2012, Datenschutz und Datensicherheit - DuD
Jeder kennt diese Situation: man will noch schnell das eine Dokument fertig stellen, die Präsentation aufrufen oder die E-Mail abschicken, da kommt das ominöse Fenster mit der Aufforderung, den Rechner neu zu starten, da sicherheitskritische Updates eingespielt wurden. Man ist schon so an diese Anfrage gewöhnt, dass man die mögliche Ernsthaftigkeit der Lage gar nicht mehr erkennt, man meint, das Risiko abschätzen zu können, und klickt mutig auf "später". Was passiert da genau? Ist ein Patch wirklich so wichtig? Müsste man immer sofort seine Arbeit abbrechen, und den Rechner neu starten, um das Sicherheitsrisiko zu minimieren? Und gibt es denn Aussicht auf Verbesserung, indem es irgendwann "sichere" Software gibt? Gibt es so etwas wie sichere Software überhaupt? Und welche Möglichkeiten hat ein Anwender? Dieser Artikel versucht diese Fragen zu beantworten. Der Beitrag ist wie folgt gegliedert: in einem ersten Abschnitt wird der Bedarf für sichere Software etwas detaillierter untersucht, dafür ist es erforderlich, dass die Entwicklung von Betriebssystemen und Software betrachtet wird. Danach wird auf die Machbarkeit von sicherer Software eingegangen, insbeson-dere werden inkrementelle Vorgehensweisen wie SAMM mit deskriptiven Ansätzen a la Common Criteria verglichen. Software-Hersteller sind betriebswirtschaftlichen Zwängen unterworfen, diese bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Sicherheit. Dieser Aspekt wird im dritten Abschnitt betrachtet. Im Anschluss daran findet sich ein Überblick über aktuelle Best Practices zur Herstellung von möglichst sicherer Software, und zwar unter realistischen Marktbedingungen. Nach der Perspektive der Hersteller wird die Sichtweise der Anwender eingenommen und versucht zu eruieren, welche Möglichkeiten Anwender überhaupt haben, um erstens die Situation einschätzen zu können und zweitens Maßnahmen zu ergreifen. Die Diskussion wird abgerundet mit einem Abriss über die sicherheitspolitische Dimension, neudeutsch "Cyberwar" genannt, und es wird die Frage gestellt, ob überhaupt vor dem dargestellten Hintergrund sichere Software erwartet werden kann.