2015, Aktuell restauriert: Das Fastentuch-Fragment des Thomas von Villach
Von dem Meister von Gerlamoos zu Thomas Artula Den Kärntner Maler, der später als Thomas von Villach identifiziert wurde, in die Kunstgeschichte eingeführt zu haben ist das Verdienst Paul Hausers, des späteren, zu früh gestorbenen Landeskonservators für die Steiermark. In seiner unter Betreuung von Berthold Riehl in München entstandenen und 1905 in Klagenfurt gedruckten Dissertation 1 machte Hauser auf die Wandmalereizyklen in Thörl und Gerlamoos aufmerksam, die er einem unbekannten, "Meister von Gerlamoos" getauften Maler zuschrieb (Taf. XVI-XVIII, Abb. 1-4). Die Hand dieses Malers erblickte er auch auf den Flügelinnenseiten eines Altärchens in Treffling (Taf. XIII, Abb. 6). Eine neue Epoche in der Erforschung unseres Künstlers leitete Otto Demus in seiner Funktion als Landeskonservator für Kärnten in den Jahren 1929 bis 1936 ein. Durch zahlreiche Neuentdeckungen, vor allem von Werken, die mit dem schon länger bekannten, 1428 in Millstatt bezeugten Maler Friedrich von Villach in Zusammenhang gebracht werden konnten, klärte sich das Bild. Nach seiner Rückkehr nach Wien verfasste Demus eine lange Studie in zwei Teilen, die 1937 und 1938 erschienen ist. 2 Im ersten, den Wandmalereien gewidmeten Teil skizzierte er auf dieser Basis das künstlerische Profil des Malers. Während seiner Tätigkeit in Kärnten war nur ein neues Werk des Meisters entdeckt worden, das Stifterfresko in St. Paul im Lavanttal im Jahr 1932 (Taf. XX). Demus konnte den Zyklen in Thörl (verrestaurierte Nordwand des Chors und innere Triumphbogenwand) und Gerlamoos sowie dem St. Pauler Stifterfresko schließlich auch noch das seit Langem bekannte, historisch bedeutende Landplagenbild des Grazer Doms hinzufügen (Taf. XIX). Noch ergiebiger waren die Funde im Bereich der Tafelmalerei, die Demus im zweiten Teil seiner Studie vorstellte. Erfasst wurde nahezu das gesamte uns bekannte OEuvre an Tafelgemälden, die vorwiegend von zerlegten Flügelaltären stammen. Teilweise waren sie damals verschollen und sind inzwischen wieder aufgetaucht oder aber sie sind-wie im Fall der Marientafel von Gailitz (Taf. XXVa)-erst nachher verschollen oder vernichtet worden. Einen Schwerpunkt setzte Demus dabei auf die ältere Villacher Werkstatt des Meisters Friedrich. Klar zeigte sich die große formale und stilistische Abhängigkeit des Gerlamoosers von seinem älteren Kollegen, was dazu führte, ihn zu Friedrichs Schüler und Nachfolger zu erklären. In seiner Studie zum Meister von Gerlamoos musste Demus noch ohne einen konkreten Namen vorgehen, obwohl er bereits die Vermutung äußerte, der Maler könnte Thomas heißen. 3 Die Lage änderte sich, als sein Nachfolger, Walter Frodl, im Jahre 1938 die Freilegung der Gewölbemalereien und die Entrestau