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Vorwort der Herausgeber

2018, Bioenergetik als mentalisierende Körperpsychotherapie

Abstract

Wir begegneten uns vor knapp dreißig Jahren, der eine, Jens Tasche, ein gestandener Bioenergetischer Analytiker in eigener Praxis, der andere, Reinhard Weber-Steinbach, nach zehnjähriger ärztlicher Tätigkeit in verschiedenen medizinischen Disziplinen kurz vor Beginn der Ausbildung zum Facharzt für Kinder-und Jugendpsychia trie und in Ausbildung zum Bioenergetischen Analytiker stehend. Jens Tasche hatte sich schon geraume Zeit damit beschäftigt, wie sich die Bindungstheorie und Theorien zum Narzissmus in das Theorie-und Behandlungsmodell der Bioenergetischen Analyse integrieren ließen. Bei Reinhard Weber-Steinbach entstand über die klinische kinder-und jugendpsychiatrische Arbeit ein besonderes Interesse an Borderline-Störungen. So begannen wir, aus hier eher sozialwissenschaftlicher, dort medizinisch-naturwissenschaftlicher Perspektive, über den Rand des eigenen Tellers auf den des Anderen zu schauen. Wir begriffen Borderline-Störungen als strukturelles Problem und betrachteten es aus bioenergetischer wie klinisch-psychiatrischer Sicht, wobei uns das Erscheinen der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) eine große Hilfe war. Unsere Sicht auf struktur-und konfliktbedingte Störungen präzisierte sich und ließ uns den Stellenwert psychiatrisch-kategorialer Diagnosen für psychische Störungen überhaupt hinterfragen. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit entstand der Wunsch, die neueren Entwicklungen der Tiefenpsychologie für die Bioenergetische Analyse nutzbar zu machen. So schlugen wir unter anderem Modifikationen für das der Bioenergetischen Analyse zugrunde liegende Theoriemodell vor, um die strukturellen Dimensionen der Affektwahrnehmung und-regulation besser in den Fokus der körpertherapeutischen Arbeit rücken zu können. Das Mentalisierungskonzept der Gruppe um Peter Fonagy mit seinen Schwerpunkten »Entwicklung der Affektregulation« und