Heike Gfrereis
Universität Stuttgart, Institut für Literaturwissenschaft, Abt. Neuere deutsche Literatur, Honorarprofessorin
1988 bis 1992 Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Stuttgart, Tübingen und Marburg, 1994 Promotion, 1994 bis 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für neuere deutsche Literatur, Universität Stuttgart, 1999 bis 2001 Projektleiterin im Atelier Lohrer, Freie Architekten, Stuttgart, von Oktober 2001 bis Dezember 2021 Leiterin der Museumsabteilung im Deutschen Literaturarchiv Marbach (von 2017 bis 2019 auf eigenen Wunsch für Ausstellungs- und Forschungsprojekte freigestellt), 2013 zur Honorarprofessorin an der Universität Stuttgart ernannt, seit 2022 Referentin "Literatur im öffentlichen Raum" am Deutschen Literaturarchiv Marbach.
Phone: 07144/848600
Address: Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach.
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Papers by Heike Gfrereis
Ein festes Programm gibt es nicht. Nur einen Raum gemeinsamen Fragens: Wie rechnet sich Fontane? Was zeigt sich, wenn wir seine Schriften als Daten betrachten, bearbeiten, analysieren? Was für Strukturen, was für Muster lassen sich erkennen? Und was fangen wir mit diesen Strukturen, Mustern an – was können sie uns sagen, was können wir dazu erzählen? Und was eigentlich wäre ›Der Fontane-Code‹? Mehr zum Termin, zum Hackathon und zur Bewerbung ....
Wir haben daraus 50 Blätter ausgewählt. Wer sie anschaut, dem begegnen Gestalten, Ereignisse und Ideen aus Kerners Leben und Werk, aber auch barocke und fast surreal anmutende Bild- und Denkwelten. Die Kombination der eingeklebten Teile scheint dem Betrachter durch optische und inhaltliche Analogien und in ironisch-abgründiger Weise etwas ›sagen‹ wollen, was sich jedoch meist (noch) nicht auf einen konkreten Begriff bringen lässt. Die Seiten wecken unseren Willen, die Welt zu lesen und zu entschlüsseln, sie sind eine Dokumentation des schöpferisch-interpretierenden Denkens ebenso wie eine Einladung dazu.
Schillers Räuber waren bei ihrer Erstaufführung am 13. Januar 1782 in Mannheim ein Ereignis: »Das Theater glich einem Irrenhause, rollende Augen, geballte Fäuste, stampfende Füße, heisere Aufschreie im Zuschauerraum! Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Thüre. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus deßen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht!« Bertolt Brecht deutet sie anderthalb Jahrhunderte später als Sieg des Theatralischen über die abgebildete Wirklichkeit: »Schiller arbeitet die dramatischen Szenen aus, auch die Monologe, legt großen Wert auf die ›Schönheiten‹ und legt sorgfältig seine Effekte an. Alles zielt darauf ab, Begeisterung zu erwecken, mitzureißen, zu entzücken, moralisch wie ästhetisch, hochgesinnte Charaktere, spannende Verwicklungen, rhetorische Explosionen, Ausstellungen starker Leidenschaften, Anzettelung atemraubender Kontroversen«.
Wie allein mit der Sprache so große Emotionen erzeugt und so starke Figuren zum Leben erweckt werden können, steht im Mittelpunkt eines Ausstellungsexperiments, das die Besucher einlädt, diese These Schritt für Schritt am eigenen Leib zu überprüfen: Allein durch ihre Grundelemente – Laut und Zeichen – provoziert Schillers Sprache dazu, dass man sie sich mimisch vorstellt: als Ereignis, das den ganzen Körper umfasst und auch mit den Augen sichtbar ist. Räuber sein auf Zeit und im Rahmen der Kunst!
Eine Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs Mrabach bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2011.
»Wenn ich in diesem Land schon nicht der Frau meines Lebens begegnet bin, so immerhin doch dem Museum meines Lebens.« Heinrich Steinfest (Stuttgart)
»Ein Besuch in Marbach ist ein Lehrgang im Hinhören auf das, was aus dem Dunkeln spricht. … In Marbach, und das macht die Ausstellung zum Ereignis, verschmelzen Ausdruck und Abdruck, versöhnen sich Leben und Text.« Die Zeit (Ulrich Greiner)
»Das Literaturmuseum der Moderne ist ein wirklich inspirierender Ort. Keine Ausstellung von Quasi-Heiligtümern, sondern das aufregende unterirdische Land für Entdeckungsreisen durch die Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts.« Günter Figal (Freiburg)
»Die Exponate gewinnen ihre Lebendigkeit … weil sie für sich sprechen und hier für sich sprechen dürfen.« Jörg Drews (Bielefeld)
»Durch die Auswahl der Objekte und deren Präsentation wird aber auch dem sogenannten Laienpublikum auf eine sympathische Weise verständlich, was an der Literatur an sich und an ihren Vertretern interessant sein kann. Die große Leistung dieses Museums besteht darin, dass an der Literatur das sichtbar gemacht wird, was an ihr sichtbar gemacht werden kann.« Wendelin Schmidt-Dengler (Wien)
»Ich war absolut fasziniert nicht nur von der Museumsarchitektur, sondern auch und vor allem von der Art, wie diese genutzt worden war, um Bestände des Literaturarchivs in einer Ausstellung zu präsentieren: das ist eine Aufgabe, die eigentlich kaum zu lösen ist, denn ein Archiv (zumal ein Literatur-Archiv!) ist eben kein Museum. Und trotzdem war es gelungen: der Betrachter wird in ein Glitzer-Zauber-Kabinett hinein gelockt, in dem jedes Objekt den Einstieg in eine eigene Welt vermittelt; ich hatte das Gefühl, dass ich Tage und Wochen in diesem Raum hätte verbringen können. Luca Giuliani (Berlin)
»Dieses strenge Konzept entwickelt erstaunlichen Charme. Es kann zu einer großartigen Abenteuerreise einladen. … Ein solches Museum allein für die Arbeit der Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gibt es nicht noch einmal auf der Welt. Es ist so etwas wie ein Schaufenster ins Herz der Literatur«. Die Welt (Uwe Wittstock)
»Herzlichen Dank für den wunderbaren Aufenthalt unsrer 6. Klasse im LiMo! Die Schüler haben sich nur positiv geäußert über den Besuch und das Seminar. Sie waren alle begeistert – wir Lehrerinnen übrigens auch«. Ulrike Späth (Tübingen)
»In den USA, das ist sicher, gibt es ein solches Museum nicht. Weil man die Ausgaben scheut? Weil die Literatur in der amerikanischen Mediengesellschaft einen anderen Stellenwert hat? Vielleicht. Wahrscheinlicher ist, dass dieser Sprung von einer kuratorischen Kennerschaft zu einer literatur- und archivwissenschaftlich aufgeklärten Ausstellungspraxis noch nicht gelungen ist. Man wird sehen, ob das so bleibt. Erst einmal hat Marbach in dieser schönen Konkurrenz die Nase vorn«. Nikolaus Wegmann (Princeton)
»Eine Bahnfahrkarte nach Marbach ist von nun an jedenfalls ganz bestimmt keine traurige Angelegenheit mehr. Wer in die Dunkelkammern des Literarischen vordringen will, muss da jetzt hin. … Es ist ein großes Plädoyer für den Rest, für den ›Aufstand des Sekundären‹«. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (Julia Encke)
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich von dem Museum beeindruckt war! … Die neue Ausstellung ist offen, transparent und für Überraschungen bereit. Selbst Besucher, die einige der Autoren und/oder Objekte bereits gut kennen, müssen durch die Zusammenstellung angeregt sein. Überhaupt war ich nicht nur von der Ausstellungspraxis der Dauerausstellung überzeugt, sondern auch von der Art, dem Leser und Betrachter zu begegnen. Ausstellungen können neugierig machen und unterrichten, und diese tut beides im idealen Sinn.« Liliane Weissberg (Pennsylvania)
»Das neue Museum, das sich durchaus angemessen, zurückhaltend und doch akzentvoll präsentiert, ist aufgefallen durch lebendige Tätigkeiten, durch intellligente, eben auch im richtigen Masse das Übliche verlassende und deshalb umso mehr anregende Präsentation.« Werner Oechslin (Zürich)
»Die Ausstellung bietet genug Anekdotisches, so dass auch der weniger Vertraute für sich einen Einstieg findet. … Aus [meiner Ausstellungs-]Erfahrung heraus kann ich sagen, dass die Marbacher Dauerausstellung moderner Literatur einen mutigen Schritt gemacht hat, die neuen technologischen Möglichkeiten zu nutzen und damit die Möglichkeiten des Besuchers sich aktiv an der Rezeption zu beteiligen erhöht hat.« Günter Österle (Gießen)
»Wenn Marbach heute einen hervorragenden internationalen Ruf pflegen kann und es Besucher aus aller Welt zur Literatur zieht, dann nicht nur wegen Friedrich Schiller, sondern wegen dieses neuen Highlights der Museumslandschaft. Im LiMo locken ausgewählte Stücke der letzten 120 Jahre aus dem Handschriften- und Nachlassbestand des Literaturarchivs. So authentisch und sinnlich wie möglich das gelebte Leben, die physischen Spuren der Literatur sichtbar zu machen, ist das hier leitende Konzept«. taz (Christel Burghoff)
»Die in diesem Museum realisierte Interferenz von digitalen Medien und unmittelbarer Objekterfahrung, von Archiv und Exposition, von Raum und Arrangement hat der Literaturausstellung in Deutschland insgesamt neue Möglichkeiten aufzeigt und sie als wichtigen Faktor literarischer Kommunikation auch in den neuen Medienwelten eindrucksvoll bestätigt.« Peter Seibert (Wort-Räume, Zeichen-Wechsel, Augen-Poesie. Zur Theorie und Praxis von Literaturausstellungen, hrsg. von Anne Bohnenkamp und Sonja Vandenrath, Göttingen 2011.)
Wort-Räume, Zeichen-Wechsel, Augen-Poesie, hrsg. von Anne Bohnenkamp und Sonja Vandenrath. Zur Theorie und Praxis von Literaturausstellungen. Mit einer Dokumentation der Ausstellung »Wie stellt man Literatur aus? Sieben Positionen zu Goethes ›Wilhelm Meister‹« (Frankfurter Goethe-Haus 2010). Über Möglichkeiten und Grenzen der visuell-räumlichen Inszenierung von Literatur in Theorie und Praxis
Literaturhäuser, Archive und Bibliotheken setzen zunehmend auf Ausstellungen als Medium der Präsentation literarischer Texte und ihres Umfeldes. Das Spektrum reicht von der klassischen Vitrinen- bis hin zur opulenten Multimediaschau. In dem reich bebilderten Sammelband betrachten namhafte Experten das Phänomen »Literaturausstellung« unter kultur-, literatur- und medienwissenschaftlichen Gesichtspunkten.
Daneben präsentieren Kuratoren und Gestalter unter anderem folgende Ausstellungen: James Joyce und William Butler Yeats (Dublin 2004 und 2006); Sigmund Freud (Berlin 2006); Arno Schmidt (Marbach 2006); Arthur Schnitzler (Wien 2006); Robert Walser (Frankfurt, Berlin, Prag, Bern 2006/2007); Samuel Beckett (Paris 2007); Walter Kempowski (Berlin 2007); Pier Paolo Pasolini (Zürich, Berlin 2009).
In einem dritten Teil wird die 2010 im Frankfurter Goethe-Haus gezeigte »Meta«-Ausstellung »Wie stellt man Literatur aus? Positionen zu Goethes »Wilhelm Meister«« dokumentiert, die das Spektrum der Möglichkeiten auf professionellem, diskursivem und kreativem Niveau experimentell erkundschaftet.
Stimmen:
"(Mignon) haben Heike Gfrereis und Diethard Keppler die bezwingendste Interpretation gewidmet. Ein langer schwarzer Teppich folgt dem Verlauf von Wand, Treppe und Boden, eingewebt ist der Text einer Romanszene: der berühmte Eiertanz, den Mignon für Wilhelm aufführt. Leuchtende Kunststoffeier markieren die Interpunktion – Punkte, Kommata, Semikola. Man kann – ohne Schuhe – auf dem Teppich die Rhythmik der Sätze abschreiten und nachhüpfen." (Hannes Hintermaier, Frankfurter Allgemeine Zeitung)