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2015, Von "theologisch-polemisch-poetischen Sachen"
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Das 16. und 17. Jahrhundert kann als einer der Höhepunkte der gelehrten und nicht-gelehrten Polemiken in der Geistesgeschichte gelten. 1 Das hat nicht nur mit der Einführung und Etablierung der Reformation zu tun, die zu einer Aufspaltung der einen katholischen Kirche in viele Konfessionen führte, sondern auch mit der Erfindung des Buchdrucks, der ganz neue Möglichkeiten der Auseinandersetzung bot. Plötzlich gab es verschiedene Medien, mit denen man kurzfristig und gezielt auf Ereignisse, Gerüchte, Vorwürfe und Polemiken reagieren konnte. Das häufigste Medium blieb sicherlich das gesprochene, geschriebene oder gedruckte Wort, mit dem man offen, subtil, verklausuliert oder versteckt seine Ansicht, teils in polemischer Gestalt, zum Ausdruck brachte. Daneben gab es jedoch auch das Bildmedium, das ebenfalls zum Träger von Botschaften wurde. Häufig findet sich beides miteinander kombiniert, wie die zahlreichen Flugschriften und Einblattdrucke aus der Frühzeit der Reformation belegen. 2 Sie sind eine unmittelbare Folge der Kirchenspaltung, mit der der Kampf um den wahren Glauben begann. Dieser Kampf war auch am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als sich die drei großen Konfessionen-die katholische, lutherische und reformierte Kirche-schon längst unter veränderten Bedingungen konsolidiert hatten, noch nicht beendet. Davon zeugen vier Gemälde, die ich einleitend im Blick auf ihren polemischen Gehalt vorstellen möchte. Dabei nähern wir uns Schritt für Schritt jener Bewegung, die hier im Mittelpunkt des Interesses stehen soll: dem Sozinianismus. 3
Der Teufel und seine poietische Macht in literarischen Texten vom Mittelalter zur Moderne, 2020
Der Teufeleine produktive Störfigur "Der Teufel ist die Verkörperung des Bösen. Sein Ziel liegt darin, den Menschen zur Sünde zu verleiten. Um dies zu erreichen, spricht er mit gespaltener Zunge, versucht sein Gegenüber zu verführen und stiftet es an, sich verschiedenen Lastern hinzugeben. Er versteckt sich hinter einer unüberschaubaren Anzahl von Masken, die erder Situation und seinem jeweiligen Ziel gemäßaufsetzt, um die Menschen zu verblenden, sie durch Illusionen zu täuschen und in Angst und Schrecken zu versetzen. Der Teufel versucht, die Menschen ins Verderben zu stürzen und zu sich in die Hölle zu locken; wenn er damit erfolgreich ist, bleibt nichts von dem, was er vorfindet, intakt. Als gefallener Engel versucht er aus Neid, den Menschen ihren Platz zur Rechten Gottes streitig zu machen." So oder so ähnlich könnte ein in der abendländisch-christlichen Vormoderne entworfener Steckbrief des Teufels aussehen, und ähnliche Charakteristika hat die geistes-und kulturwissenschaftliche Forschung bisher mehrheitlich adressiert, wenn sie sich mit dem Teufel auseinandersetzte. Doch wird versuchsweise von der theologisch begründeten Dichotomie zwischen Gut und Böse abgesehen, welche die Aufmerksamkeit überwiegend auf die destruktiven und boshaften Eigenschaften des Teufels lenkt, könnte die Beschreibung derselben Tätigkeiten und somit das Profil der Figur auch ganz anders ausfallen: "Der Teufel kann sich als körperlose, aber wesenhafte Existenz den Menschen in unendlich vielen Gestalten zugesellen und so zu ihrem flexiblen Interaktionspartner werden. Dabei versteht er es, intellektuell anspruchsvoll, rhetorisch versiert und mit feinem Sensorium für emotionale Bedürfnisse und individuelle Dispositionen zu agieren. Er eröffnet den Menschen neue Perspektiven und Entscheidungsmöglichkeiten und gibt ihnen so die Gelegenheit, sich ihres freien Willens bewusst zu werden. Er provoziert sein Gegenüber, in sich hineinzuhorchen, verborgene Sehnsüchte zu entdecken und gegebenenfalls auszule
2016
Wahrend die Mehrheit der Forscher Baumeister Solness aus einem biographischen Standpunkt betrachtet, befasst sich diese Arbeit mit zwei bisher kaum untersuchten Aspekten in Henrik Ibsens spatem Theaterstuck: Mit Motiven der skandinavischen Folklore einerseits und mit christlichen Inhalten andererseits. Wie sich zeigt, sind Trolle ein sehr prasentes Thema in dem eigentlich realistischen Drama. Dies lasst sich auf die Bedeutung dieser Figuren im aufkommenden Nationalismus Norwegens, in den Ibsen hineingeboren wurde, zuruckfuhren. Der Baumeister und seine junge Verfuhrerin, Hilde Wangel, entwickeln mithilfe der Trolle einen eigenen sprachlichen Code, mit dem sie ihre inneren Beweggrunde zu verstehen versuchen. Gleichzeitig ist immer wieder von Teufeln die Rede, welche nur eine von – wie sich herausstellt – vielen Anspielungen auf das Christentum sind. Die Kombination beider Aspekte, norwegische Folklore und christliche Religion, fuhrt zu einem bisher unbehandelten Spannungsverhaltnis, ...
2019
The devil as a subject in heavy metal music evolved from the fascination of occultism in rock music and drew inspiration from popular representations in new media. From the beginnings of metal music, the narrative use of the devil was an important part of the genre. The devil was embedded in the cultural memory of heavy metal culture and used in all musical sub-styles. Still, there is not just one single image of the devil, which is portrayed in heavy metal music, but rather multiple images, depending on the different musical styles. The aim of this thesis was to examine the transition of devil images in heavy metal music by an analysis of song lyrics. Throughout the history of metal music, the narrative of the devil first changed from being a provocative stylistic device of metal culture to being an ideological figure, including the propagation or encouraging of Satanism, until in the mid-1990s, in a second shift, the metal culture refrained from using the devil as an ideological d...
Zeitschrift Fur Religions-und Geistesgeschichte, 1999
Der Teufel als Ohrwurm. Über das Hören und Spüren von Stimmen im Sinnesraum der Irrenanstalt, 2022
The Devil as an Earworm. On Hearing and Sensing Voices in the Sensory Space of the Asylum. This article examines sensory experiences as well as spatial practices in the asylum. The case history of an unmarried maid who was treated at the insane asylum in Hall in Tyrol around the middle of the nineteenth century serves as a central thread. Her medical record thematizes senses and spaces 'outside' and 'inside' the body, focusing on individualized dimensions of experiencing psychiatric sensescapes. The spatial and sensual references in medical records often point beyond the epistemic institutional place and can be elaborated based on more dynamic concepts of space, such as those provided by Henri Lefebvre. This article further links the case of the young woman plagued by terrible visions and haunted by inner voices with reflections on spatial and metaphorical resonance phenomena and addresses the space-arranging practices of physicians in the asylum.
Verlag Karl Alber eBooks, 2022
Schrecken und Religion Leib und Körper im Banne der Angst »Diejenigen aber, die ungläubig sind und Unsere Zeichen für Lüge erklären, das sind die Insassen des Höllenbrandes.« 1 Koran 5:86 Die Konzeption von Glauben und Gehorchen, verbindet sich mit jenem Konzept von Religion und Religiösem. Was zunächst nur als ein sinnlicher Terminus erscheint-der Glaube-, der sich in allen monotheistischen, aber auch polytheistischen Glaubensrichtungen als Fundament bezeichnen ließe, wurde zu einem Manifest, das in Form von Praktiken (Ritualen) reflektiert wird. Der praktizierte Glaube hat diverse Züge, aber sobald man diesen mit Instanzen wie Sünde zusammenbringt, verbindet sich die Konzeption des Glaubens mit Gehorchen und Strafe. Im ersten Kapitel des Buches Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses beschreibt Michel Foucault detailliert den grausamen und unerträglichen Verlauf einer öffentlichen Strafjustiz. 2 Damiens verübte ein erfolgloses Attentat auf den König. Der Name dieses Königs ist weniger von Bedeutung, aber dieses Theater des Schreckens enthält ein bestimmtes Detail, das, neben anderen Stellen, von gro ßer Wichtigkeit für diesen Text ist. Der Verurteilte, der »Sünder«, schrie unter übermäßigen Schmerzen und wiederholte: »Mein Gott, hab Erbarmen mit mir! Jesus hilf mir!« 3 Jedes Mal aber, wenn der Gerichtsschreiber sich Damiens näherte, um ihn zu fragen, ob er etwas zu sagen habe, verneinte er.
FORVM online, 2022
Danke für das Buch, Bernhard, es ist heute Mittag angekommen. Aus der Eröffnungspassage zu dem mir gewidmeten Abschnitt werde ich nicht klug, bitte um Aufklärung: "Sieht man von Drohanrufen ab, unter denen auch Burgers Familie zu leiden hatte, ist und bleibt es Oberschlicks Verdienst, [...]" Von wessen Drohanrufen ist abzusehen, um meinen Verdienst sein und bleiben zu lassen? Das klingt, als wolltest Du mir umhängen, ich hätte bei Burger angerufen und ihm und/oder seiner Familie gedroht bzw. ihn und/oder seine Familie bedroht. Hast Du das so gemeint? Wenn ja: Woher weißt Du von Anrufen, von denen ich nichts weiß? Gerhard Am übernächsten Tag schon schrieb er zurück: Die Form des Drohanrufs, da bin ich mir sicher, ist nicht die Deine.
2010
Peter von Moos Die Pest des Schweigens [A stampa in "Micrologus", Le silence, in corso di stampa © dell'autore-Distribuito in formato digitale da "Reti Medievali"]. Mediante pestifero silentio isto… Adam von Dryburgh 1 In der mittelalterlichen Moraltheologie und Seelsorgeliteratur schlägt das Schweigen als strahlender, «goldener» Gegenpol der verzweigten Zungensünden auffällig mehr zu Buche denn als ein Übel. Dasselbe lässt sich von der mediävistischen Forschungsliteratur sagen, soweit sie sich die Bewertungskriterien von den Quellen selbst vorgeben lässt und deren vorherrschenden Lehrstücke referiert 2. Auch wo das Schweigen im Mittelalter Kritik erfährt, erweist es sich meist nicht als ein Fehlverhalten sui generis, sondern bloß als Unterlassungssünde und damit im eigentlichen Sinne des Wortes als privatio boni, als eine Hohlform des jeweils gemeinten Guten. Um Wilhelm Busch abzuwandeln: «Das Böse-dieser Satz steht fest-/ ist stets das Gute, was man lässt». Der Beitrag von Carla Casagrande im vorliegenden Band beleuchtet ausgezeichnet die beiden in diesem Textbereich zweifellos am häufigsten thematisierten Negativformen: einerseits die in bestimmten Situationen gebotenen und heilsnützlichen, aber zurückgehaltenen Worte der Predigt, Lehre oder Zurechtweisung, andererseits die im Beichtgeständnis schuldhaft verschwiegenen oder vergessenen Sünden 3. Das Schweigen ist dabei nicht als solches von Interesse, sondern einzig aufgrund des unausgesprochenen, geheim gehaltenen Inhalts 4. Es ist in der Terminologie der scholastischen System-Ethik genau so wie sein Gegenteil, der Sprachgebrauch, nur ein medialer «Umstand» des Guten oder Bösen und insofern moralisch indifferent 5. Diese in abstracto logisch universelle Bestimmung, wäre problemgeschichtlich von
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Hildegard von Bingen in ihrem historischen Umfeld, Internationaler wissenschaftlicher Kongreß zum 900jährigen Jubiläum, 13-19 September 1998, Bingen am Rhein, éd. A. Haverkamp, Mayence, Philipp von Zabern, 2000, p. 519-560
Öffnung - Schließung - Übertritte
“, in: Europäische Gründungsmythen im Dialog der Literaturen, Roland Ißler/Rolf Lohse/ Ludger Scherer (Hg.), Göttingen: V&R unipress, 2019, S.403-419., 2019
Recht und Gesetz. Festschrift für Ulrich Seibert, 2019
Mittellateinisches Jahrbuch, 1992
Zeitschrift Fur Balkanologie, 2004
Literarische Orte in deutschsprachigen Erzählungen des Mittelalters, 2018
Archaeologia Luxemburgensis 6, 2020
Die Hölle und die unsterbliche Seele! Was sagt uns die Bibel dazu?, 2017
Verlag Katholisches Bibelwerk - KlensVerlag, 2005
Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter, 2013
Das wehrhafte Friedensreich. Bilder von Krieg und Frieden in Polen-Litauen (1505-1595), 2005
FORVM.online, 2022
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 2013