Papers by franziska schutzbach
Franziska Schutzbach, 2024
Der vorliegende Text gibt einen Überblick über rhetorische Strategien, mit denen rechtes Denken i... more Der vorliegende Text gibt einen Überblick über rhetorische Strategien, mit denen rechtes Denken in der Mitte der Gesellschaft anschlussfähig gemacht wird. Im Zentrum stehen Kommunikationsweisen, die sich innerhalb eines legalen Rahmens bewegen, die ihre Erfolge gerade mit dem Verzicht auf Neonazi-Sprache zu erzielen versuchen und bemüht sind, rechtes Sprechen zu modernisieren und damit für ein breites Publikum attraktiv zu werden. Es handelt sich um eine Rhetorik, die beständig die Grenzen des Sag-und Denkbaren zu erweitern sucht, ohne direkte Verfassungsbrüche zu begehen.

Politiken der Generativität, 2020
Die ersten Bezüge globaler Gesundheitsakteure auf Geburtenzahlen und generative Fragen lassen sic... more Die ersten Bezüge globaler Gesundheitsakteure auf Geburtenzahlen und generative Fragen lassen sich in der Zwischenkriegszeit ausmachen: Ausgehend von der gesundheitspolitischen Ausrichtung auf Mütter in europäischen Ländern, werden Fragen der generativen Hygiene auch in den Kolonien relevant (vgl. Bashford 2006, 76). Internationale Gesundheitsakteure wie die League of Nations (LN) berufen sich in dieser Zeit zunehmend auf demografische Statistiken zu Totgeburten in den Kolonien mit dem Resultat, dass vorgeburtliche Überwachungen nahegelegt werden. Frauen in den Kolonien sollten die Regeln der Mütterhygiene nach europäischem Modell erlernen. Gestartet werden die ersten großen Stillkampagnen, geworben wird für die Veränderung von individuellen Gewohnheiten. Ab den 1930er-Jahren ist eine neue Generation internationaler Gesundheitsagenten insbesondere in Südostasien unterwegs und versucht, gezielt auf die Hygienepraxen von Müttern einzuwirken. 1 Jedoch erst einige Jahrzehnte später verankern globale Gesundheitsorganisationen Geburtensteuerung als Ziel (vgl. Bashford 2006, 78). Im Zuge 1 Zur kolonialen Gesundheitspolitik siehe z.B. Amrith 2006.

Politiken der Generativität
The reproduction of life has always been a central question in nationstates, concerning which kin... more The reproduction of life has always been a central question in nationstates, concerning which kinds of families, and particularly which kinds of mothers, are suitable to raise new generations. The desirable form of the nation is shaped in discourses on Reproduction. Who can reproduce the nation? Salla Tuori 2009, 123 Als ich anfing, mir über ein Dissertationsprojekt Gedanken zu machen, wurde in Deutschland und in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien gerade über den angeblichen Missbrauch der Sozialsysteme durch die sogenannte Unterschicht und über deren angeblich konsumistischen Lebenswandel debattiert. Viele Medien zeichneten das Bild einer konsumierenden, faulen und abgehängten Unterschicht, in diesem Zusammenhang erschien auch die Figur der sogenannten ›Welfare-Mom‹. Berichtet wurde über alleinerziehende Mütter, die angeblich Kinder bekommen, um Sozialgelder zu erhalten. Der Pädagoge Gunnar Heinsohn schrieb, das Elterngeld sei eine »Fortpflanzungsprämie für die Unterschicht« (2009). Auch Politiker/-innen befeuerten eine sozialeugenische Diskussion.
PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft
Since about 10 years we are experiencing a strengthening of conservative and right-wing parties a... more Since about 10 years we are experiencing a strengthening of conservative and right-wing parties and movements in Europe. Part of this development have been increasingly antifeminist politics: Constant attacks against feminist demands, activism and protagonists, while reclaiming traditional, biologistic familiy models and gender roles. More recently, the conservative targets have shifted from antifeminist assaults to a criticism of the concept of „gender“. This new form of attack does not argue against women’s rights or women’s equality, but rather against the so-called ideology of „genderism.“ They construe „genderism“ as a new dangerous ideology that – after the historical success of feminism – intends to destroy all gender-rules, including gender binaries and heteronormativity. The articles elaborates on this discursive shift.
Feministische Studien, 2018
Im Zuge der globalen Erstarkung der Rechten sind auch maskulistische Strömungen erstarkt. Das Pap... more Im Zuge der globalen Erstarkung der Rechten sind auch maskulistische Strömungen erstarkt. Das Paper setzt sich mit reaktionären Mänlichkeitsphantasmen in maskulistischen Netzwerken, namentlich der Pick Up Artist-Szene, auseinander.

Anti-feminism as well as anti-gender rhetoric are playing a central role in the "centering" of ri... more Anti-feminism as well as anti-gender rhetoric are playing a central role in the "centering" of rightwing ideologies. They are making right-wing mindsets acceptable in mainstream society and enabling parts of society to shift to the right without appearing right-wing. licence infos Recent years have seen a sharp increase in hostility towards gender, gender equality and feminism. As has been shown on many an occasion, this trend is very closely correlated to the global rise in farright and right-wing populist forces. Both misogyny and the defence of highly traditional and hierarchical gender models and, not least of all, a rejection of homosexuality have, to this day, been core elements of völkisch and nationalist thinking. By way of example, nationalism as well as the idea of a homogenous population are inherently linked to notions of a traditional and "idyllic" family where a German father and a German mother reproduce the population. This is additionally accompanied by hierarchical gender norms, such as the image of the self-sacrificing mother and superior husband. In the course of emergent, neo-reactionary policies, it comes as little surprise that feminist or queer perspectives aspiring to egalitarian ways of life seeking to enable a diverse range of gender and sexual lifestyles are rejected and broadsided. It is equally hardly surprising that scientific studies and theories are combated (gender studies) which also scientifically assert such diversity or analyse and criticise gender-related power structures. However, anti-feminism and anti-gender discourses are, by no stretch of the imagination, not only in vogue in unequivocally völkisch or right-wing settings. For some years now, they have resonated throughout every social and political setting. It is currently becoming increasingly clear that antifeminism and anti-gender are acting like a hinge: they form a kind of common denominator for very broad-ranging walks of life-from extreme right, Christian-fundamentalist circles, and "concerned parents", to conservatives, feature writers, liberals and also left-wingers. As the journalist, Lea Anti-feminism is making right-wing stances socially acceptable | Gunda...
Republik Magazin, 2020
Die Anliegen von marginalisierten Menschen wurden zu allen historischen Zeiten für überzogen oder... more Die Anliegen von marginalisierten Menschen wurden zu allen historischen Zeiten für überzogen oder extrem gehalten. Wenn jene, die als weniger wert gelten, mitreden wollen, wird das zunächst nicht als gerechter Ausgleich, sondern als Frechheit, als Umkehrung der Verhältnisse, als anmassend und übertrieben empfunden.
Frühmittelalterliche Studien

Aktuell | Themen | Rechtsgrundlagen | Internationales | Dienstleistungen | Publikationen | Die EK... more Aktuell | Themen | Rechtsgrundlagen | Internationales | Dienstleistungen | Publikationen | Die EKR DE FR IT RM EN Bundesverwaltung : Departement: EDI : Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR : Publikationen TANGRAM TANGRAM 44 Gerechtigkeit gibt es nicht zum Nulltarif > > > Aggressive Abwehrreaktionen TANGRAM 44 Gerechtigkeit gibt es nicht zum Nulltarif Autoren Myriam Diarra ist Bewegungspädagogin und -therapeutin und in verschiedene Tanz-und Theaterprojekte involviert. [email protected]. Franziska Schutzbach ist Soziologin und Geschlechterforscherin und lehrt an verschiedenen Universitäten. [email protected]. Seit der Ermordung von George Floyd durch einen weissen Polizisten am 25. Mai 2020 ist viel passiert. Weltweit kam es zu Protesten gegen rassistische Polizeigewalt und gegen antischwarzen Rassismus. Es wurde ein Zeitfenster erkämpft, in dem es möglich war, über Rassismus zu sprechen. Auch hier in der Schweiz. In Genf demonstrierten im Juni über 10'000 Menschen gegen Rassismus, in Basel, Zürich, Biel und anderen Schweizer Städten gingen Menschen auf die Strasse, und in den Medien wurde über die kolonialrassistische Vergangenheit und Gegenwart der Schweiz diskutiert. Expert*innen gaben Interviews, die Migros und andere Detailhändler zogen den M****kopf aus dem Sortiment. Viele Menschen, die sich vorher kaum für das Problem interessierten, traf man plötzlich an Kundgebungen an. Es schien, als wäre die Zeit reif -oder zumindest reifer -für eine Auseinandersetzung, wie sie vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Diese Solidarität ist, besonders für rassismusbetroffene Menschen, eine wichtige Erfahrung. Und gleichwohl ist sie ambivalent. Es kam die Frage auf: Wo wart ihr all die Jahre? Dass eine breite Auseinandersetzung rund um Rassismus in der Schweiz erst jetzt stattfindet, kann einerseits frustrierend sein für diejenigen, die schon lange auf das Problem hinweisen. Andererseits ist sie eben jetzt möglich, weil unzählige Menschen wichtige, wenn auch oft unsichtbare antirassistische Vorarbeit geleistet und den gesellschaftlichen Wandel längst angestossen haben. Die derzeitigen Auseinandersetzungen sind nicht ein Anfang, sondern sie sind Ausdruck dieser Vorarbeit, und nicht zuletzt sind sie Ausdruck davon, dass sich tradierte Machtstrukturen bereits grundlegend verändern. Die offen ausgetragenen Konflikte -zum Beispiel um Begriffe, Statuen, Polizeigewalt oder Einbürgerungspraxen -sind ein Indikator dafür, dass Ungleichheit und Diskriminierung abnehmen und weiter abnehmen werden. Die Migrationsforscherin Naika Foroutan nennt es das Tocqueville-Paradox: Es kommt nicht zu Auseinandersetzungen, wenn die Unterdrückung am schlimmsten ist, sondern dann, wenn mit Reformen begonnen wurde. Anders gesagt: In einer Situation unhinterfragter Unterdrückungsstrukturen ist es schwierig, Ungleichheit anzuprangern und Forderungen zu stellen. Tatsächlich sind heute Minderheitenanliegen bekannt, von denen vor wenigen Jahren noch kaum jemand wusste. Je mehr Sichtbarkeit und Legitimität diese Anliegen erhalten, desto eher nimmt auch das Bewusstsein dafür zu, wenn sie missachtet werden. In dem Moment also, in dem sich die Dinge in Richtung mehr Teilhabe und Gleichheit verändern, erscheint die Gesellschaft paradoxerweise erst einmal besonders ungerecht. Auch deshalb, weil mit der zunehmenden Sichtbarkeit von Minderheitenanliegen meist auch verstärkte Zurückweisungen einhergehen. Je selbstbewusster die Forderungen nach Veränderung vorgetragen werden, desto aggressiver wird versucht, diese abzuwehren und den Status quo zu wahren. Oder anders gesagt: Je offensiver Rassismus kritisiert wird, desto offensiver tritt dieser zutage. Das ist die Kehrseite jeglichen emanzipativen Wandels und eine Erfahrung all jener, die sich in den letzten Monaten öffentlich zu Rassismus geäussert haben. Viele wurden angegriffen, delegitimiert, lächerlich gemacht. Etwa in Kommentarspalten, auf Social Media oder indem rechte Politiker öffentlich M****köpfe verspeisten. Es sind die vorhersehbaren Reaktionen derjenigen, die Privilegien und Einfluss abgeben müssen. Es sind die Reaktionen von Menschen, die die Definition von Sprache und Erinnerungskultur (siehe Streit um Statuen) aber auch mediale Aufmerksamkeit, politischen Einfluss, Macht und Ressourcen zunehmend teilen müssen. Ein solcher Macht-Transformationsprozess ist kein Sonntagsspaziergang sondern führt unweigerlich zu Konflikten. Der M****kopf ist nur ein kleines Beispiel: Die Möglichkeit, unbescholten einen Begriff zu benutzen, wird jenen, für die er selbstverständlich war, weggenommen. Diejenigen, die bisher nicht reflektieren mussten, was sie sagten oder wie sie sich verhielten, erleben das verständlicherweise als Einschränkung und Verlust. Der Verlust an Deutungshoheit zeigt sich aktuell auch in den Medien: Das Schweizer Fernsehen etwa plante im Zuge der Rassismusdebatte eine Sendung unter dem gut gemeinten Titel «Jetzt reden wir Schwarzen». Man lud schwarze Menschen ein, aber nur wenige, und liess sie zudem während der Sendung in der zweiten Reihe sitzen. Während in der ersten Reihe eine weisse SVP-Politikerin und ein republikanischer Trump-Anhänger in weiten Strecken das Gespräch dominierten. Etwa, indem sie rassistische Klischees bedienten. All das passierte, weil solche Sendungenso wie auch andere kulturelle Formate -in diesem Land bisher von Menschen gemacht werden, die wenig bis keine Ahnung von Rassismus haben. Diese Menschen fühlten sich, wie der Moderator und Journalist Uğur Gültekin auf Facebook die Sendung kommentierte, in ihren Privilegien bisher so sicher, «dass sie sich eine derartige Ignoranz gegenüber den Lebensrealitäten und Erfahrungen der 'Anderen' (die in vielen Fällen Schweizer Staatsbürger sind!) überhaupt leisten können. » Diese Ignoranz gerät nun zunehmend unter Druck. So gab es umgehend laute öffentliche Stimmen, die die besagte Arena scharf kritisierten. Die Macher*innen mussten sich rechtfertigen und es kam zu einer Wiederholung der Sendung. Diesmal mit einem hundertprozentigen Anteil von Menschen of Color. Sofort hiess es, die öffentlichen Medien liessen sich in der Schweiz die Meinung «diktieren». Und ein Stück weit stimmt das auch. t f M A P EKR : Gerechtigkeit gibt es nicht zum Nulltarif https://www.ekr.admin.ch/publikationen/d584.html 1 von 3 01.11.20, 13:18 Mehr Teilhabe = mehr Konflikte Antidiskriminierung durchsetzen Nur ist nicht zwangsläufig negativ, sich von anderen -von Expertinnen etwa -etwas sagen zu lassen. Vor allem dann, wenn es nicht, wie behauptet wurde, um die Durchsetzung von autoritären Massnahmen geht, sondern: Wenn Medien und andere demokratische Instanzen bereit sind, dazu zu lernen, ist das Ausdruck einer sich pluralisierenden, offenen Gesellschaft und eben gerade nicht Ausdruck von «Totalitarismus». Die Neugestaltung der Arena war der Versuch, das Thema Rassismus sachgerechter aufzubereiten und dabei mehr Teilhabe und also mehr Demokratie zu ermöglichen. Aber Teilhabe führen eben nicht nur zu Harmonie. Die Teilhabe von unterschiedlichen Menschen geht einher mit der Zunahme von Kontroversen, mit Verteilungs-und Interessenkonflikten. Das hat auch, wie der Migrationsforscher Aladin El-Mafaalani schreibt, mit einer neuen Generation von Menschen mit Migrationshintergrund zu tun: Die erste Generation der Einwandernden war noch vergleichsweise bescheiden und fleissig und beanspruchte keine volle Zugehörigkeit, wollte keine Teilhabe am gesellschaftlichen Kuchen. Die ersten Nachkommen begannen, sich an den Tisch zu setzen und bemühten sich um einen guten Platz (soziale Positionen) und ein Stück des Kuchens (gesellschaftliche und ökonomische Teilhabe). Nach einer länger andauernden Phase der Integration geht es jetzt nicht mehr nur um ein Stück des bestehenden Kuchens, sondern auch darum, welcher Kuchen auf den Tisch kommt. Die Rezeptur des Kuchens und die Regeln am Tisch werden neu ausgehandelt. Das wird schnell als Zumutung empfunden. Diejenigen, die es gewohnt waren, dass ihre Sichtweise als überlegen, als wichtiger galt, werden zurückgestuft. Und zwar ausgerechnet von denjenigen, die in der gesellschaftlichen Hierarchie eher unten standen (Frauen, Migrant*innen usw.). Wenn diejenigen, die man als «schwach» oder minderwertig betrachtet, sich eine Position der Stärke und Gleichrangigkeit erlauben, wird das unweigerlich als unerhört empfunden, als «extrem» oder «totalitär». So besagen Studien: Wenn der Frauenanteil in einer Gruppe 50 Prozent beträgt, wird das von Männern oft als Frauen-Übermacht wahrgenommen. Wenn Menschen, die man nicht als gleichrangig betrachtet, als solche auftreten oder prozentual gleich viel mitreden und mitbestimmen, wird das nicht als ein akzeptabler Durchbruch von Gleichrangigen anerkannt (so, wie etwa männliche Opponenten einander zum Sieg gratulieren, weil sie sich als gleichrangig betrachten). Der Aufschwung der vermeintlich «Schwachen» bzw. deren Gleichstellung wird vielmehr als illegitimer Angriff, als eine «Machtübernahme» empfunden. Tatsächlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass es bei Gleichstellungsprozessen oder der Herstellung von tatsächlicher Chancengerechtigkeit darum geht, die bisherige Höherstellung und Bevorzugung mancher Menschen im Verhältnis zu anderen aufzuheben. Es geht eben tatsächlich um eine Einschränkung von bisherigen Privilegien. Anderes gesagt: das Verlustgefühl derjenigen, die bisher von besseren Chancen profitierten, ist nicht ganz falsch. Entgegen der naiven Vorstellungen, die Herstellung von Gerechtigkeit verlaufe zum Wohle und zur Freude aller, ist der Vorgang der Emanzipation auch ein Vorgang von Zurückstufung, Verlust und Einschränkung von Vorteilen. Diese Einschränkungen sind gemäss dem Politikwissenschaftler Karsten Schubert nicht einfach ein unangenehmer Nebeneffekt emanzipativer Politik, sondern ihr notwendiger Kern. Der Weg zu einer gerechteren Gesellschaft wird deshalb kaum harmonisch ablaufen -selbst wenn Antidiskriminierung auf lange Zeit der...

Saiten Magazin, 2020
Der Text ist im Magazin "Saiten" erschienen und zeigt, wie Antifeminismus rechte und rechtsextrem... more Der Text ist im Magazin "Saiten" erschienen und zeigt, wie Antifeminismus rechte und rechtsextreme Positionen gesellschaftsfähig macht:
Antifeminismus ist eine Chiffre, mit der reaktionäre Positionen in verschiedenen politischen Milieus gesellschaftsfähig gemacht werden. Denn die Ablehnung von Feminismus oder Gender erscheint auf Anhieb nicht eindeutig rechts – anders als plumpe Ausländer-raus-Parolen. Zum Beispiel wird – und das macht den reaktionären Charakter antifeministischer Positionen oft unsichtbar – die formale Gleichstellung meist durchaus akzeptiert und sogar als wichtige Errungenschaft des Abendlandes bezeichnet. Rechte Politikerinnen wie Alice Weidel, aber auch liberale Feuilletonisten oder Maskulisten im Internet befürworten dezidiert die gesetzlich festgehaltene Gleichheit, benutzen aber genau diese positive Bezugnahme, um zu sagen: Mehr braucht es nicht. Bis hierher und nicht weiter. MIttels solcher Diskurse werden liberaldemokratische Verfassungsaufträge bzw. das Grundgesetz grundsätzlich infrage gestellt. Und mithin rechte und rechtsextreme anti-demokratische Positionen legitimiert.

Politiken der Generativität, 2020
Politiken der Generativität
Reproduktive Gesundheit, Bevölkerung und Geschlecht. Das Beispiel d... more Politiken der Generativität
Reproduktive Gesundheit, Bevölkerung und Geschlecht. Das Beispiel der Weltgesundheitsorganisation.
Bevölkerungspolitik hat sich seit der UN-Bevölkerungs-Konferenz in Kairo 1994 grundlegend verändert. Geburtensteuernde Zwangsmaßnahmen wurden offiziell abgeschafft und selbstbestimmte Fortpflanzung auf die Grundlage von Menschenrechten gestellt. Allerdings sind auch die hier zugrunde liegenden Konzepte nicht frei von normativen Prämissen in Bezug auf Geschlecht, Sexualität, Ethnie und Gesundheit. Franziska Schutzbach stellt in ihrer Untersuchung – in deren Zentrum die Adaption der UN-Agenda im europäischen Kontext steht – heraus, dass die gegenwärtige Essenzialisierung der Generativität im Rahmen einer heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit zentral für die Reproduktion der herrschenden Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse ist.
Frau als Feind, 2020
Antifeminismus und Anti-Gender-Diskurse hatten in den vergangenen Jahren eine zentrale Funktion, ... more Antifeminismus und Anti-Gender-Diskurse hatten in den vergangenen Jahren eine zentrale Funktion, wenn es darum ging, rechte Positionen gesellschaftsfähig zu machen.
Franziska Schutzbach im Interview zum Thema Rechtspopulismus
Essay in der Aargauer Zeitung
Der aktuell erstarkende Antifeminismus und die zunehmende
Gender-Kritik sind Ausdruck einer wachs... more Der aktuell erstarkende Antifeminismus und die zunehmende
Gender-Kritik sind Ausdruck einer wachsenden Polarisierung.
Gerungen wird um die Definitionsmacht über Geschlecht,
Sexualität und Familie sowie um die Bedeutung von
Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit.
Pick-Up-Artists und antifeministischer Männerrechtsaktivismus sind eine bislang zu wenig beachtet... more Pick-Up-Artists und antifeministischer Männerrechtsaktivismus sind eine bislang zu wenig beachtete Triebkraft neu-rechter Bewegungen. Lag der Fokus von Analysen zur neuen Rechten bisher vor allem auf Rassismus und Migrationsfeindlichkeit, wird jetzt zunehmend deutlich, dass Antifeminismus, Frauenverachtung und maskulistische Ideologien ebenfalls zentral, ja häufig der Ausgang für rechtsnationale Radikalisierung sind.
Die häufigsten Arumente gegen Feminismus und Gender, und wie man sie widerlegt.
Kein Mensch überlebt ohne Fürsorge. Und dennoch wird Sorgetätigkeit als Voraussetzung von Markt u... more Kein Mensch überlebt ohne Fürsorge. Und dennoch wird Sorgetätigkeit als Voraussetzung von Markt und Gesellschaft stets unsichtbar gemacht und abgewertet. Die Konsequenzen sind jedoch fatal, nicht nur für die Realität der GratisarbeiterInnen.
Antigenderismus funktioniert gegenwärtig als gemeinsamer Nenner für verschiedene rechtskonservati... more Antigenderismus funktioniert gegenwärtig als gemeinsamer Nenner für verschiedene rechtskonservative und neoliberale Kräfte. Das Pochen auf eine natürliche Ordnung schafft Allianzen zwischen neoliberalen und neokonservativen Bestrebungen und macht diese anschlussfähig an Rassismus, Nationalismus und an neue Formen der Disziplinierung.
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Papers by franziska schutzbach
Antifeminismus ist eine Chiffre, mit der reaktionäre Positionen in verschiedenen politischen Milieus gesellschaftsfähig gemacht werden. Denn die Ablehnung von Feminismus oder Gender erscheint auf Anhieb nicht eindeutig rechts – anders als plumpe Ausländer-raus-Parolen. Zum Beispiel wird – und das macht den reaktionären Charakter antifeministischer Positionen oft unsichtbar – die formale Gleichstellung meist durchaus akzeptiert und sogar als wichtige Errungenschaft des Abendlandes bezeichnet. Rechte Politikerinnen wie Alice Weidel, aber auch liberale Feuilletonisten oder Maskulisten im Internet befürworten dezidiert die gesetzlich festgehaltene Gleichheit, benutzen aber genau diese positive Bezugnahme, um zu sagen: Mehr braucht es nicht. Bis hierher und nicht weiter. MIttels solcher Diskurse werden liberaldemokratische Verfassungsaufträge bzw. das Grundgesetz grundsätzlich infrage gestellt. Und mithin rechte und rechtsextreme anti-demokratische Positionen legitimiert.
Reproduktive Gesundheit, Bevölkerung und Geschlecht. Das Beispiel der Weltgesundheitsorganisation.
Bevölkerungspolitik hat sich seit der UN-Bevölkerungs-Konferenz in Kairo 1994 grundlegend verändert. Geburtensteuernde Zwangsmaßnahmen wurden offiziell abgeschafft und selbstbestimmte Fortpflanzung auf die Grundlage von Menschenrechten gestellt. Allerdings sind auch die hier zugrunde liegenden Konzepte nicht frei von normativen Prämissen in Bezug auf Geschlecht, Sexualität, Ethnie und Gesundheit. Franziska Schutzbach stellt in ihrer Untersuchung – in deren Zentrum die Adaption der UN-Agenda im europäischen Kontext steht – heraus, dass die gegenwärtige Essenzialisierung der Generativität im Rahmen einer heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit zentral für die Reproduktion der herrschenden Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse ist.
Gender-Kritik sind Ausdruck einer wachsenden Polarisierung.
Gerungen wird um die Definitionsmacht über Geschlecht,
Sexualität und Familie sowie um die Bedeutung von
Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit.
Antifeminismus ist eine Chiffre, mit der reaktionäre Positionen in verschiedenen politischen Milieus gesellschaftsfähig gemacht werden. Denn die Ablehnung von Feminismus oder Gender erscheint auf Anhieb nicht eindeutig rechts – anders als plumpe Ausländer-raus-Parolen. Zum Beispiel wird – und das macht den reaktionären Charakter antifeministischer Positionen oft unsichtbar – die formale Gleichstellung meist durchaus akzeptiert und sogar als wichtige Errungenschaft des Abendlandes bezeichnet. Rechte Politikerinnen wie Alice Weidel, aber auch liberale Feuilletonisten oder Maskulisten im Internet befürworten dezidiert die gesetzlich festgehaltene Gleichheit, benutzen aber genau diese positive Bezugnahme, um zu sagen: Mehr braucht es nicht. Bis hierher und nicht weiter. MIttels solcher Diskurse werden liberaldemokratische Verfassungsaufträge bzw. das Grundgesetz grundsätzlich infrage gestellt. Und mithin rechte und rechtsextreme anti-demokratische Positionen legitimiert.
Reproduktive Gesundheit, Bevölkerung und Geschlecht. Das Beispiel der Weltgesundheitsorganisation.
Bevölkerungspolitik hat sich seit der UN-Bevölkerungs-Konferenz in Kairo 1994 grundlegend verändert. Geburtensteuernde Zwangsmaßnahmen wurden offiziell abgeschafft und selbstbestimmte Fortpflanzung auf die Grundlage von Menschenrechten gestellt. Allerdings sind auch die hier zugrunde liegenden Konzepte nicht frei von normativen Prämissen in Bezug auf Geschlecht, Sexualität, Ethnie und Gesundheit. Franziska Schutzbach stellt in ihrer Untersuchung – in deren Zentrum die Adaption der UN-Agenda im europäischen Kontext steht – heraus, dass die gegenwärtige Essenzialisierung der Generativität im Rahmen einer heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit zentral für die Reproduktion der herrschenden Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse ist.
Gender-Kritik sind Ausdruck einer wachsenden Polarisierung.
Gerungen wird um die Definitionsmacht über Geschlecht,
Sexualität und Familie sowie um die Bedeutung von
Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit.
einen differenzierten, aber verständlichen Einblick in rechtspopulistische
Diskursstrategien und bietet damit auch ein Instrument,
sich gegen diese zur Wehr zu setzen.
Dieses Buch versammelt erstmals sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen zum so genannten »Anti-Genderismus« im deutschsprachigen und europäischen Kontext. Die Beiträge zeigen, dass die Diffamierungen bisweilen auch Verknüpfungen etwa mit christlich-fundamentalistischen Strömungen oder mit der Neuen Rechten aufweisen.