Expertise by Maria Bühner
Veröffentlichung des Fachbereichs für die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) des Senat Berlin, 2024
Wie sahen die Lebenswelten von Lesben, frauenliebenden und queeren Frauen* in der DDR aus? Welche... more Wie sahen die Lebenswelten von Lesben, frauenliebenden und queeren Frauen* in der DDR aus? Welche Diskriminierungs- und Repressionserfahrungen machten sie? Wie kam es zur Entstehung einer Lesbenbewegung in den 1980er Jahren und welche Ziele verfolgte diese? Die vorliegende Expertise behandelt die Geschichte lesbischen Lebens in der DDR entlang dieser Fragen. Sie gliedert sich in drei Teile: einen Überblick zum Forschungsstand, eine Zusammenstellung relevanter Quellen und in Vorschläge für zukünftige Projekte.
(Selbstverlag) Expertise für die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung des Senats Berlin, 2020
Wie sahen die Lebenswelten von Lesben, frauenliebenden und queeren Frauen* in der DDR aus? Welche... more Wie sahen die Lebenswelten von Lesben, frauenliebenden und queeren Frauen* in der DDR aus? Welche Diskriminierungs- und Repressionserfahrungen machten sie? Wie kam es zur Entstehung einer Lesbenbewegung in den 1980er Jahren und welche Ziele verfolgte diese? Die vorliegende Expertise behandelt die Geschichte lesbischen Lebens in der DDR entlang dieser Fragen. Sie gliedert sich in drei Teile: einen Überblick zum Forschungsstand, eine Zusammenstellung relevanter Quellen und in Vorschläge für zukünftige Projekte.
Published Articles by Maria Bühner
Handbuch Queere Zeitgeschichten II. Differenzen, 2024
Die Geschichte queerer und feministischer Bewegungen ist stets auch eine Geschichte von intensive... more Die Geschichte queerer und feministischer Bewegungen ist stets auch eine Geschichte von intensiven Diskussionen und (wiederkehrenden) Konflikten, die sich oft an der Frage entzündeten, wer das Kollektivsubjekt identitätspolitisch ausgerichteter Bewegungen sei (und wer nicht). In dem Artikel »Lesbische Transen – ich bin eine von ihnen« berichtete die Aktivistin Nadja Schallenberg von ihrer schwierigen Situation als trans Frau. Der Artikel erschien 1991 in der ostdeutschen lesbischen Bewegungszeitschrift frau anders.Ihr Erfahrungsbericht war ein wichtiger Beitrag zur emotional geführten Diskussion um das Verhältnis der Frauen- und Lesbengruppen zu trans Frauen, die bis heute immer wieder aufflammt.

Benno Gammerl / Martin Lücke / Andrea Rottmann (Hg.) Handbuch Queere Zeitgeschichten II. Differenzen, 2024
Entgegen des Titels »Ganz allmählich, ganz privat« erzählt dieser Artikel, erschienen am 5. Juni ... more Entgegen des Titels »Ganz allmählich, ganz privat« erzählt dieser Artikel, erschienen am 5. Juni 1992 in der linken Tageszeitung taz, eine ganz andere Geschichte — die von einem Wunsch nach Sichtbarkeit, Austausch zwischen Ost und West und auch der turbulenten Zeit der ›langen Wende‹. Im Gespräch mit der Journalistin Ulrike Helwerth geben die beiden Filmemacherinnen Christina Karstädt und Anette von Zitzewitz Einblicke in die Arbeit an ihrem Dokumentarfilm »… viel zuviel verschwiegen« und dessen zentrale Themen. In dem Film teilen zwölf Frauen unterschiedlichen Alters ihre Erfahrungen als Lesben in der DDR. Die Protagonistinnen geben intime Einblicke in ihre Lebens- und Gefühlswelten, was den Film auch zu einer höchst interessanten alltags- und emotionshistorischen Quelle macht.

Stephanie Kuhnen (Hg.) Lesben raus! Für mehr lesbische Sichtbarkeit, Querverlag , 2017
Mein Fokus liegt, erstens, auf der Frage, wie sich die Unsichtbarkeit von Lesben in der DDR manif... more Mein Fokus liegt, erstens, auf der Frage, wie sich die Unsichtbarkeit von Lesben in der DDR manifestierte, zweitens, auf deren (emotionalen) Auswirkungen sowie, drittens, auf der Lesbenbewegung und ihrem Kampf um Sichtbarkeit. Lesben und lesbisches Begehren waren in der DDR lange unsichtbar und marginalisiert. Es gab keine Worte dafür, keine Bücher darüber und keine Vorbilder. Selbst als in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre die „Integration der Homosexuellen in den Sozialismus“ zur hochoffiziellen Politik wurde, ignorierte das Sprechen über „den Homosexuellen“ zumeist sein weibliches* Pedant. Die intensive Beteiligung von Lesben an der Bürgerrechts- und der Oppositionsbewegung der DDR, ihr Engagement um und nach dem Mauerfall wurden von der Geschichtsschreibung bisher weitestgehend ignoriert. Die sehr engagierten, aber in der Anzahl nur wenigen, wissenschaftlichen Arbeiten zur Geschichte von Lesben in der DDR stehen in einem klaren Kontrast zu dem, was Lesben in der DDR bewegt hat und was sie bewegt haben, ebenso wie zu der Vielzahl an Dokumenten, die sich in Archiven finden, und auch zu ihren Selbstzeugnissen. Ihre Unsichtbarkeit ist also eine potenzierte und in gewisser Weise auch eine fortlaufende.

Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2018
Continued Silence. The commemoration of the East Berlin-based group Lesbians in the Church at Rav... more Continued Silence. The commemoration of the East Berlin-based group Lesbians in the Church at Ravensbrück.
The 1980s mark the rise of the homosexual and lesbian rights movements in the German Democratic Republic. This article discusses attempts publicly to commemorate lesbian victims of Nazi persecution at the memorial site of the Ravensbrück concentration camp in the mid-1980s by the East Berlin-based group Lesben in der Kirche (Lesbians in the Church). They aimed to make lesbians and their history more visible. For the self-declared antifascist state, the commemorations of victims of the Nazi persecution were central to its political self-understanding. To make visible that there were more victims to the Nazi persecution than the communist resistance fighters was for the activists a way to seek public attention. At the same time, it was a strategy to form a shared collective memory as part of their identity politics that went hand in hand with an understanding of homosexuality as a political identity.
Key Words: Lesbian, National Socialism, East Germany, German Democratic Republic, Lesbian Activism, Politics of Memory, 1980s, Commemoration, Persecution of Homosexuality

Sexual Culture in Germany in the 1970s. A Golden Age for Queers?, 2019
In an attempt at "Feeling Backward" (Love), this article aims to explore the lesbian "Archive of ... more In an attempt at "Feeling Backward" (Love), this article aims to explore the lesbian "Archive of Feelings" (Cvetkovich) situated in the golden, or in my case, not so golden 1970s in East Germany on the basis of two documentary projects on lesbians in the GDR which were both published after 1989—as efforts to make lesbian experiences visible retrospectively. One is "Ich ahnungsloser Engel. Lesbenprotokolle" (‘I naive angel. Lesbian records’, 1991) by Kerstin Gutsche, a collection of thirteen monologues by lesbians talking about their biographies and everyday lives. The other one is "...viel zuviel verschwiegen. Eine historische Dokumentation von Lebensgeschichten lesbischer Frauen aus der Deutschen Demokratischen Republik" (‘...Much Too Secret. A Historical Documentation of Life Stories of Lesbian Women in the German Democratic Republic’, 1996) by Anette von Zitzewitz and Christina Karstädt. It is a collection of records based on extended interviews with 15 people, with both individuals and two lesbian groups (Lesben in der Kirche from East Berlin and the editors of the samizdat frau anders from Jena), which were for the most part conducted for a documentary film with the same title (Karstädt & von Zitzewitz, Germany 1992). Both projects have different focuses—whereas "Lesbenprotokolle" offers insights in the intimate landscapes of, often tragic, lesbian romantic relationships, "...viel zuviel verschwiegen" has a broader horizon and tells life stories spanning from the 1930s to the 1980s with a special emphasis on the rise of activism in the 1980s. Discussing the origins of these two books as well as the insights they offer us on lesbian lives in the GDR, I argue that the hegemonic narrative of the ‘legendary 1970s’ as the decade that fundamentally changed gay and lesbians lives must be radically questioned, not at least because it is very Western-centric. In addition to that, paying attention to feelings beyond gay pride gives us the opportunity to explore the more marginalized actors and feelings within the history of homosexualities.

Dinge und Sexualitäten. Körperpraktiken im 20. und 21. Jahrhundert, 2021
Die Vibrationsmassagegräte aus der Zeit zwischen Ende des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts in ... more Die Vibrationsmassagegräte aus der Zeit zwischen Ende des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts in der Sammlung des Deutschen Hygiene- Museums Dresden (DHMD) wurden bisher als Alltagsgegenstände zur Körperpflege klassifiziert. In den letzten Jahren ist jedoch ein gewissermaßen moderner Mythos um diese Geräte entstanden: Demnach hätten Ärzte sie Ende des 19. Jahrhunderts in England erfunden, um damit vermeintlich hysterische Frauen zu ›heilen‹ – eine Praxis, die bereits in der Antike bekannt gewesen sein soll. Die dafür bis dahin per Hand vorgenommenen Unterleibsmassagen, bei denen die männlichen Ärzte die Klitoris der Frauen stimuliert und diese so zum Orgasmus gebracht hätten, seien jedoch sehr ermüdend gewesen. Und das Vibrationsmassagegerät sollte hierfür Abhilfe schaffen. Weder die Ärzte noch die Patientinnen hätten den Orgasmus dabei als solchen erkannt oder benannt. Was in Filmkomödien wie In guten Händen und verschiedenen anderen erfolgreichen populärkulturellen Darstellungen als unterhaltsamer historischer Stoff verarbeitet wird, ist jedoch eine Legende.
Im deutschsprachigen Raum, der in der folgenden Untersuchung im Mittelpunkt steht, finden sich für die Zeit ab Ende des 19. und bis in die erste Hälfte des 20.Jahrhunderts nur wenige unmittelbare Nachweise, dass die Geräte zur sexuellen Stimulation verwendet wurden, wenngleich die potenziell sexuell stimulierende Wirkung der Massage durchaus bekannt war. Bei den Massagegeräten handelt es sich dennoch um aufschlussreiche Dinge für die Geschichte der Sexualitäten: Sie waren diskrete Alltagsgegenstände mit mehrfachen Gebrauchsdimensionen, zu denen laut den Anleitungen auch die Behandlung von »Impotenz« und »Gefühlskälte« zählte. Die Massagegeräte, so legen die Bedienungsanleitungen und Werbekampagnen nahe, sollten der Herstellung eines gesunden, natürlichen und verjüngten Körpers dienen, der zudem attraktiv, potent und fruchtbar war.
Technikhistorisch betrachtet handelt es sich bei den Vibrationsmassagegeräten um die Vorläufer für jene Vibratoren, die in Westdeutschland ab 1969 vom Versandhaus Beate Uhse zur sexuellen Stimulation verkauft und in den USA ab den 1970er-Jahren in neugegründeten feministischen Sexshops vertrieben wurden.

Häberlein, J./Keck-Szajbel, M./Mahoney, K. (Eds.) The Politics of Authenticity: Counter-Culture and Radical Movements Across the Iron Curtain (1968-1989). New York/Oxford: Berghahn, 2019
In this chapter, I examine this subjectification process and explore how new politics and new sub... more In this chapter, I examine this subjectification process and explore how new politics and new subjectivities were developed through lesbian rights activism. I argue that the repressive emotional regime of the GDR, which had constricted the expression of homosexuality, ultimately motivated the political activism that pushed for social and political change. As a result of their isolation, activists faced an affective state defined by invisibility and marginalization, and dominated by shame, guilt, fear, and self-hatred. Activists created a language for, and an understanding of, these very affects. They conceived of homosexuality as a political rather than a private issue and hence insisted on the necessity of political change. Transforming personal negative feelings into self-awareness and belonging was an important practice of self-empowerment, and essential for the creation of a new emotional habitus. Lesbians gained a sense of how and what to feel, and how to understand, name, and express their feelings in a political horizon. In short, the lesbian rights movement provided a language to make sense of, and respond to, their emotions. Emotion work was therefore important because it helped activists to name and reframe their feelings. At the core of the movement was a belief in the centrality of sexuality to the formation of one’s personality, and hence, coming out became a necessary step on the quest to authenticity. Coming out can be considered “emotion work” as it helped lesbians to clarify and thus transform their feelings. Often, this emotion work took place in consciousness-raising groups comparable to those that were formed in Western countries like the United States, the United Kingdom, and West Germany. These female-only groups were supposed to create a safe space for sharing one’s feelings and experiences.
I first explore the (emotional) effects of marginalization and invisibility. Second, I offer an introduction to the lesbian movement in the GDR. Third, I discuss what it meant to be a lesbian according to LiK. Finally, I examine the transnational and radical practices of lesbian consciousness-raising groups as a form of emotion work.

History | Sexuality | Law, 2021
I want to explore the politics of memory by lesbian activists in East Germany. I focus on the eff... more I want to explore the politics of memory by lesbian activists in East Germany. I focus on the efforts of the East Berlin-based group Lesben in der Kirche (Lesbians in the Church) at the memorial site of the former Ravensbrück concentration camp in the mid-1980s. Founded in 1982 Lesben in der Kirche was the first and very influential separatist lesbian group founded in the German Democratic Republic. They understood lesbian as a political identity, were very feminist, and critical of the state. They were the first ones to publicly commemorate the lesbian victims of the Nazi persecution. This practice was rooted in their general interest in lesbian herstory and at the same time an attempt to make lesbians, their existence, and experiences in the past and the present (and/or for the future) visible. I am especially interested in the function of these commemorations for forming a shared collective memory as part of their identity politics that went hand in hand with a politicization of homosexuality and womanhood. Nevertheless, I argue that feeling backward and the longing for community across time and space are ambivalent in their practise and outcome.

Mélix, Irène: NO SOLO, Leipzig: D21, 2020
Ein Beitrag zur Trans*-Geschichte / A contribution to trans history
Wessen Gefühle zählen? W... more Ein Beitrag zur Trans*-Geschichte / A contribution to trans history
Wessen Gefühle zählen? Wessen Erfahrungen zählen? Diese beiden Fragen haben mich in den letzten Jahren, als ich in Archive ging und mich dort auf die Suche nach lesbischen und queeren Spuren in der DDR-Geschichte begab, begleitet. Archive schaffen Ordnung, Bedeutung und Sinn(haftigkeit) über den Ein- und Ausschluss von Quellen, über deren Anordnung und Zugänglichkeit. Sie sind nicht einfach Orte, an denen die Geschichte aufbewahrt wird, sondern schaffen selbst Narrative und Geschichtsbilder. Doch wessen Geschichte findet überhaupt ihren Weg ins Archiv, um dort der Entdeckung, des Lesens, Bearbeitens und Sichtbar-Gemacht-Werdens zu harren?
Whose feelings matter? Whose experience is taken into consideration? I kept asking myself these two questions when I was looking for traces of Lesbian and Queer life in the archives of GDR history over the past years. By including or excluding sources, by the way they are arranged and how they are accessible, archives create order, encounters and meaning(fulness). They are not only places where the history is stored, but they create narratives and historic images on their own. Whose story finds its way into the archives to be discovered, read, edited, to be made visible?
Deutsches Digitales Frauenarchiv, 2019
Das Sich-Zeigen und gemeinsam mit anderen Sichtbarwerden waren zentrale Anliegen für lesbischen A... more Das Sich-Zeigen und gemeinsam mit anderen Sichtbarwerden waren zentrale Anliegen für lesbischen Aktivismus in der späten DDR. Die Hintergründe der Entstehung der Lesbenbewegung in der DDR werden im folgendem ebenso beleuchtet wie deren Arbeitsweisen und Themen.
Digitales Deutsches Frauenarchiv, 2018
Der Essay gibt einen historischen Abriss zur Vernetzung der Lesbengruppen in der DDR in den 1980e... more Der Essay gibt einen historischen Abriss zur Vernetzung der Lesbengruppen in der DDR in den 1980er-Jahren. Im Zentrum steht die Frage, wie es in der DDR im Angesicht fehlender Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit und Zensur möglich war, lesbisch-feministische Verbindungen zu knüpfen.
Digitales Deutsches Frauenarchiv, 2018
Die Lesben in der Kirche waren die erste eigenständige Lesbengruppe in der DDR. Es war die fehlen... more Die Lesben in der Kirche waren die erste eigenständige Lesbengruppe in der DDR. Es war die fehlende Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, welche die Lesben in der Kirche im Juli 1983 in die Evangelische Kirche führte.
Clio Online Themenportal Europäische Geschichte, 2017
Im Mittelpunkt meiner Analyse steht das „Informationspapier vom Arbeitskreis Homosexuelle Selbsth... more Im Mittelpunkt meiner Analyse steht das „Informationspapier vom Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe – Lesben in der Kirche“ (1985/86), der ersten Lesbengruppe, welche 1982–1983 in Ost-Berlin entstand. Bis in die zweite Hälfte der 1980er-Jahre war die Gruppe die einzige selbstständige Lesbengruppe in der DDR und gab wichtige Impulse für die politische Arbeit der Homosexuellenbewegung. Das Informationspapier ist ein wichtiges Dokument der zu großen Teilen noch unerforschten Geschichte von Lesben in Ostdeutschland. Es gibt einen Einblick in die damaligen Rahmenbedingungen lesbischer Existenz und die in den 1980er-Jahren in der DDR entstehende Lesbenbewegung; ebenso dokumentiert es den Blick der Aktivist_innen auf ihre sexuelle Orientierung und konfrontiert diese mit den Fremddeutungen weiblicher Homosexualität.
Teichert, G. (Hg.) L(i)eben im Verborgenen, Leipziger Universitätsverlag, 2019
Das Essay widmet sich lesbischen Aktivismus in Leipzig von Anfang der 1970er bis Mitte der 1990er... more Das Essay widmet sich lesbischen Aktivismus in Leipzig von Anfang der 1970er bis Mitte der 1990er Jahre. Doch die historische Aufarbeitung sollte nicht beim Sammeln, Dokumentieren und Problematisieren aufhören. Diese Geschichten gehören in die aktive und sichtbare Erinnerungskultur der Stadt Leipzig. Es gilt, 50 Jahre nach Stonewall und 30 Jahre nach dem, was als „Friedliche Revolution“ in das kollektive Gedächtnis der Stadt eingeschrieben wurde, die Rolle von lesbenpolitisch aktiven Personen in diesen tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbruch in Ostdeutschland und ihr vielfältiges Engagement sichtbar zu erinnern.

Teichert, G. (Hg.) L(i)eben im Verborgenen, Leipziger Universitätsverlag, 2019
Mein Fokus liegt, erstens, auf der Frage, wie sich die Unsichtbarkeit von Lesben in der DDR manif... more Mein Fokus liegt, erstens, auf der Frage, wie sich die Unsichtbarkeit von Lesben in der DDR manifestierte, zweitens, auf deren (emotionalen) Auswirkungen sowie, drittens, auf der Lesbenbewegung und ihrem Kampf um Sichtbarkeit. Lesben und lesbisches Begehren waren in der DDR lange unsichtbar und marginalisiert. Es gab keine Worte dafür, keine Bücher darüber und keine Vorbilder. Selbst als in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre die „Integration der Homosexuellen in den Sozialismus“ zur hochoffiziellen Politik wurde, ignorierte das Sprechen über „den Homosexuellen“ zumeist sein weibliches* Pedant. Die intensive Beteiligung von Lesben an der Bürgerrechts- und der Oppositionsbewegung der DDR, ihr Engagement um und nach dem Mauerfall wurden von der Geschichtsschreibung bisher weitestgehend ignoriert. Die sehr engagierten, aber in der Anzahl nur wenigen, wissenschaftlichen Arbeiten zur Geschichte von Lesben in der DDR stehen in einem klaren Kontrast zu dem, was Lesben in der DDR bewegt hat und was sie bewegt haben, ebenso wie zu der Vielzahl an Dokumenten, die sich in Archiven finden, und auch zu ihren Selbstzeugnissen. Ihre Unsichtbarkeit ist also eine potenzierte und in gewisser Weise auch eine fortlaufende.
Deutschland Archiv, 2023
Dem aktivistischen Aufbruch in den 1980er-Jahren waren schwierige Jahrzehnte für lesbische Frauen... more Dem aktivistischen Aufbruch in den 1980er-Jahren waren schwierige Jahrzehnte für lesbische Frauen in der DDR vorangegangen, die stark durch Unsichtbarkeit, Disziplinierung und Isolation, aber immer wieder auch durch Versuche geprägt waren, genau das zu durchbrechen. Im Folgenden werden diese Entwicklungen von der Nachkriegszeit bis Anfang der 1990er-Jahren genauer beleuchtet
Rottmann, Andrea/Lücke, Martin/Gammerl, Benno (Hg.) Handbuch queere Zeitgeschichten I. Räume. Bielefeld: Transcript, 2023
Festgehalten wird hier eine Erfahrung, die nur scheinbar individuell ist und Gefühle dokumentiert... more Festgehalten wird hier eine Erfahrung, die nur scheinbar individuell ist und Gefühle dokumentiert, die vielleicht auch die Betroffenen selbst vorher als rein privat abgestempelt hätten. Den Autorinnen war es jedoch die Mühe wert, diese aufzuschreiben, aufzuführen und aufzubewahren und somit mit einem größeren Kreis zu teilen: mit dem Publikum der Aufführung, wie auch mit uns späteren Leser*innen, die diese Szene jetzt noch nachlesen und sogar nachspielen könnten und dabei erkennen, dass es vielen ähnlich geht.

Das Übersehenwerden hat Geschichte. Lesben in der DDR und in der friedlichen Revolution, 2015
Eine umfassende und systematische Betrachtung lesbischer Lebenswelten und lesbischen Aktivismus i... more Eine umfassende und systematische Betrachtung lesbischer Lebenswelten und lesbischen Aktivismus in der DDR gibt es noch nicht. Die wenigen wissenschaftlichen Aufarbeitungen stehen in einem klaren Kontrast zu dem, was Lesben in der DDR bewegt hat und was sie bewegt haben, ebenso wie zu der Vielzahl an Dokumenten, die sich in Archiven finden, und auch zu den Selbstzeugnissen, die nach 1990 entstanden sind. Gleichzeitig kann es die eine Geschichte lesbischer Frauen in der DDR nicht geben – zu divers sind die Erfahrungen und Subjektpositionen der historischen Akteur_innen. In diesem Artikel werde ich einen Überblick zum Forschungsstand zu Lesben in der DDR geben, dessen zentrale Diskussionslinien aufzeigen und ausgehend von Leerstellen einige weiterführende Fragen aufwerfen. Dieser Artikel basiert auf den Recherchen und Überlegungen für meine Doktorarbeit zu lesbischer Subjektwerdung in Ostdeutschland in den 1970er und 1980er Jahren, in der ich mich einigen dieser Fragen aus geschlechter-, körper-und emotionshistorischer Perspektive widme.
Uploads
Expertise by Maria Bühner
Published Articles by Maria Bühner
The 1980s mark the rise of the homosexual and lesbian rights movements in the German Democratic Republic. This article discusses attempts publicly to commemorate lesbian victims of Nazi persecution at the memorial site of the Ravensbrück concentration camp in the mid-1980s by the East Berlin-based group Lesben in der Kirche (Lesbians in the Church). They aimed to make lesbians and their history more visible. For the self-declared antifascist state, the commemorations of victims of the Nazi persecution were central to its political self-understanding. To make visible that there were more victims to the Nazi persecution than the communist resistance fighters was for the activists a way to seek public attention. At the same time, it was a strategy to form a shared collective memory as part of their identity politics that went hand in hand with an understanding of homosexuality as a political identity.
Key Words: Lesbian, National Socialism, East Germany, German Democratic Republic, Lesbian Activism, Politics of Memory, 1980s, Commemoration, Persecution of Homosexuality
Im deutschsprachigen Raum, der in der folgenden Untersuchung im Mittelpunkt steht, finden sich für die Zeit ab Ende des 19. und bis in die erste Hälfte des 20.Jahrhunderts nur wenige unmittelbare Nachweise, dass die Geräte zur sexuellen Stimulation verwendet wurden, wenngleich die potenziell sexuell stimulierende Wirkung der Massage durchaus bekannt war. Bei den Massagegeräten handelt es sich dennoch um aufschlussreiche Dinge für die Geschichte der Sexualitäten: Sie waren diskrete Alltagsgegenstände mit mehrfachen Gebrauchsdimensionen, zu denen laut den Anleitungen auch die Behandlung von »Impotenz« und »Gefühlskälte« zählte. Die Massagegeräte, so legen die Bedienungsanleitungen und Werbekampagnen nahe, sollten der Herstellung eines gesunden, natürlichen und verjüngten Körpers dienen, der zudem attraktiv, potent und fruchtbar war.
Technikhistorisch betrachtet handelt es sich bei den Vibrationsmassagegeräten um die Vorläufer für jene Vibratoren, die in Westdeutschland ab 1969 vom Versandhaus Beate Uhse zur sexuellen Stimulation verkauft und in den USA ab den 1970er-Jahren in neugegründeten feministischen Sexshops vertrieben wurden.
I first explore the (emotional) effects of marginalization and invisibility. Second, I offer an introduction to the lesbian movement in the GDR. Third, I discuss what it meant to be a lesbian according to LiK. Finally, I examine the transnational and radical practices of lesbian consciousness-raising groups as a form of emotion work.
Wessen Gefühle zählen? Wessen Erfahrungen zählen? Diese beiden Fragen haben mich in den letzten Jahren, als ich in Archive ging und mich dort auf die Suche nach lesbischen und queeren Spuren in der DDR-Geschichte begab, begleitet. Archive schaffen Ordnung, Bedeutung und Sinn(haftigkeit) über den Ein- und Ausschluss von Quellen, über deren Anordnung und Zugänglichkeit. Sie sind nicht einfach Orte, an denen die Geschichte aufbewahrt wird, sondern schaffen selbst Narrative und Geschichtsbilder. Doch wessen Geschichte findet überhaupt ihren Weg ins Archiv, um dort der Entdeckung, des Lesens, Bearbeitens und Sichtbar-Gemacht-Werdens zu harren?
Whose feelings matter? Whose experience is taken into consideration? I kept asking myself these two questions when I was looking for traces of Lesbian and Queer life in the archives of GDR history over the past years. By including or excluding sources, by the way they are arranged and how they are accessible, archives create order, encounters and meaning(fulness). They are not only places where the history is stored, but they create narratives and historic images on their own. Whose story finds its way into the archives to be discovered, read, edited, to be made visible?
The 1980s mark the rise of the homosexual and lesbian rights movements in the German Democratic Republic. This article discusses attempts publicly to commemorate lesbian victims of Nazi persecution at the memorial site of the Ravensbrück concentration camp in the mid-1980s by the East Berlin-based group Lesben in der Kirche (Lesbians in the Church). They aimed to make lesbians and their history more visible. For the self-declared antifascist state, the commemorations of victims of the Nazi persecution were central to its political self-understanding. To make visible that there were more victims to the Nazi persecution than the communist resistance fighters was for the activists a way to seek public attention. At the same time, it was a strategy to form a shared collective memory as part of their identity politics that went hand in hand with an understanding of homosexuality as a political identity.
Key Words: Lesbian, National Socialism, East Germany, German Democratic Republic, Lesbian Activism, Politics of Memory, 1980s, Commemoration, Persecution of Homosexuality
Im deutschsprachigen Raum, der in der folgenden Untersuchung im Mittelpunkt steht, finden sich für die Zeit ab Ende des 19. und bis in die erste Hälfte des 20.Jahrhunderts nur wenige unmittelbare Nachweise, dass die Geräte zur sexuellen Stimulation verwendet wurden, wenngleich die potenziell sexuell stimulierende Wirkung der Massage durchaus bekannt war. Bei den Massagegeräten handelt es sich dennoch um aufschlussreiche Dinge für die Geschichte der Sexualitäten: Sie waren diskrete Alltagsgegenstände mit mehrfachen Gebrauchsdimensionen, zu denen laut den Anleitungen auch die Behandlung von »Impotenz« und »Gefühlskälte« zählte. Die Massagegeräte, so legen die Bedienungsanleitungen und Werbekampagnen nahe, sollten der Herstellung eines gesunden, natürlichen und verjüngten Körpers dienen, der zudem attraktiv, potent und fruchtbar war.
Technikhistorisch betrachtet handelt es sich bei den Vibrationsmassagegeräten um die Vorläufer für jene Vibratoren, die in Westdeutschland ab 1969 vom Versandhaus Beate Uhse zur sexuellen Stimulation verkauft und in den USA ab den 1970er-Jahren in neugegründeten feministischen Sexshops vertrieben wurden.
I first explore the (emotional) effects of marginalization and invisibility. Second, I offer an introduction to the lesbian movement in the GDR. Third, I discuss what it meant to be a lesbian according to LiK. Finally, I examine the transnational and radical practices of lesbian consciousness-raising groups as a form of emotion work.
Wessen Gefühle zählen? Wessen Erfahrungen zählen? Diese beiden Fragen haben mich in den letzten Jahren, als ich in Archive ging und mich dort auf die Suche nach lesbischen und queeren Spuren in der DDR-Geschichte begab, begleitet. Archive schaffen Ordnung, Bedeutung und Sinn(haftigkeit) über den Ein- und Ausschluss von Quellen, über deren Anordnung und Zugänglichkeit. Sie sind nicht einfach Orte, an denen die Geschichte aufbewahrt wird, sondern schaffen selbst Narrative und Geschichtsbilder. Doch wessen Geschichte findet überhaupt ihren Weg ins Archiv, um dort der Entdeckung, des Lesens, Bearbeitens und Sichtbar-Gemacht-Werdens zu harren?
Whose feelings matter? Whose experience is taken into consideration? I kept asking myself these two questions when I was looking for traces of Lesbian and Queer life in the archives of GDR history over the past years. By including or excluding sources, by the way they are arranged and how they are accessible, archives create order, encounters and meaning(fulness). They are not only places where the history is stored, but they create narratives and historic images on their own. Whose story finds its way into the archives to be discovered, read, edited, to be made visible?
Als Studien- und Lehrbuch konzipiert, führen alle Beiträge eine intensive quellenkritische Analyse des Untersuchungsmaterials durch, das von der „Erklärung der Rechte der Frau“ von Olympe de Gouge aus dem Jahre 1791 bis zum Rap-Song „Ahmet Gündüz“ von Fresh Familee aus dem Jahre 1990/91 reicht. Der Band ist ein Plädoyer für Methoden- und Perspektivenvielfalt, um die Entwicklung der europäischen Geschlechterordnung(en) der Neuzeit in ihrer Mannigfaltigkeit und auch Widersprüchlichkeit aufzuzeigen.
Mit Beiträgen von
Gisela Bock, Ruth Nattermann, Margareth Lanzinger, Maria Bühner, Relinde Meiwes, Kirsten Heinsohn, Chiara Bonfiglioli, Christiane Mende, Felix Axster, Annelie Ramsbrock, Gabriele Metzler, Pablo Dominguez Andersen, Judith Große, Stefan Offermann, Franz X. Eder, Detlef Siegfried, Susanne Oesterreich, Stefan Wiederkehr
Nach einem Überblick über die Entstehung und die methodisch-theoretischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechtergeschichte stellt diese Einleitung zentrale Aspekte europäischer Geschlechterordnungen der Neuzeit und die konstitutive Funktion heraus, die Geschlecht und Sexualität für eine Geschichte der europäischen Moderne zukommt. Im Anschluss werden Struktur und Inhalte des Bandes erläutert und die einzelnen Beiträge knapp zusammengefasst, bevor Hinweise zu dem bearbeiteten Quellenmaterial und einigen für die Frauen- und Geschlechtergeschichte hilfreichen Archiven die Einführung abschließen.
I focus on the emotional dimension of the (in)visibility and the newly evolving images of lesbians in the 1980s which emerged after an almost after complete absence of any representation in the decades beforehand. After discussing the invisibility and its emotional effects for individuals and the lesbian political movement, I will contrast the representations of lesbians in the mass media during the 1980s with samizdat publications of lesbian political groups. Furthermore I will discuss one of the few attempts when activist groups worked together with the mass media.
Die Tagungsbeiträge sind alle online verfügbar:
https://www.dhmd.de/veranstaltungen/tagungsarchiv/sexualitaeten-sammeln/
You can find all the contributions here:
https://www.dhmd.de/veranstaltungen/tagungsarchiv/sexualitaeten-sammeln/
Im Fokus der Tagung „Sexualitäten sammeln“ steht die materielle Kultur der Sexualitäten. Die zweitägige Online-Veranstaltung bringt Museumspraktiker*innen und Wissenschaftler*innen miteinander ins Gespräch und beschäftigt sich mit der Frage, welche Strategien und Methoden geeignet sind, die Vielfalt von Sexualitäten in Sammlungen und Archiven abzubilden und zu erforschen. Zudem werden Objekte wie Sexroboter, Kondome und Dildos genauer vorgestellt und analysiert. Die Tagung findet im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojekts „Dinge und Sexualität. Produktion und Konsumtion im 20. und 21. Jahrhundert“ statt, das im Verbund mit dem Lehrstuhl für Soziologische Theorien und Kultursoziologie am Institut für Soziologie der Technischen Universität Dresden, dem Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin an der Medizinische Hochschule Hannover und dem Schwulen Museum Berlin durchgeführt wird.
Die Tagungsbeiträge sind alle online verfügbar:
https://www.dhmd.de/veranstaltungen/tagungsarchiv/sexualitaeten-sammeln/
You can find all the contributions here:
https://www.dhmd.de/veranstaltungen/tagungsarchiv/sexualitaeten-sammeln/
Die Tagungsbeiträge sind alle online verfügbar:
https://www.dhmd.de/veranstaltungen/tagungsarchiv/sexualitaeten-sammeln/
You can find all the contributions here:
https://www.dhmd.de/veranstaltungen/tagungsarchiv/sexualitaeten-sammeln/
Ein Anliegen des Buches ist es, mögliche Verbindungen zwischen der Globalgeschichte und der Geschichte der Sexualitäten herauszustellen. Globalgeschichte mit ihrem zentralen Ziel der „Überwindung des Nationalen“ (S. 14) und die Geschichte der Sexualitäten, welche versucht „Operationen von Grenzziehung und -überschreitung und die damit verbundenen Ein- und Ausschlüsse sichtbar zu machen, diese historisch zu erklären und so auch zu überwinden“ (S. 14) werden in der Einleitung als potentielle Bündnispartnerinnen ausgemacht. Wenig überraschend, ist doch, wie die Herausgeber mit Bezug auf Foucault betonen, die Entstehung von Nationen auf das Engste verknüpft mit der Entfaltung des modernen Sexualitätsdispositivs. Dieses wiederum ist untrennbar verbunden mit Rassismus und der (Regulation von) Sexualität in den Kolonialgebieten.