Papers by Nathalie Dietrich

Mit dem Roman «Der Mann auf dem blauen Fahrrad» ist es dem Autor Lars Gustafsson gelungen, eine G... more Mit dem Roman «Der Mann auf dem blauen Fahrrad» ist es dem Autor Lars Gustafsson gelungen, eine Geschichte zu entwickeln, deren Grenzen so flüssig und durchlässig sind, dass die Konstruktion eines zusammenhängenden Sinnes an mehreren Stellen beinahe unmöglich scheint. Bereits am Anfang der Erzählung begibt man sich als Leser auf sehr unsicheres Terrain und scheint damit einige Gemeinsamkeit mit dem Erzähler zu haben. Der Roman, der auf 10 vom Autor ausgesuchten Fotografien seines Vaters Einar Gustafsson beruht, spielt mit mehreren unsicheren Existenzen und fragwürdigen Zusammenhängen auf verschiedenen Ebenen. Darin enthalten ist auch eine Erzählinstanz, die sich ihrer Erzählung selbst unsicher ist. Die Geschichte scheint sich an mehreren Stellen der Kontrolle des Erzählers zu entziehen und einfach zu «geschehen». Im Zuge dessen verwickeln sich die verschiedenen Erzählebenen und Geschichten ineinander und spinnen ein loses Netz an scheinbaren Kausalitäten und Gemeinsamkeiten, die sich bei näherer Betrachtung jedoch als sehr instabil erweisen. Ähnlich der Fotografie, die ihr Original in Form einer Kopie auf dem Papier fixiert, tauchen im Laufe der Erzählung mehrere Doppelgänger und Verdoppelungen auf unterschiedlichen Erzählebenen auf. Anstatt Stabilität und Sinn zu schaffen, erreicht der Wiedererkennungseffekt der einzelnen Worte, Figuren und Objekte jedoch meist genau das Gegenteil. Durch diese sehr instabilen Grenzen lässt sich bereits zu Beginn der Geschichte kaum feststellen, was real, was kopiert und was imaginiert ist.

Der Streik des Nordostbahnpersonals1 vom 12. und 13. März 1897 kam für die Bevölkerung wenig über... more Der Streik des Nordostbahnpersonals1 vom 12. und 13. März 1897 kam für die Bevölkerung wenig überraschend. Dem Streik ging eine langwierige Lohnbewegung der Verbände und Vereinigungen der
schweizerischen Eisenbahner voraus. Es wurde dazu, eigens für die Lohnbewegung, im Laufe des Jahres 1895 ein Zentralkomitee gegründet welches die Interessen der Eisenbahner vertrat. Im Laufe des Jahres 1896 stellte sich heraus dass insbesondere die Direktion und der Verwaltungsrat der Nordostbahngesellschaft (N.O.B.) sich sehr schlecht darin verstanden den Forderungen ihres Personals entgegenzukommen.
Von den Folgen ihres Auftretens konnte sich die N.O.B. nie mehr so recht erholen. Ihr Ruf hatte durch mehrere negative Presseartikel und durch die Aussagen und Anschuldigungen der Eisenbahner und ihren Vertretern stark gelitten. Die Proklamation des Zentralkomitees, als Antwort auf die fehlende Kooperation einen Musterstreik durchführen zu wollen, wurde von der Presse teilweise übernommen. Die Redekunst von Dr. Th. Sourbeck, Generalsekretär des Verbandes Schweizerischer Personals Schweizerischer Transportanstalten (V.P.S.T.) und Sprachrohr des Zentralkomitees übte grossen Einfluss auf die gesamte Lohnbewegung aus. Seine Worte fanden auch ihren Weg in die Presse, die, in Bezug auf die Lohnbewegung und den Streik, sehr unterschiedliche Standpunkte vertrat. Die gesamte Lohnbewegung und damit auch die Durchführung des Musterstreiks wurden hauptsächlich durch sehr bedacht gewählte Worte erst möglich gemacht. Aus diesem Grund möchte ich in dieser Arbeit den Fokus auf die eingesetzten rhetorischen Mittel des Zentralkomitees und der Presse legen. Ziel ist es, den Einfluss der jeweils gewählten Worte auf die Lohnbewegung und den Streik zu ermitteln.

Henrik Ibsens Drama „Klein Eyolf“ lässt eine ungeheure Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten z... more Henrik Ibsens Drama „Klein Eyolf“ lässt eine ungeheure Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten zu. Jede einzelne der Figuren birgt in sich vielerlei Neigungen und Charakterzüge. Das gesamte Personal des Dramas entpuppt sich als Kippfiguren, wobei viele der Figuren Spiegelungen der Wünsche, Sehnsüchte und der unterbewussten Gedanken des Gegenübers darstellen. In dieser schriftlichen Übung möchte ich mich insbesondere mit dem Thema der Spiegelexistenzen und der Fluchtwege befassen. Dazu sollen die vier Protagonisten Alfred, Rita, Eyolf und Asta genauer betrachtet und in Beziehung zueinander gestellt werden. Mit Spiegelexistenzen sind sowohl Projektionen, als auch Spiegelbilder der eigenen Wahrnehmung angesprochen, die sich durch die gesamte Geschichte ziehen. Der Egoismus, der von dem Ehepaar während des gesamten Stückes praktiziert wird, lebt von den Spiegelbildern des eigenen Selbst in den jeweils anderen Figuren. Auch Fluchtwege und der Versuch eine Leere mit der Flucht in eine Aufgabe füllen zu können wird im Stück thematisiert. So zum Beispiel der Versuch Alfreds nach dem Tode seines Sohnes zusammen mit Asta in einem Haus zu leben. Asta wäre damit Ersatz für das verlorene Kind und für die verlorene Kindheit von Alfred.

Homi K. Bhabha’s postcolonial theory focuses on the narratives which constitute a culture, a nati... more Homi K. Bhabha’s postcolonial theory focuses on the narratives which constitute a culture, a nation, a political, economic, minority or religious group or the individual. He approaches the subject by looking at language itself and the spaces and ideas it creates. This paper focuses on the 21st Century narratives that are part of the western terror-discourse. One of the main subjects herein is the Self in opposition to the Other and the question of their dynamics. In a time of mass media, social platforms, blogging and the flood of images and videos, the media itself takes a considered part in constructing identities and stereotypes. The question hereby is, whether narratives are instrumentalised by authority and used as a source of power or if narratives are desperately needed by authority in order to keep its own generated identity from dissolving. It is the need of an Other in opposition to the Self, which creates a Freudian condition of uncanniness, for the Other often shares more similarities than differences with the created Self. Bhabha’s idea of identity as an unstable, dynamic entity, one which is always bound to change due to repetition and reinterpretation, is crucial to his theory. This paper takes a deeper look at the narratives of 21st Century «War on Terror» using the culture theory of Homi K. Bhabha and his significant concepts and images.

Einleitung In seinem 1881 fertiggestellten Stück Gengangere. Et familjedrama i tre akter, setzt ... more Einleitung In seinem 1881 fertiggestellten Stück Gengangere. Et familjedrama i tre akter, setzt Henrik Ibsen sich unter anderem mit der gesellschaftlichen Idee der Kernfamilie und der Vorstellung einer linear gedachten Generationenfolge auseinander. Thematisiert wird das Erbe positiver und negativer Eigenschaften von einer Generation an die Nächste. Sowie auch die Vererbung von Ehre und Schande, meist in Form von Glück oder Unglück im Leben der nächsten Generation. Das Erbe wird in Ibsens Stück als künstliches Konstrukt der Gesellschaft, der Familie und den Figuren selbst dargestellt. Die Vorstellung der degenerierenden Familie und das Wissen der Gesellschaft um die Vererbung von psychischen Schwächen und Krankheiten wird durch die Figur Osvald veranschaulicht. Die Idee der Erbsünde schwingt in Gengangere ebenso mit wie die Illusion der eigenen Unschuld in Bezug auf die eigenen Schwächen und Stärken und die Opferhaltung gegenüber der Vererbungstheorie. Die Figuren weisen jegliche Schuld von sich, denn schuldig sind die Ahnen, deretwegen sie nun leiden müssten. Ibsen thematisiert in seinem Stück Gengangere auch die Rolle der Gesellschaft, in Bezug auf die Produktion von Genealogie. Die Idee einer chronologischen, patriarchalisch orientierten Familiengeschichte, die in Form von Geschichten, Portraits, Verdienstabzeichen und Fotografien der heldenhaften männlichen Ahnen am Leben erhalten wird, ist letztendlich das Produkt der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. In einem Jahrhundert, das von technischem Fortschritt, rasant fortschreitender Industrialisierung, Verdichtung der städtischen Ballungszentren, politischen Neuerungen, medialen und künstlerischen Innovationen und der fortschreitenden Medizin geprägt ist, wird die Zeit, und die damit zusammenhängende Herausforderungen am Puls der Zeit zu bleiben, zu einem wichtigen Faktor für die Individuen einer Gesellschaft. Die Familie und deren Geschichte bildet dabei einen Fixpunkt, der scheinbar Stabilität schaffen kann. Obwohl in Ibsens Drama Vildanden von 1884 die genealogischen Aspekte der bürgerlichen Kernfamilie weniger vordergründig sind, so steht die bürgerliche Familie dennoch im Zentrum des Stückes. Das Stück wirft eine Vielzahl an Fragen auf, so zum Beispiel Fragen nach Sein und Schein, nach rohem Alltag und Tagträumereien, nach lebenserhaltenden Lebenslügen, nach Schuld und Unschuld, Legitimität und Illegitimität, nach Idealen und Verfehlungen, Fiktion und Realität oder auch nach Sehen und gesehen werden. Ich möchte mich in dieser Arbeit mit der Frage beschäftigen, inwiefern Genealogie in dem Stück Vildanden als Topos vorhanden ist. Dem Begriff der Genealogie ist in dieser Arbeit sowohl die Ahnenforschung als auch die gesellschaftliche Idee einer genealogisch fortlaufenden Familiengeschichte inhärent. Ich möchte mich dabei keinesfalls nur auf den Inhalt des Stückes beschränken, sondern mir auch die Räumlichkeiten und deren mögliche Bedeutung im Stück genauer ansehen.

The end of World War I and the ceasing Spanish flu gave room for a new kind of sports culture in ... more The end of World War I and the ceasing Spanish flu gave room for a new kind of sports culture in Zurich. In the early 1920s, people from all social classes got increasingly interested in sports club memberships, sports news, boxing matches and football games on the radio and sports competitions in the stadiums.
This paper outlines the development of Zurich’s 1920s and 1930s sport culture and focuses particularly on the working-class districts. Basis for the following analysis are documents and photos from various archives, as well as the Zürcher Adressbücher and selected secondary literature. The study includes the sections organized sports; which is divided into three subsections (labour movement sports, school sports and sports club structure), the sports infrastructure; which was greatly expanded during the analysed period, passive sports; dealing with the sports press and spectator sports, and the unorganized sports; which primarily deals with the emerging street football games. The different legitimation
strategies for sport among the parties, sports clubs and in science are also included in this paper. Of similar importance for the rising interest in sports is the formation of sports club-related identities and the opposition parties that resulted from it. These often carried their political and social differences to the sports fields and the stadiums.
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schweizerischen Eisenbahner voraus. Es wurde dazu, eigens für die Lohnbewegung, im Laufe des Jahres 1895 ein Zentralkomitee gegründet welches die Interessen der Eisenbahner vertrat. Im Laufe des Jahres 1896 stellte sich heraus dass insbesondere die Direktion und der Verwaltungsrat der Nordostbahngesellschaft (N.O.B.) sich sehr schlecht darin verstanden den Forderungen ihres Personals entgegenzukommen.
Von den Folgen ihres Auftretens konnte sich die N.O.B. nie mehr so recht erholen. Ihr Ruf hatte durch mehrere negative Presseartikel und durch die Aussagen und Anschuldigungen der Eisenbahner und ihren Vertretern stark gelitten. Die Proklamation des Zentralkomitees, als Antwort auf die fehlende Kooperation einen Musterstreik durchführen zu wollen, wurde von der Presse teilweise übernommen. Die Redekunst von Dr. Th. Sourbeck, Generalsekretär des Verbandes Schweizerischer Personals Schweizerischer Transportanstalten (V.P.S.T.) und Sprachrohr des Zentralkomitees übte grossen Einfluss auf die gesamte Lohnbewegung aus. Seine Worte fanden auch ihren Weg in die Presse, die, in Bezug auf die Lohnbewegung und den Streik, sehr unterschiedliche Standpunkte vertrat. Die gesamte Lohnbewegung und damit auch die Durchführung des Musterstreiks wurden hauptsächlich durch sehr bedacht gewählte Worte erst möglich gemacht. Aus diesem Grund möchte ich in dieser Arbeit den Fokus auf die eingesetzten rhetorischen Mittel des Zentralkomitees und der Presse legen. Ziel ist es, den Einfluss der jeweils gewählten Worte auf die Lohnbewegung und den Streik zu ermitteln.
This paper outlines the development of Zurich’s 1920s and 1930s sport culture and focuses particularly on the working-class districts. Basis for the following analysis are documents and photos from various archives, as well as the Zürcher Adressbücher and selected secondary literature. The study includes the sections organized sports; which is divided into three subsections (labour movement sports, school sports and sports club structure), the sports infrastructure; which was greatly expanded during the analysed period, passive sports; dealing with the sports press and spectator sports, and the unorganized sports; which primarily deals with the emerging street football games. The different legitimation
strategies for sport among the parties, sports clubs and in science are also included in this paper. Of similar importance for the rising interest in sports is the formation of sports club-related identities and the opposition parties that resulted from it. These often carried their political and social differences to the sports fields and the stadiums.
schweizerischen Eisenbahner voraus. Es wurde dazu, eigens für die Lohnbewegung, im Laufe des Jahres 1895 ein Zentralkomitee gegründet welches die Interessen der Eisenbahner vertrat. Im Laufe des Jahres 1896 stellte sich heraus dass insbesondere die Direktion und der Verwaltungsrat der Nordostbahngesellschaft (N.O.B.) sich sehr schlecht darin verstanden den Forderungen ihres Personals entgegenzukommen.
Von den Folgen ihres Auftretens konnte sich die N.O.B. nie mehr so recht erholen. Ihr Ruf hatte durch mehrere negative Presseartikel und durch die Aussagen und Anschuldigungen der Eisenbahner und ihren Vertretern stark gelitten. Die Proklamation des Zentralkomitees, als Antwort auf die fehlende Kooperation einen Musterstreik durchführen zu wollen, wurde von der Presse teilweise übernommen. Die Redekunst von Dr. Th. Sourbeck, Generalsekretär des Verbandes Schweizerischer Personals Schweizerischer Transportanstalten (V.P.S.T.) und Sprachrohr des Zentralkomitees übte grossen Einfluss auf die gesamte Lohnbewegung aus. Seine Worte fanden auch ihren Weg in die Presse, die, in Bezug auf die Lohnbewegung und den Streik, sehr unterschiedliche Standpunkte vertrat. Die gesamte Lohnbewegung und damit auch die Durchführung des Musterstreiks wurden hauptsächlich durch sehr bedacht gewählte Worte erst möglich gemacht. Aus diesem Grund möchte ich in dieser Arbeit den Fokus auf die eingesetzten rhetorischen Mittel des Zentralkomitees und der Presse legen. Ziel ist es, den Einfluss der jeweils gewählten Worte auf die Lohnbewegung und den Streik zu ermitteln.
This paper outlines the development of Zurich’s 1920s and 1930s sport culture and focuses particularly on the working-class districts. Basis for the following analysis are documents and photos from various archives, as well as the Zürcher Adressbücher and selected secondary literature. The study includes the sections organized sports; which is divided into three subsections (labour movement sports, school sports and sports club structure), the sports infrastructure; which was greatly expanded during the analysed period, passive sports; dealing with the sports press and spectator sports, and the unorganized sports; which primarily deals with the emerging street football games. The different legitimation
strategies for sport among the parties, sports clubs and in science are also included in this paper. Of similar importance for the rising interest in sports is the formation of sports club-related identities and the opposition parties that resulted from it. These often carried their political and social differences to the sports fields and the stadiums.