Academia.eduAcademia.edu

4. Raum- und Identitätskonstruktionen durch mediale Praktiken

Politiken - Medien - Subjekte

Abstract

Die Erforschung der Beziehung zwischen Medien und Identität erhielt neue Impulse in den 1990er Jahren durch die Arbeiten von radikalen Konstruktivisten wie Jean Baudrillard (1991) und Siegfried J. Schmidt (1994). U.a. an Letztgenannten anknüpfend führte die Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung (BOAG) den Neologismus ›Medienidentität‹ ein. Nach Einschätzung der Autoren »geht es um die globale Allgegenwart elektronischer Massenmedien. Sind sie es doch, die uns seit nahezu 50 Jahren flächendeckend mit genau dem ›impliziten Wissen‹ versorgen, das wir anderen unterstellen können und auch unterstellen können, daß diese anderen es uns unterstellen. Aus den Massenmedien wissen wir, wie wir uns in bestimmten Kontexten und Situationen verhalten sollen und was in ihnen sagbar ist. Die Wirklichkeiten lokaler Kontexte werden durch die akuten Medienwirklichkeiten infiltriert. Dies in einem Ausmaß, das kommunales Wissen eher zur Sekundärwirklichkeit werden läßt« (BOAG 1997: 7). Zwar beeinflussen Medien persönliche Identität nicht in linearer, kausaler oder umfassender Weise (vgl. ebd.: 19) und bleibt die Frage offen, wie Medien persönliche und kollektive Identitätskonstruktionen im Einzelnen prägen (und umgekehrt), doch scheint es unter Medientheoretikern einen allgemeinen Konsens darüber zu geben, dass Medien und Identität untrennbar miteinander verknüpft sind. So vertreten Hepp et al. (2003: 18, zitiert in Kneidinger 2013: 44) die Auffassung, dass heutzutage Identitäten-ob die Betroffenen sich dessen bewusst sind oder nicht-›Medienidentitäten‹ sind, da viele Muster, Strukturen, Diskurse und Themen, die unsere Identität prägen und berühren, ausschließlich über Medien internalisiert worden sind. Bernadette Kneidinger (vgl. ebd.) fügt hinzu,