Philosophy

Die tragische Illusion der heutigen Demokratie, sagt von Hayek, liegt in der Annahme, dass die Einführung demokratischer Verfahren alle anderen Beschränkungen staatlicher Macht entbehrlich mache. Sie fördert zudem den Glauben, dass die 'Kontrolle der Regierung' durch den demokratisch gewählten Gesetzgeber die traditionellen Beschränkungen der Gewalten ersetzen würde, während in Wirklichkeit die Notwendigkeit der Bildung von organisierten Mehrheiten zur Unterstützung eines bestimmten Aktionsprogramms zugunsten besonderer Gruppe ein neues Motiv für Willkür und Parteilichkeit, letztendlich für eine neue Art von Totalitarismus, ins Spiel bringt. Obwohl es nun unbestritten bleiben soll, dass die Demokratie die einzige bislang bekannte Methode friedlichen Machtwechsels ist, soll die ursprüngliche Vorstellung von den Funktionen eines Gesetzgebers im Gegensatz zu denen einer Regierung wieder betönt werden. Kosmos und Taxis, Nomos und Thesis sind nicht zu verwechseln. Gesetzgebung soll das Erhalten einer spontanen Ordnung, d.h. des Gesellschaftlichen, leisten; die Aufgabe der Regierung ist die einer Organisation: Die Regierung soll in konkreten Fragen tätig werden, soll bestimmte Mittel bestimmten Zwecken widmen. Die bestehenden Vertretungsinstitutionen sind heute hingegen geprägt durch die Erfordernisse der Regierung, nicht durch die der Gesetzgebung.

Die Frage nach dem Wesen und dem Erwerben der "Tugend" bildet ein wichtiges Moment in der Platonischen Philosophie. Unter "Tugend" (Arete) verstanden die Griechen sowohl eine anerkennungswerte Haltung als auch eine Leistungsfähigkeit, die sowohl die Seele als auch den Leib betrifft, d. h. die Möglichkeit einer ausgezeichnete Form jedweder Art von Lebendigen. Im Euthydemos wird die Erziehungsbewegung der Sophistik mit ihrem eigenen Anspruch konfrontiert, die Arete jedem Bürger auf das beste und schnellste mitteilen zu können.

Philosophie eine entscheidende Übergangsphase dar. Er ist ein innovativer Kritiker des Rationalismus des XVII. Jahrhunderts und ein Vorläufer des Historismus des XIX. Jahrhunderts. Mit seiner Philosophie hat er versucht einerseits zu beweisen, inwiefern die Methode der mathematischen Erkenntnis nicht verallgemeinert werden kann, und andererseits zu zeigen, durch welche neuen Kategorien die Welt der Menschengeschichte (Sprache, Kunst und politische Institutionen) verstanden werden kann. Ziel der Veranstaltung ist, einen gesamten Überblick seiner Philosophie anhand der wichtigsten Passagen seines Werks zu liefern. Für das Seminar wird eine Kopie der ausgewählten Texte im Sekretariat zur Verfügung gestellt.

Mal erschien, nannte Slavoj Zizek es das "kommunistische Manifest des 21. Jahrhunderts". Und tatsächlich versuchen Negri/Hardt in ihrem Buch der kommunistischen Idee einen zeitgemäßen Ausdruck zu geben: postmarxistisch, mit viel Foucault und mindestens ebenso viel Deleuze im Hintergrund. Ein Ansatz, der zu mancher Diskussion geführt hat. Das Seminar, das ein Seminar für Fortgeschrittene ist, will versuchen, sich die wichtigsten Gedanken des Buches anzueignen und kritisch zu reflektieren. Vor allem, in wie weit Negri/Hardts Diagnose tatsächlich als eine Diagnose der Jetzt-Zeit gelten kann und ob die politische Vision, die sie dieser Diagnose entgegen stellen, tatsächlich mit Recht als ein Erbe der kommunistischen Idee gelten kann. Literatur: Antonio Negri/ Michael Hardt: Empire. Die neue Weltordnung, Ffm 2002.

ist meiner Meinung nach nicht nur einer der Begründer der heutigen Psychologie, sondern auch einer der bedeutendsten kulturellen Persönlichkeiten des XX. Jahrhunderts. Sein langes Leben umfasst einige entscheidende Ereignisse unserer Vergangenheit, von denen uns nur der Fall der Mauer 1989 und der terroristische Angriff des Zwillingsturms 2001 trennen. Denn er war nicht nur Arzt und Psychotherapeut, sondern auch Zeuge der wachsenden und unmenschlichen Industrialisierung des Westen, der imperialistischen Wende der Staatspolitik und der terroristischen Folgen der Rassen-und Klassenideologien. Ein Beweis dafür ist der verzweifelte Zustand, in dem er Jahre lang lebte, als er nach der schmerzhaften Trennung von Freud zuerst die Gefahr ahnen und dann die Grausamkeit des ersten Weltkriegs durchleben musste. Seine einzige Hilfe wurden damals die Aufzeichnungen und die Bilder, die er in seinem Roten Buch, vor kurzem erst publiziert, eintrug. Damals wurde er auch Patient seiner selbst. Jung verstand sich aber vor allem als Wissenschaftler der Psyche und in diesem Sinne war er ein Psychologe. Die Psyche war für ihn der Ort für die Ausübung seiner therapeutischen Kompetenz und des theoretischen Experimentierens. Sein Verhältnis zur Psyche war das des ständigen Bemühens um das unvoreingenommene Verständnis des einzelnen Falls, das Verständnis des Menschen in seiner Einzigartigkeit. "Der Kranke", sagte Jung in dem Vortrag "Die Psychotherapie in der Gegenwart" 1941, "bringt uns mit seiner Neurose keine Spezialität, sondern eine ganze Seele und damit auch ein ganzes Stück Welt." (I, 57) 1 Damit soll gemeint sein, dass der Patient keine bloße Abweichung von der gesunden Norm darstellt und deshalb nicht als solche zu behandeln ist. Eine und dieselbe Seele, so wie eine und dieselbe Welt, stehen beim Kranke und dem Gesunden auf dem Spiel. Das war keine Selbstverständlichkeit zur Zeit Jungs und ist heute immer noch keine Selbstverständlichkeit. Der psychisch Kranke findet heute sicherlich zahlreiche Formen von Therapie und jede Menge an Psychopharmaka auf dem Markt, ob er oder sie aber Verständnis, sowohl menschliches als auch wissenschaftliches, findet, das ist eine offene Frage. Und darin besteht der Versuch Jungs: eine menschliche und wissenschaftliche Erkenntnis der Psyche zu leisten, anders formuliert eine sachliche Erkenntnis. Die Sachlichkeit ist für ihn der Maßstab der Psychotherapie, der sowohl therapeutische Wirksamkeit als auch theoretische Nachhaltigkeit einschließt.

In besonderer Dankbarkeit für ihre Mitarbeit Inez Maier Fundamentalontologie als Vorrangsfrage bei Heidegger Im ersten Kapitel der Einleitung von Sein und Zeit 1 wird die "Notwendigkeit, Struktur und Vorrang der Seinsfrage" (SZ, S. 2) thematisiert. Heidegger bestimmt hier die gegenwärtige Lage der Seinsfrage als die "Vergessenheit". Das wird indirekt durch das überlieferte Seinsverständnis bestätigt: das Sein ist der dunkelste, undefinierbarste und selbstverständlichste Begriff. Bei der Fundamentalontologie handelt es sich darum, die Notwendigkeit einer ausdrücklichen Wiederholung, d.i. die Geschichtlichkeit der Seinsfrage selbst wiederzuerwecken. Worin besteht aber die Seinsfrage selbst? Wir verfügen nicht nur nicht über die Antwort auf diese Frage, wir verstehen sie auch nicht einmal mehr als Frage. Was heißt es aber eine Frage stellen? Heideggers Antwort klingt: "Jedes Fragen ist ein Suchen" (SZ, S. 5). Denn ein Fragen nach etwas sucht das Gefragte und kann insofern nur etwas, worum erfragt wird, befragen. Gefragtes, Befragtes und Erfragtes verdanken ihre Stellung der formalen Struktur des Fragens selbst. Demnach handelt es sich bei der Fundamentalontologie darum, die Seinsfrage als ein in sich eingeteiltes Untersuchungsfeld zu verstehen. Auf den ersten Blick scheint es aber so, als ob die formale Struktur des Fragens selbst irgendeinen Vorrang der Seinsfrage bestätige, als ob sich sozusagen eine prästabilierte Hierarchie zwischen Sein, Dasein und dem Sinn von Sein von selbst ergäbe. Folgen wir dieser Vermutung und versuchen uns daher einen deutlicheren Begriff von der Vorrangsfrage zu verschaffen. Dazu müssen wir die Beziehung, d.i. die von Sein, Dasein und Sinn von Sein, von Gefragtem, Befragtem und Erfragtem zueinander genauer betrachten: die Seinsfrage hat "ontologischen Vorrang" (SZ, S. 8 ff.) bei der Bestimmung des Sinnes von Sein, insofern jede Wissenschaft des Seienden eine Region des Seins (eine Ontologie) voraussetzt, die die Wissenschaft ihrerseits nicht selber bestimmen kann. Die Seinsfrage hat aber auch einen "ontischen Vorrang" (SZ, S. 11 ff.), indem die Wissenschaft eine Verhaltensweise des Daseins ist. Anders gesagt, Dasein ist das Seiende, dem es in diesem seinem Sein um sein Selbst geht. Während Heidegger versucht, den ontischen Vorrang der Seinsfrage zu beweisen, kommt es allerdings zu gewissen Verwirrungen; er fällt gleichsam in eine Anhäufung von Vorränge. Er behauptet nämlich einen dreifachen Vorrang des Daseins selbst (SZ, S. 13). 1 SZ = Martin Heidegger, Sein und Zeit [1927], 15 Aufl., Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1979.