Thesis Chapters by Thomas Pabst

Die bronzenen Schnabel- und Röhrenkannen der Frühlatènezeit sind als prunkvolle Trankgefäße in Gr... more Die bronzenen Schnabel- und Röhrenkannen der Frühlatènezeit sind als prunkvolle Trankgefäße in Gräber gekommen. Als Bildträger kam ihnen im Totenritual der Zeit eine weitere Funktion zu. Figürliche Darstellungen ermöglichen die Erforschung von Gedankengut und Wertvorstellungen vergangener Bevölkerungen. Diese Arbeit untersucht dazu die bronzenen Schnabel- und Röhrenkannen als zwei Objektgruppen frühlatènezeitlicher Bildträger, die mehrere figürliche Bilder wiedergeben. In einem ersten Schritt werden Bildmotive anhand der Darstellungen unterschieden. Dies ermöglicht, Gemeinsamkeiten der Bilder zu erkennen und für einzelne Bildelemente zu klären, was dargestellt ist. Die verfolgte Methodik setzt sich kritisch mit der Rezeption von Bildern auseinander und verfolgt dazu einen wahrnehmungspsychologischen Ansatz, wonach Wahrnehmung immer auch subjektiv ist. Ein zweiter Schritt widmet sich der Ikonografie der Schnabel- und Röhrenkannen. Die zuerst einzeln betrachteten Bildmotive werden hinsichtlich ihrer Kombination mit anderen Bildmotiven untersucht. Der Vergleich mit anderen frühlatènezeitlichen Bildwerken reiht das Bildthema bzw. die Bildthemen in einen größeren Kontext ein.
Poster by Thomas Pabst

Die Schnabelkanne vom Glauberg zeigt die zentrale Figur ohne tierische Attribute (Denkmalpflege u... more Die Schnabelkanne vom Glauberg zeigt die zentrale Figur ohne tierische Attribute (Denkmalpflege u. Kulturgesch. 1; Baitinger/Pinsker 2002). Die Schnabelkanne vom Kleinaspergle und die Röhrenkanne von Waldalgesheim dagegen als Mischwesen mit tierischen Attributen (Joachim 1995; Kimmig 1988) Der Leichnam und die mit ihm assoziierten Objekte wirken heute auf uns aus dem Grabkontext. Objekte wie die Schnabelkanne konnten jedoch mit Tüchern verhüllt ins Grab gekommen sein (Baitinger/Pinsker 2002). Die Bilder auf der Kanne waren demnach bevor diese ins Grab gelegt wurde wirksam. Die Statue (Baitinger/Pinsker 2002) bewahrt die "Sepulkralnarration" über die Beerdigung hinaus und konnte in weitere Handlungsabläufe eingebunden sein. Die einzelnen erhaltenen Elemente symbolischer Bestattungshandlungen wurden nicht nur im Grab, sondern vor allem auch außerhalb diesem als Medien visueller Narration verwendet. Soziale Identitäten und Rollen Der individuelle Mensch zeichnet sich durch mehrere soziale Identitäten (Bezug zu eine Gruppe von Menschen) und Rollen (Bezug zu einer Gruppe von Handlungen) aus. Je nach Situation werden einzelne soziale Identitäten oder Rollen artikuliert. Menschen erzeugen sozusagen mehrere Bilder von sich. Der Tod und das Sterben stellen nun bestimmte Situationen im Leben dar, in denen spezifische Identitäten und Rollen aktiviert werden können. Gesellschaftliche Konventionen, Normen und Werte, Jenseitsvorstellungen und nicht zuletzt die Bestattung ausführende Personen bestimmen darüber. Die Bestattung als Erzählung Am Glauberg wurde anhand dreier Bestattungselemente -der Leichnam mit seiner Ausstattung, die Statue und die Bilder auf den Grabobjekten -dieselbe Geschichte erzählt, deren Inhalt aber unbekannt bleibt. Alle drei visuellen Medien stehen in einem Funktionszusammenhang. Das Bildthema ist mit Fabel-und Mischwesen verbunden, sodass hier keine realen Gegebenheiten erzählt werden. Die Verwendung in der Bestattung lässt eine inhaltliche Verbindung zu. Auffallend beim Glauberger Grab ist zudem, dass der Leichnam hier selbst als Figur der "Sepulkralnarration" inszeniert wurde. Die Bestattung als Ritus stellt durch symbolische Handlungen nicht nur etwas dar, sondern lässt dies auch geschehen. So werden die Toten nach den Vorstellungen einer Gesellschaft aktiv in ein Jenseits überführt. Das Grab als Bild Die in eisenzeitlichen Gräbern vergesellschafteten Objekte erzeugen heute wie in der Vergangenheit ein Bild der bestatteten Person. Das Grab als solches lässt sich als von der Gesellschaft konstruiertes Bild verstehen, das bestimmte Vorstellungen im Kontext der Bestattungsgemeinschaft kommuniziert und verfestigt. Bildliche Darstellungen helfen hierbei, Bestattungen in ihrer Gestaltung zu untersuchen und zu verstehen, in welcher Rolle bzw. in welchen Rollen eine bestattete Person in den Tod überging. Die einzelnen Elemente werden so zu symbolhaften Informationsträgern, deren Inhalt aber unklar ist, da die Verbindung zwischen Symbol und Information weitestgehend unbekannt ist.
Papers by Thomas Pabst
Publiziert in: H. Wendling/M. Augstein/J. Fries-Knoblach/K. Ludwig/R. Schumann/C. Tappert/P. Treb... more Publiziert in: H. Wendling/M. Augstein/J. Fries-Knoblach/K. Ludwig/R. Schumann/C. Tappert/P. Trebsche/J. Wiethold (eds.), Übergangswelten – Todesriten. Neue Forschungen zur Bestattungskultur der europäischen Eisenzeit. Beiträge zur internationalen Tagung der AG Eisenzeit in Hallein 2015 und zur Sitzung der AG Eisenzeit während des 8. Deutschen Archäologiekongresses in Berlin 2014. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 86 (Langenweißbach 2018) 225-232.
Publiziert in: S. Wefers/I. Balzer/M. Augstein/J. Fries-Knoblach/Ch. Later/K. Ludwig/C. Tappert/P... more Publiziert in: S. Wefers/I. Balzer/M. Augstein/J. Fries-Knoblach/Ch. Later/K. Ludwig/C. Tappert/P. Trebsche/J. Wiethold (Hrsg.), KunstHandWerk. Beiträge der 26. Tagung der AG Eisenzeit gemeinsam mit der Keltenwelt am Glauberg und der hessenARCHÄOLOGIE im Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Bad Salzhausen - 3.-6. Oktober 2013. Beitr. Ur- u. Frühgesch. Mitteleuropas 84 (Langenweissbach 2018) 69-77.
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