Papers by Maximilian Haas

Dieser Essay setzt sich mit neueren Performances des schwedischen Choreografen Mårten Spångberg a... more Dieser Essay setzt sich mit neueren Performances des schwedischen Choreografen Mårten Spångberg auseinander, und zwar aus einer naturphilosophischen Perspektive. Um diese Perspektive zu konturieren, werde ich zunächst auf einen Begriff eingehen, der kürzlich als Titel einer von Steffen Richter und Andreas Rötzer neu herausgegeben Zeitschrift mit dem Untertitel Technik Kapital Umwelt (wieder) in den naturphilosophischen Diskurs eingebracht wurde: Dritte Natur (2018). Wie zu sehen sein wird, zeichnet sich diese durch eine Pluralisierung und Konvergenz von Naturen und Techniken aus. Diese Entwicklungen sind einerseits mit der Evolution und ubiquitären Verbreitung kybernetischer Technologien und andererseits mit der anthropogenen Zerstörung geo-, öko-und meteorologischer Systeme verbunden. 1 Anschließend werde ich Spångbergs Performance The Internet einer genaueren Betrachtung unterziehen, welche den kosmologischen Propositionen folgt, die in ihr angelegt sind. Für gewöhnlich setzt der Begriff der Natur einen Gegenbegriff voraus, der ihm Sinn verleiht, nämlich den Begriff der Kultur. Natur und Kultur bilden eine binäre Opposition einander ausschließender Terme. Natur ist, was Kultur nicht ist, und umgekehrt. Seit Aristoteles existiert indes ein anderer Begriff, der diese Logik unterläuft, nämlich der Begriff der zweiten Natur. Er bezeichnet die Sphäre der Gewohnheiten, die aus der menschlichen Praxis hervorgehen, dieser aber zugleich als naturgegeben erscheinen und sie mit quasi-natürlicher Notwendigkeit bedingen und bestimmen. Die Opposition von Natur und Kultur wird hier also gewissermaßen aus Perspektive der menschlichen Kultur aufgehoben. Der Begriff der dritten Natur geht den umgekehrten Weg. Er löst die Opposition aus der Perspektive der Natur auf. Die menschliche Sphäre wird als Produkt
Interspecies Performance, 2024
Balthazar was a long-term artistic research project that looked at animals and their nature-cultu... more Balthazar was a long-term artistic research project that looked at animals and their nature-cultural position in Western modernity with respect to agency, ecology, media, aesthetics and ethics. Balthazar is also the fictional name of the protagonist of each of these productions, a non-trained donkey. The animal is put next to a group of human performers who seek to engage him or her in theatrical action. The donkey is at the very centre of the action, and the pieces affirm the uncertainties that such a decision brings with it. Based on fixed dramaturgical structures, the Balthazar performances unfold in the open interaction between the species. In this conversation, director David Weber-Krebs and dramaturg Maximilian Haas discuss: How the project came about. What it was. What it might have been. And: What it would be now.
Springer eBooks, 2021
Centered around the artistic research project Balthazar—a series of performances that consisted i... more Centered around the artistic research project Balthazar—a series of performances that consisted in the live encounter of a non-trained donkey with a group of human performers on stage—the article discusses the human-animal relation in theatre with respect to artistic, aesthetic, biological and philosophical concepts and modes of thought. The article sets out with a critique of the dualisms of human and animal, subject and object, nature and culture in modern ontology, then turns to pragmatic approaches to the living in early twentieth-century theoretical biology (Kurt Goldstein, Jakob von Uexküll), which are finally reflected conceptually through the lens of Alfred North Whitehead’s pragmatist cosmology. Guiding these explorations is the question of action and agency as a relation between the species in theatre.

transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2019
A theatrical situation engenders and maintains a peculiar ecology of events, processes, and pract... more A theatrical situation engenders and maintains a peculiar ecology of events, processes, and practices, not all of which are conducted by humans. Recent performances programmatically engage with non-human actors, such as machines and algorithms, animals, plants, and mere things, and sometimes even leave the entire stage to them. This paper develops a cosmological understanding of performance with regard to the concept and performative effect of force. The cosmological method outlined at the beginning is influenced by Alfred North Whitehead's speculative philosophy. The discussion of force then bridges natural philosophy (Aristotle, Leibniz, Schelling, Grant) and aesthetic theory (Menke, Fischer-Lichte), while the resulting ontogenetic conception of force as infinite and organized in dynamic fields builds on Gilbert Simondon's theory of individuation. This theory is finally translated into an aesthetic approach that goes beyond performative aesthetics, conceived of as in-formative aesthetics. It allows to approach different modes of being in performances on the same ontological footing, while also accounting for the different ways and intensities with which force is organized and expressed in each case. Thus a cosmological understanding of forces leads to an aesthetic understanding of performative fields.

transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2022
Wie sollen sich die freien darstellenden Künste zur Klimakatastrophe positionieren? Wie können si... more Wie sollen sich die freien darstellenden Künste zur Klimakatastrophe positionieren? Wie können sie zu Klimagerechtigkeit beitragen? Welche begrenzende, aber auch ermöglichende Rolle spielt die staatliche Förderung dabei? Der Artikel diskutiert betrieblich-administrative und ästhetisch- diskursive Ansätze zur Verortung der performativen Künste im neuen Klimaregime. Dabei wird das Verhältnis von quantitativen und qualitativen Indikatoren ebenso diskutiert wie die komplexen Bedingungen von Kunstfreiheit und dem, was man als künstlerische Klimaforschung bezeichnen könnte. Am Beispiel des Grenzen der Betriebsökologie, künstlerische Klimaforschung, Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit, Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit und des Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit werden die Bedingungen und Grenzen von Betriebsökologie einerseits und künstlerischer Klimaforschung andererseits diskutiert. Wie können quantitative und qualitative Maßstäbe sowie Aspekte von sozialer und ökologischer, kultureller und künstlerischer Nachhaltigkeit so zueinander ins Verhältnis gesetzt werden, dass sich spekulative Fluchtlinien für eine ökosoziale Transformation dieser Künste eröffnen?

transcript Verlag eBooks, May 27, 2021
Rückblick und Dank Die Programmatik eines Buchs zu relationalen Praktiken beginnt sich wahrschein... more Rückblick und Dank Die Programmatik eines Buchs zu relationalen Praktiken beginnt sich wahrscheinlich erst einzulösen, wenn das Buch auch gelesen wird. Vorab nehmen wir das Ende seiner Produktion zum Anlass, um uns als Herausgeber_innen zu den Bedingungen unserer Kollaboration in Beziehung zu setzen und deren Verflechtung mit den Arbeitskontexten anderer zu reflektieren. Abschließend wollen wir sichtbar machen, wer und auch was seit Beginn der Tagungskon zeption 2017 bis zur pandemiebedingt verspäteten Druck legung 2021 unsere Forschungsarbeit ermöglicht hat. An erster Stelle möchten wir all denen herzlich danken, die zur Tagung sowie zu diesem Band beigetragen haben. Ihre Vorträge, Lecture Performances und Einreichungen waren Grund, Dreh-und Angelpunkt unserer Zusammenarbeit. Vom detaillierten Dialog mit den Autor_innen über die inhalt liche Ausrichtung und Gestaltung ihrer Texte haben wir als Redakteur_innen, Forschende und Lernende gleichermaßen profitiert. Institutionell an der Universität der Künste Berlin behei matet und gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, war das Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste" unser Arbeits-und Diskussionskontext. Mit konstruktiver Kritik und ebenso viel Vertrauen hat uns das Leitungsteam des Kollegs bei unserem Vorgehen unterstützt. Nament lich danken möchten wir dafür Barbara Gronau, Kathrin Busch und Stefan Neuner sowie ganz besonders Kathrin Peters, die uns als "teilnehmende Beraterin" mit ihrer Erfahrung und Expertise zur Seite stand. Ein großer Dank gilt zudem unseren Kolleg_innen und Mit-(Post-)Doktor-and_innen, die durch ihre Rückfragen und Anregungen zu unseren Konzepten entscheidend beigetragen haben. Die Tagung aktiv mitgestaltet haben im Juli 2018: Juana Awad,

transcript Verlag eBooks, May 19, 2021
Zur Schriftenreihe "Wissen der Künste" Vor dem Hintergrund anhaltender Diskussionen um die sogena... more Zur Schriftenreihe "Wissen der Künste" Vor dem Hintergrund anhaltender Diskussionen um die sogenannte Wissensgesellschaft widmet sich die Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs "Das Wissen der Künste" den Bedingungen, Effekten und kritischen Potenzialen einer spezifisch künstlerischen Wissensgenerierung. Dabei gehen wir von der These aus, dass die Künste entscheidenden Anteil an der Darstellung, der Legitimation und der Verbreitung von Wissensformen aus anderen sozialen und kulturellen Feldern haben und darüber hinaus selbst eigene Formen des Wissens hervorbringen. Im 20. und 21. Jahrhundert wird dieser Konnex in besonderem Maße wirksam. Einerseits nehmen Wissenskonzepte in der Begründung, im Selbstverständnis und in den Praktiken zahlreicher Künstler_innen einen zentralen Stellenwert ein. Andererseits führen der Einsatz technischer Medien und wissenschaftlicher Verfahren wie Recherche, Experiment, Simulation oder Modellierung zur Herausbildung neuer Kunstpraktiken. Schließlich entsteht mit dem ‚Imperativ der Innovation' ein politischer Zusammenschluss von Künsten, Wissenschaften und Wertschöpfungsdiskursen, in dem die Figur des kreativen Künstlers zum Vorbild moderner Subjektivität avanciert. Mit dem Fokus auf die Künste öffnet sich ein Forschungsfeld, das in den traditionellen Ansätzen der Wissenssoziologie, der Wissenschafts geschichte oder der Kulturwissenschaften ein Desiderat darstellt. Unser Ziel ist es, die ästhetische Perspektive auf die Künste durch eine epistemische Perspektive zu ergänzen. Die vorliegende Schriftenreihe versammelt zu dieser Fragestellung neben künstlerischen Positionen Beiträge aus der Kunst-und Kulturwissenschaft, der Theater-, Film-, Musik-und Medienwissenschaft sowie der Philosophie, Architekturtheorie und der Pädagogik. In dieser transdisziplinären Perspektive werden die Aushandlungsprozesse erkennbar, in denen sich künstlerisches Wissen artikuliert und legitimiert.

transcript Verlag eBooks, May 27, 2021
Bini Adamczak arbeitet (vorzugsweise nicht zu viel) als Autorin und Künstlerin und lebt in Berlin... more Bini Adamczak arbeitet (vorzugsweise nicht zu viel) als Autorin und Künstlerin und lebt in Berlin. 2017 erhielt sie internationale Aufmerksamkeit, als Communism for Kids, (Cambridge: MIT Press), die englische Übersetzung ihres Buchs Kommunismus. Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird (Münster: Unrast 2004) in den USA einen rechten Shitstorm auslöste. Zuletzt erschienen Der schönste Tag im Leben des Alexander Berkman. Vom möglichen Gelingen der Russischen Revolution (Münster: edition assemblage 2017) und Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende (Berlin: Suhrkamp 2017). Adamczaks Texte sind in über 20 Sprachen übersetzt. lives in Berlin and works (preferably not too much) as an author and artist. In 2017, she received international attention as Communism for Kids (Cambridge: MIT Press), the English translation of her 2004 book, caused a right-wing shit storm in the USA. Recent publications include Beziehungsweise Revolution: 1917, 1968 und kommende (Berlin: Suhrkamp, 2017) and Yesterdayˇs Tomorrow: On the Loneliness of Communist Specters and the Reconstruction of the Future (Cambridge: MIT Press, 2020). Her books have been translated into more than twenty languages. Emily Apter ist Julius-Silver-Professorin für Französische und Vergleichende Literaturwissenschaft an der New York University. Zuvor unterrichtete sie an der UCLA, der Cornell University, der UC Davis und am Williams College. 2019 war sie Fellow an der American Academy in Berlin. Sie verantwortet die Reihe Translation/Transna tion, in der 2014 auch die von ihr ko-editierte englische Version des von Barbara Cassin initiierten Dictionary of Untranslatables. A Philosophical Lexicon bei Princeton UP erschien. Zu ihren weiteren Publikationen zählen:
transcript Verlag eBooks, May 27, 2021
Image Credits Annika Haas ist Medientheoretikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut... more Image Credits Annika Haas ist Medientheoretikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung an der Universität der Künste Berlin. Maximilian Haas (Dr. phil.) ist Theater-/Medienwissenschafler sowie Dramaturg und lebt in Berlin. Er ist Postdoktorand am DFG-Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste" an der Universität der Künste Berlin. Hanna Magauer ist Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste" an der Universität der Künste Berlin. Dennis Pohl ist Architekturtheoretiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Architekturtheorie des Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
MORE-THAN-HUMAN AESTHETICS Venturing Beyond the Bifurcation of Nature, 2024
Addressing mountains as earth beings, the performance Climatic Dances/Danzas Climaticas by Amanda... more Addressing mountains as earth beings, the performance Climatic Dances/Danzas Climaticas by Amanda Piña problematizes the discord between indigenous cosmologies and dance practices in Latin America and the Western art system, which the Austrian/Chilean choreographer links to a wider culture of extractivism. This chapter reads her work through A.N. Whitehead's theory of value and analyzes it using concepts drawn from Gilles Deleuze, Felix Guattari, Isabelle Stengers, Steven Shaviro, and Alessandro Questa. It thus derives from the performance an approach towards non-extractive aesthetics in the face of ecological collapse.
ÜBER DINGE, MENSCHEN UND ANDERE TIERE, Zeitschrift für Theaterpädagogik /Oktober 2023, 2023
Der Text erkundet zunächst einige Aporien der Performance- und Theaterarbeit in der Klimakatastro... more Der Text erkundet zunächst einige Aporien der Performance- und Theaterarbeit in der Klimakatastrophe. Er wendet sich dann dem Potential dieser Künste für die (institutionelle) Klimapolitik zu und diskutiert zwei Preenactments der Pariser Klimakonferenz COP21 (2015): Bruno Latours COP – Make it Work! und Rimini Protokolls Weltklimakonferenz. Performative Ökopolitik wird dabei in den Kontext von ökologischer Nachhaltigkeit gestellt: Rechtfertigen die Wirkungen solcher Performances den Ressourcenaufwand?

An den Rändern des Wissens: Über künstlerische Epistemologien, 2023
Dass die Künste nicht nur Wissen speichern und vermitteln, sondern ihrerseits ein Wissen eigener ... more Dass die Künste nicht nur Wissen speichern und vermitteln, sondern ihrerseits ein Wissen eigener Art erzeugen, bildete die Arbeitshypothese des Graduiertenkollegs »Das Wissen der Künste«, die hier mit Blick auf die performativen Künste diskutiert wird. Unter den Wissensbereichen von aktueller Relevanz bilden Umweltkatastrophen wie das Artensterbens hier eine besondere Herausforderung, insofern sie konventionelle Bedingungen des Betrachtens und Begreifens, der sinnlichen und konzeptuellen Erfahrung und Darstellung unterwandern. Im Vergleich von zwei zeitgenössischen Performances, Jozef Wouters’ Zoological Institute for Recently Extinct Species (2013) und Sergiu Matis’ Extinction Room (2019), soll der ästhetische und ethisch situierte Vollzugscharakter von Wissen in den performativen Künsten mit zeitgenössischen Theorien der Zeugenschaft begriffen und in Bezug zu diversen Wissensformen des Artensterbens und künstlerischen Ausdrucksformen und -materien gesetzt werden.

transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2021
Das vorliegende Buch verbindet sehr unterschiedliche Formen der forschenden Auseinandersetzung mi... more Das vorliegende Buch verbindet sehr unterschiedliche Formen der forschenden Auseinandersetzung mit Fragen und Problemen des Relationalen. Viele Beiträge gehen über die theoretische Analyse (und distanzierende Kritik) von Werken, Begriffen, Diskursen etc. hinaus und experimentieren mit ver schränkten Reflexionsweisen diverser, auch außerakademischer Praktiken und Institutionen, in die die Beitragenden eingebunden waren und sind. So bewegen sich diese Bei träge zwischen wissenschaftlichen, künstlerischen und aktivistischen Sicht-und Sprechweisen und werfen praktisch die Frage auf: How to relate Theorie und Praxis, Wissenschaften und Künste? In der Annäherung an diese Frage ist es zunächst wichtig zu betonen, dass die beiden Frageteile, basierend auf den Polaritäten von Theorie und Praxis einerseits sowie von Wissenschaften und Künsten andererseits, keineswegs deckungsgleich sind. Denn freilich haben sowohl die Wissenschaften als auch die Künste eigene Formen von Theorie und von Praxis. Anstatt sie also allgemein entlang eines falschen Gegensatzes zu kontrastieren, müsste es darum gehen, die besonderen Formen von Theorie und Praxis im Forschungsprozess der Künste wie der Wissenschaften zu bestimmen und die Felder so partikular zueinander in Beziehung zu setzen, wie dies auch in den Beiträgen dieses Bands verschiedentlich beschrieben und vollzogen wird. Die Science and Technology Studies (STS) haben ein handlungsorientiertes Verständnis von Forschung etabliert, dem es weniger um die theoretischen Hypothesen und um die verfertigten Resultate der Wissenschaften geht als vielmehr um die praktischen Bedingungen ihrer Forschungsverläufe. 1 Diese erscheinen hier als tentative Suchbewegungen in diverse Richtungen, für die das zugrunde liegende Nicht-Wissen ebenso entscheidend ist wie intuitive Techniken, mit

transcript Verlag eBooks, May 27, 2021
How to Relate: Wissen, Künste, Praktiken. Der Titel des vor liegenden Bandes kann auf mindestens ... more How to Relate: Wissen, Künste, Praktiken. Der Titel des vor liegenden Bandes kann auf mindestens zwei Weisen verstanden werden. Als Frage, wie sich Künste, Wissen und Praktiken mit einander in Beziehung setzen lassen, wie man sich selbst zu ihnen verhält und wie sich zwischen ihnen Verbindungen schaffen und erkennen lassen. Oder als Titel eines Handbuchs, als Aufforderung, Wissen, Künste und Praktiken auf eine bestimmte Art und Weise miteinander zu verknüpfen oder zu verstehen. Beide Lesarten erscheinen uns so richtig wie unzulänglich. Während diese Einleitung tatsächlich den Charakter eines how to hat und durch Gedanken zur Struktur des Bandes und zu seiner Entstehung eine Idee davon vermitteln soll, wie er genutzt und gelesen werden kann, sind es erst die Beiträge dieses Bandes, die die Frage nach notwendigerweise pluralen Relationalitäten stellen können: Sie untersuchen Relationen als prozessual auszuhandelnde Verhältnisse zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen gebautem Raum und sozialem Körper, zwischen theoretischem und poetisch-künstlerischem Schreiben und Sprechen-zwischen (ästhetischer) Form und (politischer) Handlung. Im Gegensatz zu einem Handbuch berichtet der Band zwar von sich überschneidenden Praktiken des künstlerischen und akademischen Forschens und Gestaltens in Bereichen wie bildender Kunst, Architektur, Design, Tanz, Performance sowie akademischer Geisteswissenschaft im weitesten Sinne. Doch zugleich gesteht er aus unserer Sicht auch ein, dass durch Lektüre allein nicht erlernt werden kann, wie Disziplinengrenzen verschoben und überschritten werden können. Das ist schon den hier porträtierten konkreten Konstellationen geschuldet, in denen die Aufmerksamkeit immer wieder auf Praktiken gelenkt wird und aus denen Stellungnahmen zur Rolle des Relationalen hervorgehen. Welches Wissen findet also auf welche Weise Eingang in künstlerische Arbeiten, welches geht wie aus ihnen hervor? Inwiefern ist auch das wissenschaftliche Erkenntnishandeln durch ästhetische Fragestellungen und Methoden geprägt? Wie verhalten sich neuere Ansätze einer künstlerischen Forschung dazu? Und wie lassen sich ausgehend von Fragen
TDR, 2023
Since 2019, the lecture and discussion series Burning Futures: On Ecologies of Existence at Berli... more Since 2019, the lecture and discussion series Burning Futures: On Ecologies of Existence at Berlin’s HAU Hebbel am Ufer has been exploring the significance of environmental and climate destruction in the context of contemporary theatre. Combining positions of eco-Marxism and -feminism, black studies, and new materialism, panels examine political and cultural dimensions of the apocalyptic discourses that accompany current ecocatastrophes as well as possible ways out of the socioecological mess. The article perspectivizes these discourses from the curators’ viewpoint and situates them within the diversity of contemporary theater’s responses to ecological challenges.
#CoronaTheater: Der Wandel der performativen Künste in der Pandemie, hg. von Benjamin Wihstutz, Daniele Vecchiato und Mirjam Kreuser, 2022
Kann die zurückliegende Corona-Erfahrung in den performativen Künsten als eine Generalprobe für d... more Kann die zurückliegende Corona-Erfahrung in den performativen Künsten als eine Generalprobe für die kommende Klimakatastrophe verstanden werden? Was sind die Gemeinsamkeiten, wo liegen Unterschiede? Welche ästhetischen und politischen Lehren können aus der Pandemie für das performative Denken und Handeln in der Klimakatastrophe gezogen werden? Der Text analysiert theoretische wie künstlerische Reaktionen auf die Pandemie, setzt sie ins Verhältnis zu ökokritischen Diskursen und diskutiert ästhetische und institutionelle Ansätze zu einer transformativen Praxis in einer krisengeschüttelten Umwelt.

MASKA 211-212: Performing Ecology, 2022
While eco-aesthetics and ecocritical discourse have been reflected in (recent) performance studie... more While eco-aesthetics and ecocritical discourse have been reflected in (recent) performance studies, their relation to operational ecology and sustainable modes of production needs to be further developed terminologically and methodologically. The paper discusses the intersection of aesthetic, discursive, and operational approaches of the performative arts to ongoing environmental and climate destruction. It positions itself vis-à-vis their diverse forms of knowledge and action and proposes ways of their transformative interweaving. Rather than continuing to pit artistic and administrative interests against each other, thereby reaffirming or even deepening the Great Divide between aesthetics and operations, the paper argues for connecting these fields in theory and practice in such a way that they can respond to each other conceptually, question their respective assumptions, and experiment with transformative potentials that approximate the radicality, magnitude, and complexity of current and future environmental challenges.
transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2022
In der Verbindung von Diskurs und Praxis können die Freien Darstellenden Künste zur Erfindung und... more In der Verbindung von Diskurs und Praxis können die Freien Darstellenden Künste zur Erfindung und Etablierung einer ökologischen Nachhaltigkeitskultur beitragen. Wir müssen alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, und zwar schnell, um die Dekarbonisierung nicht nur des Kunstsektors zu beschleunigen und einen gerechten Umgang mit Klimafolgen politisch mitzugestalten.

Jahrbuch für Kulturpolitik 2021/22 Kultur der Nachhaltigkeit, 2022
Wie sollen sich die freien darstellenden Künste zur Klimakatastrophe positionieren? Wie können si... more Wie sollen sich die freien darstellenden Künste zur Klimakatastrophe positionieren? Wie können sie zu Klimagerechtigkeit beitragen? Welche begrenzende, aber auch ermöglichende Rolle spielt die staatliche Förderung dabei? Der Artikel diskutiert betrieblich-administrative und ästhetisch- diskursive Ansätze zur Verortung der performativen Künste im neuen Klimaregime. Dabei wird das Verhältnis von quantitativen und qualitativen Indikatoren ebenso diskutiert wie die komplexen Bedingungen von Kunstfreiheit und dem, was man als künstlerische Klimaforschung bezeichnen könnte. Am Beispiel des Grenzen der Betriebsökologie, künstlerische Klimaforschung, Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit, Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit und des Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit werden die Bedingungen und Grenzen von Betriebsökologie einerseits und künstlerischer Klimaforschung andererseits diskutiert. Wie können quantitative und qualitative Maßstäbe sowie Aspekte von sozialer und ökologischer, kultureller und künstlerischer Nachhaltigkeit so zueinander ins Verhältnis gesetzt werden, dass sich spekulative Fluchtlinien für eine ökosoziale Transformation dieser Künste eröffnen?
Uploads
Papers by Maximilian Haas
Von diesen Inszenierungen ausgehend unternimmt der Text eine theoretische Verfolgungsjagd des Esels auf der Bühne, die ihn zu einem ökologischen Verständnis von Performance überhaupt führt. Dazu verknüpft er die Methoden der Künstlerischen Forschung mit den kritischen Einsätzen der Animal Studies und philosophischen Denkweisen des Neuen Materialismus und Pragmatismus im Kontext der zeitgenössischen Performance- und Tanzdramaturgie. Er folgt dem Esel in eine Theater-Welt jenseits der ontologischen Sonderstellung des Menschen, der kategorischen Trennung von Natur und Kultur und des modernen Dualismus von Subjekt und Objekt, d. h. in ein Theater nach dem Humanismus.
Webseite der Tagung: https://corona-theater.de/