Papers by Désirée Waterstradt
DVD-Booklet Film "Elternschule", 2019
Familienberatung, Kinderarztpraxen, Kitas, Pädagogik, Erziehung und auch Familien sollen heute ki... more Familienberatung, Kinderarztpraxen, Kitas, Pädagogik, Erziehung und auch Familien sollen heute kindzentriert sein. Kindzentrierung steht für das Ideal, Kinder mit ihren Rechten, Bedürfnissen und Wünschen ins Zentrum zu stellen, d.h. es geht um die Machtbalancen der Generationen in einem Beziehungsgeflecht wie Kita oder Familie. Wenn Erwachsene Kindern eine solche Zentralposition zuweisen, ist dies machttheoretisch erstaunlich. Zudem scheint fraglich, ob Kinder über die psychischen Kompetenzen verfügen, um eine solche Machtposition ausfüllen zu können.
Ein Blick in die westliche Geschichte zeigt, dass die Idealisierung des Kindes weit zurückreichende Wurzeln hat und dies keineswegs ein Garant für das tatsächliche Wohlbefinden von realen Kindern ist. Im Gegenteil: Gesellschaftliche Idealisierung, Glorifizierung, Sakralisierung und Vergöttlichung des Kindes dienen meist der Ordnung der realen sozialen Verhältnisse. Der Text skizziert, wie sich Zentralpositionen verändert und die Idealisierung von Kindern historisch entwickelt hat.
Kleve, Heiko; Köllner, Tobias (Hg.): Soziologie der Unternehmerfamilie. Grundlagen, Entwicklungslinien, Perspektiven, 2019
Nostalgische Wirklichkeitsillusionen verstellen bis heute den nüchternen Blick auf (Unternehmens-... more Nostalgische Wirklichkeitsillusionen verstellen bis heute den nüchternen Blick auf (Unternehmens-)Familienmodelle in westlichen Gesellschaften und Wissenschaften: Familie wird oft als ‚natürlich‘ gesehen, als unveränderlich, ewig und heilig. Grundlage sind mythisch-überhöhte Vorstellungen von der vorindustriellen Großfamilie, der Stammfamilie oder dem ganzen Haus. Doch Familienmodelle waren schon immer instabil, dynamisch und offen und wurden laufend weiterentwickelt. Der Beitrag skizziert den Wandel in Antike, Mittelalter und Neuzeit und verdeutlicht den ambivalenten Veränderungs- und Beharrungsdruck, unter dem Familienbeziehungen heute stehen. Für Familien kann es existenziell bedrohlich werden, wenn sie dies nicht realistisch einschätzen können. Für Führungskräfte in Familienunternehmen ist dieses Wissen besonders wichtig, weil es ihre Aufgabe ist, diese Veränderungsprozesse aktiv und zukunftsfähig mitzugestalten.
Soziologische Revue, 2018
Obwohl sich die Wissenschaft seit ihren Anfängen mit Elternschaft befasst, gibt es bis heute noch... more Obwohl sich die Wissenschaft seit ihren Anfängen mit Elternschaft befasst, gibt es bis heute noch keine Soziologie der Elternschaft und auch keine – mit den childhood studies – vergleichbare, disziplinübergreifende Elternschaftsforschung. Die hier vorgelegte Sammelbesprechung von Literatur zur Soziologie der Elternschaft zeigt gleichwohl, wie aktiv und breit aufgestellt die Forschung heute ist. Gerade die kritischen Stimmen machen jedoch deutlich, dass es vielfach um grundlegende Fragen des Forschungsfeldes geht, um dieses zu einer kritischen Elternschaftsforschung weiterzuentwickeln. Aus der Akteursperspektive ist Elternschaft ein vielschichtiger sozialer Prozess mit Vor-, Haupt- und Spätphase, bei dem jedoch vorwiegend der Übergang zur Elternschaft und die generativ habitusprägende Hauptphase im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht. Machtaspekte sind zwar ein zentrales Thema der Soziologie, doch sie werden in Bezug auf Elternschaft nur selten untersucht. Kaum beleuchtet wird zudem die fehlende politische Organisation von Eltern in demokratisch verfassten Gesellschaften. Obwohl Eltern als vermeintlich machtvolle Akteure erscheinen, werden sie kaum als Subjekte, sondern meist als Objekte moderner Gesellschaften gesehen – ähnlich wie dies lange bei Kindern der Fall war. Das Begriffsinstrumentarium selbst bleibt oftmals weitgehend unreflektiert – was auch für den Geschlechtsaspekt des Begriffsinstrumentariums zutrifft. Die soziologische Perspektive zeigt heute, dass das „Jahrhundert der Eltern“ noch nicht angebrochen ist. Ein Zeichen für den Beginn könnte es sein, wenn es den Wissenschaften möglich wird, sich den vielen Herausforderungen einer kritischen Elternschaftsforschung zu stellen.
Für Kitas sind Eltern eine zunehmend wichtige Gruppe. Dies zeigt die wachsende Beschäftigung mit ... more Für Kitas sind Eltern eine zunehmend wichtige Gruppe. Dies zeigt die wachsende Beschäftigung mit Eltern in den Einrichtungen, Lehrplänen und Büchern – oft „Elternarbeit“ genannt. Dabei geht es um einen Teil des Kita-Managements, nämlich das professionelle Management der Beziehung und der Kommunikation mit Eltern. Sie ist ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit (engl. „Public Relations“ oder kurz „PR“) einer Kita. Da sie sich an Eltern als wichtige und legitime Anspruchsgruppe (Stakeholder) einer Kita wendet, kann sie auch als „Parent Relations“ bezeichnet werden. Sie kann auf die Systematik professioneller Öffentlichkeitsarbeit zurückgreifen: Analyse, Strategie, Maßnahmenplanung, Umsetzung, Kontrolle und laufende Optimierung. Bei der Analyse der Situation von Eltern zeigt sich, dass auf ihnen heute zunehmender Verantwortungsdruck lastet – zeitlich, organisatorisch, finanziell und vor allem moralisch. Für Kitas als familienergänzende Einrichtungen ist es deshalb wichtig, ihre Kommunikationsziele und -maßnahmen nicht nur an den Anforderungen von Kita und Kindern, sondern zugleich an den Lebensbedingungen und Bedürfnissen von Eltern auszurichten.
Zentrierung von Familie, Eltern und professionellen Institutionen rund ums Kind ist heute ein zen... more Zentrierung von Familie, Eltern und professionellen Institutionen rund ums Kind ist heute ein zentraler gesellschaftlicher Anspruch. Wie sich die elternzentrierten Sozial- und Verwandtschaftssysteme des Mittelalters so grundlegend verändern konnten, kann ein Blick auf zugrundeliegende, langfristige Machtdynamiken klären. Der Aufstieg des Kindes als gesellschaftliche Ordnungskategorie und ‚Macht der Unschuld‘ wird durch den Prozess der Nationsbildung und das darin verankerte nationale Interesse am Kind befördert. Dabei entsteht ein neuartiger Zentrierungsmechanismus um die Kategorie des Kindes, ähnlich dem Königsmechanismus in der höfischen Gesellschaft: Das soziale Kindchenschema sorgt nicht nur auf individueller Ebene für die Übernahme von Fürsorge, sondern lässt auf gesamtgesellschaftlicher Ebene einen Kindchenmechanismus entstehen. Dieser Machtmechanismus führt zu einer eigendynamischen Kultivierung der Spannungsbalancen rund ums Kind, wie sich am Beispiel Deutschlands zeigen lässt.
Equally shared parenting is an important ideal to many parents today. It developed in the late 20... more Equally shared parenting is an important ideal to many parents today. It developed in the late 20th century, but a brief look at social history tells us that its roots extend a long way back and are closely aligned with the European path in the development of family structures particularly due to the manorial system and western Christian religion. The operative factors include the increasing significance of matrilineal descent, consensus and partnership, parents as a dual work and leadership unit of the manorial household, the emergence of the collective term »parenthood«, European biographical patterns, spiritual kinship, the secular deification of the child, and changes in gender order of the economic systems. Parenthood, therefore, is by no means a merely »private« matter of individual parents, but a matter of the whole society. In the century-long evolution of its generativity, every society molds parenthood as an indispensable basic process.
Egalitär geteilte Elternschaft ist für viele Eltern heute ein wichtiges Ideal. Es verbreitete sic... more Egalitär geteilte Elternschaft ist für viele Eltern heute ein wichtiges Ideal. Es verbreitete sich Ende des 20. Jahrhunderts, doch ein Blick in die Sozialgeschichte zeigt, dass dieses Ideal lange zurückreichende historische Wurzeln hat. Diese lassen sich im Sonderweg europäischer Familienentwicklung mit seinen Einflussfaktoren grundherrschaftlicher Arbeitsorganisation und west-christlicher Religion verorten: unter anderem im Bedeutungsaufstieg der weiblichen Abstammungslinie, in Konsens und Partnerschaftlichkeit, in der Entstehung der Eltern als Arbeitspaar und Doppelspitze der Wirtschaftsgemeinschaft, in der Entstehung des personalen Kollektivbegriffs »Elternschaft«, im europäischen Lebenslaufmuster, im Konzept geistlicher Verwandtschaft, in der säkularen Vergöttlichung des Kindes oder in der Veränderung der Geschlechterwirtschaftsordnung. Dabei wird deutlich, dass Elternschaft keineswegs die »Privatsache« von Elternindividuen ist, sondern die Sache einer gesamten Gesellschaft. In jeder Gesellschaft stellt Elternschaft einen unverzichtbaren Basisprozess dar, der durch die gesellschaftliche Entwicklung über Jahrhunderte hinweg geprägt und verändert wurde.
Bislang verfügen Forschung und Berufspraxis über kein expliziertes Elternschaftskonzept, sondern ... more Bislang verfügen Forschung und Berufspraxis über kein expliziertes Elternschaftskonzept, sondern können lediglich auf unhinterfragte Vorstellungen von Elternschaft zurückgreifen, diese hilfsweise systematisieren und durch theoretische Fragmente ergänzen. Statt die Orientierung in Hinblick auf Elternschaft zu verbessern, wird so die Normativität der Diskurse über Elternschaft ungewollt fortgeschrieben. Dieser Beitrag skizziert eine theoretische Beschreibung von Elternschaft, basierend auf der Prozesstheorie von Norbert Elias. Elternschaft wird darin nicht nur als psycho-soziales Prozessphänomen von Individuen verstanden, sondern zugleich als langfristiger psycho-sozialer Metaprozess von Gesellschaften, den Menschen über ihre Beziehungsgeflechte sozialhistorisch miteinander bilden. Über diesen unverzichtbaren Kernprozess der Elternschaft gewährleisten Gesellschaften ihre Generativität und prägen damit jeweils Kanon, zugehörige Ideale und Habitus der Elternschaft.
Up to now research and professional practice do not have any consistent theoretical concept of pa... more Up to now research and professional practice do not have any consistent theoretical concept of parenthood. Therefore they can only fall back on unquestioned ideas which they try to systemize and amend with theoretical fragments. Instead of improving a theoretical perspective they unwillingly fuel the normative discourse on parenthood. This paper now lines out a theoretical approach to parenthood, based on the process theory by Norbert Elias. Parenthood is not only understood as a psycho-social process of individuals but at the same time as a long-term psycho-social process of societies, in which individuals are socio-historically embedded via their networks. Through this indispensable core-process of parenthood societies ensure generativity and mold standards, ideals and habitus of parenthood.
Durch die konsequente Ausrichtung auf Kinder schauen Wissenschaft, Berufspraxis und Gesellschaft ... more Durch die konsequente Ausrichtung auf Kinder schauen Wissenschaft, Berufspraxis und Gesellschaft vor allem darauf, was Eltern besser machen sollten. Durch diese normative Kindzentrierung wurde die Entwicklung von Grundlagenwissen über Elternschaft unverse-hens zum blinden Fleck.
This essay attempts to give some background on the development of the power balances of parenthoo... more This essay attempts to give some background on the development of the power balances of parenthood in Germany and what would be needed to strengthen parenthood. It shows the im-portance of the figuration of the nation not only regarding the figuration of the family, but also for other figurations / institutions taking over functions of parenthood. Especially interesting seems to be the relatedness of the changeful German nation-building process and parenthood in Germany. The article is published in a book on the current German political issue of the ‘Betreuungsgeld’ (child care subsidy) of Klaus Hurrelmann and Tnajev Schulz. Starting from next summer, parents in Germany will have the enforceable right to a place in a nursery school for their children. As there are not enough nursery schools in Germany and there will be elections in September, the government is now trying to calm the upcoming conflict about this gap in demand and supply of child care. The ‘Betreuungsgeld’ is planned to be paid out to those parents who do not send their children to nursery school before age of three. The book tries to explain the background as well as the pros and cons of the ‘Betreuungsgeld’. The intention of the book is to address broader publics. (available only in German)
Hurrelmann, Klaus/ Schultz, Tanjev: Staatshilfe für Eltern: Brauchen wir das Betreuungsgeld?, 2013
Die Geschichte eines Drahtseilaktes Im englischen Sprachraum erörtert man soziale Beziehungen sei... more Die Geschichte eines Drahtseilaktes Im englischen Sprachraum erörtert man soziale Beziehungen seit über dreihundert Jahren als "Machtbalancen". Von dort hat sich der Begriff verbreitet und dient heute immer häufiger zur Untersuchung von Stärkeverhältnissen in allen möglichen Beziehungsgeflechten -von Parteianalysen über Tarifkonflikte oder den Verbraucherschutz bis zu Familien. Doch die deutsche Gedankenwelt fremdelt bis heute insgesamt noch etwas mit dem begrifflichen Bild der Machtbalancen, insbesondere in Hinblick auf Familie. Der intensive Wunsch nach quasi ‚natürlichen', nicht begründungsbedürftigen Stärke-und Hierarchieverhältnissen scheint psycho-sozial noch tief verankert zu sein. Sie offen auf den Punkt zu bringen oder zu hinterfragen, ist uns bis heute oft äußerst unangenehm -dürfen Politiker, Geschäftsführerinnen, Ärzte, Pilotinnen, Lehrer, Lokführerinnen, Kinder oder gar Eltern versuchen stärker zu werden? Darf es ihnen also um Macht gehen?
After the “discovery of childhood“ 200 years ago, the discovery of parenthood is badly needed tod... more After the “discovery of childhood“ 200 years ago, the discovery of parenthood is badly needed today. In the present-day figuration of child-centered families and child-decentered societies the position of parents has come under enormous pressure. This can only be understood if parenthood itself becomes an object of sociological interest. To describe parenthood the theory of socialization offers various concepts, but it cannot explain the long-term psychogenetic and sociogenetic development of parenthood in different societies over time. For the description of parenthood as a basic process of human societies, promising concepts can be found in the process sociology and theory of the civilizing process of Elias. Following this approach the essay outlines some of its con-cepts: the habitus of parenthood and the corresponding ideals of parenthood, balances of shame with regard to parenthood, the changing balances of power and shame regarding the positions of children and parents within family and society. (available only in German)
Aus Politik und Zeitgeschichte, Nov 2012
Sozialwissenschaft und Berufspraxis, Jul 1, 2014
In the institutionalized educational network a great part of everyday work and responsibility is ... more In the institutionalized educational network a great part of everyday work and responsibility is assigned to parenthood. Nevertheless it remains in the background of the educational setting which seems to have been crucial up till now to the self-concept of professionalized education. With growing international competition the national educational networks are getting under a growing pressure of change. As to be seen on Germany’s example process sociology shows that the indispensable social core process of parenthood is complementarily framed and shaped due to nation building of an educational society. (paper available only in German)
Sozialwissenschaft und Berufspraxis, Jul 1, 2014
Elternschaft wird ein bedeutender Teil der alltagspraktischen Arbeit und Verantwortung im Bezie-h... more Elternschaft wird ein bedeutender Teil der alltagspraktischen Arbeit und Verantwortung im Bezie-hungsgeflecht mit Bildungseinrichtungen zugewiesen. Dabei bleibt Elternschaft jedoch gewissermaßen hinter den Kulissen der Bildungsgesellschaft, was für das bisherige Selbstverständnis des profes-sionalisierten Bildungswesens bislang grundlegend zu sein scheint. Durch die wachsende internationale Bildungskonkurrenz gerät das Beziehungsgeflecht unter Wandlungsdruck. Am Beispiel Deutschlands lässt sich prozess-soziologisch zeigen, dass Elternschaft als unverzichtbarer sozialer Kernprozess durch die Entwicklung als nationale Bildungsgesellschaft komplementär gerahmt und ausgeformt wird.
Books by Désirée Waterstradt
When Norbert Elias wrote “The Civilizing Process” he considered it not to be quite complete with ... more When Norbert Elias wrote “The Civilizing Process” he considered it not to be quite complete with its two volumes. According to an annotation in the last chapter about his theory on civilization, a third volume was supposed to display the history and structure of the family (including gender aspects) and its advancing threshold of shame and embarrassment. As we know, unfortunately, Elias never found the possibility to write this third volume.
Up to the present day process sociology hasn’t made leeway. Thus, in recent decades the history and structure of the family has been described by a multitude of researchers, but is still lacking an explanation of its direction and selfdynamics of development. Research obviously suggests some kind of interdependency between the development of society and family over time. However of what kind is it and can a structure and hierarchy on the meta-level be identified? The understanding of long term social developments and the interrelation of psychogenesis and sociogenesis urge to take a closer look at: 1. our nowaday understanding of the history and structure of the family, 2. its internal and external positions and power balances and, 3. its interrelation of psychogenesis and sociogenesis.
The new book on parenthood shows that a closer look was overdue because the concepts of ‘par-ents’ and ‘parenthood’ in research still appeared to be clear and self-explanatory. Despite the crucial position of parents in the family – therefore also for society – and the significant sociohistorical changes exploring the implicit concepts of parenthood, the history and psychology of parenthood just seemed to be unnecessary. Nevertheless, without a concept of parenthood, it is impossible to disclose the hidden understandings of family, parenthood, childhood and their corresponding professions. Interdisciplinary research shows that the lack of understanding has fundamental consequences for research and society on the whole; the demystification of family and parenthood and the development of consistent knowledge are hindered.
Germany’s example has been investigated in order to learn about the long term changes of parenthood. The breaks and discontinuities of German nationbuilding in 19th and 20th century show the interdependence of nationbuilding and parenthood. Six research areas display the impulses and counter-impulses of change: 1. Formation as enlarged family of a nation, 2. Population development, 3. Changes in the concepts of descent, 4. Organization of work in job and family in the economic nation, 5. Transition from parent-centred to child-centred concepts, 6. Changes of social standards of honor and shame regarding the parental position. The long term development shows a growing multi-level formation around the national interest in the child – resulting in a descending power ratio of parents.
Finally, based on the findings, a concept of parenthood has been developed which allows the sys-tematic disclosure of implicit concepts of parenthood in research and practice. Parenthood is de-scribed as the indispensable social core process of generativity interweaving bio-, psycho- and sociogenetic sub-processes. In order to guarantee its own future every society has to embed the core process of parenthood. Thus, individual processes of parenthood evolve from this fundament, based on the changing social standards, figurational ideals, habitus and power balances of parenthood.
The book is available as book, e-book and on Google Books. Désirée Waterstradt: Prozess-Soziologie der Elternschaft. Nationsbildung, Figurationsideale und generative Machtarchitektur in Deutschland. Münster 2015. ISBN: 978-3-95645-530-8. (available only in German)
Was ist Elternschaft? Die Begriffskonzepte ‚Eltern‘ und ‚Elternschaft‘ erscheinen klar und selbst... more Was ist Elternschaft? Die Begriffskonzepte ‚Eltern‘ und ‚Elternschaft‘ erscheinen klar und selbsterklärend. Doch dies verdeckt ihre sozialhistorische Prägung und normative Aufladung, wie die interdisziplinäre Untersuchung von Begriffen, Wissensgrundlagen und nationaler Rahmung zeigt. Der sozialhistorische Wandel von Elternschaft lässt sich am Beispiel Deutschlands nachvollziehen. In den gut zwei Jahrhunderten moderner deutscher Nationsbildung verändert sich Elternschaft grundlegend, wie über die ausgewählten sechs Themenachsen deutlich wird: 1. Formierung als Nationsfamilie, 2. Bevölkerungsentwicklung, 3. Wandlung von Abstammungskonzepten, 4. Ordnung der Arbeit der Wirtschaftsnation in Beruf und Familie, 5. Übergang von der Elternzentrierung zur Kindzentrierung, 6. Veränderung gesellschaftlicher Ehr- und Schamstandards bezüglich der Elternposition. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse wird abschließend ein prozess-soziologisches Grundlagenkonzept entwickelt: Es beschreibt Elternschaft als unverzichtbaren Kernprozess gesellschaftlicher Generativität. Dieser wird unter dem Wandlungsdruck der Beziehungsgeflechte und Machtdynamiken mitgeformt, so dass sich Kanons, Ideale und Habitus der Elternschaft verändern.
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Papers by Désirée Waterstradt
Ein Blick in die westliche Geschichte zeigt, dass die Idealisierung des Kindes weit zurückreichende Wurzeln hat und dies keineswegs ein Garant für das tatsächliche Wohlbefinden von realen Kindern ist. Im Gegenteil: Gesellschaftliche Idealisierung, Glorifizierung, Sakralisierung und Vergöttlichung des Kindes dienen meist der Ordnung der realen sozialen Verhältnisse. Der Text skizziert, wie sich Zentralpositionen verändert und die Idealisierung von Kindern historisch entwickelt hat.
Books by Désirée Waterstradt
Up to the present day process sociology hasn’t made leeway. Thus, in recent decades the history and structure of the family has been described by a multitude of researchers, but is still lacking an explanation of its direction and selfdynamics of development. Research obviously suggests some kind of interdependency between the development of society and family over time. However of what kind is it and can a structure and hierarchy on the meta-level be identified? The understanding of long term social developments and the interrelation of psychogenesis and sociogenesis urge to take a closer look at: 1. our nowaday understanding of the history and structure of the family, 2. its internal and external positions and power balances and, 3. its interrelation of psychogenesis and sociogenesis.
The new book on parenthood shows that a closer look was overdue because the concepts of ‘par-ents’ and ‘parenthood’ in research still appeared to be clear and self-explanatory. Despite the crucial position of parents in the family – therefore also for society – and the significant sociohistorical changes exploring the implicit concepts of parenthood, the history and psychology of parenthood just seemed to be unnecessary. Nevertheless, without a concept of parenthood, it is impossible to disclose the hidden understandings of family, parenthood, childhood and their corresponding professions. Interdisciplinary research shows that the lack of understanding has fundamental consequences for research and society on the whole; the demystification of family and parenthood and the development of consistent knowledge are hindered.
Germany’s example has been investigated in order to learn about the long term changes of parenthood. The breaks and discontinuities of German nationbuilding in 19th and 20th century show the interdependence of nationbuilding and parenthood. Six research areas display the impulses and counter-impulses of change: 1. Formation as enlarged family of a nation, 2. Population development, 3. Changes in the concepts of descent, 4. Organization of work in job and family in the economic nation, 5. Transition from parent-centred to child-centred concepts, 6. Changes of social standards of honor and shame regarding the parental position. The long term development shows a growing multi-level formation around the national interest in the child – resulting in a descending power ratio of parents.
Finally, based on the findings, a concept of parenthood has been developed which allows the sys-tematic disclosure of implicit concepts of parenthood in research and practice. Parenthood is de-scribed as the indispensable social core process of generativity interweaving bio-, psycho- and sociogenetic sub-processes. In order to guarantee its own future every society has to embed the core process of parenthood. Thus, individual processes of parenthood evolve from this fundament, based on the changing social standards, figurational ideals, habitus and power balances of parenthood.
The book is available as book, e-book and on Google Books. Désirée Waterstradt: Prozess-Soziologie der Elternschaft. Nationsbildung, Figurationsideale und generative Machtarchitektur in Deutschland. Münster 2015. ISBN: 978-3-95645-530-8. (available only in German)
Ein Blick in die westliche Geschichte zeigt, dass die Idealisierung des Kindes weit zurückreichende Wurzeln hat und dies keineswegs ein Garant für das tatsächliche Wohlbefinden von realen Kindern ist. Im Gegenteil: Gesellschaftliche Idealisierung, Glorifizierung, Sakralisierung und Vergöttlichung des Kindes dienen meist der Ordnung der realen sozialen Verhältnisse. Der Text skizziert, wie sich Zentralpositionen verändert und die Idealisierung von Kindern historisch entwickelt hat.
Up to the present day process sociology hasn’t made leeway. Thus, in recent decades the history and structure of the family has been described by a multitude of researchers, but is still lacking an explanation of its direction and selfdynamics of development. Research obviously suggests some kind of interdependency between the development of society and family over time. However of what kind is it and can a structure and hierarchy on the meta-level be identified? The understanding of long term social developments and the interrelation of psychogenesis and sociogenesis urge to take a closer look at: 1. our nowaday understanding of the history and structure of the family, 2. its internal and external positions and power balances and, 3. its interrelation of psychogenesis and sociogenesis.
The new book on parenthood shows that a closer look was overdue because the concepts of ‘par-ents’ and ‘parenthood’ in research still appeared to be clear and self-explanatory. Despite the crucial position of parents in the family – therefore also for society – and the significant sociohistorical changes exploring the implicit concepts of parenthood, the history and psychology of parenthood just seemed to be unnecessary. Nevertheless, without a concept of parenthood, it is impossible to disclose the hidden understandings of family, parenthood, childhood and their corresponding professions. Interdisciplinary research shows that the lack of understanding has fundamental consequences for research and society on the whole; the demystification of family and parenthood and the development of consistent knowledge are hindered.
Germany’s example has been investigated in order to learn about the long term changes of parenthood. The breaks and discontinuities of German nationbuilding in 19th and 20th century show the interdependence of nationbuilding and parenthood. Six research areas display the impulses and counter-impulses of change: 1. Formation as enlarged family of a nation, 2. Population development, 3. Changes in the concepts of descent, 4. Organization of work in job and family in the economic nation, 5. Transition from parent-centred to child-centred concepts, 6. Changes of social standards of honor and shame regarding the parental position. The long term development shows a growing multi-level formation around the national interest in the child – resulting in a descending power ratio of parents.
Finally, based on the findings, a concept of parenthood has been developed which allows the sys-tematic disclosure of implicit concepts of parenthood in research and practice. Parenthood is de-scribed as the indispensable social core process of generativity interweaving bio-, psycho- and sociogenetic sub-processes. In order to guarantee its own future every society has to embed the core process of parenthood. Thus, individual processes of parenthood evolve from this fundament, based on the changing social standards, figurational ideals, habitus and power balances of parenthood.
The book is available as book, e-book and on Google Books. Désirée Waterstradt: Prozess-Soziologie der Elternschaft. Nationsbildung, Figurationsideale und generative Machtarchitektur in Deutschland. Münster 2015. ISBN: 978-3-95645-530-8. (available only in German)
In the competition mechanism of globally integrating and differentiating societies a growing pressure of competition unfolds – not sparing generativity. The competitiveness of generativity can not only be observed on a global level, where organisations like the UN and the OECD foster competition comparing generative standards and outcomes. It can also be observed on and between all other institutional levels of societies like universities, schools, day care-centres or families.
Of course competition on generative standards can also be identified on the individual level. Experts compete between and inside their professions regarding generative standards, promoting professionalization, a professionalized self-image with a strong group charisma based on the ‘minority of the best’ and enhancing social coherence of professionalized positions and institutions.
On the other hand this professionalization of generative standards leads to a weakening parental image, classifying parents as unprofessional and unreliable laypersons with a growing group shame based on the ‘minority of the worst’ and weak social coherence. As a prime example of individualizing stigmatization the blame gossip term of ‘helicopter parents’ stands for a pars pro toto-distortion. It is individually inescapable for parents and shows the self-dynamics of individualization and professionalization regarding parenthood. Modern generativity seems to be institutionalized and habitualized, forming an established-outsider-figuration of competent generative professionals with limited responsibilities and parents as incompetent generative laypersons with unlimited personal responsibilities.
The figuration of a nation in most countries was described – at first explicitly and later on implicitly – as an extended family embodied by a mother (Britannia, Marianne, Helvetia, Germania, Mother Russia, Mother India etc.) and governed by a (father) state, enacted and protected by the people who sacrificed their lives and souls as the nation’s children. As a survival unit the extended family of a nation led complementarily to the formation of nuclear families with its corresponding positions on all levels of the national societies – in institutions as well as in nuclear families. In the multi-layered social process of nation building, not only does a national habitus emerge but also a national super parenthood that imperceptibly becomes the basis of personal parenthood.
The numerous breaks and discontinuities in the process of national state formation in Germany blocked the development of a less hierarchical, post-feudal social habitus in many aspects and fos-tered long lasting social divisions and blockades. By the end of the 18th century in the monopoly mechanism of small national states there emerged a state monopoly of education – which has per-sisted until today. The demographic transition led to an apocalyptic discourse of an everlasting de-cline and until recently the causes were seen in a national crisis of female parenthood. Until the year 2000 German citizenship law attributed membership exclusively upon parentage entitlement (jus sanguinis). Noncitizens and their children were precluded by blood from becoming citizens – even for second and third generation descendants.
The formation of the German identity as one of the most successful economies in the world had a strong impact on the national order of work (“deutsche Arbeit”) which implicated strongly-gendered figurational ideals of care and parenthood. This hindered the modernization of parenthood in governmental and non-governmental institutions such as schools, nursery schools, enterprises, parties or ministries – it also cumbered the modernisation of relationsships in nuclear families and turned personal parenthood into a phase of traditionalisation. As parenthood is an indispensable social process for every society this nudged individuals in a pre-modern deeply gendered habitus of parenthood, e.g. with an extremely contradictory concept of a “good mother”, a striking low share of women in the whole workforce (particularly at management level) as well as in sciences and with a relatively high gender pay gap. At the same time a national process of child-centering in parenthood, nuclear families and institutions was formed – focusing on the child as the power of innocence and the touchstone of moral. The numerous breaks and discontinuities of national figurational ideals also caused a personal and social decomposition of the parents’ image, as the parental generation over and over again represented the morally discredited national ideals.
Based on the doctoral thesis: “Process-Sociology of Parenthood: Nation Building, Figurational Ideals and the Generative Architecture of Power in Germany”