
Sarah Fenner
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Papers by Sarah Fenner
Der erste Analyseteil dieser Arbeit bietet einen exemplarischen Einblick, wie ein junger Schweizer das „Dritte Reich“ erfahren konnte. Es wird gezeigt, dass Hans Fenner mit einer unvoreingenommenen bis wohlwollenden Haltung ins „Dritte Reich“ kommt und sich schnell dafür zu begeistern beginnt. Diese Entwicklung wird durch die von ihm als äussert freundlich empfundene Aufnahme in Deutschland und bald entstehende freundschaftliche Beziehungen zu Deutschen gefördert. Auf Basis von Studien über britische und irische BesucherInnen, schweizerische Diplomaten, Zustimmungsursachen in der Deutschen Bevölkerung und dem vorliegenden Tagebuch werden analytische Kategorien bestimmt. Bei der Analyse von Hans Fenners Wahrnehmung und Beurteilung des „Dritten Reichs“ nach diesen Kategorien wurde deutlich, dass der vermeintliche nationale Wiederaufstieg Deutschlands, die autoritäre Staatsform, der Antikommunismus, die Idee der „Volksgemeinschaft“, die konservativen Geschlechtervorstellungen, sowie die ideologische Durchdringung des Alltags und die propagandistischen Inszenierungen des „Dritten Reichs“ von Hans Fenner positiv erfahren werden. Schwieriger gestaltete es sich, die Bedeutung der Kategorie Antisemitismus für seine Wahrnehmung und Beurteilung des nationalsozialistischen Deutschlands zu fassen. Er ist vermutlich latenter, aber nicht fanatischer Antisemit. Obwohl er mit Sicherheit Kenntnis von der Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Deutschen hat, hat dieses Wissen keinerlei abschwächenden Einfluss auf seine Begeisterung für das nationalsozialistische Deutschland. In seinem Tagebuch blendet er den Antisemitismus und die Judenverfolgungen des „Dritten Reichs“ komplett aus. Zwiespältig ist Hans Fenners Verhältnis zur Kategorie Krieg. Wie gezeigt wird, lässt sich seine Kriegswahrnehmung in zwei Ausprägungen unterteilen: einmal in eine verklärende, heroisierende Variante und einmal in die Alltagserfahrung der Kriegszeit. Für die verklärte, heroisierende Form gilt, dass er sie als positiven Aspekt des „Dritten Reichs“ wahrnimmt. Der Krieg in seiner Alltagsrealität stört hingegen sein gutes Verhältnis zum nationalsozialistischen Deutschland. Dies zeigt sich, wenn man die Entwicklung seiner deutschfreundlichen Haltung im Laufe des Zweiten Weltkrieges nachgeht: Der von Deutschland verursachte Kriegsausbruch stört seine günstige Wahrnehmung erstmals empfindlich. Mit den deutschen Kriegserfolgen erstarkt seine beifällige Einstellung dann wieder, um mit der sich abzeichnenden Niederlage schrittweise zu schrumpfen. Hans Fenners Deutschfreundlichkeit beeinflusst seine Haltung zur Schweiz. Obwohl er nicht zum Landesverräter wird oder den Fronten angehört, würde er wohl eine „Anpassung“ der Schweiz an das „neue Europa“ befürworten. Eine gewaltsame Annexion der Schweiz durch das Deutsche Reich scheint er jedoch nicht herbeizusehnen. Seine Haltung gleicht derjenigen der Zürcher Offiziere um Oberstkorpskommandant Ulrich Wille und Oberst Gustav Däniker, mit denen er möglicherweise auch in persönlichem Kontakt steht.
Der zweite Analyseteil dieser Arbeit befasst sich mit der Aktivdiensterfahrung Hans Fenners und setzt diese mit dem bisherigen Forschungsstand in Verbindung. Viele bisherige Erkenntnisse zur Erfahrungsgeschichte des Aktivdienstes wurden dabei bestätigt: So Hans Dejungs These von der Heterogenität der Aktivdiensterfahrung. Weiter wird seine Annahme bekräftigt, dass manche Aktivdienstleistende sinnstiftende, patriotische Deutungsmuster bereits während und nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen, jene Diskurse aber teilweise an der Realität scheiterten. Gleichfalls stützt das Selbstzeugnis Dejungs Feststellung, dass die meisten Dienstleistenden den von der Armeeführung propagierte Diskurs der Männlichkeitssteigerung durch das Soldat- und Offizierssein nicht übernahmen. Hans Fenners Tagebuch bestätigt zudem, dass die Offizierslaufbahn, entgegen der Propagandaschriften der Armee, in der Realität fast nur Angehörigen der oberen Gesellschaftsschichten offen stand. Dass ein militärischer oft einen gesellschaftlichen Aufstieg nach sich zog, wird ebenfalls bezeugt. Dejungs Verdacht, dass eine von der Armeeleitung propagierte, rangübergreifende Kameradschaft in der Realität des Aktivdienstes nicht existierte, erhärtet sich durch Hans Fenners Tagebuch. Das Gleiche gilt für die bisher nur durch ZeitzeugInnen-Interviews bestätigte Erkenntnis Dejungs, dass in der Regel folgenlose kleinere Eskalationen zwischen Truppe und Offizieren häufig vorkamen. In der Quelle lässt sich überdies die Existenz einer soldatischen Subkultur, wie sie von Dejung beschrieben wird, ausmachen. Fernerhin scheint das Selbstzeugnis auch Dejungs These, dass während des Aktivdienstes das Militärische männlich und das Zivile weiblich konnotiert war, zu belegen.
Hans Fenners Tagebuch bestätigt aber nicht nur die bisherigen Erkenntnisse der Aktivdienstforschung, sondern ermöglicht auch neue Ansätze: So spielt in seinem Fall der Wehrsport eine wichtige Rolle dabei, dass er trotz seiner niederen sozialen Herkunft Offizier werden kann. Zwischen Mannschaft und Offizieren tritt der Wehrsport ausserdem als ein Element auf, das Grenzen verwischen lassen kann. Die vorgenommene Untersuchung von Hans Fenners Werdegang zum Offizier zeigt noch einen weiteren Punkt auf: Es ist für einen Aktivdienstleistenden wie Hans Fenner zumindest denkbar, dass eine deutschfreundliche Haltung ein Hindernis für eine militärische Karriere darstellen kann. Das Selbstzeugnis zeigt zudem, dass sich die soldatische Subkultur - anders als bisher angenommen - womöglich einzig auf den soldatischen Rang beschränkte. Ferner wirft das Tagebuch die Frage auf, ob nicht auch eine deutschfeindliche Einstellung zu den Merkmalen besagter soldatischer Subkultur zu rechnen wäre. Anders als Dejung, der von einer generellen Spannung zwischen Offizieren und Soldaten berichtet, weckt die Quelle eher den Eindruck, dass Eskalationen zwischen Vorgesetzten und Mannschaft in der Regel situationsbedingt entstanden. Ansonsten zeugt Hans Fenners Tagebuch durchaus auch von vertrauensvollen Beziehungen zwischen Soldaten und Offizieren. Dabei scheint, wie auch Dejung feststellt, die Persönlichkeit des Offiziers der ausschlaggebende Faktor für ein gutes oder schlechtes Verhältnis zu sein. Ferner wurde deutlich, dass sich Kühnes für die Wehrmacht gemachte Feststellung, dass unverheiratete junge Männer den Diskurs der Armee als Ersatzfamilie schnell übernahmen, sich in Hans Fenners Fall auf die Schweizer Armee übertragen lässt. Das im Tagebuch gewonnene Bild von teilweise sehr schwierigen Beziehungen zwischen Armee und Zivilbevölkerung steht im Widerspruch zur bisherigen Literatur, welche die integrative Funktion der Armee betont. Auch wenn man berücksichtigt, dass der deutschfreundliche, armeebegeisterte Hans Fenner die Beziehung zwischen Armee und Teilen der Zivilbevölkerung vielleicht negativer wahrnahm als das Gros der SchweizerInnen, stimmen die in seinem Tagebuch geschilderten Spannungen nicht ganz mit dem homogenen Bild überein, wie es in der bisherigen Literatur zum Aktivdienst suggeriert wird.
Exemplarische Einblicke gibt diese Untersuchung in die bisher von der Forschung noch kaum untersuchte Rolle der Unteroffiziere: In der Quelle treten die Unteroffiziere in einer unklaren Stellung zwischen Offizieren und Soldaten auf. Tendenziell scheinen sie den Soldaten gleichwohl näher gestanden zu haben als den Offizieren. Ebenfalls bisher weitgehend unerforscht ist das Verhältnis zwischen den Offiziersrängen. Hans Fenners Tagebuch erweckt den Eindruck von den Offizieren als nach unten abgeschlossene Gruppe. Trotz teilweise heftiger Spannungen zwischen den einzelnen Offiziersgraden, sind die Grenzen nach oben relativ offen.
Wie Hämmerle feststellt, sind Tagebücher nur in ihrem biographischen Kontext zu verstehen. Dies zeigte sich deutlich bei der Untersuchung von Hans Fenners Tagebuch. Viele Erfahrungen die er im Aktivdienst macht, sind ohne die Kenntnis von seinen Erfahrungen im nationalsozialistischen Deutschland nicht zu verstehen. Besonders deutlich wurde dies bei der Untersuchung von Hans Fenners Soldatenideal. Es zeigte sich, dass dieses sowohl an das nationalsozialistische, als auch an das der deutschfreundlichen Zürcher Offiziere erinnert. Aber auch sonst sind Teilaspekte seiner Erfahrungen im Aktivdienst geprägt von seiner Deutschfreundlichkeit und der damit verbundenen Geisteshaltungen. So vermutlich seine hohe Bereitschaft, patriotische und armeeverklärende Diskurse zu übernehmen, seine - im Vergleich mit vielen anderen Soldaten - relativ leichte Akzeptanz des autoritären Systems der Armee und wahrscheinlich auch seine auffallend negative Wahrnehmung von Teilen der Zivilbevölkerung. Sein Verhältnis zu seinen Mitsoldaten und womöglich auch seine militärische Karriere leiden unter seiner Deutschfreundlichkeit. Es liesse sich sagen, dass Hans Fenner mit seiner Deutschfreundlichkeit eine Geisteshaltung in den Aktivdienst mitbringt, die zu einer spezifischen Erfahrung des Aktivdienstes führt.
Der erste Analyseteil dieser Arbeit bietet einen exemplarischen Einblick, wie ein junger Schweizer das „Dritte Reich“ erfahren konnte. Es wird gezeigt, dass Hans Fenner mit einer unvoreingenommenen bis wohlwollenden Haltung ins „Dritte Reich“ kommt und sich schnell dafür zu begeistern beginnt. Diese Entwicklung wird durch die von ihm als äussert freundlich empfundene Aufnahme in Deutschland und bald entstehende freundschaftliche Beziehungen zu Deutschen gefördert. Auf Basis von Studien über britische und irische BesucherInnen, schweizerische Diplomaten, Zustimmungsursachen in der Deutschen Bevölkerung und dem vorliegenden Tagebuch werden analytische Kategorien bestimmt. Bei der Analyse von Hans Fenners Wahrnehmung und Beurteilung des „Dritten Reichs“ nach diesen Kategorien wurde deutlich, dass der vermeintliche nationale Wiederaufstieg Deutschlands, die autoritäre Staatsform, der Antikommunismus, die Idee der „Volksgemeinschaft“, die konservativen Geschlechtervorstellungen, sowie die ideologische Durchdringung des Alltags und die propagandistischen Inszenierungen des „Dritten Reichs“ von Hans Fenner positiv erfahren werden. Schwieriger gestaltete es sich, die Bedeutung der Kategorie Antisemitismus für seine Wahrnehmung und Beurteilung des nationalsozialistischen Deutschlands zu fassen. Er ist vermutlich latenter, aber nicht fanatischer Antisemit. Obwohl er mit Sicherheit Kenntnis von der Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Deutschen hat, hat dieses Wissen keinerlei abschwächenden Einfluss auf seine Begeisterung für das nationalsozialistische Deutschland. In seinem Tagebuch blendet er den Antisemitismus und die Judenverfolgungen des „Dritten Reichs“ komplett aus. Zwiespältig ist Hans Fenners Verhältnis zur Kategorie Krieg. Wie gezeigt wird, lässt sich seine Kriegswahrnehmung in zwei Ausprägungen unterteilen: einmal in eine verklärende, heroisierende Variante und einmal in die Alltagserfahrung der Kriegszeit. Für die verklärte, heroisierende Form gilt, dass er sie als positiven Aspekt des „Dritten Reichs“ wahrnimmt. Der Krieg in seiner Alltagsrealität stört hingegen sein gutes Verhältnis zum nationalsozialistischen Deutschland. Dies zeigt sich, wenn man die Entwicklung seiner deutschfreundlichen Haltung im Laufe des Zweiten Weltkrieges nachgeht: Der von Deutschland verursachte Kriegsausbruch stört seine günstige Wahrnehmung erstmals empfindlich. Mit den deutschen Kriegserfolgen erstarkt seine beifällige Einstellung dann wieder, um mit der sich abzeichnenden Niederlage schrittweise zu schrumpfen. Hans Fenners Deutschfreundlichkeit beeinflusst seine Haltung zur Schweiz. Obwohl er nicht zum Landesverräter wird oder den Fronten angehört, würde er wohl eine „Anpassung“ der Schweiz an das „neue Europa“ befürworten. Eine gewaltsame Annexion der Schweiz durch das Deutsche Reich scheint er jedoch nicht herbeizusehnen. Seine Haltung gleicht derjenigen der Zürcher Offiziere um Oberstkorpskommandant Ulrich Wille und Oberst Gustav Däniker, mit denen er möglicherweise auch in persönlichem Kontakt steht.
Der zweite Analyseteil dieser Arbeit befasst sich mit der Aktivdiensterfahrung Hans Fenners und setzt diese mit dem bisherigen Forschungsstand in Verbindung. Viele bisherige Erkenntnisse zur Erfahrungsgeschichte des Aktivdienstes wurden dabei bestätigt: So Hans Dejungs These von der Heterogenität der Aktivdiensterfahrung. Weiter wird seine Annahme bekräftigt, dass manche Aktivdienstleistende sinnstiftende, patriotische Deutungsmuster bereits während und nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen, jene Diskurse aber teilweise an der Realität scheiterten. Gleichfalls stützt das Selbstzeugnis Dejungs Feststellung, dass die meisten Dienstleistenden den von der Armeeführung propagierte Diskurs der Männlichkeitssteigerung durch das Soldat- und Offizierssein nicht übernahmen. Hans Fenners Tagebuch bestätigt zudem, dass die Offizierslaufbahn, entgegen der Propagandaschriften der Armee, in der Realität fast nur Angehörigen der oberen Gesellschaftsschichten offen stand. Dass ein militärischer oft einen gesellschaftlichen Aufstieg nach sich zog, wird ebenfalls bezeugt. Dejungs Verdacht, dass eine von der Armeeleitung propagierte, rangübergreifende Kameradschaft in der Realität des Aktivdienstes nicht existierte, erhärtet sich durch Hans Fenners Tagebuch. Das Gleiche gilt für die bisher nur durch ZeitzeugInnen-Interviews bestätigte Erkenntnis Dejungs, dass in der Regel folgenlose kleinere Eskalationen zwischen Truppe und Offizieren häufig vorkamen. In der Quelle lässt sich überdies die Existenz einer soldatischen Subkultur, wie sie von Dejung beschrieben wird, ausmachen. Fernerhin scheint das Selbstzeugnis auch Dejungs These, dass während des Aktivdienstes das Militärische männlich und das Zivile weiblich konnotiert war, zu belegen.
Hans Fenners Tagebuch bestätigt aber nicht nur die bisherigen Erkenntnisse der Aktivdienstforschung, sondern ermöglicht auch neue Ansätze: So spielt in seinem Fall der Wehrsport eine wichtige Rolle dabei, dass er trotz seiner niederen sozialen Herkunft Offizier werden kann. Zwischen Mannschaft und Offizieren tritt der Wehrsport ausserdem als ein Element auf, das Grenzen verwischen lassen kann. Die vorgenommene Untersuchung von Hans Fenners Werdegang zum Offizier zeigt noch einen weiteren Punkt auf: Es ist für einen Aktivdienstleistenden wie Hans Fenner zumindest denkbar, dass eine deutschfreundliche Haltung ein Hindernis für eine militärische Karriere darstellen kann. Das Selbstzeugnis zeigt zudem, dass sich die soldatische Subkultur - anders als bisher angenommen - womöglich einzig auf den soldatischen Rang beschränkte. Ferner wirft das Tagebuch die Frage auf, ob nicht auch eine deutschfeindliche Einstellung zu den Merkmalen besagter soldatischer Subkultur zu rechnen wäre. Anders als Dejung, der von einer generellen Spannung zwischen Offizieren und Soldaten berichtet, weckt die Quelle eher den Eindruck, dass Eskalationen zwischen Vorgesetzten und Mannschaft in der Regel situationsbedingt entstanden. Ansonsten zeugt Hans Fenners Tagebuch durchaus auch von vertrauensvollen Beziehungen zwischen Soldaten und Offizieren. Dabei scheint, wie auch Dejung feststellt, die Persönlichkeit des Offiziers der ausschlaggebende Faktor für ein gutes oder schlechtes Verhältnis zu sein. Ferner wurde deutlich, dass sich Kühnes für die Wehrmacht gemachte Feststellung, dass unverheiratete junge Männer den Diskurs der Armee als Ersatzfamilie schnell übernahmen, sich in Hans Fenners Fall auf die Schweizer Armee übertragen lässt. Das im Tagebuch gewonnene Bild von teilweise sehr schwierigen Beziehungen zwischen Armee und Zivilbevölkerung steht im Widerspruch zur bisherigen Literatur, welche die integrative Funktion der Armee betont. Auch wenn man berücksichtigt, dass der deutschfreundliche, armeebegeisterte Hans Fenner die Beziehung zwischen Armee und Teilen der Zivilbevölkerung vielleicht negativer wahrnahm als das Gros der SchweizerInnen, stimmen die in seinem Tagebuch geschilderten Spannungen nicht ganz mit dem homogenen Bild überein, wie es in der bisherigen Literatur zum Aktivdienst suggeriert wird.
Exemplarische Einblicke gibt diese Untersuchung in die bisher von der Forschung noch kaum untersuchte Rolle der Unteroffiziere: In der Quelle treten die Unteroffiziere in einer unklaren Stellung zwischen Offizieren und Soldaten auf. Tendenziell scheinen sie den Soldaten gleichwohl näher gestanden zu haben als den Offizieren. Ebenfalls bisher weitgehend unerforscht ist das Verhältnis zwischen den Offiziersrängen. Hans Fenners Tagebuch erweckt den Eindruck von den Offizieren als nach unten abgeschlossene Gruppe. Trotz teilweise heftiger Spannungen zwischen den einzelnen Offiziersgraden, sind die Grenzen nach oben relativ offen.
Wie Hämmerle feststellt, sind Tagebücher nur in ihrem biographischen Kontext zu verstehen. Dies zeigte sich deutlich bei der Untersuchung von Hans Fenners Tagebuch. Viele Erfahrungen die er im Aktivdienst macht, sind ohne die Kenntnis von seinen Erfahrungen im nationalsozialistischen Deutschland nicht zu verstehen. Besonders deutlich wurde dies bei der Untersuchung von Hans Fenners Soldatenideal. Es zeigte sich, dass dieses sowohl an das nationalsozialistische, als auch an das der deutschfreundlichen Zürcher Offiziere erinnert. Aber auch sonst sind Teilaspekte seiner Erfahrungen im Aktivdienst geprägt von seiner Deutschfreundlichkeit und der damit verbundenen Geisteshaltungen. So vermutlich seine hohe Bereitschaft, patriotische und armeeverklärende Diskurse zu übernehmen, seine - im Vergleich mit vielen anderen Soldaten - relativ leichte Akzeptanz des autoritären Systems der Armee und wahrscheinlich auch seine auffallend negative Wahrnehmung von Teilen der Zivilbevölkerung. Sein Verhältnis zu seinen Mitsoldaten und womöglich auch seine militärische Karriere leiden unter seiner Deutschfreundlichkeit. Es liesse sich sagen, dass Hans Fenner mit seiner Deutschfreundlichkeit eine Geisteshaltung in den Aktivdienst mitbringt, die zu einer spezifischen Erfahrung des Aktivdienstes führt.