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2011
Rechtsgeschichte - Legal History, 2007
In: Schillers Zeitbegriffe. Hg. von Helmut Hühn und Peter Schnyder. Hannover 2018, S. 287-303
Die Zeit der >Gegenwart< bei Schiller Das Wort >Gegenwart< ist bis hinein ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts kein Zeitbegriff. Die Trias >Vergangenheit<, >Gegenwart<, >Zukunft< gibt es in substantivischer Form bis Ende des 18. Jahrhunderts praktisch nicht. Zedler definiert:»Gegenwart; in so ferne sie von Creaturen gesagt wird, bestehet sie in derjenigen Relation, da eine Sache mit der andern so zugleich existiret, daß sie sich mit ihrem Wesen bey derselben entweder nahe oder nicht nahe befindet.«1
Kursbuch 212: Jetzt wird's knapp, 2022
Spätestens wenn der Mensch die Halbzeit seines Lebens erreicht hat, wird ihm die Zeitlichkeit und damit seine Endlichkeit bewusst. Die Midlife Crisis kann donnernd als Zäsur über uns hereinbrechen, vielleicht am 50. Geburtstag. Das Gefühl einer zunehmenden Zeitknappheit ob der ins Bewusstsein rückenden Endlichkeit kann sich aber auch langsam einschleichen. Die Hochkulturaffinen unter uns kennen die folgende Stelle. Die Zeilen von Hugo von Hofmannsthal, der die Marschallin in der Oper von Richard Strauss ihre erlebte Zeitknappheit mit den Worten beginnen lässt, "Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding", zeugen von Bewusstsein der verrinnenden Zeit. Die Marschallin, die Angst hat, zu alt für ihren Geliebten zu sein, spürt die Zeit rieseln und steht in ihrer Verzweiflung nachts auf, um die Uhren anzuhalten.1 Zeit wird ganz existentiell knapp. Könnten wir nur die Lebenszeit anhalten, so wie die Uhren stehen bleiben, wenn man sie anhält.
2021
Welche Gegenwart ist eigentlich gemeint, wenn von »Gegenwartskunst« die Rede ist? Im theoretischen Diskurs über Gegenwartskunst bleiben grundlegende Probleme der Zeitlichkeit im Verborgenen. Gegenwart wird meist als gegeben vorausgesetzt oder als Vergegenwärtigung von Geschichte dienstbar gemacht. Die grundlegende Krise der Zeit aber bleibt ungedacht. -- Marcus Quent entwickelt die strukturellen Spaltungen und Verdopplungen im Begriff der Gegenwart, um den besonderen Einsatz der Kunst als Konstruktion der Zeit zu denken. Er geht dabei nicht von einer Kunst »unserer« historischen Gegenwart aus, sondern richtet den Blick auf eine Gegenwart, die in der Kunst erst hervorgebracht wird. In Auseinandersetzung mit Theodor W. Adorno, Gilles Deleuze und Alain Badiou entwickelt er drei Modelle einer künstlerischen Zeitkonstruktion, bei denen die Gegenwart der Kunst im Mittelpunkt steht: Kraftfeld, Monument und Konfiguration. -- Gegen den geschichtlichen Zugriff lautet die These des Buchs: Das, was wir Zeit nennen, gibt es letztlich nur aufgrund einer künstlerischen Konstruktion der Zeit. Ein Nachdenken über das zeitgenössische Unbehagen an der selbstreferentiellen Gegenwart verbindet das Buch auf diese Weise mit einer Aufmerksamkeit für die Gegenwartskunst, die Zeit zuallererst denkbar macht. 2021 378 Seiten. ISBN: 978-3-0358-0458-4 Buch: 30 €
Die Anwesenheit eines Mannes hindert eine Frau daran, ihr Shopping-Potenzial ganz auszuschöpfen.« Diese bemerkenswerte Problematisierung, meine Damen und Herren, fand sich im Frühjahr 2014 auf einer Webseite der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), angelegt als Eigenwerbung für einen Beitrag in der NZZ am Sonntag, wo man die ganze Misere nachlesen kann. Der Titel dann dort: Sie will shoppen, er stört (Helg 2014). Kurzum: Männliche Präsenz blockiert weibliches Potenzial. Paradoxerweise ist es ein Satz Theodor W. Adornos, der sich am reibungslosesten sinn-und zweckentfremden ließe, fühlte man sich veranlasst, den männlichen Störenfried zu rügen: »Vernünftig«, so nämlich schreibt Adorno, sei »die Menschheit eingerichtet einzig, wofern sie die vergesellschafteten Subjekte ihrer ungefesselten Potentialität nach erhält« (Adorno 2003: 775). Dass Adorno mit seiner »ungefesselten Potentialität« so ziemlich das Gegenteil dessen im Blick gehabt haben dürfte, was uns im Blendbild der schier unerschöpflichen weiblichen Kauflust vorschwebt, bedarf hier keiner gesonderten Erörterung. Bei Georg Simmel hingegen bin ich mir nicht ganz so sicher, ob er, konfrontiert mit dem besagten Teaser in der NZZ am Sonntag, nicht eine gewisse Genugtuung empfände -eine Genugtuung darüber, dass seine anno 1911 formulierte Bestimmung dessen, was die »Weibliche Kultur« (Simmel 1996) ausmache, auch hundert Jahre später noch plus ou moins zuzutreffen scheint. In der gleichnamigen Schrift erörtert Simmel die Potentialitätsfrage hinsichtlich der »Bedeutung des Entwicklungsbegriffs für die ganze männlich-weibliche Kulturfrage« (Simmel 1996: 422). Vom männlichen Standpunkt her besehen, so schreibt er, möge Potentialität als »Unentwickeltheit von Endwerten« (Simmel 1996: 426) gelten und daher immer nur im Sinne einer »Anwartschaft auf eine andere, zukünftige Formung« (Simmel 199: 425) von Bedeutung sein. In der »weiblichen Psyche« (Simmel 1996: 426) hingegen sei Potentialität stets ein sinnvoll Gegebenes, eine Möglichkeit nämlich »im Sinne wesensbestimmender Wirklichkeit« (Simmel 1996: 427). Kein Wunder also -und ich spitze der Anschaulichkeit halber nochmals etwas zu -, dass es zu Reibungen kommt: Für einen Mann, in seiner Eigenschaft eines Shoppingmall-Muffels, birgt das Ausleben von Kauflust im Kaufhaus
2011
Kleider formen unseren Körper. Per Schulterpolster, Pumphose und Push-up ist einiges möglich. Je nach Trägermodell wird betont oder verschleiert: Dank Slim-fit oder Loose-cut kann der Blick gelenkt und abgelenkt werden. Mehr noch als sich im Sinne der Funktionskleidung vor Sturm, Regen und Kälte zu schützen, gilt es, sich modisch vor Blicken zu wapp nen, die einen treffen wie der Blitz. Derartige Überle gung scheint gleichermaßen aktuell wie geläufig und schließlich auch nichts Neues zu sein, insofern Mode und Körper als Statussymbole anzusehen sind, die es schon seit jeher gibt. 1 Es ist das dichte Flechtwerk aus "Schutz, Scham, Schmuck", 2 wie Roland Barthes es aufzählt, das die Mode und jene, die sie tragen, zum Hingucker macht.-Erst recht dann, wenn eine Kamera ins Spiel kommt. Denn eben dieses Verhältnis von Verhüllen und Ausstellen, Führen und Verführen, anders gesagt: das altbekannte Spiel von Sehen-und-Gesehen-werden, wird mit der Fotografie ins Extrem getrieben. Ganz und gar im Sinne eines Hinguckers verstärken Mode und Fotografie sich gegenseitig, ver knüpfen sich, werden zu dem, was ‚Modefotografie' heißt und stellen jeweilige Charakteristika eindrucks voll facettenreich vor Augen. Es geht an dieser Stelle also nicht einmal mehr um den Versuch, sich mit den verschiedenen Argumenten zur Abgrenzung von Kunst und Kommerz zu beschäf tigen, sondern um Mode-Fotografie als solche und um jenen Bindestrich dazwischen, der auf dieses Zu sammenspiel verweist. Es geht darum, dass die Mo defotografie eine Fotografie ist-das ist keine These, sondern eine Tatsache. Bemerkenswert ist, dass sich in der Mode-Fotografie zwei Künste zusammentun, deren Kunst-Sein nicht immer schon derart anerkannt war, wie es mittlerweile in Museen und Galerien bestätigt und durch For schung und Literatur bestärkt wird. Konnte die Foto grafie sich schon vor Längerem von der Festlegung aufs Dokumentarische befreien, wird sie unterdessen
Erwartung, 2019
Kant-Studien, 2019
Introduction
in: "Absolute Gegenwart", hrsg. v. Marcus Quent, Berlin: Merve 2016, S. 16-27
2011
Zeitgemäße Unzeitgemäßheit Hermann Cohens Philosophie heute MYRIAM BIENENSTOCK (Tours), HELMUT HOLZHEY (Zürich), ANDREA POMA (Turin) Gesprächsleitung: URSULA RENZ (Klagenfurt) Ursula Renz: Hermann Cohen macht es seinen Lesern schwer. Schon seine Zeitgenossen sollen "Verzweiflungsschreie" ausgestoßen haben angesichts der Hindernisse, die seine Texte dem Verstehen in den Weg legen. 1 Angesichts der Bedeutung, die die Marburger Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der europäischen Philosophie hatte, verstand es sich allerdings damals für viele Leser von selbst, dass sie sein Denken trotz der Sperrigkeit seiner Texte verstehen wollten. Heute präsentiert sich die Ausgangslage anders: Hermann Cohens Werk ist weder aktuell, noch gehört es zum Kanon. Warum sollten wir seine Schriften trotzdem lesen? Myriam Bienenstock: Als junge Forscherin wollte ich mich den Schriften von Hermann Cohen nicht nähern-weder in Frankreich, wo ich studierte, noch in Jerusalem, wo ich danach lehrte. Auch dort hatte Cohen den Ruf eines veralteten, überholten Denkers. Vor einigen Jahren bin ich dann ganz zufällig-über die Randbemerkung einer Begriffserklärung in einem philosophischen Wörterbuch-auf Die Ethik des reinen Willens gestoßen. Dort habe ich dann nicht nur entdeckt, dass vor mir die Quelle vieler heute gut rezipierten Ideen lag, sondern auch, dass mir Cohen die eigentlichen philosophischen Fragen viel genauer und eindringlicher erklären konnte als viele seiner Nachfolger. Ein Beispiel, das ich geben könnte, wäre Rousseau, über dessen Schriften Sie doch sicher sagen würden, dass sie zum Kanon gehören: Die Art und Weise, wie Cohen die oft für widersprüchlich gehaltenen Positionen erklärt, gehört zum Erhellendsten, was ich je darüber gelesen habe, und zu Rousseau hatte ich die Sekundärliteratur damals schon sehr intensiv studiert, beispielsweise auch Cassirer. Cassirer ist ja ein Schüler von Cohen gewesen, und er hat aus Cohen geschöpft, auch in seiner Lektüre von Rousseau. Ich habe dann aber entdeckt, dass die Lektüre des Lehrers noch viel fruchtbarer ist als die Lektüre des Schülers, auch wenn sich Cassirer viel einfacher und fließender lesen lässt als Cohen selbst. An Cohen-dies gilt sicher auch für andere Philosophen, doch für ihn auf ganz 1
2020
Ausgehend von einem Bericht aus dem 18. Jahrhundert über indigene Heilverfahren der Chiquitos fragt der Beitrag nach einer adäquaten Haltung gegenüber zunächst fremden Wissenspraktiken, ohne in eine koloniale Geste zu verfallen, und weiter: Welche narrativen Strategien und Tricks gilt es zu kultivieren, um Praktiken, die innerhalb einer modernen Epistemologie keinen Platz haben, zu beschreiben, ohne sie zu disqualifizieren? Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie, Donna Haraways Plädoyer für partiale Perspektiven und Isabelle Stengers' Ökologie der Praktiken bieten Anknüpfungspunkte, um gegen die Trennung von Natur und Kultur in der Geschichte der Moderne zu argumentieren. Vor diesem Hintergrund könne begonnen werden, dekoloniale Gegenerzählungen ernst zu nehmen und das moderne Paradigma zu »zermürben«.
Von Rodin bis Baselitz. Der Torso in der Skulptur der Moderne, Staatsgalerie Stuttgart, Ausstellungskatalog, 2001
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2011
Zeitgemäße Unzeitgemäßheit Hermann Cohens Philosophie heute MYRIAM BIENENSTOCK (Tours), HELMUT HOLZHEY (Zürich), ANDREA POMA (Turin) Gesprächsleitung: URSULA RENZ (Klagenfurt) Ursula Renz: Hermann Cohen macht es seinen Lesern schwer. Schon seine Zeitgenossen sollen "Verzweiflungsschreie" ausgestoßen haben angesichts der Hindernisse, die seine Texte dem Verstehen in den Weg legen. 1 Angesichts der Bedeutung, die die Marburger Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der europäischen Philosophie hatte, verstand es sich allerdings damals für viele Leser von selbst, dass sie sein Denken trotz der Sperrigkeit seiner Texte verstehen wollten. Heute präsentiert sich die Ausgangslage anders: Hermann Cohens Werk ist weder aktuell, noch gehört es zum Kanon. Warum sollten wir seine Schriften trotzdem lesen? Myriam Bienenstock: Als junge Forscherin wollte ich mich den Schriften von Hermann Cohen nicht nähern-weder in Frankreich, wo ich studierte, noch in Jerusalem, wo ich danach lehrte. Auch dort hatte Cohen den Ruf eines veralteten, überholten Denkers. Vor einigen Jahren bin ich dann ganz zufällig-über die Randbemerkung einer Begriffserklärung in einem philosophischen Wörterbuch-auf Die Ethik des reinen Willens gestoßen. Dort habe ich dann nicht nur entdeckt, dass vor mir die Quelle vieler heute gut rezipierten Ideen lag, sondern auch, dass mir Cohen die eigentlichen philosophischen Fragen viel genauer und eindringlicher erklären konnte als viele seiner Nachfolger. Ein Beispiel, das ich geben könnte, wäre Rousseau, über dessen Schriften Sie doch sicher sagen würden, dass sie zum Kanon gehören: Die Art und Weise, wie Cohen die oft für widersprüchlich gehaltenen Positionen erklärt, gehört zum Erhellendsten, was ich je darüber gelesen habe, und zu Rousseau hatte ich die Sekundärliteratur damals schon sehr intensiv studiert, beispielsweise auch Cassirer. Cassirer ist ja ein Schüler von Cohen gewesen, und er hat aus Cohen geschöpft, auch in seiner Lektüre von Rousseau. Ich habe dann aber entdeckt, dass die Lektüre des Lehrers noch viel fruchtbarer ist als die Lektüre des Schülers, auch wenn sich Cassirer viel einfacher und fließender lesen lässt als Cohen selbst. An Cohen-dies gilt sicher auch für andere Philosophen, doch für ihn auf ganz 1
2018
The article deals with the relationship between the structural dynamics and the time regime of society. If the premises of system theory, critical theory and discourse analysis are related to each other, a resonance theory can be developed by which resonance distributions between social areas can be analyzed. This theoretical foundation enables us to describe social transformation processes and criticize them as a crisis diagnosis of modernity. Our investigation is guided by the following thesis: The structural dynamics of society and the associated time relationships are dependent on a prevailing social resonance pattern that leads to a hegemonic time regime. Although alternatives to this pattern of resonance are possible and they are also visible in society in numerous and varied ways. But they become less likely, the more powerfully the hegemonic discourse in the political enforces the hegemonic time regime against alternatives. Through our analytical framework, we observe the co...
Der Zeitbegriff in der Philosophie Maurice Merleau-Pontys (1908-61) ist ein von der Forschungsliteratur noch kaum bearbeitetes Thema. Dieses Buch zeichnet die Entwicklung des Zeitkonzepts vom frühen Hauptwerk Phänomenologie der Wahrnehmung bis hin zur posthum erschienenen Schrift Das Sichtbare und das Unsichtbare nach. Dabei wird gezeigt, dass es sich um eine Weiterentwicklung der phänomenologischen Zeittheorie hin zu einer ontologisch fundierten Konzeption handelt und nicht um einen theoretischen Bruch. Der Merleau-Pontysche Zeitbegriff steht für ein modernes Philosophieren, das die subjektive Erfahrung als notwendig welthaltig erweist und Zeit jenseits des Dualismus erfasst. Dieses Konzept ist im besonderen für aktuelle Debatten in Evolutionstheorie und Kognitions-wissenschaften interessant, insofern es Perspektiven zu integrieren vermag, die in der klassischen Erkenntnistheorie einander ausschließen und zu Vereinseitungen führen. Das Buch bietet einen Überblick zum Zeitdenken Merleau-Pontys und stellt zugleich wichtige Begriffe und Zusammenhänge seines Denkens vor. Es richtet sich vor allem an Leser mit philosophischen Vorkenntnissen und Interessierte aus anderen Disziplinen.
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