Papers by Matthias Flatscher

This paper, first published in German in Le Foucaldien 4(1) 2018 and in English in Le Foucaldien ... more This paper, first published in German in Le Foucaldien 4(1) 2018 and in English in Le Foucaldien 6(1) 2020, explores Bruno Latour’s critique of contemporary critical theory. According to Latour, poststructuralist conceptions of critical inquiry are becoming increasingly outdated. In our “post-factual” era, attempting to expose facts as results of power-laden processes of social construction plays into the hands of anti-scientific obscurantists. This is not to say, however, that one ought to opt for some reductionist notion of objectivity. Instead, Latour proposes a new form of critical realism. While we agree with Latour about the necessity of widening our epistemological paradigm, we deem his critique of poststructuralism unfair and exaggerated. Moreover, we argue that he fails to account for the relationship between epistemology, power, and subjectivity. Since Foucault, on the other hand, succeeds where Latour falls short and probes into this very relationship, his is a form of cr...

Bildtheorien der französischen Gegenwartsphilosophie, 2011
wurde am 26. Juli 1940 in Caudéran bei Bordeaux geboren und promovierte-nach seinem Studium der P... more wurde am 26. Juli 1940 in Caudéran bei Bordeaux geboren und promovierte-nach seinem Studium der Philosophie in Paris und gymnasialer Unterrichtstätigkeit in Colmar-1973 bei Paul Ricoeur mit einer Studie über Kant an der Universität Straßburg, wo er seit 1968 als Assistent und später bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004 als Professor lehrte. Gastprofessuren-u. a. in Berkeley, Berlin, Irvine, San Diego und Köln-unterstreichen neben seiner umfangreichen Publikationsund Vortragstätigkeit die breite Rezeption seiner philosophischen Arbeit in akademischen und außerakademischen Bereichen. Seine zahlreichen, stilistisch mitunter experimentellen Texte, die den gängigen philosophischen Diskurs vielfach überschreiten, wurden bereits großteils ins Deutsche übersetzt; eine umfassende philosophische Aufarbeitung seines Denkens im deutschsprachigen Raum steht jedoch noch aus.

Areté. International Journal of Philosophy, Human & Social Sciences, 2021
In her book Walled States: Waning Sovereignty (2010), the American political theorist Wendy Brown... more In her book Walled States: Waning Sovereignty (2010), the American political theorist Wendy Brown shows that today’s massive wall-building projects – whether in the United States, Israel, or Europe – are not primarily protective measures but rather must be understood as the expression of a fundamental crisis of the modern state. In her view, the erection of barricades is a desperate act of resistance of national sovereignty against its unavoidable demise in a globalized world. Therefore, according to Brown, the current border regimes represent but a final stage act that reflects the desire for clearly defined identities and must be deciphered as fear of a world that becomes ever more complex.
In my paper, I agree only in part with Brown’s theory of a ‘ruse of reason’ – that the building of border walls signifies, all appearances to the contrary, the demise of the sovereignty of the nation state. As convincing as her analyses may be, the staging of border regimes, which comprises not just the factual control of borders but also the bellicose political rhetoric surrounding the building of walls, is also a consciously used political instrument to transform democratic conditions, legal institutions, and social policy achievements within nation states. In my paper, I probe into this peculiar dialectic between, on the one hand, building walls at the borders and, on the other, dismantling borders of political discourse, both theoretically and by means of empirical examples.
To underpin my argument, I shall first focus on the United States under Donald Trump to show that the concentration on the building of a border wall between the United States and Mexico is accompanied by a weakening of security services vis-à-vis right-wing terror. After that, I shall demonstrate that Sebastian Kurz’s talk of shutting the Balkan route for migrants and shielding Austria from third-country migration implies a focused attack on the social partnership and the welfare state.

Le foucaldien, 2020
This paper, first published in German in Le foucaldien 4, no. 1 (2018), explores Bruno Latour's c... more This paper, first published in German in Le foucaldien 4, no. 1 (2018), explores Bruno Latour's critique of contemporary critical theory. According to Latour, poststructuralist conceptions of critical inquiry are becoming increasingly outdated. In our "post-factual" era, attempting to expose facts as results of power-laden processes of social construction plays into the hands of anti-scientific obscurantists. This is not to say, however, that one ought to opt for some reductionist notion of objectivity. Instead, Latour proposes a new form of critical realism. While we agree with Latour about the necessity of widening our epistemological paradigm, we deem his critique of poststructuralism unfair and exaggerated. Moreover, we argue that he fails to account for the relationship between epistemology, power, and subjectivity. Since Foucault, on the other hand, succeeds where Latour falls short and probes into this very relationship, his is a form of critique that remains crucial to tackling the current crisis of truth.
Das Vorprädikative Perspektiven im Ausgang von Heidegger (Hg. v. Chiara Pasqualin und Maria Agustina Sforza), 2020

Rancière und die Literatur. Hg. v. Erik M. Vogt & Michael Manfé, 2020
Eine Zusammenführung von Jacques Rancière und Peter Handke, um das Verhältnis von Politik und Lit... more Eine Zusammenführung von Jacques Rancière und Peter Handke, um das Verhältnis von Politik und Literatur auszuloten, mag zunächst irritieren: Auf der einen Seite befindet sich der breit rezipierte französische Theoretiker, der vielfach herangezogen wird, um Aktivitäten unterschiedlicher politischer Gruppierungen zu erfassen, die bestehende Ordnungen radikal hinterfragen und notwendige Umwälzungen unter den Insignien der Gleichheit in Aussicht stellen; 1 auf der anderen Seite steht der österreichische Schriftsteller, der sein OEuvre dezidiert unter apolitischen Vorzeichen betrachtet wissen will, sich zugleich aber selbst aufgrund öffentlicher Stellungnahmen während der Balkankriege sowie umstrittener Passagen zu den serbischen Kriegsverbrechen und nicht zuletzt aufgrund seiner Rede bei der Beisetzung von Slobodan Milošević harscher Kritik ausgesetzt sieht. 2 Daher kann es nicht verwundern, dass es bislang kaum Veröffentlichungen gibt, die auf Affinitäten und Differenzen zwischen beiden Autoren aufmerksam machen. 3 Wir möchten hier den Versuch unternehmen, auf eine bislang nicht näher betrachtete Konvergenz zwischen einer philosophischen und einer belletristischen Reflexion auf die politische Dimension der Literatur hinzuweisen. Insbesondere das sprach-und gattungsreflexive Schreiben in Handkes frühen Prosatexten, das die Konstruktionsweisen traditioneller Erzählgenres dechiffriert, bietet sich unserer Auffassung nach an, mit Rancières Überlegungen zur Ästhetik im Allgemeinen und zur Sprachkunst im Besonderen enggeführt zu werden, um ein neues Verständnis des Verhältnisses von Politik und Literatur zu gewinnen. Den Ausgangspunkt nehmen unsere Ausführungen bei Handkes und Rancières Abgrenzung von Jean-Paul Sartres Konzeption einer littérature engagée, die dieser in seinem Essay »Qu'est-ce que la littérature?« (1948) entwirft. Hierbei soll deutlich werden, dass weder für Rancière noch für Handke Literatur in einem aktivistischen Sinne politisch werden soll; vielmehr wird bei beiden in einer komplexeren Art und Weise die Frage nach dem Sagund Sichtbaren literaturimmanent verhandelt. In einem zweiten Schritt sollen die erstaunlichen Affinitäten zwischen Handke und Rancière rund um den Begriff der Ordnung in den Mittelpunkt gerückt werden. Das Aufbrechen vorgegebener Schemata weist dabei die Auffassung einer nicht weiter verhandelbaren Wirklichkeit zurück und problematisiert 1 Todd May (2010) untersucht beispielsweise die Politik von Bewegungen wie den Zapatisten, den algerischen Sans-Statuts und der Ersten Palästinensischen Intifada aus der Perspektive Rancière'scher Theorie. 2 In kritischer Weise distanziert sich Brokoff (2010) von Handkes Auseinandersetzung mit dem Zerfall Jugoslawiens, auch wenn er andernorts einräumt, dass »Handke berechtigte Einwände gegen die stereotypen Schematismen und die manipulative Kraft medialer Kriegsberichterstattung« (Brokoff 2014: 34) vorbringt. Aus einer pro-handkeschen Perspektive erläutert Hafner (2008) den Zugang des Schriftstellers zur Balkanfrage; Wagner (2010) diskutiert umsichtig Handkes Kritik am Journalismus. 3 In der Bibliographie zur Forschungsliteratur zu Peter Handke taucht der Name Jacques Rancière nicht auf (vgl. Kindler/Kunz 2014); Ausnahmen bilden die Monographie von Hegenbart (2017) und der Artikel von de Campos Martins (2017), die jedoch das dramatische Werk von Handke berücksichtigen. zugleich die scheinbar unwiderrufliche Axiomatik von etablierten Ordnungsstrukturen. Konkret soll hierbei der frühe Prosatext Der Hausierer aus dem Jahr 1967 hinsichtlich seiner politischen Dimension analysiert und in einen Dialog mit Rancières Überlegungen zur Möglichkeit des politischen Bruchs mit der polizeilichen Ordnung gesetzt werden. Im dritten und letzten Abschnitt werden wir Differenzen bei Handke und Rancière in den Blick nehmen. Thematisch in den Vordergrund treten dabei die Fragen, aus welcher Perspektive Ordnungen einer Revision unterzogen werden und ob bzw. in welcher Form sie sich dabei auf normative Kriterien berufen können. In diesem Zusammenhang versuchen wir auf ein komplementäres Verhältnis von Literatur und Philosophie aufmerksam zu machen, indem die singuläre Erfahrungsdimension in der Literatur berücksichtigt wird, die sich nicht in die Minimalbedingungen der Politik im Sinne einer Kollektivierung von Unrechtserfahrungen einordnen lässt. 2. Handkes und Rancières Auseinandersetzung mit Sartre 2.1 Handkes Zurückweisung von »engagierter« Literatur Eine spontane Wortmeldung, vorgebracht auf einer im April 1966 veranstalteten Tagung der Gruppe 47 in Princeton, verschaffte dem noch nicht einmal 25-jährigen Handke mit einem Schlag eine beachtliche Publizität. Sein Vorwurf der »Beschreibungsimpotenz«, gerichtet an das Gros der versammelten deutschsprachigen Schriftsteller*innen, machte medial die Runde und evozierte ein breites Echo in der literarischen Öffentlichkeit. 4 Was genauer darunter verstanden werden sollte, explizierte der bislang lediglich durch sein Erstlingswerk Die Hornissen (Handke 1966a) in Erscheinung getretene Autor im Anschluss daran in diversen poetologischen Essays, die in vielfältiger Weise sein literarisches Werk erhellen und ergänzen. In einer Nachbetrachtung der Tagung präzisiert Handke die Stoßrichtung seiner Kritik: »Ich habe nichts gegen die Beschreibung, ich sehe vielmehr die Beschreibung als notwendiges Mittel, um zur Reflexion zu gelangen. Ich bin für die Beschreibung, aber nicht für die Art der Beschreibung, wie sie heutzutage in Deutschland als ›Neuer Realismus‹ proklamiert wird. Es wird nämlich verkannt, daß die Literatur mit der Sprache gemacht wird, und nicht mit den Dingen, die mit der Sprache beschrieben werden« (Handke 1966b: 29). Eingebettet sind diese Überlegungen zu Status und Funktion der Deskription, die sich dezidiert gegen eine Verkürzung der Sprache auf ihren instrumentalistischen Charakter und gegen eine referenztheoretische Eingrenzung verwehren, nicht nur in eine umfassende Diskussion mit der vorherrschenden Literaturauffassung der damaligen Bundesrepublik rund um den Kritiker Marcel Reich-Ranicki, sondern auch in die Auseinandersetzung mit Sartres Konzeption einer »engagierten« Literatur, der sich auch namhafte deutschsprachige Autor*innen -etwa Peter Weiss -verpflichtet fühlten. Problematisch erscheint für Handke, dass mit dem von Sartre geforderten Engagement Schriftsteller*innen angehalten werden, ideologiekritisch ein falsches Bewusstsein zu entlarven und für Veränderungen einzutreten, indem Dinge und verhärtete Verhältnisse beim Namen genannt werden. Doch mit der Programmatik, die realen Gegebenheiten in der anvisierten Weise zu beschreiben, konterkariert laut Handke diese Literaturauffassung bereits das eigene Unterfangen, da nicht das Sein der Welt, sondern vielmehr ein utopischer Idealzustand, ein Sollen und die damit implizierten Werte expliziert werden: »[D]er Schriftsteller, der sich nach Sartre zu engagieren hat, benennt nicht die Dinge, sondern die normativen Bilder, die er sich im vorhinein von den Dingen gemacht hat« (Handke 1966c: 4 Vgl. Höller 2007: 41. 41). Die engagierte Literatur verfolgt daher in einer unreflektierten Weise miteinander nicht vereinbare Ziele und entzieht sich selbst jede Grundlage, indem sie zu beschreiben vorgibt, was nicht beschrieben werden kann: »Eine engagierte Literatur gibt es nicht. Der Begriff ist ein Widerspruch in sich. Es gibt engagierte Menschen, aber keine engagierten Schriftsteller« (Handke 1966c: 43). 5 Zudem unterwandert eine engagierte Literatur nicht nur das eigene Vorhaben, sondern verfehlt auch das Wesen der Kunst, indem sie die Literatur auf einen Aussagegehalt reduziert. Handke macht darauf aufmerksam, dass damit das literarische Schreiben in ein referentialistisches Prokrustesbett gezwängt und die produktive Offenheit der Kunst auf eine bestimmbare Semantik und ein anvisierbares Telos eingeschränkt wird: »Die Eindeutigkeit, Zweckbetonung, der Ernst des Engagements widersprechen dem Wesen der Kunst: diese ist weder eindeutig noch mehrdeutig, sie hat in sich nicht zählbare, nicht begrenzbare Bedeutungen, man könnte ebensogut sagen, sie hat überhaupt keine Bedeutung über sich hinaus, sie ist Bedeutung« (Handke 1966c: 43-44). Literatur -und insbesondere der Roman -verweist nach Handke nicht primär auf ein äußeres Referenzobjekt, sondern rückt das Augen-und Ohrenmerk auf sich selbst: auf die Form und den Stil der Sprache. »Littérature engagée« dagegen muss »ohne bestehende literarische Form auskommen: sie darf überhaupt keine literarische Form haben, sie muß vollkommen unliterarisch sein, wie Sartre sagt, geschriebenes Sprechen« (Handke 1966c: 42). In seinem instruktiven Essay »Ich bin Bewohner des Elfenbeinturms« (Handke 1967a) verdeutlich Handke seine Erörterungen, indem er auf das kritische Potential von Literatur rekurriert. Es geht dabei nicht darum, auf Missstände dadurch aufmerksam zu machen, dass die Wirklichkeit adäquat abgebildet wird oder normativ aufgeladene Gegenentwürfe vorgebracht werden, sondern um den Aufweis von alternativen Darstellungsmodi. Mit dieser Zurückweisung der Aufgabe, Inhalte bloß wiederzugeben, steht für ihn die Literatur nunmehr unter dem Imperativ, eine textimmanente Reflexion auf Artikulationsformen zum Ausdruck zu bringen und damit performativ neue Möglichkeiten des Schreibens auszuloten. Handke formuliert diese Forderung pointiert in der Ich-Form: »Ich erwarte von einem literarischen Werk eine Neuigkeit für mich, etwas, das mich, wenn auch nur geringfügig, ändert, etwas, das mir eine noch nicht gedachte, noch nicht bewußte Möglichkeit der Wirklichkeit bewußt macht, eine Möglichkeit zu sehen, zu sprechen, zu denken, zu existieren« (Handke 1967a: 19-20). Bezeichnenderweise verortet Handke das kritische Erkenntnisvermögen zunächst auf einer subjektiv-singulären Ebene, indem er mit Nachdruck auf die konkrete eigene Erfahrung in der Beschäftigung mit Literatur rekurriert, die in der Lage ist, einen Keil zwischen dem eigenen...
Fischer-Lescano, Andreas / Franzki, Hannah / Horst, Johann (ed.): Gegenrechte. Recht jenseits des Subjekts. Tübingen: Mohr Siebeck, 2018, pp. 165–185., 2018

Gebhardt, Mareike (ed.): Staatskritik und Radikaldemokratie. Das Denken Jacques Rancières. Baden-Baden: Nomos 2020 , 2020
Wer heute, mit über zwanzig Jahren Abstand, die Ausführungen von Jürgen Habermas zur Postnational... more Wer heute, mit über zwanzig Jahren Abstand, die Ausführungen von Jürgen Habermas zur Postnationalen Konstellation (1998) liest, wird nicht zuletzt die Hellsichtigkeit seines zeitdiagnostischen Blicks anerkennen müssen. Habermas weist dort auf eine ganze Reihe von politischen Entwicklungen hin, die sich angesichts der fortschreitenden Globalisierung Ende der 1990er Jahre abzeichneten: vom Wildwuchs des Neoliberalismus, der mit einer Absage an politische Gestaltungskraft sowie mit massiven gesellschaftlichen Entsolidarisierungsprozessen einhergeht, über die regressiven Renationalisierungstendenzen im Kontext eines umfassenden Rechtsrucks 1 bis hin zum Auseinanderdriften des Wohlstandsgefälles zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden. Rückblickend haben sich diese Beobachtungen nicht nur bestätigt, sondern die Lage hat sich verschärft: Die Finanz-und Wirtschaftskrise hat den Siegeszug des Neoliberalismus nicht aufgehalten. Im Gegenteil, die drastischen sozialen Ungleichheiten, die sich im Zuge einer neoliberalen Selbstabwicklungsdynamik vertiefen, werden mit lakonischen Hinweisen auf Alternativlosigkeit quittiert: Das TINA-Prinzip scheint heute zum unverrückbaren Grundkonsens der Postdemokratie avanciert zu sein. Das Projekt sozialer und politischer Integration auf europäischer Ebene hat durch das Brexit-Chaos und die zunehmenden Spannungen unter den EU-Mitgliedsstaaten im Kontext der griechischen Staatsschuldenkrise (2010) sowie der sogenannten ‚Flüchtlingskrise' (2015) schweren Schaden genommen. Darüber hinaus erleben wir gegenwärtig einen weltweiten Aufstieg illiberaler Kräfte, die mittlerweile in vielen westlichen Ländern bis auf Regierungsebene Einzug gehalten haben. Ethnozentristische Propaganda fungiert dabei zunehmend als ideologisches Ventil für eine anti-demokratische Politik. Angeboten werden protektionistisch-nationalistische Scheinalternativen, während sich die neoliberale Agenda zugleich ungebrochen ausbreitet. Kurz: Neoliberalismus und rechte Identitätspolitik erweisen sich heute in verstärktem Maße als Komplizinnen (Fraser 2009; Brown 2015; Fraser / Jaeggi 2020). Diese politischen Erfahrungen zeigen mit schlagender Deutlichkeit, dass eine bloß defensive Strategie der Bewahrung sozialer und politischer Errungenschaften gegen neoliberale und rechte Angriffe zu kurz greift. Kritische Theorie auf der Höhe der Zeit muss die angesprochenen Problemlagen vielmehr -und auch das betont Habermas bereits eindringlich -als Herausforderung begreifen, um aktiv eigene Entwürfe einzubringen und politische Alternativen auszubuchstabieren. Konkret hat Habermas dabei das Ziel vor Augen, das demokratische Dispositiv von Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Selbstregierung von seiner 1 Damit konterkariert Habermas bereits avant la lettre Colin Crouchs (2004) einseitige Diagnose der Postpolitik. Die postpolitische Ablösung politischer Aushandlungsprozesse durch ‚unpolitische' Expert*innenentscheidungen geht mit einer massiven Repolitisierung von rechts einher. Symptomatisch für die gegenwärtige Lage des Politischen ist entsprechend nicht nur die technokratische Reduktion politischer Fragen auf Faktenfragen, sondern umgekehrt auch die umfassende Politisierung aller vermeintlich außer Streit stehenden Tatsachen.

European Law Journal (Volume 25, Issue 5), 2019
This paper focuses on Habermas's notion of cosmopolitan democracy. Reconfiguring the basic ideas ... more This paper focuses on Habermas's notion of cosmopolitan democracy. Reconfiguring the basic ideas of democracy in postnational terms is inevitable if social and political integration is to succeed on a supranational level. In exploring Habermas's ideas, we draw on Rancière, whose thought stands in a complex relationship to Habermas. On the one hand, Rancière largely shares Habermas's diagnosis of the present. Both bemoan the erosion of the political caused by post-democracy and censure the rise of right-wing extremism in Western societies. On the other hand, and in contrast to Habermas, Rancière holds that these problems should be addressed not primarily by strengthening political institutions and reaching a consensus between conflicting parties, but by rethinking conflict and resistance. We show that Habermas's and Rancière's propositions can be productively brought in dialogue by focusing on the paradigmatic types of political subjectivity involved in their accounts: the citizen (Habermas) and the plebeian (Rancière).

Folgt man der mit dem Begriff des »Postfaktischen« verbundenen Zeitdiagnose, so befinden wir uns ... more Folgt man der mit dem Begriff des »Postfaktischen« verbundenen Zeitdiagnose, so befinden wir uns in einem Zeitalter, in dem wissenschaftliche Erkenntnisse durch »gefühlte Wahrheiten« und Tatsachen durch »alternative Fakten« ersetzt werden. Gleichzeitig zeigt sich – im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und des Aufkommens neuer Informationstechnologien – eine breite gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer Herrschaft des faktisch Gegebenen im Sinne nackter Daten (Big Data), die scheinbar abseits jeder lebensweltlichen Verankerung das soziale Leben einer umfassenden Algorithmisierung und Berechenbarkeit unterwerfen. Angesichts dieser ambivalenten und spannungsreichen Gemengelage im Kontext der gegenwärtigen " Wahrheitskrise " fragt die Tagung nach den spezifischen Einsatzpunkten, Perspektivierungen und Einsichten, die phänomenologische Ansätze für Fragen des Gegebenen und des Faktischen sowie der Faktizität und der Evidenzerzeugung zu liefern vermögen. Im Zentrum steht dabei das Problem des Verhältnisses zwischen wissenschaftlichen Tatsachen und soziopolitischen Realitäten sowie kulturellen Lebenswelten, das nicht zuletzt im Zuge der Globalisierung von Informationsflüssen und den damit einhergehenden interkulturellen Verflechtungen heute an Dringlichkeit gewinnt. Bei diesen Fragen handelt es sich in der Tat um Kerngebiete der Phänomenologie. Denn in ihrer gesamten Geschichte – von Husserls Diktum »Zu den Sachen selbst!« und seiner Kritik am Positivismus resp. Psychologismus über Heideggers Abgrenzung der Wahrheit als aletheia von Formen faktischer Richtigkeit sowie seiner »Ding«-Analyse, Arendts Überlegungen zu Politik und Wahrheit sowie Levinasʼ These vom Vorrang der Gerechtigkeit gegenüber der Objektivität bis hin zu Marions Analysen des Gegebenen und Waldenfels' Denken der »Bruchlinien der Erfahrung« – erweisen sich Fragen des Gegebenen, des Faktischen und der Faktizität, der Evidenz, der Objektivität und der Wahrheit als phänomenologische Grundprobleme. Dabei ist es vor dem Hintergrund des Tagungsthemas ein besonderes Anliegen, neben dem Aspekt deskriptiver Methodik vor allem das sach-kritische und zugleich eröffnende und »aufweisende« Potential phänomenologischer Forschung in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Die Tagung diskutiert das Problemfeld mit internationalen GastrednerInnen sowie in zwölf thematischen Sektionen, auf die sich alle interessierten WissenschafterInnen bewerben können. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch sowie ggf. Französisch. Die Sektionen III, V und XII werden in englischer Sprache gehalten.

Call for Papers Innerhalb der Politischen Philosophie und Politischen Theorie haben sich in den l... more Call for Papers Innerhalb der Politischen Philosophie und Politischen Theorie haben sich in den letzten zehn Jahren viele Diskussionen um die Unterscheidungen zwischen dem Politischen und der Politik gedreht (Bedorf/Röttgers 2010; Marchart 2010). Während das Politische dabei für die Dimension der Gründung steht, in deren Zuge sich Gesellschaft allererst konstituiert, steht die Politik dabei für die Dimension der Verwaltung, mit deren Hilfe sich Gesellschaft festigt. Theorien des Politischen haben sich dabei vor allem gegen verschiedene Formen des Fundamentalismus gewandt, welche Gesellschaft auf Substanz, Tradition oder letzte Gründe aufzubauen versuchen und dagegen stark gemacht, dass politische Ordnungen kontigent sind und also solche auf dem antagonistischen Konflikt um ihre angemessene Einrichtung ruht. Die Ausarbeitung dieser Perspektive in den wissenschaftlichen Debatten hat jedoch dazu geführt, dass die Dimension der Institutionalisierung untertheoretisiert geblieben ist. Fokussiert auf revolutionäre Gründungsereignisse wie 1789, 1917, 1968, 1989 wurde die Politik und ihre scheinbar bloß bürokratische und reformistische Anlage weitgehend vernachlässigt. Nun hat allerdings schon Hannah Arendt in ihrer einschlägigen Arbeit On Revolution darauf hingewiesen, dass zum politischen Handeln nicht nur die Dimension der Gründung, sondern auch die Dimension der Verstetigung gehört. Und eben an dieser zweiten Dimension sind die meisten gesellschaftlichen Umbrüche bisher gescheitert. Für umso notwendiger hält es Arendt daher, eine Theorie politischer Institutionen auszuarbeiten, die dem Pluralismus unserer Gegenwart gerecht wird. Gesellschaftliche Umbrüche vollziehen sich nach Arendt erfolgreich nur im Zusammenspiel zwischen dem Politischen und der Politik. Dass der Zusammenhang von Umbruch und Verstetigung kein zufälliger ist, erweist sich etwa schon etymologisch anhand der Übersetzung des phänomenologischen Begriffs der Stiftung als " institution " , wie er für Merleau-Ponty und die an ihn anschließenden Lefort und Castoriadis politiktheoretisch wegweisend geworden ist. Diese Intuition aufnehmend geht es um auf der Tagung darum, danach zu fragen, wie und inwiefern unter der Voraussetzung einer Theorie des Politischen heute Politik gedacht werden kann: Wie kann ein Institutionendesign aussehen, welches sich auf die Bodenlosigkeit des Politischen gründet? Wie lässt sich eine Politik instituieren, welche das Außerordentliche, die Alterität und die Singularität nicht nur als Störungen und Abweichungen von prozeduralistisch geregelten Verfahren ansieht, sondern auf diese zu antworten vermag? Wie also kann eine rezente Institutionentheorie vor dem Hintergrund gegenwärtiger Theorien und Herausforderungen aussehen?

Le foucaldien, 2018
This paper scrutinizes Bruno Latour's critique of contemporary critical theory. According to Lato... more This paper scrutinizes Bruno Latour's critique of contemporary critical theory. According to Latour, poststructuralist conceptions of critical inquiry are increasingly behind the times: in our "post-factual" era, attempts to expose facts as results of power-laden processes of social construction play in the hands of obscurantist anti-scientific positions. Arguing at the same time against reductionist notions of objectivity, Latour proposes a new form of critical realism. While Latour plausibly advocates the necessity of widening our epistemological paradigm, we aim to show that his critique of poststructuralism is unjust and hyperbolic. Moreover, his own conception misses out on explicating the relationship between epistemology, power, and subjectivity. Therefore, we argue that a Foucauldian form of critique, as it allows to account for this relationship, is all but outdated. Rather, it remains a necessary critical device in the context of the present truth-crisis.

Questions concerning the status of the other and of otherness have had extensive— albeit rarely o... more Questions concerning the status of the other and of otherness have had extensive— albeit rarely ostensible— consequences for the self-conception of phenomenological research since Edmund Husserl's groundbreaking work. Indeed, the epistemological and ontological status of the other has always been analyzed within his phenomenology— be it in the Cartesian Meditations (Husserl 1960) or in his three extensive volumes on intersubjectivity (Husserl 1973 a— c)—but it has mostly remained under the surface, often being neglected in favor of analyses concerning object constitution. Only in a later stage of reception has alterity turned out to be one of the most pressing issues of classical and post-classical phenomenological thought. In classical phenomenology, the main focus was on epistemological questions concerning the modes of experience and knowledge of others, which often overshadowed the ethical and political import of alterity. Larger discussions of the ethical and the political were fi rst propounded in post-classical phenomenological frameworks, and they involved transformations of both the phenomenological method and its epistemological presuppositions (cf. Flatscher and Seitz 2016). Certainly, the work of Emmanuel Levinas played a decisive role in this transformative process. In what follows, we will discuss this development under the heading of an " ethico-political turn of phenomenology " by paradigmatically focusing on the thought of Husserl and Levinas. Our aim is to show that the notion of otherness in Levinas's post-classical phenomenology not only has a strong potential for the critique of traditional metaphysical thinking, but also represents a radical attempt to envisage new ethico-political ways of reasoning, forms of justifi cation, and modes of critique, directed precisely against the traditional focus on fi gures of autonomy, sovereignty, and self-presence.
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Es gibt bei den Chassidim einen Spruch von der kommenden Welt, der besagt: es wird dort alles ein... more Es gibt bei den Chassidim einen Spruch von der kommenden Welt, der besagt: es wird dort alles eingerichtet sein wie bei uns. Wie unsre Stube jetzt ist, so wird sie auch in der kommenden Welt sein; wo unser Kind jetzt schläft, da wird es auch in der kommenden Welt schlafen. Was wir in dieser Welt am Leibe tragen, das werden wir auch in der kommenden Welt anhaben. Alles wird sein wie hier -nur ein klein wenig anders.
Anerkennung gilt spätestens seit Hegel als einer der zentralen Begriffe der Sozialphilosophie und... more Anerkennung gilt spätestens seit Hegel als einer der zentralen Begriffe der Sozialphilosophie und der politischen Theorie. 1 Die Grundthese, die aktuelle Positionen -trotz vielfacher Unterschiede -teilen, lautet, dass sich subjekt-und gesellschaftskonstitutive Fragen sowie eine Reihe von sozio-politischen Auseinandersetzungen nur dann angemessen analysieren und interpretieren lassen, wenn sie als »Kämpfe um Anerkennung« verstanden werden.

Zusammenfassung: Der vorliegende Beitrag zeichnet das Verständnis von Verantwortung bei Emmanuel ... more Zusammenfassung: Der vorliegende Beitrag zeichnet das Verständnis von Verantwortung bei Emmanuel Levinas und Jacques Derrida nach. Es wird zunächst aufgezeigt, inwiefern sie sich von traditionellen Konzeptionen abgrenzen, indem Verantwortung nicht mehr in der Selbstbestimmung eines autonomen Subjekts ihren Anfang findet, sondern im " vor-ursprünglichen " Appell des Anderen, der das Subjekt vor jeder intentionalen Bezugnahme usurpiert und eine " ethische " Konstitution des Subjekts nach sich zieht. Unter Einbeziehung der Levinas'schen Figur des Dritten soll darüber hinaus deutlich werden, dass sowohl Derrida als auch Levinas Alterität stets als plurale begreifen, womit das Antworten zugleich dem Anspruch des Anderen und den Mitansprüchen anderer Anderer gerecht werden muss. Dieses Spannungsfeld verlangt nach einer (politischen) Institutionalisierung, die im Antworten sowohl die Singularität als auch Universalität im Auge behält. Jede Ordnung muss im Namen des Anderen revidierbar bleiben. Ausgehend von diesem Verständnis des Politischen wird abschließend die Tragfähigkeit dieser Konzeption zur Diskussion gestellt, um ihre Implikationen und Grenzen kritisch anzudeuten.

Zusammenfassung: Das Schwerpunktthema versammelt sieben Beiträge zur nachklassischen Phänomenolog... more Zusammenfassung: Das Schwerpunktthema versammelt sieben Beiträge zur nachklassischen Phänomenologie in rezenten Diskursen der ethischen und politischen Theoriebildung, um das produktive und spannungsreiche Verhältnis von Ethik und Alterität in Hinblick auf Problembereiche der praktischen Philosophie auszuloten. Traditionell stellen sowohl Fragen des Ethischen als auch Fragen der Andersheit "Grenzprobleme" der Phänomenologie dar. Der Schwerpunkt versucht demgegenüber zu verdeutlichen, dass gerade diese Themenfelder einerseits innerhalb der Phänomenologie zu grundlegenden und weitreichenden Transformationen Anlass gegeben haben und andererseits zu der anhaltenden Relevanz phänomenologischer Forschung für ethische und politische Problemlagen einen wesentlichen Beitrag leisten. Im Rahmen dieser Einleitung wird knapp das spezifische Interesse an der Verschränkung von Ethik und Alterität in aktuellen Forschungszusammenhängen skizziert; darüber hinaus stellen wir die sieben Texte des Schwerpunktes in synoptischer Form vor.
![Research paper thumbnail of „Die Rhetorik in der philosophischen Hermeneutik“, in: in: Hetzel, Andreas / Posselt, Gerald (Hg.): Rhetorik und Philosophie. Handbücher zur Rhetorik. Berlin / Boston: de Gruyter [im Druck].](https://attachments.academia-assets.com/64760006/thumbnails/1.jpg)
According to its self-conception, hermeneutics maintains a close relationship with the rhetorical... more According to its self-conception, hermeneutics maintains a close relationship with the rhetorical tradition, thereby distancing itself from the demand – most present in occidental philosophy – of drawing a strict parting line against all rhetoric. Rather, hermeneutics explicitly unravels the manifold parallels between rhetoric and its own approach. As well as rhetoric, hermeneutics analyzes the various ways of linguistic mediation and disclosure of sense. In its reflection on the fundamental conditions of understanding, 20th century philosophical hermeneutics – as represented by Heidegger, Gadamer and Ricœur – focuses on the capacity of speech and on the performative dimension of talking with one another. Both rhetoric and hermeneutics take recourse to the universality of language as being irreducible to – and transgressing – any particular area of experience. Based on this ubiq-uity of language, hermeneutics envisages the determination of human essence by analyz-ing social contexts of concrete discursive situations. In Heidegger, Gadamer and Ricœur this insight relies not least on an intense discussion of Aristotle’s Rhetoric. Yet at the same time, these authors remain skeptical towards rhetoric understood as the art of persuasion, thereby implying a constant potential of violence and misuse of power. Thus, they point to the dangerous possibility of an independent and self-satisfying rhetoric that would give up any factual claim to truth, obliterate any authentic performance of the self and content itself with advocating common opinion. In this sense, hermeneutics’ reception of rhetoric entails – besides the often-emphasized affinity – also a kind of skeptical distancing.

Im französischen Diskurs wurde immer wieder versucht, das Problemfeld der Gabe zu beschreiten -z.... more Im französischen Diskurs wurde immer wieder versucht, das Problemfeld der Gabe zu beschreiten -z.B. von Marcel Mauss, Emmanuel Levinas, Jean-Luc Marion oder Jacques Lacan -, aber auch im deutschen Kontext -etwa bei Sigmund Freud, Edmund Husserl, Ferdinand Ebner und Martin Heidegger -wurde dem Phänomen der Gabe und des Gebens nachgegangen. Nicht zuletzt Derridas Beschäftigung mit der Gabe in diversen Publikationen und seine mannigfache Bezugnahme auf diverse Konzepte der Gabe rief ein großes Echo hervor und evozierte eine Reihe von weiteren Publikationen. 1 Angesichts dieser Fülle von Sekundärliteratur fällt es schwer, einen abermaligen Anlauf auch nur annähernd zu rechtfertigen; aber neben der von diesem Themenkomplex immer noch ausgehenden Faszination sollen einerseits der angestrebte Brückenschlag zu Heidegger, wobei in erster Linie sein Verständnis von Gabe mit seiner Auffassung von Sprache in Verbindung gebracht werden soll, und andererseits die kaum gewürdigte Neubestimmung Derridas einer "Möglichkeit des Unmöglichen" ein erneutes Zurückkommen auf den semantischen Herd der Gabe und des Gebens das hier unternommene Vorhaben legitimieren.
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Papers by Matthias Flatscher
In my paper, I agree only in part with Brown’s theory of a ‘ruse of reason’ – that the building of border walls signifies, all appearances to the contrary, the demise of the sovereignty of the nation state. As convincing as her analyses may be, the staging of border regimes, which comprises not just the factual control of borders but also the bellicose political rhetoric surrounding the building of walls, is also a consciously used political instrument to transform democratic conditions, legal institutions, and social policy achievements within nation states. In my paper, I probe into this peculiar dialectic between, on the one hand, building walls at the borders and, on the other, dismantling borders of political discourse, both theoretically and by means of empirical examples.
To underpin my argument, I shall first focus on the United States under Donald Trump to show that the concentration on the building of a border wall between the United States and Mexico is accompanied by a weakening of security services vis-à-vis right-wing terror. After that, I shall demonstrate that Sebastian Kurz’s talk of shutting the Balkan route for migrants and shielding Austria from third-country migration implies a focused attack on the social partnership and the welfare state.
In my paper, I agree only in part with Brown’s theory of a ‘ruse of reason’ – that the building of border walls signifies, all appearances to the contrary, the demise of the sovereignty of the nation state. As convincing as her analyses may be, the staging of border regimes, which comprises not just the factual control of borders but also the bellicose political rhetoric surrounding the building of walls, is also a consciously used political instrument to transform democratic conditions, legal institutions, and social policy achievements within nation states. In my paper, I probe into this peculiar dialectic between, on the one hand, building walls at the borders and, on the other, dismantling borders of political discourse, both theoretically and by means of empirical examples.
To underpin my argument, I shall first focus on the United States under Donald Trump to show that the concentration on the building of a border wall between the United States and Mexico is accompanied by a weakening of security services vis-à-vis right-wing terror. After that, I shall demonstrate that Sebastian Kurz’s talk of shutting the Balkan route for migrants and shielding Austria from third-country migration implies a focused attack on the social partnership and the welfare state.
markiert mit den Schlagworten "Inter-Subjektivität", "Alterität" und "Politik" ein komplexes Spannungsfeld, das die Phänomenologie vielfältig herausfordert und zu neuen Anläufen nötigt. Die Erfahrung der Fremd- und Andersheit bleibt nämlich nicht beiläufig, sondern kann verstörende Rückwirkungen auf das eigene Selbstverständnis tätigen. Es geht dabei nicht nur um ein äußerliches Wahrnehmen von Fremd- und Andersartigem, das sich in die Reihe diverser Erfahrungen nahtlos einreihen lassen würde, sondern vielmehr um ein Anders- und Fremdwerden der eigenen Erfahrung, welche die Souveränität des Subjekts in einer fundamentalen Weise in Frage stellt. Der Anspruch des Anderen lässt sich dabei nicht mehr nur in epistemologische Fragestellungen einordnen, sondern wird weitreichende ethische und politische Konsequenzen nach sich ziehen, die das Verständnis von Subjektivität und Intersubjektivität entscheidend verändern.
Die Beiträge beschränken sich nicht nur auf die Auseinandersetzungen innerhalb der Phänomenologie, sondern versuchen, vielfache Anschlussstellen an andere Diskurse aufzuzeigen. Neben Vertretern unterschiedlicher Richtungen der Phänomenologie (Husserl, Merleau-Ponty, Levinas, Derrida, Marion und Waldenfels) werden Gesprächspartner aus der Tradition (Platon und Aristoteles), aber auch aus anderen Kontexten (Freud, Schmitt oder Link) in die Diskussion miteinbezogen.
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