Papers by Joris Atte Gregor

Der vorliegende Beitrag stellt sich einer doppelten Herausforderung: Neben der Systematisierung d... more Der vorliegende Beitrag stellt sich einer doppelten Herausforderung: Neben der Systematisierung der traumatischen Dimension der Intersexualisierung (Eckert 2010), der Markierung von Körpern als ‚intersexuell‘ mittels Diagnose und vereingeschlechtlichender Diagnostik und ihrer anschließenden kosmetischen Zurichtung, wird der ‚Zurichtungscharakter‘ pädagogischer Einrichtungen untersucht. Während die Intersexualisierung den Individuen die Geschlechtsmorphologie buchstäblich mit dem Skalpell ins Fleisch schneidet (Butler 2009) und konkret spürbare Schmerzen und psychische Versehrungen bei den betroffenen Subjekten provoziert, stellt die soziale Zurichtung eine Dimension der Gewalt des kulturellen Systems der Zweigeschlechtlichkeit dar, durch die ein Leben als intergeschlechtlicher Mensch verunmöglicht wird und damit die Negation und Auslöschung der Existenz zwischengeschlechtlicher Körper per medizinischer Zurichtung als „‚Exekutive‘ für die Umsetzung gesellschaftlich verhandelter und durchgesetzter GeschlechterNormen am Körper“ (Gregor 2015: 67) ihre soziale Basis (und Re-Produktion) erhält.

Ausgangspunkt des Artikels ist die starke Bedeutung der Biographieforschung für die Frauen- und G... more Ausgangspunkt des Artikels ist die starke Bedeutung der Biographieforschung für die Frauen- und Geschlechterforschung. Es werden theoretische Konzepte vorgestellt, die für die rekonstruktive Erforschung von Geschlechtlichkeit besonders bedeutsam sind: die Biographizität des Sozialen, der damit verknüpfte Zusammenhang von Biographie und Geschlechtlichkeit und das im Anschluss daran entwickelte queering biographicity. Darüber hinaus werden zentrale empirische Forschungsarbeiten der Frauen- und Geschlechterforschung, der Männlichkeitssoziologie und der queer studies vorgestellt, die einen Schwerpunkt auf die Analyse erzählter Lebensgeschichten legen. Die Autor_innen fokussieren auf die derzeit einsetzende theoretische wie empirische Dekonstruktion der Zweitgeschlechtlichkeit, eine Diversifikation von Perspektiven und die Berücksichtigung nicht-hegemonialer L(i)ebensweisen in der Biographieforschung und weisen die diesbezüglichen erkenntniserweiternden und emanzipatorischen Potentiale der Forschungsrichtung aus.

Die ‚postmoderne Provokation‘ (Alheit) besteht für die Biographieforschung insbesondere darin, si... more Die ‚postmoderne Provokation‘ (Alheit) besteht für die Biographieforschung insbesondere darin, sich zur poststrukturalistischen Subjekt- und Universalitätskritik zu verhalten. Während Biographieforscher_innen bereits zuvor die Konstruktionsweisen und -bedingungen von Biographie reflektieren und das Konzept an sich damit den Stellenwert einer erkenntnistheoretischen Kategorie erhält, stell(t)en poststrukturalistische Theorien die sozialwissenschaftliche Biographieforschung vor neue Herausforderungen: Neben einer Reflexion der Notwendigkeit von Autonomie/Handlungsintention für biographische Konstruktionen musste auch die Situierung der Subjekte berücksichtigt werden. Reflexionsansätze für dieses Spannungsmoment bieten all jene Ansätze, die die Biographie(forschung) mit Hilfe solcher Theoriekonzepte erweitern, die Strömungen wie den cultural studies, queer studies oder postcolonial studies zuzuordnen wären; daneben gibt es mittlerweile verschiedenste Konzeptionen der Sprecher_innenposition (‚Subjekt‘), die sich auf methodologischer Ebene fruchtbar mit poststrukturalistischen Ansätzen verbinden lassen.
Melden Sie sich gern für nähere Informationen/den Bezug des Artikels!

In queerer Theorie und Praxis wird mittlerweile – mit besten Absichten – oft unkommentiert das Ak... more In queerer Theorie und Praxis wird mittlerweile – mit besten Absichten – oft unkommentiert das Akronym LSBTQI verwendet. Warum diese Subsumierung von Inter zu kurz greifen muss, stelle ich im vorliegenden Beitrag heraus. Während sich LGBTQ auf Geschlechtsidentität oder Sexualität beziehen, ist die wortwörtliche Verhandlungsmasse politischer Auseinandersetzungen um inter Menschen ihr medizinisch manipulierter Körper. Dabei wird durch die medizinischen Interventionen mitnichten ein weiblicher resp. männlicher Körper konstruiert: Inter Menschen erzählen in biographischen Interviews ihren entfremdeten, schmerzenden, traumatisierten Körper als wichtiges Moment der Subjektivation und Selbstwahrnehmung. Dieser empirischen Tatsache möchte ich mit einer dem Gegenstand angemessenen Theorie gerecht werden: Judith Butlers DeMaterialisierungsthese wird einer ‚Korporierung‘ unterzogen, indem ich sie mit Anne Fausto-Sterlings Embodiment-Ansatz verknüpfe. Ergebnis der Bemühungen ist eine fleshier queer theory, die der originär linguistischsprachphilosophischen queer theory Butlers als Reflexionsfolie dienen und die empirische Wirklichkeit von queer angemessen beschreiben kann.
Mit dem vorliegenden Artikel unternehme ich den theoretisch neomaterialistisch begründeten und em... more Mit dem vorliegenden Artikel unternehme ich den theoretisch neomaterialistisch begründeten und empirisch biographieforschend fundierten Versuch, dem Körper als Akteur der Subjektivation im Anschluss an Judith Butler ›einen angemessenen Raum zu geben‹ – ihn zu reanimieren,
ohne jedoch einer Reifikation im Sinne der oben genannten, ehemals verhandelten Biologismen zu verfallen. In dieser Absicht möchte ich den konkret-materiellen Körper (als biologisch-physische Entität) für eine sozialkonstruktivistisch orientierte Geschlechterforschung als eigenständige Kategorie diskutierbar machen.
Internetveröffentlichung im Kongressband der DGS (Trier 2014), URL s.o.
Betrifft Mädchen (27) 2014
"Bei mir bist Du schön..." Kritische Reflexionen über Konzepte von Schönheit und Körperlichkeit., 2012
Book Reviews (Selection) by Joris Atte Gregor
Talks (Selection) by Joris Atte Gregor
Vortrag zusammen mit David Reum auf der Tagung "Un_Möglich. Verkörperte und bewegte Heterotopien ... more Vortrag zusammen mit David Reum auf der Tagung "Un_Möglich. Verkörperte und bewegte Heterotopien als Orte der Bildung" in Marburg, 03/16
Vortrag im Rahmen der Jahrestagung "Materialität/en und Geschlecht" der Fachgesellschaft Gender, ... more Vortrag im Rahmen der Jahrestagung "Materialität/en und Geschlecht" der Fachgesellschaft Gender, Berlin 02/16
Vortrag im Rahmen des Workshops "Verwaltete Biographien" in Göttingen, 11/15
Diskussion mit Anne Witzorek im Rahmen der Reihe "Fragen der Gegenwart" des Schillerhaus Jena, 1... more Diskussion mit Anne Witzorek im Rahmen der Reihe "Fragen der Gegenwart" des Schillerhaus Jena, 11/16
Vortrag im Rahmen der Vorlesung „Allgemeine Soziologie: Grundlagen“ am Lehrstuhl Soziologische Th... more Vortrag im Rahmen der Vorlesung „Allgemeine Soziologie: Grundlagen“ am Lehrstuhl Soziologische Theorien der TU Chemnitz 12/16
These des Vortrags ist, dass die Kategorie Geschlecht als eine bedeutsame Identitätskategorie, Ko... more These des Vortrags ist, dass die Kategorie Geschlecht als eine bedeutsame Identitätskategorie, Kohärenz in spätmodernen Identitäten herstellt. Der spätmoderne Identitätsentwurf, den ich für meine These heranziehe, ist Hartmut Rosas Konzept von einer SITUATIVEN IDENTITÄT. Maßgeblich für meine These ist die Annahme, dass Geschlecht eine strukturelle Ordnungskategorie unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit darstellt. Diese These stellen auch Peter Alheit und Bettina Dausien in ihren "Überlegungen zur Biographizität des Sozialen" auf. Ich berufe mich auf ihre Überlegungen, weil beide, insbesondere Bettina Dausien, verschiedentlich die Verschränkung biographischer Arbeit und Geschlecht herausgearbeitet haben.

Der Vortrag steht in engem Zusammenhang mit meinem Dissertationsprojekt, mit dem ich in den zweit... more Der Vortrag steht in engem Zusammenhang mit meinem Dissertationsprojekt, mit dem ich in den zweiten Jahrgang der Doktorandinnenschule Laboratorium Aufklärung eingegliedert bin. Fachlich bin ich am Lehrstuhl für allgemeine und theoretische Soziologie von Professor Hartmut Rosa angebunden. An dem Projekt arbeite ich nun seit einem Jahr und freue mich im Anschluss an den Vortrag über rege Diskussion und Kritik. Sich mit dem Thema Intersexualität auseinanderzusetzen fordert immer -und immer wieder -das eigene Moralverständnis und die eigene Positionierung heraus. Ich freue mich also im Anschluss über jegliche Hinweise, ob zu Lücken, Unklarheiten oder Gelungenem, über allgemeine Kritik oder Nachfragen. Einige mögen sich gefragt haben, warum in einer Reihe mit dem Titel "Frauenbilder" ein Vortrag zum Thema Intersexualität stattfindet. Warum wird über Menschen zwischen den Geschlechtern, Zwitter, dritte Geschlechter gesprochen, wenn im Titel doch explizit von Frauen die Rede ist? Je länger sich eine mit Geschlechterforschung auseinander setzt, desto dringender stellt sich die Frage, was eigentlich eine Frau und was eigentlich ein Mann ist. Was ist Idealvorstellung, was Realität? Die Unterschiede zwischen Frauenkörpern bspw. sind in ihrer Bandbreite weitaus gravierender als die Unterschiede zwischen den Körperkategorien Mann und Frau. Und doch sind die zwei gültigen Geschlechtskörperkategorien die Realität, nach der Körper konstruiert werden. Es wird sich im Verlaufe des Vortrags zeigen, dass im Umgang mit Intersexualität ein klar gezeichnetes KörperBild von Frau-oder Mann-Sein verankert ist und dass speziell die Konstruktion von Frauenkörpern bis heute eine wichtige Rolle im Umgang mit intersexuellen Körpern spielen.
Uploads
Papers by Joris Atte Gregor
ohne jedoch einer Reifikation im Sinne der oben genannten, ehemals verhandelten Biologismen zu verfallen. In dieser Absicht möchte ich den konkret-materiellen Körper (als biologisch-physische Entität) für eine sozialkonstruktivistisch orientierte Geschlechterforschung als eigenständige Kategorie diskutierbar machen.
Internetveröffentlichung im Kongressband der DGS (Trier 2014), URL s.o.
Book Reviews (Selection) by Joris Atte Gregor
Talks (Selection) by Joris Atte Gregor
ohne jedoch einer Reifikation im Sinne der oben genannten, ehemals verhandelten Biologismen zu verfallen. In dieser Absicht möchte ich den konkret-materiellen Körper (als biologisch-physische Entität) für eine sozialkonstruktivistisch orientierte Geschlechterforschung als eigenständige Kategorie diskutierbar machen.
Internetveröffentlichung im Kongressband der DGS (Trier 2014), URL s.o.
Die im Zuge des vorgeschlagenen Beitrags vorzustellenden Biographien intergeschlechtlicher Menschen sind Zeugnisse dieser medizinischen Praxis. Sie verdeutlichen zum einen den Verweisungszusammenhang zwischen sex und gender und zwingen so auf theoretischer Ebene zur ‚Re-Materialisierung‘ der Butlerschen Performativitätstheorie. Die Diagnose ‚intersexuell’ geht in den Biographien zum anderen einher mit dem Verlust erlernter und inkorporierter Alltags-Routinen. Die erlernten vergeschlechtlichten Praktiken werden hinterfragt, die Vergangenheit auf Hinweise auf die eigene Intergeschlechtlichkeit geprüft. Während Geschlecht in biographischen Konstruktionen von Menschen mit einem der zwei gültigen Geschlechter in der Regel strukturierendes, präreflexives ‚Hintergrundrauschen‘ bleibt (Dausien), rückt es in den untersuchten Biographien in den Vordergrund der Erzählungen. Geschlecht wird hier immer vor dem Hintergrund des kulturellen Systems der Zweigeschlechtlichkeit reflektiert, es eröffnen sich dadurch aber immer auch Perspektiven, die über die Grenzen der Heterosexualität (der die Zweigeschlechtlichkeit als konstituierendes Prinzip immer inhärent ist) hinausweisen.
Der Beitrag ist die Dokumentation meiner (bis dahin fertiggestellten) Dissertation, einer Biographieforschung mit intergeschlechtlichen Menschen. Er stellt destruktive wie konstruktive Momente der Biographien heraus, stellt Strategien des Unterlaufens der Zweigeschlechtlichkeits-Norm ebenso vor wie solche biographischen Konstruktionen, in denen die Krise eine andauernde Krisenhaftigkeit der eigenen Existenz zeitigt; in allen Fällen zeigt sich auch das theoretische Potential intergeschlechtlicher Erzählungen für die Reflexion der Kategorie Geschlecht.
LeserInnen erfahren, wie ein Forschungsbericht aussehen kann, welche Ergebnisse in der Kürze der Zeit von einer Gruppe von Forschungsneulingen erzielt werden können und was alles bei so einem Projekt zu bedenken ist. Studierende lernen aber nicht nur, eine Lehrforschung zu planen, durchzuführen und zu schreiben, sie bekommen auch Einblick in klassische Identitätstheorien sowie aktuelle und einzigartige Studien im Bereich der Identitätsforschung.
Dieses Buch ist von Bachelor-Studierenden der Soziologie geschrieben und bietet Neulingen auf dem Gebiet der qualitativen Sozialforschung Orientierung und wertvolle Tipps für die Umsetzung des ersten eigenen Forschungsprojekts. Zugleich ist das Buch für all jene lesenswert, die sich mit neuen Erkenntnissen aus dem Bereich der Identitätsforschung vertraut machen wollen.