbegriff erlebt in den Kulturwissenschaften gegenwärtig eine gewisse Konjunktur. Die aktuellen Formen der Beschäftigung mit dem Subjekt haben sich allerdings von der abstrakten, philosophischen Auseinandersetzung mit dem Subjektbegriff in hohem Maße gelöst. Die kulturwissenschaftliche Subjektanalyse befasst sich mit dem empirischen Subjekt und dessen verschiedenen (historischen) ›Subjektivierungsweisen‹. Sie beruht somit auf einer Umkehrung der
Diaconu, Mădălina & Boteva-Richter, Bianca (ed.) Grenzen im Denken Europas. Mittel- und osteuropäische Ansichten, 2017
The purpose of this paper is to demonstrate that cultural identity of the community is not an ontological constant, but is impacted by its self- and world-perception.This claim can be proved with a case study of the space construction.In my argumentation, I refer to Jurij Lotman, whose analysis of the historical texts clearly demonstrates the dependence of geographical concepts from the social situation.I will also show that and how the geographic space loses its fixed topography and turns into a territorial metaphor of the historical-political reality.In addition, I focus on the dynamics of the processes of cultural identification and their relation to politics.
Identitätsräume, 2004
2015
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Theoretische Annäherungen und empirische …, 2002
Hacettepe Üniversitesi Yabancı Dil Olarak Türkçe Araştırmaları Dergisi, 2021
In diesem Artikel wird der Begriff Identität im Allgemeinen als Konstruktionsprozess im Rahmen der narrativen Identität behandelt. Es werden einzelne Aussagen der ausgewählten Theoretiker und dessen Identitätsbegriff analysiert und mit der narrativen Identitätskonstruktion verbunden, um das Forschungsthema effizienter zu gestalten. Der Grundgedanke der narrativistischen Theorien liegt darin, dass Subjekte ihre personale Identität im Erzählen des Selbst konstruieren. In den verschiedenen Ebenen, der jeweils unterschiedlichen Verfahren der narrativen Identitätskonstruktion, steht die Sprache im Zentrum, denn sie dient als Medium und resultiert aus dem Zusammenwirken des Erzählens des Selbst und des Erzählens anderer, wodurch die Reflektion des Selbstbildes und die des Fremdbildes entsteht. Der vorliegende Artikel nimmt diesen Grundgedanken auf und überarbeitet narrative Identitätskonstruktionen als reflexives und intersubjektives Verfahren, wobei im Fokus die Termini Einstellungen,
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2017
The article explores how persons conceive of themselves as individuals. Often, they attribute personality traits to themselves which they exemplify or justify by reference to former life episodes. According to dominant narrative approaches, this biographical self-understanding is entirely constituted by so-called “self-narratives,” that is, the way in which persons construct stories about themselves and their lives. Against this line of thought, it will be argued that the self-understanding of persons is not only characterized by narrative structures but also by certain phenomenal as well as invariant features. This will be shown by analysing a non-narrative sense of self-identity across time, which necessarily grounds biographical self-understanding.
Mensch und Lebensraum, 1997
Wir leben heute - im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts - in einer Welt, die uns alle immer wieder zutiefst verunsichert. Sie ist durchsetzt von Bedrohungen, die früheren Generationen nicht bekannt waren. Gleichzeitig ist es aber auch eine Welt, die den meisten Personen ein größeres Möglichkeitsfeld der Lebensgestaltung eröffnet, als dies bisher je der Fall war. Beide Aspekte, die zunehmende Ungewissheit wie die zunehmenden Wahlmöglichkeiten, können als Bedingung und Ausdruck der Globalisierung der Lebenskontexte aller Menschen gedeutet werden. Obwohl die meisten Menschen ihr Alltagsleben ausschließlich in einem lokalen Kontext verbringen, sind heute die meisten alltäglichen Lebensbedingungen in globale Prozesse eingebettet. Das Lokale und Globale sind heute miteinander verbunden. Globale Prozesse äußern sich im Lokalen und sind gleichzeitig Ausdruck des Lokalen. Dies ist ein wesentliches Merkmal spät-moderner Gesellschaften. Über unsere Lebensweise sind wir in globale Prozesse eingebettet, auch wenn wir uns in unserer körperlichen Alltagspraxis nicht über die Ortsgrenzen hinaus begeben. Diese Bedingungen ermöglichen die zuvor angedeutete enorme Ausdehnung der persönlichen Wahlmöglichkeiten und Reichweiten. Doch sie führen - so lautet eine der hier vertretenen Thesen - gleichzeitig auch zu vielfältigen Verunsicherungen und Zwängen. Zudem und vor allem stehen sie auch an der Basis des vielzitierten Identitätsverlustes der modernen Menschen. Diese Bedingungen bilden gleichzeitig den Kern der Konsequenzen der Aufklärung. Zahlreiche Strategien zur Behebung dieser Verunsicherungen sind rückwärts gerichtet. Identitätsfindung wird im Rahmen prä-moderner Denkmuster erhofft, allerdings ohne die Möglichkeit der Wiederherstellung prä-moderner Lebensweisen. Dabei sind, zumindest von einem handlungstheoretischen Standpunkt aus, zahlreiche problematische Kombinationen zu beobachten, welche eher zu einer halbierten Rationalität im Sinne eines technisierten Instrumentalismus kombiniert mit einer prä-modernen Weltsicht führen, als zur Entwicklung einer ontologisch angemessenen Identität. Zu den aktuell dramatischsten Formen dieser rückwärts-orientierten Strategien sind sicher Regionalismus und Nationalismus zu zählen. Dabei kommt dem Raum im Zusammenhang mit der suggerierten Identität eine zentrale Bedeutung zu.
2013
Der Autor kommentiert die Aufsätze von Rebekka Habermas und Pia Schmid die die Beiträge dieses Beiheftes eröffnen. Der Kommentator würdigt die Herangehensweisen der beiden Autoren, die mit ihren Abhandlungen das Thema nicht allein in historischen Exempeln behandeln, sondern zugleich auch die methodischen Probleme in der Entstehung und Nutzung von "Ego"- Dokumenten erörtern. Damit gewinnen diese Beiträge seines Erachtens eine zweifache Dimension, sie geben Aufklärung über den historischen Kontext und zugleich Aufklärung über die historiographischen Probleme. Die Abhandlungen verdeutlichen damit auch, dass Ego-Dokumente, hier: "Lebensläufe", für ihre Urheber nicht weniger als für ihre aktuellen Leser ein Interpretationsproblem eigener Art aufwerfen. (DIPF/Orig./Ba.)
Hg. von Ulrike Boskamp, Amrei Buchholz, Annette Kranen, Tanja Michalsky (Römische Studien der Bibliotheca Hertziana 46), 2020
Autoren und Herausgeberinnen haben sich bis Redaktionsschluss intensiv bemüht, alle Inhaber von Abbildungsund Urheberrechten ausfindig zu machen. Personen und Institutionen, die möglicherweise nicht erreicht wurden und Rechte beanspruchen, werden gebeten, sich nachträglich mit dem Verlag in Verbindung zu setzen.
Medienerziehung, 2002
Die Frage nach Identität und der Verortung des Subjekts ist in der so genannten "Postmoderne" akut geworden. Pluralisierung, Individualisierung, Globalisierung und Mediatisierung sind die Schlagworte, die im Mittelpunkt der Diskurse über eine sich verändernde Gesellschaft stehen. Umbrüche gehören zum Alltag eines jeden Individuums, Identität kann vor diesem Hintergrund nicht mehr als stabil und kohärent gesehen werden, sondern wird als stetiger subjektiver Konstruktionsprozess begriffen. Auch wenn dieser Prozess als niemals abgeschlossen gesehen werden kann, kommt der Jugendphase tragende Bedeutung zu, in der wesentliche Entscheidungen und Dispositionen der Selbstverortung getroffen werden. Medien stehen als Kristallisationspunkt im Zentrum der Auseinandersetzung, sie durchdringen den Alltag wie alle gesellschaftlichen Lebensbereiche und liefern eine Vielzahl an Identifikationsangeboten. Sie sind untrennbar damit verbunden, wie Menschen sich selbst und ihre Beziehungen zu anderen definieren und artikulieren. Mit der Schwächung von gesellschaftlichen Institutionen wie Familie, Kirche und Schule wird der Rezeption von Medientexten und Populärkultur daher bei der Herstellung von Identität immer stärkere Bedeutung zugemessen. Im Spannungsfeld zwischen Medienwirkung und
Nation, Körper und Geschlecht in den Medien. Eine Topografie
Die Einigkeit stiftende Kraft des Raumes hat der österreichische Philosoph Robert Reininger festgehalten: »Die Funktion der Zeit ist antithetisch zu der des Raumes: die Zeit trennt, der Raum eint … Der Raum unserer Anschauung unterliegt selbst nicht der Entwicklung durch die Zeit: er ist ›immer‹ und er ist immer Gegenwart: er ist das Jetzt Intentionaler Bewusstheit« (Reininger 1970: 121). Wir wollen der Antithese von Zeit und Raum nicht zustimmen, liegt ihr doch auch ein Gendering zugrunde, demzufolge Männlichkeit der Energie, der Kraft und der Zeit, Weiblichkeit der Harmonie, der Form und dem Raum zugeordnet wird. Demgegenüber gehen wir davon aus, dass auch Raumvorstellungen zeitlich gebunden sind, dass sie zwar Solidität und Gemeinschaft vermitteln, dies aber das Resultat sozio-kultureller Praktiken ist. Wir haben es mit einem paradox anmutenden Phänomen zu tun-Räume erscheinen uns als etwas Gegebenes, sie werden aber durch komplexe soziale Interaktionen hergestellt. Gleichzeitig sind es gerade die den Raum konstituierenden Praktiken, die eine identitätsstiftende Funktion erfüllen. Wenn wir im Folgenden den Begriff ›Identitätsraum‹ verwenden, um der Verortung der Subjekte in identitätsstiftenden Räumen nachzuspüren, denken wir diese komplexen Wechselwirkungen, die dabei im Spiel sind, immer mit. Identitätsräume sind für uns Orte für die (Re-)Produktion und Repräsentation von Subjekten; sie sind Terrains, die durch Grenzziehungen abgesteckt werden. Eine Topografie von Identitätsräumen muss mindestens den Körper und die Sexualität als die vermeintlich biologisch markierte Grenze unserer Identitätsvorstellungen beinhalten und globale wie nationale Räume als ihr geografisch markiertes Terrain. Diese diskursiven Vorstellungen kreuzen sich mit anderen machtvollen Markierungen und Diskursen wie jenen um Gender und Ethnie. Medien sind als zentrale Bedeutungsproduzenten Agenten dieser Diskurse, sie produzieren und reproduzieren sie, sie tragen zu ihrer Stabilität und ihrer wirkmächtigen Präsentation
2011
Gründungsszene zurückgeworfen, welche eine genuin atechnische épistéme als Hauptschauplatz des philosophisch-wissenschaftlichen Programms hervorgebracht hat. 20 Diese war im Kern eine Bewegung gegen die rhetorische Technisierung des Logos, die Platon den von ihm so benannten Sophisten vorwarf. Entsprechend bringt Isabelle Stengers die heutige Situation passend auf den Punkt, wenn sie davon spricht, dass »die Macht des Computers als Simulationsinstrument [...] unter den Wissenschaftlern eine neue Spezies [hervorbringt], die man »neue Sophisten« nennen könnte, Forscher, deren Engagement sich nicht mehr auf eine Wahrheit bezieht, welche die Fiktion zum Schweigen bringt, sondern auf die Möglichkeit, die mathematische Fiktion zu konstruieren, durch die jedes beliebige Phänomen reproduziert werden kann«. 21 Vor diesem Hintergrund steht heute erneut zur Debatte, welche Begriffe, Konzepte und Denkformen uns bereitstehen oder wir zu entwickeln hätten, um uns orientieren zu können. Durch welche Bedingungen-und das liest sich heute eben als: Durch welche medialen Bedingungen-ist unsere Möglichkeit zu wissen geprägt? Und zuletzt: Wie spricht man angemessen über Medialität als dem »eigentlichen Ort der Uneigentlichkeit«? 22 Das Mittel der Wahl zur Erkundung solcher Fragen, die wir hier nur positionieren wollen aber bestimmt nicht schon beantworten können, scheint zunächst sinnvollerweise in Michel Foucaults archäologischem Geschichts-bzw. Strukturverständnis zu liegen. Natürlich sind Umbrüche auf dem Sektor des Medialen kulturgeschichtlich nichts Neues, doch muss man sich bei einer Betrachtung der historischen Entwicklung davor hüten, nach so etwas wie stammesgeschichtlicher oder erbrechtlicher Vorläufern des Heute zu suchen. Postulierte man eine solche Kontinuität hiesse das, mit Foucault gesprochen, sich als Historiker kurze Hosen anzuziehen 23. In der Folge von Gaston Bachelard, George Canguilhem und Michel Serres entwirft Foucault eine Methode, die »mehrere Vergangenheiten, mehrere Verkettungsformen, mehrere Hierarchien der Gewichtung, mehrere Determinationsraster, mehrere Teleologien für ein und dieselbe Wissenschaft entsprechend den Veränderungen ihrer Gegenwart erscheinen lassen«. 24 Ein Mittel-wenn nicht sogar das Baron
Mediensozialisationstheorien, 2007
In diesem Beitrag möchte ich auf der Grundlage von Mediensozialisationsstudien darüber reflektieren, wie die Medien in der heutigen Gesellschaft als Risiken und Ressourcen für die Identitätskonstruktion von Kindern wirksam werden . Die Mediensozialisationsforschung befasst sich dabei mit dem Spannungsverhältnis von Selbstsozialisation und bewusst gestalteter Erziehung (Fromme u.a. 1999). In einer Studie in 12 europäischen Ländern wurden insgesamt etwa 15.000 Kinder von 6 bis 16 Jahren befragt (vgl. Livingstone/Bovill 2001). Dabei zeigte sich, dass das Fernsehen nach wie vor das Leitmedium im Alltag der Kinder ist, heute gefolgt von Computer und Internet (vor allem bei Knaben) und dem Handy (vor allem bei Mädchen). In nachfolgenden Studien haben wir diesen Trend weiter verfolgt (Süss u.a. 2003a(Süss u.a. , 2003b)). Die neueste Schweizer Kinder-Medienstudie weist in dieselbe Richtung . »Computerspiele sind die Lieblingsbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen« ist in der Ausgabe Juni 2005 von Psychologie heute zu lesen. Diese These lässt sich empirisch nicht halten, allein schon deshalb nicht, weil die Mädchen damit nicht gemeint sein können (vgl. Husar 2005). Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie Kinder und Jugendliche sich im reichen Medienensemble ihrer Lebenswelten zurechtfinden und unter welchen Bedingungen Medien zu Risiken und zu Ressourcen für die Kindheit werden können. Ich vertrete dabei eine Haltung des kritischen Optimismus, das heißt meine theoretischen und empirischen Grundlagen lassen mich annehmen, dass unter der Bedingung, dass die Medienkompetenz der Kinder gefördert wird und Erwachsene eine verantwortungsvolle Haltung einnehmen sowie Medien konstruktive Beiträge zum Aufwachsen der Kinder leisten. Zuerst aber soll ein Blick auf die Risikopotenziale geworfen werden.
GW-Unterricht
Soziale Medien durchdringen die Alltagserfahrungen von Kindern und Jugendlichen in hohem Maße, damit gewinnt ihr Medienhandeln auch im Bereich der Aushandlung von Identät(en) an Bedeutung. Im Lauf des Sparkling Science Projektes MiDENTITY sind Unterrichtssequenzen, Methoden und Materialien entwickelt worden, die den Zusammenhang zwischen Medienhandeln und Identitätskonstruktionen von Jugendlichen thematisieren. In diesem Beitrag werden daraus jene Bausteine herausgestellt, die reflexive Mündigkeit in digitalen Kulturen unterstützen sollen: mit denen Schüler*innen Umfang und Vielfalt des Medienhandelns darstellen und reflektieren können, Interventionen in sozialen Medien wie Likes als soziale Handlungen mit Folgewirkungen erleben können, mit denen Wirklichkeit(en) mitkonstruiert werden. Zudem werden Aspekte des Spiels mit Identität(en) auch in sozialen Medien-etwa das Inszenieren und Ausgestalten von Profilenin den Blick genommen. Gemeinsam mit einer Skizze des Projekts, der Darstellung theoretischer Grundannahmen sowie der Einordnung in Unterrichtsprinzipien und Lehrpläne werden die mit Schüler*innen erprobten und adaptierten Methoden und Materialien für den Einsatz im Unterricht zur Verfügung gestellt.
Politiken - Medien - Subjekte
Der abstrakte Begriff der ›Grenze‹ lässt zunächst an eine Linie denken, die mindestens zwei Bereiche voneinander trennt und damit eine Unterscheidung einführt. Ebenso kann dem Begriff ein gewisser zonaler Charakter anhaften, wie schon der Blick in etymologische Untersuchungen zeigt (vgl. z.B. Böckler 2007; Eigmüller 2007;. Die Grenze erscheint dann nicht nur als Linie, sondern wird als (Schwellen-)Raum erfahrbar und ermöglicht so vielfältige Interaktionen. Eine Grenze kann ferner auf unterschiedlichen Ebenen konkretisiert werden: als territoriale Grenze, die etwa von Schlagbäumen und Zollkontrollen markiert wird, als soziale Grenze, die z.B. durch Statussymbole oder Konsumverhalten ausgedrückt werden kann, oder auch als ästhetische Grenze, die sich paratextuell oder museal inszenieren lässt. Je nach Konkretisierung bieten sich unterschiedliche Anknüpfungspunkte für verschiedene wissenschaftliche Disziplinen: Nicht nur für Geographie und Sozialwissenschaften, sondern auch für kultur-und geschichtswissenschaftliche Untersuchungen ist die Grenze zentral (vgl. Faber/Naumann 1995; Lamping 2001; Audehm/Velten 2007; Roll/Pohle/ Myrczek 2010). Die Grenze ist also per se ein Konzept, das über Disziplingrenzen hinweg Verwendung findet. Ein eindrückliches Beispiel dafür sind die Border Studies, die sich als interdisziplinäres Arbeitsfeld verstehen und (immer) weniger nach der Beschaffenheit von räumlichen oder sozialen Grenzen fragen, sondern vielmehr nach den sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Pro-
2000
For brain research and cognitive psychology, human spatial representation is a technical task. As the spatial orientation senses of animals, it is handled with a computer metaphor in mathematical space. Older and less fa miliar nowadays is the field of phenomenological spatial research. Bollnow, Merleau-Ponty, Straus etc. analyzed the subjective perception of space, and its historical and biographical perspective. Space as a meaningful object is already shaped in pre-language childhood, and remains a vehicle of emotions, values and norms, i .e. constitutes social identity throughout individual life. The paper deals with practical examples for the measurement and com parison of subjective space in planning and simulation projects; it also covers the particular effects of space si mulation media (CAD, endoscopy) on users. 1 . Raumrepräsentation als Technik Auf einen vergleichbaren Prozentsatz an So zialem stossen Sie auch, wenn Sie in einer interVGi i/2000 nationalen Datenbank For...
Kultur und Informatik: Interaktive Systeme, 2010
Die in Aus stellungen realisierten interaktiven Konzepte, basieren häufig auf einer bi-direkt ionalen Kommunikation, zwischen dem Objekt und dem Publikum. Jedoch, sind diese Konzepte heute noch ausreichend, oder suchen wir nach neuen, "demokratischeren Modellen"? Präziser nach Modellen, die über einen hohen Grad an Mitwirkungs möglichkeiten, die Einbindung des Publikums steigern, das Zusammenspiel von Autor, Publikum und Institution verändern, und so die kulturelle Vermittlungsarbeit für alle Beteiligten inspirierender gestalten. Interessant sind hier partizipative Konzepte, die eine multi-direkt ionale, auf soziale Erfahrungen des Publikums basierte, Kom munika tion in den Fokus rücken. Der hier vorgestellte Projektansatz übersetzt aktuell, prakti zierte Soziale Interaktionsmodelle in die Museumslandschaft und zeigt beispielhaft deren räumlich, mediale Integration.
Kultur — Medien — Macht, 2006
Fragen nach Identität und Selbst-Bewusstsein sind in den vergangenen gut 20 Jahren zum bevorzugten Thema sozial-und kulturwissenschaftlicher Analysen geworden. Doch schießt die Abwendung von der Vorstellung stabiler Identitäten und die Forcierung von Modellen der Fragmentierung und von Patchwork-Identitäten übers Ziel hinaus, denn die Intensität und Stoßrichtung der Diskussion korreliert nur zum Teil der Selbstwahrnehmung (post-)moderner Subjekte: Während theoretische Modelle und Konzepte von einer generellen Krise im Verhältnis von Individuen zu ihren Umwelten, zur Gesellschaft oder zur ‚Welt' schlechthin ausgehen, so dass persönliche Unsicherheit oder Fragmentierung, kollektive Instabilität oder das Schwinden lokaler bzw. nationaler Bewusstheit das aktuelle Selbst charakterisieren (Hall 1996; Hettlage 2000), versuchen sich viele Individuen in ihrer Eigenwahrnehmung, auch wenn sie mehr oder minder massive Störungen ihrer Autonomie erleben, doch weiterhin als bewusst, rational und autonom handelnde Subjekte zu begreifen. So lässt sich oft feststellen, dass Menschen den generellen Einfluss ‚der Medien' auf Gesellschaft und Individuen zwar hoch bewerten, doch zugleich von ihrer Fähigkeit zu einem ‚im Grunde' rationalen und autonomen Umgang mit Medien überzeugt sind. Umgekehrt bedürfen viele Medien-und besonders Werbebotschaften eines zumindest kurzfristig stabilen Ich, das diese Botschaften rezipiert. Das Selbst-Bewusstsein und die gesellschaftliche Positionierung eines Subjektes kann daher weder einseitig als aufklärerisches Festhalten an stabilen Identitätsentwürfen, noch im postmodernen Sinn als deren permanente Auflösung und Fragmentierung verstanden werden. Vielmehr wäre es naheliegend, von einer verdoppelten Identität auszugehen, die Aufklärung und Postmoderne zu vereinen trachtet oder einen Kurs zu steuern sucht, der beide Möglichkeiten inkludiert. Sowohl der stabil konstruierten Identität (in Form eines Gefühles von Sicherheit, aber auch des Zwanges einer unverrückbaren Positionierung), als auch dem fragmentierten Selbst (in Gestalt der Chance von Veränderbarkeit und Freiheit, aber auch der Unsicherheit von Flexibilität und situationaler Anpassung) wohnen individuelle Chancen und Gefahren, Freiheiten und Einschränkungen inne, die zugleich
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