Transformation eines Apollon-Marsyas-Bildes. Vom Marsyas-Maler über Jacques-Louis David, Wilhelm Tischbein, und Franz Catel bis zu den Brüdern Mollica. Rezeption der Antike Bd. 7. Freiburg, 2024
Der lange Weg eines antiken Mythenbildes:
Mythen und auch Mythenbilder wurden, besonders um 180... more Der lange Weg eines antiken Mythenbildes:
Mythen und auch Mythenbilder wurden, besonders um 1800, als in Italien große Funde antiker Vasen gemacht wurden, immer wieder aktualisiert. Warum aber adaptierte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein im Oldenburger Idyllenbilder-Zyklus (1819) zwischen romantischen Naturszenen, für die Goethe Gedichte verfasste, ein attisches Vasenbild mit dem grausam endenden musikalischen Wettkampf von Apollon und Marsyas?
Die Spurensuche erschließt im ersten Teil die Entstehung des mythischen Themas und seiner Ikonographie im klassischen Athen. Während die Ikonographie des 5. Jh. v. Chr. – nach hier neuer These – als Anspielung auf Perikles' Reaktion auf den Agitator Damon plausibel wird, folgen die im 4. Jh. v. Chr. gewandelten Bildfindungen des sogenannten Marsyas-Malers und eines Werkstattgenossen unterschiedlichen Mythenversionen und damit unterschiedlichen Absichten. - Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Rezeption nach Auffindung bzw. Publikation der einen Vase am Ende des 18. Jh. durch William Hamilton in Neapel. Im Schatten der napoleonischen Kriege sind Künstler wie Jacques-Louis David (bei dem Gemälde 'Paris und Helena', 1788), Franz Catel (im Etrurischen Kabinett des Potsdamer Schlosses, 1804), Wilhelm Tischbein (im Idyllenzimmer des Oldenburger Schlosses, 1819) und die Brüder Mollica (auf zwei Prunkvasen, um 1870) inspiriert, Motive und Deutung weiterzuentwickeln. Im Zentrum des Interesses steht Apollon mit ihm zugeschriebenen unterschiedlichen Wesenszügen. Während Marsyas am Ende sogar eliminiert wird, spiegelt die Umdeutung des Olympos zum trojanischer Prinz Paris nicht nur die Homer-Begeisterung, sondern auch die leidvollen Erfahrungen und ungebrochenen Hoffnungen dieser Epoche.
Erstmals wird hier die Rekonstruktion des Bildprogramms des zerstörten Etrurischen Kabinetts vorgestellt.
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Mythen und auch Mythenbilder wurden, besonders um 1800, als in Italien große Funde antiker Vasen gemacht wurden, immer wieder aktualisiert. Warum aber adaptierte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein im Oldenburger Idyllenbilder-Zyklus (1819) zwischen romantischen Naturszenen, für die Goethe Gedichte verfasste, ein attisches Vasenbild mit dem grausam endenden musikalischen Wettkampf von Apollon und Marsyas?
Die Spurensuche erschließt im ersten Teil die Entstehung des mythischen Themas und seiner Ikonographie im klassischen Athen. Während die Ikonographie des 5. Jh. v. Chr. – nach hier neuer These – als Anspielung auf Perikles' Reaktion auf den Agitator Damon plausibel wird, folgen die im 4. Jh. v. Chr. gewandelten Bildfindungen des sogenannten Marsyas-Malers und eines Werkstattgenossen unterschiedlichen Mythenversionen und damit unterschiedlichen Absichten. - Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Rezeption nach Auffindung bzw. Publikation der einen Vase am Ende des 18. Jh. durch William Hamilton in Neapel. Im Schatten der napoleonischen Kriege sind Künstler wie Jacques-Louis David (bei dem Gemälde 'Paris und Helena', 1788), Franz Catel (im Etrurischen Kabinett des Potsdamer Schlosses, 1804), Wilhelm Tischbein (im Idyllenzimmer des Oldenburger Schlosses, 1819) und die Brüder Mollica (auf zwei Prunkvasen, um 1870) inspiriert, Motive und Deutung weiterzuentwickeln. Im Zentrum des Interesses steht Apollon mit ihm zugeschriebenen unterschiedlichen Wesenszügen. Während Marsyas am Ende sogar eliminiert wird, spiegelt die Umdeutung des Olympos zum trojanischer Prinz Paris nicht nur die Homer-Begeisterung, sondern auch die leidvollen Erfahrungen und ungebrochenen Hoffnungen dieser Epoche.
Erstmals wird hier die Rekonstruktion des Bildprogramms des zerstörten Etrurischen Kabinetts vorgestellt.
Mythen und auch Mythenbilder wurden, besonders um 1800, als in Italien große Funde antiker Vasen gemacht wurden, immer wieder aktualisiert. Warum aber adaptierte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein im Oldenburger Idyllenbilder-Zyklus (1819) zwischen romantischen Naturszenen, für die Goethe Gedichte verfasste, ein attisches Vasenbild mit dem grausam endenden musikalischen Wettkampf von Apollon und Marsyas?
Die Spurensuche erschließt im ersten Teil die Entstehung des mythischen Themas und seiner Ikonographie im klassischen Athen. Während die Ikonographie des 5. Jh. v. Chr. – nach hier neuer These – als Anspielung auf Perikles' Reaktion auf den Agitator Damon plausibel wird, folgen die im 4. Jh. v. Chr. gewandelten Bildfindungen des sogenannten Marsyas-Malers und eines Werkstattgenossen unterschiedlichen Mythenversionen und damit unterschiedlichen Absichten. - Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Rezeption nach Auffindung bzw. Publikation der einen Vase am Ende des 18. Jh. durch William Hamilton in Neapel. Im Schatten der napoleonischen Kriege sind Künstler wie Jacques-Louis David (bei dem Gemälde 'Paris und Helena', 1788), Franz Catel (im Etrurischen Kabinett des Potsdamer Schlosses, 1804), Wilhelm Tischbein (im Idyllenzimmer des Oldenburger Schlosses, 1819) und die Brüder Mollica (auf zwei Prunkvasen, um 1870) inspiriert, Motive und Deutung weiterzuentwickeln. Im Zentrum des Interesses steht Apollon mit ihm zugeschriebenen unterschiedlichen Wesenszügen. Während Marsyas am Ende sogar eliminiert wird, spiegelt die Umdeutung des Olympos zum trojanischer Prinz Paris nicht nur die Homer-Begeisterung, sondern auch die leidvollen Erfahrungen und ungebrochenen Hoffnungen dieser Epoche.
Erstmals wird hier die Rekonstruktion des Bildprogramms des zerstörten Etrurischen Kabinetts vorgestellt.