Papers by Brigitte Frizzoni
Das Erzählen vom Numinosen, vom Verunsichernden, Erschreckenden, Rätselhaften, Unerklärbaren und ... more Das Erzählen vom Numinosen, vom Verunsichernden, Erschreckenden, Rätselhaften, Unerklärbaren und die je unterschiedliche Beurteilung des Numinosen sind nicht nur für traditionelle Erzählgenres wie Märchen, Sage und Legende bedeutsam, sondern auch für weitere populäre Unterhaltungsgenres. Unmittelbar einleuchtend ist das für alle Genres mit Affinitäten zur Sage wie Mystery, Horror oder Science Fiction, wo das Numinose jeweils (pseudo)wissenschaftlich plausibilisiert wird. Inwiefern das Numinose als Analysekategorie aber auch für so genannt realistische Unterhaltungsgenres produktiv ist, ist eine Frage, die im vorliegenden Beitrag am Beispiel des Tatsorts "Tod im All" diskutiert werden soll.

Seelenkenner Psychoschurken, 2017
Therapie ist kein Showbusiness, und genau das ist die zentrale Herausforderung fur eine realitats... more Therapie ist kein Showbusiness, und genau das ist die zentrale Herausforderung fur eine realitatsnahe Fernsehdarstellung von Therapie und Therapeut; eine Therapiesitzung voller Schweigen und ratselhafter Bezugnahmen wurde jeden Zuschauer in kurzester Zeit langweilen, so der Psychoanalytiker Glen Gabbard. Einer neueren TV-Serie gelingt es jedoch vorbildlich, den therapeutischen Prozess unterhaltsam zu inszenieren und gleichzeitig die Illusion von Realitat zu vermitteln. Es ist die amerikanische Fernsehserie In Treatment des Pay-TV-Senders HBO (2008–2010), ein Remake des israelischen Serien-Hits Be’Tipul. Hauptfigur ist der analytische Psychotherapeut Paul Weston, ein Mann in den Funfzigern, der das Stereotyp des leidenden Therapeuten mit grosen eigenen Konflikten zu bedienen scheint. Der Artikel zeigt aber auf, dass die Strukturanalogie von TV-Seriendramaturgie und analytischer Therapie ein differenziertes Bild des Therapeuten und des therapeutischen Prozesses ermoglicht.

Chronos eBooks, 2020
«Bring me that horizon!» Dieses geflügelte Wort von Jack Sparrow aus Pirates of the Caribbean kan... more «Bring me that horizon!» Dieses geflügelte Wort von Jack Sparrow aus Pirates of the Caribbean kann als Motto über den Beiträgen dieses Bandes stehen: sie alle beschäftigen sich mit neuen Horizonten der Populärkulturforschung und mit den Impulsen, die seit 1997 von Ingrid Tomkowiak und ihrem Wirken am ISEK – Populäre Kulturen an der Universität Zürich ausgegangen sind. Ihre Forschungsschwerpunkte werden in klassisch wissenschaftlicher, in essayistischer, aber auch in künstlerischer Weise aufgegriffen und weitergesponnen. Ästhetische Erfahrung und ästhetische Praxis werden theoretisch und analytisch reflektiert, aber auch selbst erprobt. Populäre Genres wie Western, Folk Horror und Road Movie werden auf ihre Imaginationen und Träume von Freiheit hin befragt und die Auseinandersetzung mit Materialität für alle Sinne mündet in Rezepte und experimentelle Kunst. Durch das ganze Buch geistern Konzepte wie Nostalgie und Metafiktionalität sowie populäre Figuren – von Alice in Wonderland über Tove Janssons Mumins bis zu Globi und natürlich Jack Sparrow

Die angesichts des Elends und Unbehaustseins vieler Menschen auf den ersten Blick irritierende, j... more Die angesichts des Elends und Unbehaustseins vieler Menschen auf den ersten Blick irritierende, ja vielleicht sogar zynisch anmutende Fokussierung auf luxuriöses Wohnen erweist sich auf den zweiten Blick, nämlich aus narratologischer Perspektive, aber als durchaus nicht alltags-und realitätsentrückt: Das Narrativ der Luxusbehausung-sei es das Märchenschloss, sei es die Luxusvilla-ist überaus ambig und vielschichtig. So sind Erzählungen vom Wohnen in Luxus und Sicherheit immer auch Wunscherzählungen, die auf ihr Gegenteil verweisen: das Hausen in Unsicherheit, Angst und Armut. Diese Evokation des Gegenteils lässt sich auch aufs Wohnen im Allgemeinen beziehen. Der Call-for-Papers von Ways of Dwelling weist darauf hin: "History and present illustrate time and again that dwelling contains its opposite: inhabitants turn into refugees, habitus gives way to improvisation."3 Das Zitat von Gaston Bachelard, das Alfred 1 Zum Kongress vgl. https://www.siefhome.org/congresses/sief2017/index.shtml (31. Dezember 2018). 2 Organisiert von Sabine Wienker-Piepho und Brigitte Frizzoni. Vgl. https://nomadit.co.uk/sief/ sief2017/panels.php5?PanelID=5029 (31. Dezember 2018).

kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung
Hundertstelsekunden und Millimeter entscheiden über Sieg oder Niederlage im Spitzensport: Schnell... more Hundertstelsekunden und Millimeter entscheiden über Sieg oder Niederlage im Spitzensport: Schneller! Höher! Weiter! hofft das Publikum mit seinen Favoriten. In solchen Momenten fallen Sport und Spannung in eins. Erst wenn Gewissheit über den Ausgang besteht, folgt Entspannung. An Sportwettkämpfen geht es um viel, ja, die Hochspringerin Blanka Vlašić meint in einem Interview gar: "Für mich geht es bei jedem Wettkampf um Leben und Tod." 1 Diese Metapher vom Sport als Überlebenskampf benutzen SportlerInnen immer wieder in Interviews. 2 Um Leben und Tod nicht nur im übertragenen Sinn, sondern im Wortsinn kämpfen die vierundzwanzig durchs Los ausgewählten zwölf-bis achtzehnjährigen Jugendlichen im totalitären, postapokalyptischen Panem der dystopischen Trilogie The Hunger Games (2008-2010) von Suzanne Collins. 3 Die Bestsellertrilogie wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt-auf Deutsch als Die Tribute von Panem. Die ersten beiden Bände wurden von Gary Ross (2012) und Francis Lawrence (2013) fürs Kino verfilmt, der dritte Band wird in zwei Teilen, ebenfalls unter Regie von Francis Lawrence, 2014 und 2015 in die Kinos kommen. Die Popularität des Werks zeigt sich in Fanaktivitäten im Internet 4 , etwa im von Fans erstellten The Hunger Games Wiki, in dem sie ihr Wissen zum fiktionalen Universum zusammentragen 5 , im Unofficial guide to Suzanne Collins' Hunger Games 6 und nicht zuletzt im "Bogen-Hype" 7 , in der zunehmenden Beliebtheit des Bogenschiessens bei jungen Mädchen, die sich von der Protagonistin der Trilogie Katniss Everdeen, einer versierten Bogenschützin, inspirieren lassen. Als Beispiel für die untrennbare Verflechtung von Wettkampf und Spannung bietet sich diese Bestsellertrilogie geradezu an, um grundlegende Fragen und Thesen der Spannungsforschung zu diskutieren. 8 Denn obwohl wir alle intuitiv wissen, was mit Spannung gemeint ist, wie sich Spannung anfühlt, welche Texte, Filme und Genres besonders viel Spannung versprechen, fällt es uns meist schwer, exakt zu beschreiben, was genau wann und weshalb bei uns Spannung auslöst. Dieses Phänomen fasst der Medienpsychologe Peter Vorderer mit den Worten eines Kollegen humorvoll mit 1 Blanka Vlašić im Porträt: "Es geht immer um Leben und Tod".

Saving Grace ist ein »feel good movie«, eine Filmkomödie aus dem Jahr 2000 mit liebenswürdigschrä... more Saving Grace ist ein »feel good movie«, eine Filmkomödie aus dem Jahr 2000 mit liebenswürdigschrägen Figuren rund ums Thema Marihuana-Konsum; Grasgeflüster, der deutschsprachige Titel des britischen Films von Nigel Cole, verdeutlicht das. Der Untertitel persifliert einen Schullehrfilm: Über verbotene Pflänzchen und ihre Nebenwirkungen. Tatsächlich erfahren die Zuschauer einiges über Anbau und Wirkung von Hanf. Der Film situiert das Joint-Rauchen mitten in der Gesellschaft und thematisiert die befreiende Wirkung von Marihuana auch auf ältere Semester, was genreadäquat für Erheiterung sorgt. Gerade mittels der Wendung ins Humorvolle gelingt es Saving Grace, Aspekte wie Akzeptanz und Illegalität von Marihuana unterhaltsam zu verhandeln und damit auch einen Beitrag zur kontroversen Legalisierungsdebatte zu leisten. Der Beitrag stellt die Frage, welche Einstellungen zu Marihuana der Film transportiert und welche Stereotypen er bedient oder verunsichert.

Saving Grace ist ein »feel good movie«, eine Filmkomodie aus dem Jahr 2000 mit liebenswurdig-schr... more Saving Grace ist ein »feel good movie«, eine Filmkomodie aus dem Jahr 2000 mit liebenswurdig-schragen Figuren rund ums Thema Marihuana-Konsum; Grasgefluster, der deutschsprachige Titel des britischen Films von Nigel Cole, verdeutlicht das. Der Untertitel persifliert einen Schullehrfilm: Uber verbotene Pflanzchen und ihre Nebenwirkungen. Tatsachlich erfahren die Zuschauer einiges uber Anbau und Wirkung von Hanf. Der Film situiert das Joint-Rauchen mitten in der Gesellschaft und thematisiert die befreiende Wirkung von Marihuana auch auf altere Semester, was genreadaquat fur Erheiterung sorgt. Gerade mittels der Wendung ins Humorvolle gelingt es Saving Grace, Aspekte wie Akzeptanz und Illegalitat von Marihuana unterhaltsam zu verhandeln und damit auch einen Beitrag zur kontroversen Legalisierungsdebatte zu leisten. Der Beitrag stellt die Frage, welche Einstellungen zu Marihuana der Film transportiert und welche Stereotypen er bedient oder verunsichert.

Spannung ist, wenn's spannend ist": so fasst der Medienpsychologe Peter Vorderer die Erfahrung zu... more Spannung ist, wenn's spannend ist": so fasst der Medienpsychologe Peter Vorderer die Erfahrung zusammen, dass wir alle intuitiv wissen, was mit Spannung gemeint ist, wie sie sich anfühlt, welche Texte, Filme und Genres besonders viel davon versprechen, dass es uns aber schwer fällt, exakt zu beschreiben, was genau wann und weshalb bei uns Spannung auslöst. Diese Schwierigkeiten haben mit der Doppelnatur der Sache zu tun, denn Spannung ist sowohl ein Text-wie ein Rezeptionsphänomen. Der Beitrag behandelt am Beispiel der dystopischen Bestsellertrilogie "The Hunger Games" (2008-2010) von Suzanne Collins drei Grundfragen der interdisziplinären Spannungsforschung: welche Grundbedingungen erfüllt sein müssen, damit fiktionale Spannung überhaupt entstehen kann; welche spezifischen Leserlenkungsstrategien beim Publikum Spannung auslösen; und wieso sich dieses überhaupt freiwillig Angst und Spannungsstress aussetzt. Die Forschung nennt vier Grundbedingungen: (1) dass der Ausgang ungewiss ist -wobei die Paradoxie, dass wir spannende Filme und Texte auch beim zweiten Rezipieren als spannend erleben können, kontrovers diskutiert wird; (2) dass dieser ungewisse Ausgang mit Überlebensmotiven zu tun hat und nur eine limitierte Zahl von Lösungen zulässt; (3) dass die Aussichten auf den vom Publikum ersehnten Ausgang sehr gering sind; und (4) dass die Rezipierenden um die gefährdete Figur bangen, also deren Perspektive übernehmen. Mithilfe von vier Leserlenkungs-beziehungsweise Spannungsstrategien stimulieren AutorInnen und FilmemacherInnen ihr Publikum affektiv oder kognitiv und lösen Thrill, Neugierde, Beunruhigung und Überraschung aus: (1) suspense (Konflikt-und Bedrohungsspannung), ( ) mystery (Rätselspannung), (3) disquiet (Beunruhigungsspannung) und (4) surprise (Überraschungsstrategie). Jede Strategie wird charakterisiert durch ein je spezifisches Zusammenspiel von Ereignis-und Diskursebene (d. h. was geschieht und wie dieses Geschehen präsentiert wird), wobei auf Ereignisebene die bereits genannten Grundbedingungen zentral sind. In der Realität unangenehme Zustände wie Angst, so eine These in der Spannungsforschung, werden während der Rezeption spannender Handlungen nicht negativ, sondern lustvoll erlebt, nicht als reale Angst, sondern als "Als-ob-Angst", als Angstlust, die durch vielfältige Grenzüberschreitungen ausgelöst wird. Diese Grenzüberschreitungen, so das Fazit, sind charakteristisch für "The Hunger Games".

Verschwörungen in unterschiedlichen medialen Formen und Genres sind zentraler Bestandteil der All... more Verschwörungen in unterschiedlichen medialen Formen und Genres sind zentraler Bestandteil der Alltags-und Populärkultur. Im Kern verweisen Verschwörungen auf eine im Verborgenen agierende Gruppierung, deren Plan es ist, eine Instanz zu stürzen, eine Nation oder gar die ganze Welt zu kontrollieren oder zu zerstören. Heimlichkeit, Dualismus von nichtverschwörerischer Mehrheit und Verschwörungsminderheit, von ,Gut' und ,Böse' sowie Intentionalismus sind somit konstitutiv für Verschwörungen. In Verschwörungen geschieht nichts zufällig, nichts ist, wie es scheint, alles ist miteinander verbunden, wie Michael Butter mit Referenz auf Geoffrey Cubitt und Michael Barkun ausführt. Verschwörungen sind nach einer Hermeneutik des Verdachts organisiert, Paul Ricoeurs Begrifflichkeit drängt sich hier geradezu auf. Ralf Klausnitzer spricht vom Zeichen-Wahn von Verschwörungen, John David Seidler von einer Decodierung unter dem Vorzeichen des Verdachts, von einer "paranoischen Dekodierung": 2 Jedes geringste Detail ist symbolisch aufgeladen, jedes Zeichen steht für etwas und läßt sich letztendlich eindeutig entschlüsseln, was Michael Butter als überaus optimistische Einschätzung der semiotischen Repräsentation bezeichnet. Zentrale Begriffe einer verschwörungstheoretischen Rhetorik sind entsprechend Maske und Demaskierung, Geheimnis und Enthüllung, Schein und Entschleierung. 4 Diese im öffentlichen Diskurs präsenten Verschwörungen haben zu einer regen Forschungs-und Publikationsaktivität in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen geführt, von Richard Hofstadters vielzitiertem und-kritisiertem Aufsatz The Paranoid Style in American Politics aus dem

Abstract: If we take a close look at representations of the male body in popular culture, John Be... more Abstract: If we take a close look at representations of the male body in popular culture, John Berger’s famous phrase “Men look at women, and women watch themselves being looked at ” no longer seems appropriate. Not only in the visual media, but also in popular literature male bodies are presented in increasingly eroticised ways, hence making them available for the female gaze and female desire. This shift, or “disruption of conventional patterns of looking”, as Rosalind Gill observes, and the representation of maleness in popular culture and every-day life in general, has attracted much scholarly attention in recent years. While visual media such as films and advertising have already been discussed, in this respect women’s crime novels remain to be examined closely. These texts have boomed in the international book market during the past two decades and are characterised, among other aspects, by disrupting conventional patterns. In my paper, I shall argue that eroticised representa...
Schweizerisches Archiv Fur Volkskunde, 2014
Sigmund Freuds Konzepte sind bis heute in adaptierter Form im Alltag und in popularen Medien weit... more Sigmund Freuds Konzepte sind bis heute in adaptierter Form im Alltag und in popularen Medien weit verbreitet. So wird in Alltagsgesprachen ganz selbstverstandlich von Fehlleistung, Versprechern, Verdrangung und unbewussten Vorgangen gesprochen, in popularen TV-Serien und Filmen die Sitzung beim shrink als Routinehandlung eingefuhrt (The Sopranos, In Treatment, A Couch in New York, Analyze That) und in Zeitungskolumnen Rat bei Psychoanalytikern geholt (Peter Schneider). Der Beitrag geht der Frage nach, welche Aspekte von Freuds Denken und OEuvre im offentlichen Diskurs in popularisierter Form (in TV-Serien, Filmen, Krimis, Songs) aufgegriffen, kritisiert und tradiert werden, wieso es zu dieser Popularisierung Freud’scher Konzepte kommt und welche Charakteristika von Freuds Werk diese Popularisierungen ermoglichen.
Lebensmüde, todestrunken
Der tragikomische Film „Wilbur wants to Kill Himself“ der danischen Regisseurin Lone Scherfig ist... more Der tragikomische Film „Wilbur wants to Kill Himself“ der danischen Regisseurin Lone Scherfig ist nicht nur ein Film uber Suizid und Suizidalitat, Thema des Films ist ebenso sehr, ob und wie sich Suizidalitat uberwinden lasst, ja, was das Leben lebenswert macht. Der Beitrag zeigt nahe an der Filmnarration auf, wie dieser Film uber Suizidalitat gleichzeitig Humor, Hoffnung und Liebe zum Leben vermittelt und die Zuschauer – nach einem Wechselbad der Gefuhle – zugleich wehmutig und zuversichtlich entlasst.
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