Papers by Laura Katharina Mücke

Journal Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium, May 26, 2021
Von immersiven Steigerungslogiken und dem Wunsch von Nutzer_innen nach allumfassenden Medienwirkl... more Von immersiven Steigerungslogiken und dem Wunsch von Nutzer_innen nach allumfassenden Medienwirklichkeiten zu sprechen, meint normative Dualismen und Marginalisierungsdiskurse zu reproduzieren. Diese These fundiert den vorliegenden Artikel, der bisherige theoretische (und oft widersprüchliche) Zugriffe auf Nutzer_innen und mediales Wirkungsvermögen kritisiert. Er nimmt den Mythos vom einfahrenden Zug zum Ausgangspunkt, um die diesem zugrunde liegenden Machtformationen aufzuzeigen und der nach wie vor prominenten Vorstellung einer totalen Immersion stattdessen kontingente Film-Subjekt-Beziehungen vorzuschlagen. In der Annahme von Relationen und Kontingenzen des Bewegtbilds, so meine These, lassen sich Filmwirkungen jenseits von empirischen oder anthropologisierenden Diskursen wie jenem des "impliziten Lesers" analysieren und lässt sich auch der Werkbegriff des Films im digitalen Zeitalter neu befragen.
MontageAV 2022 31/1/2022, S. 101-114., 2022
Jacopo Bodini, Alessandro De Cesaris (Hg.): Immersivity. Philosophical Perspectives on Technologically Mediated Experience. AZIMUTH. Philosophical Coordinates in Modern and Contemporary Age, 02/2022.
La sémio-pragmatique, théories et pratiques : cinéma, télévision, audiovisuel, numérique /direction: Jean-Michel Denizart et Julien Péquignot. Aix-en-Provence : Presses universitaires de Provence.

Dinge im Film. Stummer Monolog, verborgenes Gedächtnis. Hg. Roman Mauer, Oksana Bulgakowa.
Siehe die gute Zusammenstellung von Texten über Dinge aus verschiedenen theoretischen Perspektive... more Siehe die gute Zusammenstellung von Texten über Dinge aus verschiedenen theoretischen Perspektiven bei Candlin und Guins (2009). Einleitung Käfer, das Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz 2 Es folgen zahlreiche andere Ausstellungen dieser Art, und das Weltmuseum Wien (früher das ethnographische Museum) präsentiert 150 Dinge, die ihre Geschichte mitteilen sollen: "Sharing Stories. Dinge sprechen". 3 Die Zeitschrift der deutschen Bahn Mobil veröffentlichte 2018 in jedem Heft eine Annonce: "Täglich landen rund 650 verlorene Dinge im zentralen Fundbüro. Wir bitten in jeder Ausgabe einen Schriftsteller, sich eines davon auszusuchen und uns dessen fiktive Geschichte zu erzählen". Die Kunstgeschichte kann auf die Welt der Dinge entspannt zurückblicken-mit ihren Lexika der symbolischen Bedeutung der Dinge, mit Stillleben und Genrebildern, diversen Mimesis-Theorien und Erwin Panofsky Unterscheidung zwischen ikonografischen und ikonologischen Analysen (1975). Die Kunst im 20. Jahrhundert hat einen langen Weg zu den Dingen zurückgelegt: von Eugène Atgets Fotografien der Objekte, sowjetischen Produktionskünstlern mit ihren Ideen einer neuen gegenständlichen Welt, der Literatur des Fakts und der Biografie des Dings (Sergej Tretjakow), dem europäischen Konstruktivismus, der Neuen Sachlichkeit, dem Bauhaus, Marcel Duchamps Readymade, die surrealistische Poetik der objets trouvés, Pop Art und Konzeptkunst mit Andy Warhols Suppendosen, bis hin zu Joseph Beuys Fettstuhl oder Claes Oldenburgs Giant Objects. Diese Entwicklungen führen zu Diskussionen über das Objekt und Subjekt in der Kunst der Moderne, in denen Dinge als Ersatz für Subjekt und Subjektivität (sowohl des Protagonisten als auch des Künstlers) auftreten. Von da aus ist es nur ein Schritt bis zum spekulativen Realismus des Amerikaners Graham Harman, des Franzosen Quentin Meillassoux und des Deutschen Markus Gabriel, die sich auf das Objekt fokussieren, welches vor, außerhalb und unabhängig von der Notwendigkeit eines Subjekts existiere. Die Ding-Debatte wird aus der Soziologie, Technik-und Wissenschaftsgeschichte, Ethnographie, Kunstgeschichte, Philosophie und psychoanalytischen Interpretation in literarische Studien übernommen. Der geistige Vater der Thing Theory in der Literatur, Bill Brown, versucht zu verstehen, wie unbelebte Objekte menschliche Subjekte darstellen, animieren, sie motivieren und bedrohen, ihre Beziehungen formieren oder deformieren, unterstützen oder untergraben (2004).

ffk Journal (2021), Nr. 6, S. 89–10.
Von immersiven Steigerungslogiken und dem Wunsch von Nutzer_innen nach allumfassenden Medienwirkl... more Von immersiven Steigerungslogiken und dem Wunsch von Nutzer_innen nach allumfassenden Medienwirklichkeiten zu sprechen, meint normative Dualismen und Marginalisierungsdiskurse zu reproduzieren. Diese These fundiert den vorliegenden Artikel, der bisherige theoretische (und oft widersprüchliche) Zugriffe auf Nutzer_innen und mediales Wirkungsvermögen kritisiert. Er nimmt den Mythos vom einfahrenden Zug zum Ausgangspunkt, um die diesem zugrunde liegenden Machtformationen aufzuzeigen und der nach wie vor prominenten Vorstellung einer totalen Immersion stattdessen kontingente Film-Subjekt-Beziehungen vorzuschlagen. In der Annahme von Relationen und Kontingenzen des Bewegtbilds, so meine These, lassen sich Filmwirkungen jenseits von empirischen oder anthropologisierenden Diskursen wie jenem des "impliziten Lesers" analysieren und lässt sich auch der Werkbegriff des Films im digitalen Zeitalter neu befragen. _______ Laura Katharina Mücke (M.A.) ist Universitätsassistentin PraeDoc der Professur "Theorie des Films" am tfm-Institut der Universität Wien. Sie studierte Filmwissenschaft, Mediendramaturgie und Publizistik in Mainz, wo sie bis 2019 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Ihr Promotionsprojekt "Politikum Anti | Immersion? Medienerfahrungen zwischen Wunsch und Versprechen" entwirft einen metadiskursiven Zugriff auf Immersion als subjekttheoretisches Modell. Sie forscht zu postkinematografischen Dispositiven, zur Filmphänomenologie als Methode und zum israelischen und palästinensischen Kino.
In: Stenzel, Julia / Lamb, Jochen (Hg.): Praktiken der Versammlung. Berlin: Neofelis, S. 243–272.

Ambiances. International Journalof Sensory Environment, Architecture and Urban Space, 2020
This article proposes to shift the scholarly focus from the conceptually, terminologically, and m... more This article proposes to shift the scholarly focus from the conceptually, terminologically, and methodologically fuzzy notion of “immersion” to the concept of “immersivity,” and thus from a discussion of experiences to an analysis of the productive forces that enable such experiences (aesthetic and otherwise). Using case studies from theme parks, film, and immersive theatre to video games and immersive educational spaces, we argue that immersivity is a distinct term that denotes an inherent quality of objects in general and of mediated, delineated, real and virtual spaces in particular. We assume that in all of these examples, spatial qualities and modes interact in particular ways to facilitate immersion. Elucidating these interactions requires discussing examples from different disciplinary contexts. It is precisely through this interdisciplinary approach that we take a first step towards understanding immersivity, as we pinpoint cross-disciplinary congruences wherever possible. The article thus offers the starting point for a transdisciplinary, qualitative, experimental, and analytical model of immersivity. Following a theoretical introduction to the topic of immersion, we will first conceptualize our interdisciplinary understanding of immersion and immersivity and then launch into a transdisciplinary dialogue about examples of immersive spaces.

Ruf, Oliver/Schaffers, Uta (Hg.): Kleine Medien. Kulturtheoretische Lektüren. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2019, 2019
Die mannigfaltigen Verstrickungen von Film in virtuelle Netzwerke aus Intertextualität und Hybrid... more Die mannigfaltigen Verstrickungen von Film in virtuelle Netzwerke aus Intertextualität und Hybridisierung fordern die Präzisierung des wissenschaftlichen Diskurses in besonderer Weise heraus. Film und Bewegtbild werden zunehmend auf ihre »Migrationsbewegungen« und Ent- bzw. Delokalisierungen untersucht, wodurch die wichtige Frage des ›Wo ist Film?‹ expliziter als zuvor auf Fragen nach der Zuschauerschaft deutet. Denn wo sich Rezeptionsorte und -situationen verändern und Filme beispielsweise auf Smartphones gesehen werden, steht die im 20. Jahrhundert stabile und fokussierte Beobachtersituation der Zuschauenden im Kino zur Diskussion.
In zahlreichen – mal pessimistisch-nostalgischen, mal euphorisch zukunftsgerichteten
– Ausführungen etabliert sich in der Filmwissenschaft seit der Jahrtausendwende die Notwendigkeit des Nachdenkens über Transport und Transgression des bewegten Bildes von der Leinwand an andere Orte und zugleich die Frage nach dem daraus resultierenden liminalen Schwellenzustand beider Akteure der filmischen Erfahrung: von Bild und Zuschauenden. Wo (film-)ontologische Binaritäten wie Subjekt/Objekt oder Innen/Außen zunehmend in den Fokus geraten, müssen davon ausgehend weitere Begriffe der Rezeptionsästhetik, wie jene der Interaktion oder der Präsenz, aber vor allem das omnipräsente Konzept der Immersion an die neuen Medientopografien angepasst und ihr Wirkungsbereich abgesteckt werden. Der Aufsatz widmet sich diesen neuartigen konzeptionellen Herausforderungen an den Begriff der Immersion.
Montage AV 19/2/2019, 2019

MEDIENwissenschaft, 2019
,Immersion‘ ist ein wichtiger Begriff unserer medialen Gegenwart, der längst Eingang in die Allta... more ,Immersion‘ ist ein wichtiger Begriff unserer medialen Gegenwart, der längst Eingang in die Alltagssprache und das Marketing von Kulturprodukten gefunden hat. Dabei gilt meist: Je größer, je unmittelbarer und auch je interaktiver ein Medium konzipiert ist, je mehr das repräsentierte ‚Außen‘ durch ein erlebtes ‚Innen‘ ersetzt wird, desto höher das Immersionspotenzial. Doch: Auf der Grundlage solcher Neuanordnungen von Film und Nutzer_in im Netzwerk medialer Erfahrung stehen die essentiellen Fragen der filmischen Rezeptionsästhetik neu zur Disposition: Wie verändert sich die Intensität filmischer Wirkung mit den veränderlichen Dispositiven und Orten, an denen Film rezipiert wird und mit der Art und Weise, wie Zuschauer_innen anders adressiert werden? Sind flüchtige und fragmentarische Nutzungssituationen mit dem sich aktuell alltagssprachlich verbreitenden Terminus der ‚Immersion‘ noch fassbar? Und wie müssen Begriffe wie ‚Nähe‘ und ‚Distanz‘, die innerhalb der Filmwissenschaft bislang nur selten eine klare Definition erfahren haben, integriert werden? Anliegen dieses Artikels ist es, unter Hinzuziehung des eingangs angeführten Beispiels den oft als ‚vage‘ bezeichneten Immersionsbegriff neu zu verhandeln – aus (film-)phänomenologischer Perspektive.
Co-Edited Books by Laura Katharina Mücke

Dies ist die kostenfreie PDF-Version des von Guido Kirsten, Magali Trautmann, Philipp Blum und La... more Dies ist die kostenfreie PDF-Version des von Guido Kirsten, Magali Trautmann, Philipp Blum und Laura Katharina Mücke vom Französischen ins Deutsche übersetzten und herausgegebenen Buchs "Kommunikationsräume" von Roger Odin ("Les espaces de communication-Introduction à la sémio-pragmatique"). Die Übersetzung ist 2019 bei oa books als hybride Open-Access-Publikation erschienen: https://www.oabooks.de/kommunikationsraeume. Sie ist sowohl als PDF als auch gedruckte Fassung über den self-publishing Verlag tredition (Paperback, Hardcover) zugänglich. Die Seitenzahlen stimmen überein.
Mit Kommunikationsräume liegt erstmals ein Buch des französischen Film-und Medientheoretikers Roger Odin auf Deutsch vor. Es bietet eine Einführung in das Modell der Semiopragmatik, dessen Ausarbeitung sich Odin in den vergangenen Jahrzehnten gewidmet hat. Im Zentrum steht das Konzept des "Kommunikationsraums", mit dessen Hilfe erklärt werden kann, wie mediale Kommunikationen durch ihren Kontext reguliert werden. Außerdem erläutert Odin seine Idee verschiedener "Modi der Sinn-und Affektproduktion", die auf unterschiedliche Filme, Bücher, Fernsehsendungen und andere kulturelle Artefakte angewandt werden können. Attraktiv ist der semiopragmatische Ansatz für alle, die einen Aus-weg suchen aus dem oft beobachteten Dilemma zwischen imma-nenten Theorien, die allein von "Texten" ausgehen, und rezeptions-seitig pragmatischen Modellen, die bei der "Aneignung" der Texte ansetzen. Die Semiopragmatik thematisiert dieses Dilemma und macht das Angebot einer spezifischen Verbindung der beiden Ana-lyserichtungen.
Editorials and Introductions by Laura Katharina Mücke

Montage AV 31/1/2022, p. 5-17.
Ende 2020 postete eine Redakteurin dieser Zeitschrift zwei fehlerhaft verzerrte Fotos auf ihrem I... more Ende 2020 postete eine Redakteurin dieser Zeitschrift zwei fehlerhaft verzerrte Fotos auf ihrem Instagram-Profil, nachdem ihre Smartphone-Kamera plötzlich nur noch stark entstellte Aufnahmen zu produzieren vermochte. Während ein Drittel der Bildfläche das Fotomotiv rissig, blass, unscharf und kaum erkennbar zeigte, verkam der Rest zu einer, wenn auch farbenfroh durchpflügten, referenzlosen Rasterlandschaft. Inmitten der glossy gefilterten Fotosammlungen, welche die Plattform Instagram so populär macht, wirkten die beiden Bilder teils unpassend, teils aber auch unerwartet roh und widerspenstig, vielleicht auch artsy, in jedem Fall aber irgendwie bemerkenswert. Kurz darauf meldeten sich belustigt-besorgte Follower:innen, die sich nach dem Wohlbefinden des gecrashten Endgeräts und seiner Besitzerin erkundigten oder die Bilder als Symptom für das krisengeschüttelte Pandemiejahr 2020 ansahen. Doch die Bilder (oder vielmehr die vernetzten Bildpraktiken aus Störung, Dokumentation, Teilen und Kommentieren, die auf der Titelseite dieser Ausgabe zu sehen sind) lassen sich nicht nur als Krisenallegorie deuten. Sie agieren zugleich als nur schwer fassbare Phänomene der visuellen Kultur der Gegenwart, die wir vorläufig als messy beschreiben möchten. Mit der Etablierung von Breitband-Internetzugängen, Smartphones, Apps sowie alltäglichen Kommunikationsformen wie GIFs und Memes ist seit Beginn des 21. Jahrhunderts nicht nur eine bis dahin kaum vorstellbare Zahl an Bildern und Bildformen entstanden. Infolgedessen verdichtet sich auch der Eindruck einer «neue[n] Unübersichtlichkeit» und «große[n] Unordnung» (Stalder 2016, 114 ff.), die wir als messiness der digitalen
Roger Odin, Kommunikationsräume, 2019
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Papers by Laura Katharina Mücke
In zahlreichen – mal pessimistisch-nostalgischen, mal euphorisch zukunftsgerichteten
– Ausführungen etabliert sich in der Filmwissenschaft seit der Jahrtausendwende die Notwendigkeit des Nachdenkens über Transport und Transgression des bewegten Bildes von der Leinwand an andere Orte und zugleich die Frage nach dem daraus resultierenden liminalen Schwellenzustand beider Akteure der filmischen Erfahrung: von Bild und Zuschauenden. Wo (film-)ontologische Binaritäten wie Subjekt/Objekt oder Innen/Außen zunehmend in den Fokus geraten, müssen davon ausgehend weitere Begriffe der Rezeptionsästhetik, wie jene der Interaktion oder der Präsenz, aber vor allem das omnipräsente Konzept der Immersion an die neuen Medientopografien angepasst und ihr Wirkungsbereich abgesteckt werden. Der Aufsatz widmet sich diesen neuartigen konzeptionellen Herausforderungen an den Begriff der Immersion.
Co-Edited Books by Laura Katharina Mücke
Mit Kommunikationsräume liegt erstmals ein Buch des französischen Film-und Medientheoretikers Roger Odin auf Deutsch vor. Es bietet eine Einführung in das Modell der Semiopragmatik, dessen Ausarbeitung sich Odin in den vergangenen Jahrzehnten gewidmet hat. Im Zentrum steht das Konzept des "Kommunikationsraums", mit dessen Hilfe erklärt werden kann, wie mediale Kommunikationen durch ihren Kontext reguliert werden. Außerdem erläutert Odin seine Idee verschiedener "Modi der Sinn-und Affektproduktion", die auf unterschiedliche Filme, Bücher, Fernsehsendungen und andere kulturelle Artefakte angewandt werden können. Attraktiv ist der semiopragmatische Ansatz für alle, die einen Aus-weg suchen aus dem oft beobachteten Dilemma zwischen imma-nenten Theorien, die allein von "Texten" ausgehen, und rezeptions-seitig pragmatischen Modellen, die bei der "Aneignung" der Texte ansetzen. Die Semiopragmatik thematisiert dieses Dilemma und macht das Angebot einer spezifischen Verbindung der beiden Ana-lyserichtungen.
Editorials and Introductions by Laura Katharina Mücke
In zahlreichen – mal pessimistisch-nostalgischen, mal euphorisch zukunftsgerichteten
– Ausführungen etabliert sich in der Filmwissenschaft seit der Jahrtausendwende die Notwendigkeit des Nachdenkens über Transport und Transgression des bewegten Bildes von der Leinwand an andere Orte und zugleich die Frage nach dem daraus resultierenden liminalen Schwellenzustand beider Akteure der filmischen Erfahrung: von Bild und Zuschauenden. Wo (film-)ontologische Binaritäten wie Subjekt/Objekt oder Innen/Außen zunehmend in den Fokus geraten, müssen davon ausgehend weitere Begriffe der Rezeptionsästhetik, wie jene der Interaktion oder der Präsenz, aber vor allem das omnipräsente Konzept der Immersion an die neuen Medientopografien angepasst und ihr Wirkungsbereich abgesteckt werden. Der Aufsatz widmet sich diesen neuartigen konzeptionellen Herausforderungen an den Begriff der Immersion.
Mit Kommunikationsräume liegt erstmals ein Buch des französischen Film-und Medientheoretikers Roger Odin auf Deutsch vor. Es bietet eine Einführung in das Modell der Semiopragmatik, dessen Ausarbeitung sich Odin in den vergangenen Jahrzehnten gewidmet hat. Im Zentrum steht das Konzept des "Kommunikationsraums", mit dessen Hilfe erklärt werden kann, wie mediale Kommunikationen durch ihren Kontext reguliert werden. Außerdem erläutert Odin seine Idee verschiedener "Modi der Sinn-und Affektproduktion", die auf unterschiedliche Filme, Bücher, Fernsehsendungen und andere kulturelle Artefakte angewandt werden können. Attraktiv ist der semiopragmatische Ansatz für alle, die einen Aus-weg suchen aus dem oft beobachteten Dilemma zwischen imma-nenten Theorien, die allein von "Texten" ausgehen, und rezeptions-seitig pragmatischen Modellen, die bei der "Aneignung" der Texte ansetzen. Die Semiopragmatik thematisiert dieses Dilemma und macht das Angebot einer spezifischen Verbindung der beiden Ana-lyserichtungen.