articles by Thomas Beschorner
Zusammenfassung Der in diesem Artikel präsentierte Ansatz einer kulturalistischen Wirtschaftsethi... more Zusammenfassung Der in diesem Artikel präsentierte Ansatz einer kulturalistischen Wirtschaftsethik entwickelt über die Verwendung eines Mehrebenenmodells-bestehend aus einer Handlungs-, Interaktions-, Institutionen-, Organisations-und Gesellschaftstheorie-eine wirtschaftsethische Anwendungstheorie. Durch Rückgriff auf den Kulturbegriff und unter Verwendung einer kulturwissenschaftlichen Methode werden zentrale handlungs-und institutionentheoretische Grundlagen herausgearbeitet, mit denen verschiedene individual-, organisations-und gesellschaftstheoretische Aspekte im wirt-schaftsethischen Kontext erhellt werden können. Eine kulturalistische Wirtschaftsethik entwickelt ein ‚Mehr an Erklärung' gegenüber der traditionellen Ökonomik einerseits. Sie deutet andererseits eine Brückenfunktion zwischen deskriptiven und normativen Ethiken, zwischen Anwendungs-und Begründungsdiskursen an .

Zur Einführung: Entstehungskontext und Grundidee der zfwu 1 Einleitung Die Zeitschrift für Wirtsc... more Zur Einführung: Entstehungskontext und Grundidee der zfwu 1 Einleitung Die Zeitschrift für Wirtschafts-und Unternehmensethik (zfwu) besteht seit nunmehr 20 Jahren. Die Herausgeber dieser Zeitschrift sehen in diesem Jubiläum den Anlass, auf die Arbeit der zfwu zurückzublicken. Für diesen Zweck versammelt dieser Jubiläumsband alle Hauptbeiträge sowie die dazu gehörigen Korreferate der ersten 15 Jahrgänge. Ein Großteil der Hauptreferenten ist darüber hinausgehend unserer Einladung gefolgt und hat die jeweiligen Diskussionen in Form von Postscripta ergänzt, um damit eine aktuelle Reflexion des eigenen Beitrags vorzunehmen und Reaktionen (z. B. durch das Korreferat) zu verarbeiten. Diese Möglichkeit erschien uns für den vorliegenden Sammelband auch deshalb geboten, weil einige Beiträge nunmehr bis zu 20 Jahre alt sind und die Diskussion um die Themen und Argumente natürlich nicht stehengeblieben ist. 2 Entstehungskontext der zfwu Die Entstehung der zfwu verdankt sich ungewöhnlicher Umstände. Ende der 1990er Jahre war die Wirtschafts-und Unternehmensethik in der akademischen Diskussion bereits voll im Gange. Es war eine Zeit, in der die deutschsprachige Diskussion um die Wirtschafts-und Unter nehmens ethik augenscheinlich in fester Hand und bestens besetzt war. Die Positionen schienen klar markiert: Da war Peter Ulrich, der mit seinen Mitar-beitern in St. Gallen eine Wirtschaftsethik konzipierte, die gewissermaßen von außen mit philosophischen Mitteln an die Volks-und Betriebswirtschaftslehre herantrat und grundlagen theoretisch die "Transformation der ökonomischen Vernunft" (Ulrich 1993) in eine kommunikationsethisch aufgeklärte Rationalität des Wirtschaftens überführt wissen wollte. Der Ansatz ging dann in der "Integrativen Wirtschaftsethik" (Ulrich 2001) auf. Auf der anderen Seite stand das Vorhaben, gewissermaßen von innen mit ökonomischen Mitteln die Ethik aufzuarbeiten und eine ökonomische Theorie der Moral zu entwickeln (vgl .
Herr Beschorner, sind die Schweizerinnen und Schweizer wirklich noch wirtschaftsliberal, oder ist... more Herr Beschorner, sind die Schweizerinnen und Schweizer wirklich noch wirtschaftsliberal, oder ist das ein Klischee? Im Vergleich zu den meisten Nachbarländern, Deutschland und Frankreich beispielsweise, ist dies weiterhin der Fall. Das ist aber auch nichts Schlechtes. Ein wohlverstandener Liberalismus ist ein hohes Gut. Wie passt dieser Befund zur grossen Sympathie in der Bevölkerung für die beiden Initiativen, über die wir in einem Monat abstimmen? Sie nehmen ganz gezielt die Wirtschaft ins Visier. Die relativ hohe Zustimmung in den Umfragen deutet darauf hin, dass viele Menschen genug haben von bestimmten Auswüchsen des Kapitalismus. Viele scheinen der Ansicht, dass wir wegmüssen von einem rein ökonomischen Denken.

[1] ›Immanente Kritik‹ ist ein Schlüsselkonzept in dem interessanten Text von Rahel Jaeggi. Es wä... more [1] ›Immanente Kritik‹ ist ein Schlüsselkonzept in dem interessanten Text von Rahel Jaeggi. Es wäre für ein zu verfassendes Korreferat schon aus diesem Grund angemessen, gewissermaßen in diesem Sinne eine (text-)immanente Kritik zu den Überlegungen der Autorin zu verfassen. Dies fällt mir -durchaus im Gegensatz zu sonstigen Gewohnheiten -schwer. Und der Grund dafür ist relativ einfach: Die Überschneidungen zwischen den Überlegungen von Rahel Jaeggi und eines von mir (z.B. vgl. Beschorner 2013) und einigen Kollegen (insbesondere Reinhard Pfriem, Matthias Kettner und Marc Hübscher) verfolgten Forschungsprogramms unter der Bezeichnung ›Kulturalistische Wirtschaftsethik‹ sind denkbar groß. Insofern ist es vielleicht verständlich und nachvollziehbar, dass die folgenden Ausführungen eher der Versuch einer konstruktiven Weiterführung der Gedanken von Rahel Jaeggi sind denn eine eigentliche Kritik.
Weite Teile der Bevölkerung verfügen über nur geringe ökonomische Kenntnisse. Das zeigt eine von ... more Weite Teile der Bevölkerung verfügen über nur geringe ökonomische Kenntnisse. Das zeigt eine von der ZEIT in Auftrag gegebene Studie. Wenigstens aus zwei Gründen ist dieses Kompetenzdefizit besorgniserregend: Erstens leitet sich daraus ein mangelndes Verständnis über das aktuelle Wirtschaftssystem ab, das ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft ist -ob man den Kapitalismus nun mag oder nicht. Zweitens kann ökonomisches Wissen sehr nützlich sein, um das eigene Leben selbstbestimmt zu gestalten und zu bewältigen. Zum Beispiel, wenn man in der Lage ist, zwischen Fixkosten und variablen Kosten zu unterscheiden. Wenn man Kreditkosten kalkulieren und Netto-von Bruttoeinkommen unterschieden kann. Oder wenn man sich um die eigene Altersvorsorge kümmern möchte.
Die Philosophen Andreas Brenner und Peter Seele haben auf meinen Beitrag «Roboterethik: Eine Schl... more Die Philosophen Andreas Brenner und Peter Seele haben auf meinen Beitrag «Roboterethik: Eine Schlüsselfrage des 21. Jahrhunderts» mit Repliken in dieser Zeitung reagiert. Andreas Brenner liegt mit drei Beobachtungen zu meinem Text richtig: Erstens, die skizzierte Roboterethik ist keine «Bindestrich-Ethik», bei der es hinreichend wäre, tradierte Konzepte der Moralphilosophie auf einen neuen Gegenstandsbereich zu beziehen. Stattdessen geht es, zweitens, um eine Fundamentalphilosophie, die orthogonal zum herkömmlichen Denken (in der Philosophie wie im Alltagsdenken) liegt, was Brenner nachvollziehbarerweise «schräg» vorkommt. Und drittens bin ich mit Andreas Brenner ganz einverstanden, dass es ein äusserst schwieriges Unterfangen wäre, eine Roboterethik über die Idee eines Bewusstseins zu entwickeln.
Ein Betrunkener sucht seinen Haustürschlüssel im Lichtstrahl einer Laterne. Als er von einem hilf... more Ein Betrunkener sucht seinen Haustürschlüssel im Lichtstrahl einer Laterne. Als er von einem hilfsbereiten Passanten angesprochen wird, wo er seinen Schlüssel denn ungefähr verloren habe, zeigt er zehn Meter weiter ins Dunkle. Sowenig dieser Mensch seinen Schlüssel finden wird, so wenig werden wir Fragen zu einer Roboterethik dort beantworten können, wo es scheinbar hell aufstrahlt, nämlich in der Tradition der guten alten abendländischen Ethik.
Beschorner, T./Hübscher M. (2017): Quellen der Normativität. Erkundungen einer kulturalistischen... more Beschorner, T./Hübscher M. (2017): Quellen der Normativität. Erkundungen einer kulturalistischen (Wirtschafts-)Ethik, in: Forschungsgruppe Unternehmen und gesellschaftliche Organisation (FUGO) (Hrsg.): Unternehmen der Gesellschaft. Interdisziplinäre Beiträge zu einer kritischen Theorie des Unternehmens,
Marburg: Metropolis, 337–362.
Beschorner, Thomas & Kolmar, Martin. (2016). Locating Ordonomics. Zeitschrift für Wirtschafts- u... more Beschorner, Thomas & Kolmar, Martin. (2016). Locating Ordonomics. Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, (17/3), 446-458.

Vor dem Hintergrund einer kontroversen Diskussion auf der Plattform " Ökonomen-stimme " zu " Schw... more Vor dem Hintergrund einer kontroversen Diskussion auf der Plattform " Ökonomen-stimme " zu " Schwierigkeiten mit der Moral " in der Wirtschaftspraxis diskutiert der vor-liegende Beitrag Probleme der traditionellen Wirtschaftswissenschaften hinsichtlich der Konzeptualisierung moralischer Dimensionen in ökonomischen Theorien. Die Auto-ren zeigen, dass eine reine Anreizethik, die lediglich auf veränderte Spielregeln abstellt, in theoretischer Hinsicht nicht plausibilisiert werden kann. Moralisches Handeln ist stattdessen als ein Handlungstypus sui generis zu verstehen und das Wechselspiel von moralischem Handeln und Institutionen ist in den Mittelpunkt der Untersuchung zu rücken. Aus diesen Perspektiven ergeben sich durchaus weitreichende ontologische und epistemologische Grundsatzfragen für die Ökonomik. This paper discusses mainstream economics and its problems with conceptualizing individual moral responsibility within its theoretical framework. It refers to a controversial debate hosted at the online platform 'Ökonomenstimme' and our article on 'Difficulties with Morality'. We argue that the meth-odological approach, to exclusively rely on the design of institutions to solve ethical problems, rests upon anthropological and epistemic premises that are highly problematic and difficult to defend. Instead, we need to understand moral action as a distinct type of action and therefore to shift our focus towards studying the relationship between moral action and institutions. This perspective has potentially far-reaching implications for the way we conceptualize the relationship between individual, society, and state.

Joachim Schwalbach beschäftigt sich, beginnend mit einer von ihm am Institut für Management der H... more Joachim Schwalbach beschäftigt sich, beginnend mit einer von ihm am Institut für Management der Humboldt-Universität betreuten Diplomarbeit von Daniel Klink (vgl. 2007), seit etwa 10 Jahren mit der Figur des ehrbaren Kaufmanns. Es erscheint naheliegend, dass die Herausgeber dieser Ausgabe der zfwu Prof. Schwalbach zu einem Hauptbeitrag zum Themenheft " Unternehmenssteuerung und Werte " eingeladen haben, verspricht doch die Metapher des ehrbaren Kaufmanns mögliche Hinweise auf die Einbindung von moralischen Werten in die unternehmerische Governance. Der " ehrbare Kaufmann " erfreut sich in Teilen der unternehmerischen Praxis, genauer gesagt auf der Ebene von Verbänden (DIHK, VEEK) einer gewissen Beliebtheit. Dies ist so überraschend nicht, denn die Begrifflichkeiten drücken einfach und sympathisch aus, um was es scheinbar geht. Es soll nicht nur kaufmännlich, sondern im Geschäftsbetrieb auch ehrbar gehandelt werden; nicht nur ökonomische, sondern auch nicht-ökonomische Werte sind wichtig, was hier mit dem Begriff der " Ehre " ausgedrückt wird. Das Begriffspaar ist nicht neu, wie auch Schwalbach in seinem Beitrag darlegt. Es erscheint erstmals in der Hanse und der italienischen Renaissance, also just zu der Zeit als sich in retrospektiver Betrachtung der neue Stand der Kaufleute herausbilden sollte. Doch es war zu dieser Zeit nicht gut bestellt um die – wie man heute sagen würde – Reputation dieses Standes. Es fehlte den " Krämern " an gesellschaftlicher Legitimation, um mit ihrer Profession in der Gesellschaft anerkannt zu sein. Die Kaufleute erkannten schnell, dass sie zwar vermögend und dennoch von ihren Zeitgenossen nicht gut angesehen waren und hielten dafür, wenn man dies einmal so historisch verkürzt umschreiben darf, eine Lösung bereit: Fortan sollte im wörtlichen Sinne gemäß dem neuen Kaufmann-Stand " anständig " zfwu #/# (200#) 1
In this introduction to the special issue of industry-specific corporate social responsibility (C... more In this introduction to the special issue of industry-specific corporate social responsibility (CSR), we develop our argument in three steps: Firstly, we elaborate on some theoretical perspectives for industry-specific CSR by referring to cultural business ethics, a theoretical approach which is located between purely business perspectives and purely normative perspectives on CSR. Secondly, we briefly introduce the papers of this special issue, which covers a wide range of theoretical approaches and empirical studies in the field of industry-specific CSR. Thirdly, we draw attention to shortcomings of an industry-specific approach and sketch some theoretical-but also empirically applicable-perspectives for further research that stress cross-sectoral perspectives based on societal needs. AQ1
This article offers a fundamental critique of Michael Porter's and Marc Kramer's " Creating Share... more This article offers a fundamental critique of Michael Porter's and Marc Kramer's " Creating Shared Value " (CSV) concept. First, the authors summarise the positive and negative criticism which CSV has received since 2011. They then show that CSV falls short of a modern understanding of corporate responsibility which is centred on more adequate ideas about the relationship between business and society. The article concludes with critical comments on the role of scholars in their interaction with practitioners.
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Marburg: Metropolis, 337–362.
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