Papers by Sombinaina Andriamasinoro

Louise Otto Peters präsentiert eindeutig ein Idealbild der Frau und ihres
Lebens. Auf diesen idea... more Louise Otto Peters präsentiert eindeutig ein Idealbild der Frau und ihres
Lebens. Auf diesen idealistischen Werten und Bestrebungen bildet sie in der Primärliteratur ein Modell der Frau, das durch seine klare und pragmatische Herangehensweise hervorsticht. Wir finden darin nicht nur Mittel zurUmsetzung und Erreichung der Frauenemanzipation, sondern auch Anregungen zur Erreichung einer neuen Form der Weiblichkeit. Die
Schwerpunktsetzung auf dem letztgenannten Aspekt tritt in ihren beiden
Werken nur allzu deutlich zutage, und wird allein durch die Häufigkeit der
Verwendung und Wiederholung des Begriffes Weiblichkeit und die Häufung der Gegenüberstellung der Weiblichkeit mit dem Begriff der Männlichkeit explizit offengelegt.
Das Vorgehen von Louise Otto Peters lässt sich folgendermaßen
zusammenfassen: Um für die Frauenemanzipation in dem derzeitigen Kontext zu kämpfen, versucht sie, die Frauen auf die Unrechtmäßigkeit ihres damaligen Status, der im Einklang mit dem herrschenden Diskurs stand und ihnen den Männern untergeordnete Rollen zuwies, aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für ihre Rechte zu wecken. Sie erklärt, dass „Männer“ und „Frauen“ sich sicherlich unterscheiden – hinsichtlich körperlicher Merkmale, dass aber die Attribute „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ soziale Konstrukte sind, die es zu überwinden galt. Diese Art der Hinterfragung von Weiblichkeit erlaubt es uns, unsere anfängliche Hypothese zu bestätigen. Prämissen der sogenannten Gender-Studien lassen sich in der Tat in Louise
Otto Peters Werken finden. Dennoch bedeutet dieses Auffinden erster Spuren in dieser Richtung nicht, dass Louise Otto Peters die Begründerin der GenderStudien ist. Beide Werke fokussieren sich in erster Linie nicht auf die aktive Hinterfragung der Grenzen von männlich und weiblich, sondern es sind die Mittel zur Erreichung einer Gleichstellung der Geschlechter, die eindeutig im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen. Es kann daher wahrheitsgemäß festgehalten werden, dass es letztlich die moderne Geschlechterforschung ist, die sie durch ihre damaligen Anstrengungen entschieden mit auf den Weg brachte, und zu dem machte, als was sie uns heute bekannt ist.

Der europäische Mensch zeichnet sich nach Hofmannsthal durch seine Unentschlossenheit, sein hader... more Der europäische Mensch zeichnet sich nach Hofmannsthal durch seine Unentschlossenheit, sein haderndes Wesen, seine halbgaren Gebärden aus. Ihm fehlt es an wahrer Größe, die ein ehrenhaftes Dasein auszeichnet. Zu diesem Dasein gehört ein leidenschaftliches, entschiedenes Handeln eines Menschen, der weiß, was er tut und wer er ist. Genau diese Eigenschaften vermag der Erzähler in den Briefen eines Zurückgekehrten im Deutschen nicht zu entdecken. Es geht weniger um das " was " , sondern um das " wie " : In der Art des Handelns, seien es noch so kleine Trivialitäten, scheint bei einem Menschen von Größe das wahre Wesen seines Daseins nach außen. Doch der Europäer legt sich nicht fest, bekennt keine Farbe. In seinem Gebären ist er gespalten und zerrissen, die Ganzheitlichkeit der menschlichen Natur geht verloren. Er macht alles und doch nichts voller Hingabe. Sein Gesicht bleibt im übertragenen Sinne verwischt und unbestimmt. Die Kritik am europäischen Menschen wird durch seine innere Gegensätzlichkeit ausgedrückt: so ist er " überall und nirgends " , hat ein " oben und unten " , ein " einerseits und andererseits " , ein " stark und schwach ". Der europäische Mensch hängt zwischen diesen Polen und in seinem Ansinnen, alles sein zu wollen, ist er am Ende nichts. Einen Aufhänger findet die Kritik in dem Zitat " The whole man must move at once " , dessen Weisheit dem Erzähler ironischerweise im Spital durch dessen Bettnachbarn zu Teil wurde. Hierin findet sich der Kernpunkt seiner Argumentation: Der Mensch muss in seiner Ganzheit, seiner natürlichen Einheit handeln und offenbart darin seinen wahren Wesenskern.

Ein Idyll – so entnehmen wir dem Untertitel - sollte dieser Werk sein, den täglichen Erlebnissen ... more Ein Idyll – so entnehmen wir dem Untertitel - sollte dieser Werk sein, den täglichen Erlebnissen eines Herrn und seines Hundes Rechnung tragend. Die Hundegeschichte steht in auffallendem Kontrast zu den kurz zuvor verfassten Betrachtungen eines Unpolitischen und dem anschließenden Erscheinen des Zauberbergs. Eine unterhaltsam aber anspruchslos zu lesende Schreibübung in Vorbereitung für Höheres? Doch Herr und Hund ist mehr. Die humoristische und pointierte Erzählweise charakterisiert das Eigentümliche der Mensch- Tier-Beziehung wie kaum eine andere, sodass der hundegeneigte Leser sich während der Lektüre sogleich im Jagdrevier der Isarauen wiederfindet. Doch nicht zuletzt ist es die Eindrücklichkeit weltvergessenen Daseins im Angesicht der Natur, die die Erzählung auszeichnet. Dabei gleicht die facettenreiche Landschaft einem verwunschenen „Zaubergarten“, der wie aus „einer anderen Erdperiode“ anmutet. Zweifelsohne ist die Schilderung der ehemaligen Sumpfwildnis es wert, einmal genauer untersucht zu werden.
Diese Schilderung der Verflechtung von menschlichem Denken und natürlichem Sein liefert nicht nur einen bedeutsamen Hinweis auf die Empfindung des Erzählers gegenüber der Landschaft, in der er sich täglich mit seinem Hühnerhund Bauschan ergeht und die ihm „auf ganz verwandte Art lieb, vertraut und bedeutend ist wie er“.
Nein, wir stoßen gleich auf eine erkenntnistheoretische Problematik: Wie wollen wir die Natur- und Landschaftsdarstellung isoliert untersuchen, wenn ihre Bilder mit den Gedanken und Träumen des Erzählers vermischt und verwachsen sind?

Paul Geheebs pädagogische Erkenntnisse über das Lernen und über die Unmöglichkeit, einem anderen ... more Paul Geheebs pädagogische Erkenntnisse über das Lernen und über die Unmöglichkeit, einem anderen Menschen etwas beizubringen, („Kein Mensch wird kultiviert, jeder hat sich selbst zu kultivieren ...“) entspricht an vielen Stellen nicht nur den Theorien früherer und heutiger (Reform)Pädagogen wie John Dewey oder Carl Rogers, sondern auch den Ergebnissen der modernen Hirnforschung. Auch Geheebs Idee der Verwandlung der Schule in eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft ist etwas, was lange nach seinem Tod als „Entschulung der Schule“ (Hartmut von Hentig) gefordert und in vielen heutigen Reform- oder Alternativschulen umgesetzt wird.
Neben dieser pädagogischen und didaktischen Aktualität lohnt sich die Beschäftigung mit Geheebs Gedankengerüst aber noch aus einem anderen Grund: Mit seiner Aufforderung, die Rolle und die Rechte von Kindern zu stärken und zu erweitern, tritt er als ein früher Aktivist der Kinderrechtsbewegung in Erscheinung, dessen Ideen nun in die Diskussion um die Einrichtung von Kinderparlamenten und ähnlichen Gremien, durch die Forderung nach wahrhaft demokratischen Schulen, das Familienwahlrecht und ähnliche aktuelle Debatten einfließen. Es lohnt sich also, über den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule hinaus einen Blick auf die Kernideen dieser Institution und den Mann zu werfen, den man ohne Zweifel als einen der fortschrittlichsten Köpfe der reformpädagogischen Bewegung des 20. Jahrhunderts bezeichnen muss.

Mit wachsender Globalisierung und Migration ändert sich auch die Sprachen- und Sprachlernsituatio... more Mit wachsender Globalisierung und Migration ändert sich auch die Sprachen- und Sprachlernsituation, und es gilt auch für Madagaskar. Insgesamt steigt die Anzahl der Madagassen Kinder, die von Geburt an mit zwei Sprachen aufwachsen, die nämlich Französisch und Madagassisch sind, ins besondere in der Hauptstadt und im Norden des Landes. In dieser Arbeit möchte ich versuchen herauszufinden, ob Madagassen, unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Artikeln, echt Zweisprachig sind. Dazu versuche ich den neusten Kenntnisstand zum Thema Bilingualer Erstspracherwerb zusammenzufassen, Kontroversen der Forschung aufzuzeigen und zentrale Begrifflichkeiten anhand von Beispielen des madagassisch-französischen Bilingualismus zu erläutern.
Die Schwierigkeit dieser Arbeit besteht hauptsächlich darin, dass umfangreiche Themenfeld sinnvoll einzugrenzen. Schnell stellt sich heraus, dass in der Forschung zentrale Begriffe wie Zweisprachigkeit, Mehrsprachigkeit, Spracherwerb oder Sprachentwicklung durchaus unterschiedlich definiert und gebraucht werden. Eine klare Definition der in der Arbeit verwendeten Begrifflichkeiten stand deswegen am Anfang der umfangreichen Beschäftigung mit dem Thema. Darüber hinaus habe ich versucht, mich auf den Aspekt des Spracherwerbs zu konzentrieren und die Betrachtung der späteren Sprachentwicklung (z.B. Französisch in der Schule) nicht in die Untersuchung miteinbezogen.

Die Deutschen, so ein gängiges Vorurteil, sind konsensorientiert und protestieren nur ungern. And... more Die Deutschen, so ein gängiges Vorurteil, sind konsensorientiert und protestieren nur ungern. Anders als die Menschen in Frankreich gehen sie nicht gegen soziale oder gesellschaftliche Ungerechtigkeit auf die Straße. Zwar gab es auch im Deutschland der 1960er Jahre eine Studentenbewegung, doch abgesehen von Demonstrationen gegen den Bau von Atomkraftwerken oder die Stationierung von Atomwaffen wird Deutschland nur selten mit heftigen Protesten in Verbindung gebracht – zu Unrecht, wie zuletzt die Demonstrationen gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ und oder die Mobilisierung Zehntausender gegen das Handelsabkommen TTIP gezeigt haben.
Ein Blick in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zweigt eine starke Häufung von Protestbewegungen zu Beginn und im Verlauf der 1980er Jahre, aus denen teilweise gesellschaftliche Strömungen entstanden sind, die die deutsche Politik bis heute prägen. Neben der ökologischen Bewegung – aus der die Partie der Grünen hervorging, die heute sicherlich in der gesellschaftlichen Mitte anzusiedeln ist – sind außerdem die Frauenbewegung und die autonome Bewegung zu nennen. Letzterer soll diese Arbeit gewidmet sein.
Als Autonome (aus dem Griechischen: „Unabhängigkeit, Selbstständigkeit“) oder autonome Gruppen bezeichnet man heute linksradikale und marxistische bzw. anarchistische (Protest-)Bewegungen, die oft in losen Netzwerken organisiert sind. Durch ihre offen propagierte antiautoritäre und sozialrevolutionäre Positionierung wird die autonome Bewegung in Deutschland als linksextrem klassifiziert und vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet.
Ein Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Frage nach den Grundpositionen der Autonomen Bewegung, wie sie in verschiedenen Texten besonders aus den 1980er Jahren zum Ausdruck kommen. Beleuchtet werden sollen hierbei neben sprachlichen Besonderheiten insbesondere die Gemeinsamkeiten und Abweichungen zwischen einzelnen Pamphleten der Autonomen Bewegung, die in der Westberliner Zeitung radikal in den 1980er Jahren veröffentlicht wurden. Die Zeitschrift radikal, die seit 1984 anonym und auf geheim gehaltenen Vertriebswegen herausgegeben wird, versteht sich wegen ihrer Auflagenstärke und Reichweite als das Sprachrohr der linksradikalen Bewegung. Anfang der 1980er Jahre solidarisieren sich viele linke Gruppierungen mit der Zeitschrift und treten als offizielle Herausgeber auf . Die Artikel, die bis zur Verlagerung der Zeitung in den Untergrund erscheinen, werden teilweise von anonymen Autoren, teilweise von Verfasserkollektiven veröffentlicht. Gemeinsamkeit ist die Verweigerung einer eindeutigen Urheberschaft.
Neben der sprachlichen Analyse einzelner Artikel, die angesichts der Vielfalt der unterschiedlichen Schreibstile besonders reizvoll erscheint, habe ich einen weiteren Schwerpunkt auf die Widersprüche und Gegensätze innerhalb der Veröffentlichungen und auf intertextuelle Bezüge gelegt. Dabei wird besonders der Begriff der Militanz noch einmal näher beleuchtet, da dieser im allgemeinen Sprachverständnis anders konnotiert ist als in den Darstellungen der Autonomen Bewegung. Nicht nur die von gesellschaftlichen und sprachlichen Normen abweichenden Inhalte, sondern auch diese Widersprüche in den sprachlichen Bezügen habe ich als teilweise problematisch, aber auch als Herausforderung verstanden.

Der Wortschatz der deutschen Sprache besteht zu mehr als 95 % aus gemeindeutschen Wörtern, also a... more Der Wortschatz der deutschen Sprache besteht zu mehr als 95 % aus gemeindeutschen Wörtern, also aus Wörtern, die einheitlich bzw. allgemein im gesamten deutschen Sprachraum verwendet werden. Gleichzeitig gilt Deutsch als plurizentrische Sprache, in der lexikalische und phonetische Varianten rege gebraucht werden. Eine Standardsprache, die in mehreren Ländern offiziell anerkannt ist, unterliegt der Variation, die durch die multiplen Zentren bedingt ist. Mir diese Variation in Belgien anzuschauen und im Kontext der historischen und sprachpolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte genauer zu analysieren, hat mich an dieser Arbeit besonders gereizt. Belgien stellt in vielerlei Hinsicht, nicht nur aus soziolinguistischer Sicht, einen Sonderfall in Europa dar: Hier leben mehrere Nationalitäten bzw. Sprachgemeinschaften in einem Staatsverband, im Unterschied zu anderen Staaten Europas gibt es jedoch keine einheitliche Nationalsprache. Es ist also ein Land ohne (Sprach-)Mehrheiten, in dem das Deutsche gleichzeitig, trotz seiner geringen Sprecherzahl von unter 1% der Bevölkerung, einen besonderen Status als regionale Amtssprache genießt und die deutschsprachige Gemeinschaft weitgehende Autonomie besitzt. Damit dürfte sie in Hinblick auf ihre Minderheitenrechte die am besten gestellte deutsche Minderheit in einem mehrheitlich anderssprachigen Land sein.
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Lebens. Auf diesen idealistischen Werten und Bestrebungen bildet sie in der Primärliteratur ein Modell der Frau, das durch seine klare und pragmatische Herangehensweise hervorsticht. Wir finden darin nicht nur Mittel zurUmsetzung und Erreichung der Frauenemanzipation, sondern auch Anregungen zur Erreichung einer neuen Form der Weiblichkeit. Die
Schwerpunktsetzung auf dem letztgenannten Aspekt tritt in ihren beiden
Werken nur allzu deutlich zutage, und wird allein durch die Häufigkeit der
Verwendung und Wiederholung des Begriffes Weiblichkeit und die Häufung der Gegenüberstellung der Weiblichkeit mit dem Begriff der Männlichkeit explizit offengelegt.
Das Vorgehen von Louise Otto Peters lässt sich folgendermaßen
zusammenfassen: Um für die Frauenemanzipation in dem derzeitigen Kontext zu kämpfen, versucht sie, die Frauen auf die Unrechtmäßigkeit ihres damaligen Status, der im Einklang mit dem herrschenden Diskurs stand und ihnen den Männern untergeordnete Rollen zuwies, aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für ihre Rechte zu wecken. Sie erklärt, dass „Männer“ und „Frauen“ sich sicherlich unterscheiden – hinsichtlich körperlicher Merkmale, dass aber die Attribute „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ soziale Konstrukte sind, die es zu überwinden galt. Diese Art der Hinterfragung von Weiblichkeit erlaubt es uns, unsere anfängliche Hypothese zu bestätigen. Prämissen der sogenannten Gender-Studien lassen sich in der Tat in Louise
Otto Peters Werken finden. Dennoch bedeutet dieses Auffinden erster Spuren in dieser Richtung nicht, dass Louise Otto Peters die Begründerin der GenderStudien ist. Beide Werke fokussieren sich in erster Linie nicht auf die aktive Hinterfragung der Grenzen von männlich und weiblich, sondern es sind die Mittel zur Erreichung einer Gleichstellung der Geschlechter, die eindeutig im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen. Es kann daher wahrheitsgemäß festgehalten werden, dass es letztlich die moderne Geschlechterforschung ist, die sie durch ihre damaligen Anstrengungen entschieden mit auf den Weg brachte, und zu dem machte, als was sie uns heute bekannt ist.
Diese Schilderung der Verflechtung von menschlichem Denken und natürlichem Sein liefert nicht nur einen bedeutsamen Hinweis auf die Empfindung des Erzählers gegenüber der Landschaft, in der er sich täglich mit seinem Hühnerhund Bauschan ergeht und die ihm „auf ganz verwandte Art lieb, vertraut und bedeutend ist wie er“.
Nein, wir stoßen gleich auf eine erkenntnistheoretische Problematik: Wie wollen wir die Natur- und Landschaftsdarstellung isoliert untersuchen, wenn ihre Bilder mit den Gedanken und Träumen des Erzählers vermischt und verwachsen sind?
Neben dieser pädagogischen und didaktischen Aktualität lohnt sich die Beschäftigung mit Geheebs Gedankengerüst aber noch aus einem anderen Grund: Mit seiner Aufforderung, die Rolle und die Rechte von Kindern zu stärken und zu erweitern, tritt er als ein früher Aktivist der Kinderrechtsbewegung in Erscheinung, dessen Ideen nun in die Diskussion um die Einrichtung von Kinderparlamenten und ähnlichen Gremien, durch die Forderung nach wahrhaft demokratischen Schulen, das Familienwahlrecht und ähnliche aktuelle Debatten einfließen. Es lohnt sich also, über den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule hinaus einen Blick auf die Kernideen dieser Institution und den Mann zu werfen, den man ohne Zweifel als einen der fortschrittlichsten Köpfe der reformpädagogischen Bewegung des 20. Jahrhunderts bezeichnen muss.
Die Schwierigkeit dieser Arbeit besteht hauptsächlich darin, dass umfangreiche Themenfeld sinnvoll einzugrenzen. Schnell stellt sich heraus, dass in der Forschung zentrale Begriffe wie Zweisprachigkeit, Mehrsprachigkeit, Spracherwerb oder Sprachentwicklung durchaus unterschiedlich definiert und gebraucht werden. Eine klare Definition der in der Arbeit verwendeten Begrifflichkeiten stand deswegen am Anfang der umfangreichen Beschäftigung mit dem Thema. Darüber hinaus habe ich versucht, mich auf den Aspekt des Spracherwerbs zu konzentrieren und die Betrachtung der späteren Sprachentwicklung (z.B. Französisch in der Schule) nicht in die Untersuchung miteinbezogen.
Ein Blick in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zweigt eine starke Häufung von Protestbewegungen zu Beginn und im Verlauf der 1980er Jahre, aus denen teilweise gesellschaftliche Strömungen entstanden sind, die die deutsche Politik bis heute prägen. Neben der ökologischen Bewegung – aus der die Partie der Grünen hervorging, die heute sicherlich in der gesellschaftlichen Mitte anzusiedeln ist – sind außerdem die Frauenbewegung und die autonome Bewegung zu nennen. Letzterer soll diese Arbeit gewidmet sein.
Als Autonome (aus dem Griechischen: „Unabhängigkeit, Selbstständigkeit“) oder autonome Gruppen bezeichnet man heute linksradikale und marxistische bzw. anarchistische (Protest-)Bewegungen, die oft in losen Netzwerken organisiert sind. Durch ihre offen propagierte antiautoritäre und sozialrevolutionäre Positionierung wird die autonome Bewegung in Deutschland als linksextrem klassifiziert und vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet.
Ein Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Frage nach den Grundpositionen der Autonomen Bewegung, wie sie in verschiedenen Texten besonders aus den 1980er Jahren zum Ausdruck kommen. Beleuchtet werden sollen hierbei neben sprachlichen Besonderheiten insbesondere die Gemeinsamkeiten und Abweichungen zwischen einzelnen Pamphleten der Autonomen Bewegung, die in der Westberliner Zeitung radikal in den 1980er Jahren veröffentlicht wurden. Die Zeitschrift radikal, die seit 1984 anonym und auf geheim gehaltenen Vertriebswegen herausgegeben wird, versteht sich wegen ihrer Auflagenstärke und Reichweite als das Sprachrohr der linksradikalen Bewegung. Anfang der 1980er Jahre solidarisieren sich viele linke Gruppierungen mit der Zeitschrift und treten als offizielle Herausgeber auf . Die Artikel, die bis zur Verlagerung der Zeitung in den Untergrund erscheinen, werden teilweise von anonymen Autoren, teilweise von Verfasserkollektiven veröffentlicht. Gemeinsamkeit ist die Verweigerung einer eindeutigen Urheberschaft.
Neben der sprachlichen Analyse einzelner Artikel, die angesichts der Vielfalt der unterschiedlichen Schreibstile besonders reizvoll erscheint, habe ich einen weiteren Schwerpunkt auf die Widersprüche und Gegensätze innerhalb der Veröffentlichungen und auf intertextuelle Bezüge gelegt. Dabei wird besonders der Begriff der Militanz noch einmal näher beleuchtet, da dieser im allgemeinen Sprachverständnis anders konnotiert ist als in den Darstellungen der Autonomen Bewegung. Nicht nur die von gesellschaftlichen und sprachlichen Normen abweichenden Inhalte, sondern auch diese Widersprüche in den sprachlichen Bezügen habe ich als teilweise problematisch, aber auch als Herausforderung verstanden.
Lebens. Auf diesen idealistischen Werten und Bestrebungen bildet sie in der Primärliteratur ein Modell der Frau, das durch seine klare und pragmatische Herangehensweise hervorsticht. Wir finden darin nicht nur Mittel zurUmsetzung und Erreichung der Frauenemanzipation, sondern auch Anregungen zur Erreichung einer neuen Form der Weiblichkeit. Die
Schwerpunktsetzung auf dem letztgenannten Aspekt tritt in ihren beiden
Werken nur allzu deutlich zutage, und wird allein durch die Häufigkeit der
Verwendung und Wiederholung des Begriffes Weiblichkeit und die Häufung der Gegenüberstellung der Weiblichkeit mit dem Begriff der Männlichkeit explizit offengelegt.
Das Vorgehen von Louise Otto Peters lässt sich folgendermaßen
zusammenfassen: Um für die Frauenemanzipation in dem derzeitigen Kontext zu kämpfen, versucht sie, die Frauen auf die Unrechtmäßigkeit ihres damaligen Status, der im Einklang mit dem herrschenden Diskurs stand und ihnen den Männern untergeordnete Rollen zuwies, aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für ihre Rechte zu wecken. Sie erklärt, dass „Männer“ und „Frauen“ sich sicherlich unterscheiden – hinsichtlich körperlicher Merkmale, dass aber die Attribute „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ soziale Konstrukte sind, die es zu überwinden galt. Diese Art der Hinterfragung von Weiblichkeit erlaubt es uns, unsere anfängliche Hypothese zu bestätigen. Prämissen der sogenannten Gender-Studien lassen sich in der Tat in Louise
Otto Peters Werken finden. Dennoch bedeutet dieses Auffinden erster Spuren in dieser Richtung nicht, dass Louise Otto Peters die Begründerin der GenderStudien ist. Beide Werke fokussieren sich in erster Linie nicht auf die aktive Hinterfragung der Grenzen von männlich und weiblich, sondern es sind die Mittel zur Erreichung einer Gleichstellung der Geschlechter, die eindeutig im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen. Es kann daher wahrheitsgemäß festgehalten werden, dass es letztlich die moderne Geschlechterforschung ist, die sie durch ihre damaligen Anstrengungen entschieden mit auf den Weg brachte, und zu dem machte, als was sie uns heute bekannt ist.
Diese Schilderung der Verflechtung von menschlichem Denken und natürlichem Sein liefert nicht nur einen bedeutsamen Hinweis auf die Empfindung des Erzählers gegenüber der Landschaft, in der er sich täglich mit seinem Hühnerhund Bauschan ergeht und die ihm „auf ganz verwandte Art lieb, vertraut und bedeutend ist wie er“.
Nein, wir stoßen gleich auf eine erkenntnistheoretische Problematik: Wie wollen wir die Natur- und Landschaftsdarstellung isoliert untersuchen, wenn ihre Bilder mit den Gedanken und Träumen des Erzählers vermischt und verwachsen sind?
Neben dieser pädagogischen und didaktischen Aktualität lohnt sich die Beschäftigung mit Geheebs Gedankengerüst aber noch aus einem anderen Grund: Mit seiner Aufforderung, die Rolle und die Rechte von Kindern zu stärken und zu erweitern, tritt er als ein früher Aktivist der Kinderrechtsbewegung in Erscheinung, dessen Ideen nun in die Diskussion um die Einrichtung von Kinderparlamenten und ähnlichen Gremien, durch die Forderung nach wahrhaft demokratischen Schulen, das Familienwahlrecht und ähnliche aktuelle Debatten einfließen. Es lohnt sich also, über den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule hinaus einen Blick auf die Kernideen dieser Institution und den Mann zu werfen, den man ohne Zweifel als einen der fortschrittlichsten Köpfe der reformpädagogischen Bewegung des 20. Jahrhunderts bezeichnen muss.
Die Schwierigkeit dieser Arbeit besteht hauptsächlich darin, dass umfangreiche Themenfeld sinnvoll einzugrenzen. Schnell stellt sich heraus, dass in der Forschung zentrale Begriffe wie Zweisprachigkeit, Mehrsprachigkeit, Spracherwerb oder Sprachentwicklung durchaus unterschiedlich definiert und gebraucht werden. Eine klare Definition der in der Arbeit verwendeten Begrifflichkeiten stand deswegen am Anfang der umfangreichen Beschäftigung mit dem Thema. Darüber hinaus habe ich versucht, mich auf den Aspekt des Spracherwerbs zu konzentrieren und die Betrachtung der späteren Sprachentwicklung (z.B. Französisch in der Schule) nicht in die Untersuchung miteinbezogen.
Ein Blick in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zweigt eine starke Häufung von Protestbewegungen zu Beginn und im Verlauf der 1980er Jahre, aus denen teilweise gesellschaftliche Strömungen entstanden sind, die die deutsche Politik bis heute prägen. Neben der ökologischen Bewegung – aus der die Partie der Grünen hervorging, die heute sicherlich in der gesellschaftlichen Mitte anzusiedeln ist – sind außerdem die Frauenbewegung und die autonome Bewegung zu nennen. Letzterer soll diese Arbeit gewidmet sein.
Als Autonome (aus dem Griechischen: „Unabhängigkeit, Selbstständigkeit“) oder autonome Gruppen bezeichnet man heute linksradikale und marxistische bzw. anarchistische (Protest-)Bewegungen, die oft in losen Netzwerken organisiert sind. Durch ihre offen propagierte antiautoritäre und sozialrevolutionäre Positionierung wird die autonome Bewegung in Deutschland als linksextrem klassifiziert und vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet.
Ein Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Frage nach den Grundpositionen der Autonomen Bewegung, wie sie in verschiedenen Texten besonders aus den 1980er Jahren zum Ausdruck kommen. Beleuchtet werden sollen hierbei neben sprachlichen Besonderheiten insbesondere die Gemeinsamkeiten und Abweichungen zwischen einzelnen Pamphleten der Autonomen Bewegung, die in der Westberliner Zeitung radikal in den 1980er Jahren veröffentlicht wurden. Die Zeitschrift radikal, die seit 1984 anonym und auf geheim gehaltenen Vertriebswegen herausgegeben wird, versteht sich wegen ihrer Auflagenstärke und Reichweite als das Sprachrohr der linksradikalen Bewegung. Anfang der 1980er Jahre solidarisieren sich viele linke Gruppierungen mit der Zeitschrift und treten als offizielle Herausgeber auf . Die Artikel, die bis zur Verlagerung der Zeitung in den Untergrund erscheinen, werden teilweise von anonymen Autoren, teilweise von Verfasserkollektiven veröffentlicht. Gemeinsamkeit ist die Verweigerung einer eindeutigen Urheberschaft.
Neben der sprachlichen Analyse einzelner Artikel, die angesichts der Vielfalt der unterschiedlichen Schreibstile besonders reizvoll erscheint, habe ich einen weiteren Schwerpunkt auf die Widersprüche und Gegensätze innerhalb der Veröffentlichungen und auf intertextuelle Bezüge gelegt. Dabei wird besonders der Begriff der Militanz noch einmal näher beleuchtet, da dieser im allgemeinen Sprachverständnis anders konnotiert ist als in den Darstellungen der Autonomen Bewegung. Nicht nur die von gesellschaftlichen und sprachlichen Normen abweichenden Inhalte, sondern auch diese Widersprüche in den sprachlichen Bezügen habe ich als teilweise problematisch, aber auch als Herausforderung verstanden.