Books by Nadja Köffler
transcript, 2019
Die posthume »Entdeckung« der US-amerikanischen Fotografin Vivian Maier (1926-2009) schrieb Sch... more Die posthume »Entdeckung« der US-amerikanischen Fotografin Vivian Maier (1926-2009) schrieb Schlagzeilen. Internationale Ausstellungen sowie mehrere Fotobände und Dokumentarfilme erzählen heute die Geschichte der zu Lebzeiten ungesehenen Künstlerin. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung von Maiers Oeuvre und seiner Rezeption stellt jedoch noch ein wesentliches Forschungsdesiderat dar.
Der vorliegende Band nähert sich Maiers Bildern werkanalytisch und sucht als Gegenantwort zur medialen Mystifizierung von Maier als »Nanny Photographer« nach dem feministischen Tenor und künstlerischen Selbstverständnis in ihren Selbstporträts. Durch seine bildorientierte Ausrichtung betritt der Band Neuland in einem bis dato vorwiegend genealogischen Diskurs.
Mit einem Geleitwort von Martin Sexl und künstlerischen Beiträgen von Federico Italiano, Jessica Krecklo Naidu und Anna Kus Park.

Die posthume Entdeckung des fotografierenden Kindermädchens Vivian Maier (1926-2009) schrieb Schl... more Die posthume Entdeckung des fotografierenden Kindermädchens Vivian Maier (1926-2009) schrieb Schlagzeilen. Internationale Ausstellungen, Fotobände und ein mehrfach ausgezeichneter Dokumentarfilm erzählen heute die Lebensgeschichte der noch bis 2009 unbekannten Künstlerin mit französisch-österreichischen Wurzeln. Der ursprüngliche Anlass der Begeisterung für Vivian Maier trat in den letzten Jahren jedoch augenscheinlich in den Hintergrund: die Qualität und Aussagekraft ihrer Fotografien. Die vorliegende Arbeit möchte daher dem Hype um Maiers Biografie und den bis dato vorwiegend genealogischen Abhandlungen gegensteuern und wieder Maiers Bilder sprechen lassen. Damit äußert sich erstmalig eine österreichische Stimme im noch äußerst überschaubaren Forschungsfeld zu Vivian Maiers Bildbestand. Eine sich in den Fotografien abzeichnende über 30-jährige Phase der Selbstporträtierung verweist dabei auf das Desiderat der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Maiers Formen der Selbstbetrachtung sowie damit verwobener ikonografischer Identifikationsbewegungen. Als auffallend erweist sich insbesondere Maiers kontinuierliche Selbstporträtierung in fotografierender Pose bei gleichzeitiger Aufnahme von weiblich konnotierten Sujets. Augenscheinlich bezog Maier Stellung zu Geschlechterrollen ihrer Zeit und experimentierte mit (De-)Konstruktionsweisen gesellschaftlich tradierter Weiblichkeitsbilder der Jahrhundertmitte. Indem Vivian Maier folglich als Frau auf eine Frau blickte, die in vorliegender Arbeit ebenso von einer Frau erblickt wird – dazwischen liegen etwa 30-60 Jahre Zeitgeschichte – offeriert vorliegende Arbeit eine dezidiert weibliche Perspektive, folglich einen „female gaze“ im Kontext künstlerischer und massenmedial vermittelter Geschlechterkonstruktionen und Weiblichkeitsbilder des 20. und 21. Jahrhunderts. Unter Verwendung des bildanalytischen Verfahrens nach Ralf Bohnsack werden sowohl bewusste Abbildungs- bzw. Visualisierungsstrategien als auch vorreflexive und inkorporierte Muster und Orientierungsrahmen in Bezug auf Maiers Wahrnehmung und
(De-)Konstruktion ihrer Rolle als kunstschaffende Frau herausgearbeitet. Die vorliegende werkanalytische Untersuchung mit sozialwissenschaftlicher Fundierung (Visual Studies) betritt damit Neuland im vorwiegend anglo-amerikanischen Diskurs mit genealogischem Schwerpunkt und erweist sich sowohl für die Geschlechterforschung als auch im Feld der Erforschung wichtiger Künstlerinnen mit Österreichbezug als bedeutsam.

Der nachfolgende Beitrag unterstreicht die Notwendigkeit der Thematisierung von Leiddarstellungen... more Der nachfolgende Beitrag unterstreicht die Notwendigkeit der Thematisierung von Leiddarstellungen im (hoch-)schulischen Kontext, die aufgrund ihres Affizierungspotenzials an unser Mitgefühl appellieren und im Sinne der interkulturellen Bildung zur Förderung globalen Verantwortungsbewusstseins beitragen können. Ausgehend von der Thematisierung der Visualisierungsformen von massenmedial in Umlauf gebrachten Kriegsfotografien wird die ‚Ingewahrnahme‘ unseres Blicks und damit verwobener Sinnenseindrücke innerhalb hegemonialer Sehordnungen und -praktiken diskutiert und die Wirkung von (fotografischen) Bildern auf die menschliche Wahrnehmung herausgestellt. Im Zuge der Diskussion ‚schicksalsnaher‘ Kriegsbilder wird die Bedeutung des ‚sozialen Blicks‘ hervorgehoben, den es in einem humanistischen Bildungsverständnis zum Zwecke der Solidaritätsfähigkeit und menschlichen Verbundenheit als wesentliches Bildungsziel und -ideal im (hoch-)schulischen Kontext herauszubilden gilt. Als Ausgangspunkt wie auch Referenz hierfür dienen Darstellungsweisen weltlicher Kriege, die uns in ihrer Verbindung ästhetischer und ethischer Dimensionen zu lehren imstande sind, wie über globale Entfernungen hinweg mit anderen mitgefühlt werden kann, die uns kulturell und/oder geografisch ‚fern‘ sind.
Das Kodak Girl erzählt eine Erfolgsgeschichte einer über hundertjährigen Werbekampagne. Dabei zei... more Das Kodak Girl erzählt eine Erfolgsgeschichte einer über hundertjährigen Werbekampagne. Dabei zeigt die Bilderwelt mehr als nur das Sujet einer fotografierenden Frau. Nadja M. Köffler skizziert in ihrer bildtheoretischen Untersuchung, wie diese Kampagne das öffentliche Frauenbild zwischen femme nouvelle und der sittlichen Familienmutter über die Jahrzehnte massenmedial aufgreift und andererseits konstruiert. Anhand exemplarischer Bildanalysen offenbart sich hinter der werbetechnischen Raffinesse eine gendertheoretische Verstrickung, der Frau und Mann gleichermaßen anheimgefallen sind.
Liebe ist ein Schlagwort, das in jüngsten Bildungsdiskursen beinahe zum Tabu avancierte und nur m... more Liebe ist ein Schlagwort, das in jüngsten Bildungsdiskursen beinahe zum Tabu avancierte und nur mehr mit äußerster Vorsicht Eingang in die Fachliteratur findet. Zu fließend erscheinen die Grenzen zum sexuellen Missbrauch – zu aufgeblasen und nichtssagend ist ihr inflationärer Gebrauch in den Massenmedien.
Was bedeutet aber ein Bildungsbegriff, der sich gänzlich dessen entledigt, was wir als Liebe verstehen? Der Band plädiert für eine Neubesinnung und versammelt Beiträge aus Philosophie, Interkulturalität, Pädagogik und Medizin sowie der Schulentwicklung und der Missbrauchsprävention.
Conference Presentations by Nadja Köffler

Spondeo is a short film which thrives into the abyss of unspoken social conventions at Austrian U... more Spondeo is a short film which thrives into the abyss of unspoken social conventions at Austrian Universities, visually addressing topics like homelessness, intimacy, sexual assault, drug abuse and suicide. Spondeo grew out of a one-year student project carried out at the University of Innsbruck and involved the ideas of 20 students working together with researchers in cultural sociology (Nadja Köffler & Evi Agostini), an Italian artist and a Bavarian filmmaker. As an interdisciplinary team, we tried to tell a story about unspoken social conventions at Austrian universities, which have often remained hidden from social discourse. Following the concept of photovoice, the project gave students a ‘filmvoice’, visualizing what they felt about being a student and having to cope with a series of grievances. The film offers hidden clues, which reveal that the protagonist is homeless, being confronted with the abyss of academic life – peeping through windows and slightly left open doors, underlying that what she comes to see is socially intolerable. Historical recordings pop up like flashlights, provoking the confluence of the present and past history. Overall, the film portrays a fragmented and fast-moving academic world, which only touches a variety of issues so that the viewers are forced to use their imagination to think the storyline to an end. Spondeo does not answer any questions, rather coming up with a punch of question marks which should initiate a discussion in words.

In her essay Photography, War, Outrage, Judith Butler refers to the problem of the multitude of a... more In her essay Photography, War, Outrage, Judith Butler refers to the problem of the multitude of applied dehumanization strategies in war photography in the field of embedded journalist practices. In her view, images of war which are spread by the mass media in the West, very often fail to affect us. They fail to speak to us. In Roland Barthes’ words they miss the punctum. So the question arises, if war photography in mass media due to its all-time presence is not able to move us any longer or if it follows a special logic and hidden pattern that shows only one facet of ‘truth’ – a facet which let the viewer feel comfortable about war. According to Judith Butler and Susan Sontag, photographs on armed conflicts follow a specific rhetoric and very often provide us with visual knowledge that puts the viewer into a superior position. We often do not get to see civilians harmed but instead are confronted with the military actions taking place in a rational and pragmatic manner. We perceive war from the perspective of the superior, for example out of a bomber aircraft or through the camera lens of a gun. Nevertheless, as viewers of war, the question arises, if we, only by looking at images that portray human suffering, can feel a sort of social empathy. This paper tries to find out, how an indifferent gaze on war can be transformed into an ethical and social one. Although this transformation process is always also depend on the viewer himself, in this paper, characteristics of the image will be focused which lead us to the ethics of photographing and displaying visual war suffering. In this sense, the question will be discussed what kind of photographs are able to move us and have the capacity to plead to your feeling of global responsibility. Using Holocaust images from the documentary volume “Der gelbe Stern” (The yellow Star), the moving capacity of images of suffering will be discussed exemplarily. It will be illustrated that four characteristics inherent in a picture are most likely to address our empathy: a) getting to see the human face (Emmanuel Lévinas) and the intensity of a person’s eye, b) getting to see human vivacity in the process of suffering c) getting to see the fate of the individual d) synchronically getting to see the superior and the inferior at the edge of life. In a nutshell, the paper is supporting the approach of depicting, visualizing and viewing human war suffering when following the ethical gaze concept in order to let us critically take part in war discourse formed and framed by the mass media.

Was lassen uns Bilder eigentlich wissen? Welche Informationen überliefern sie? Kann visuellen Bil... more Was lassen uns Bilder eigentlich wissen? Welche Informationen überliefern sie? Kann visuellen Bildinformationen überhaupt vertraut werden und warum wird (dokumentarischen) Bildern häufig unangefochtene Glaubwürdigkeit geschenkt? Der Beitrag nähert sich diesen Fragen auf bildphilosophischem und wissenssoziologischem Wege und diskutiert mit Fokus auf den Einsatz von bildgebenden Verfahren in der Medizin Wissensformen wie auch Fragen der Authentizität und des Wahrheitsgehalt von dokumentarischen Bildern.
Dabei werden zunächst Grundsätze der computergestützten und ärztlichen Bildanalyse skizziert, um diese schließlich um geistes- und bildtheoretische Perspektiven zu bereichern. Ziel ist, den Blick für eine kritische Betrachtung des Realitätsgehalts von Bildern zu schärfen und vorliegende Erkenntnisse im Umgang mit bildgebenden Verfahren in der Augenheilkunde wirksam werden zu lassen.
Erst computergestützte Bildverarbeitung macht vielfach für den analysierenden bzw. befundenden Arzt den Zugang zu bildgebenden Verfahren möglich. Tomografische bildgebende Verfahren (z.B. Computertomografie oder Magnetresonanztomografie) bildeten den Ausgangspunkt für die Entwicklung computerbasierter Bildverarbeitungstechniken in der Medizin. Die Generierung von auswertbaren (digitalen) Bildern benötigt bereits Algorithmen, die vom Rohsignal zum Schichtbild führen. Für diesen Prozess relevante Parameter sind beispielsweise: Glättungs- und Kantenfilter in der Bildvorverarbeitung, starre oder perspektivisch veränderte Darstellung, Registrierung landmarken-, oberflächen-, kurvenbasierter Muster, quantitative Bildanalyse mit Abstands- und Winkelmessung, Volumetrie, Texturanalyse und fraktale Bildanalyse (Handels 2000). Zur Befundung ist der Arzt gefordert: Kenntnis über physikalische und technische Aspekte des bildgebenden Verfahrens, korrekte Positionierung des Patienten, Datenzuordnung zum richtigen Patienten und Untersuchungszeitpunkt, Wahl des zu untersuchenden Organsystems/Organs/Gewebes, korrekte Belichtung und Bildschärfe, ggf. Anwendung einer standardisierten Reihenfolge der Bildbetrachtung, Erkennen typischer Muster oder Zeichen, Differenzierung zwischen Befundbeschreibung und Interpretation, Einordnen von Bildern in Klassifikationen.
Wird ein Bild analysiert, etwa ein medizinisches Bild durch einen Arzt, wie auch eine Fotografie durch einen Sozialwissenschaftler, so ergeben sich daraus neben der Suche nach dem Informationsgehalt des Bildes auch Fragen nach der Realitätsnähe und der Zuverlässigkeit ebendiesem.
Aufgrund der indexikalischen Referenzialität von dokumentarischem Bildmaterial (z.B. Fotografie) wurden Bilder in einem positivistischen Verständnis lange Zeit als Abbild der Realität aufgefasst. Erst allmählich und vor allem durch Tendenzen der Mediatisierung (vgl. Krotz 2007) in Form des Einflusses der Massenmedien auf unsere Wahrnehmung und Ausgestaltung der Wirklichkeit wurden dem positivistischen Ansatz eine konstruktivistische Position gegenübergestellt, demnach jedes Bild an der Konstruktion unserer Wirklichkeit beteiligt ist und diese maßgeblich produziert. Lambert Wiesing (2013) beschreibt Bilder in seinen kulturtheoretischen Gedanken zur Phänomenologie des Zeigens beispielsweise als „Zeigzeug“ (Heidegger 1984: 78), da sie immer etwas Bestimmtes ins Blickfeld rücken und folglich in den Bildraum aufnehmen und uns zur Frage führen, wer wem was womit zeigt bzw. zeigen möchte (vgl. Wiesing 2013: 14).
Ausgehend von der bis Ende des 20. Jahrhunderts zu verzeichnenden Zurückhaltung bei der Verwendung von dokumentarischen Bildmaterial zum Erkenntnisgewinn in den Geisteswissenschaften wird in vorliegendem Beitrag exemplarisch auf die Gefahren der unreflektierten Verwendung von Bildern zum Zwecke der Informationsbeschaffung bzw. -vermittlung hingewiesen. Die Diskussion von Beispielen der Bildmanipulation und -lenkung im Kontext der massenmedialen Verbreitung von Bildern (z.B. Kriegsjournalismus) sollen das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Verwendung von Bildern immer auch Prozessen der „Objektivierung, Institutionalisierung und Legitimierung“ (Tuma & Schmidt 2013: 8) unterworfen war und ist und sich zu einer kulturellen Praktik des Sehen-Lassens bzw. Sichtbar-machens herausgebildet hat. Auch das ‚medizinische‘ Bild ist trotz des häufig unhinterfragten Postulats seines unverkennbaren Realitätsbezugs diesen Mechanismen ausgesetzt.
Der vorliegende Beitrag kommt summa summarum der Notwendigkeit nach, naturwissenschaftliche Ansätze im Bereich der Bildgebung und des Bildverständnisses durch geistwissenschaftliche bzw. bildtheoretische Denkweisen zu ergänzen. Vor dem Hintergrund der kritischen Auseinandersetzung mit dem Wirklichkeitsbezug und Wahrheitsgehalt von dokumentarischem Bildern plädiert er damit für einen rücksichtsvollen und kritischen Umgang im Zuge der Bildherstellung, -verarbeitung und -analyse in der Medizin.
Papers by Nadja Köffler
Journal of Visual Literacy
Bilder, soziale Medien und das Politische
Köffler, N.M./ Sojer, T. (2017): "Schweigen ist übrigens besser"? Der Liebesbegriff als sprachlic... more Köffler, N.M./ Sojer, T. (2017): "Schweigen ist übrigens besser"? Der Liebesbegriff als sprachliches Tabu in Bildungsdiskursen. In: Journal 360, 2017/1, p. 112-120.
ISSN: 1863-8783 | ISSN Online: 2366-4177
Gegenwärtige Professionalisierungsbestrebungen in der Pädagogik erteilen der Verwendung des Wortes 'Liebe' eine klare Absage. Konnotationen wie Erotik und Missbrauch bedingen eine Bedeutungsverschiebung des Liebesbegriffs, die eine bereits bestehende Abwehr verfestigt. Absicht derartiger Sprachspiele ist häufig, das Zwischenmenschliche zum Zweck pädagogischer Professionalisierung aus der Praxis zu verbannen. In dieser Situation ist ein Plädoyer für die kritische Evaluation dieser Ausklammerung des Liebesbegriffs, sowie das Überdenken der Diskrepanz zwischen Fachsprache und alltäglicher Lebenswirklichkeit vonnöten.
Bohn, C./ Köffler, N.M./ Sojer, T. (2018): Aren't you going to say ‘It's bigger on the inside tha... more Bohn, C./ Köffler, N.M./ Sojer, T. (2018): Aren't you going to say ‘It's bigger on the inside than it is on the outside’? Dialog über die Räumlichkeit der Liebe. In: Institut für Architektur, ETH Zürich (Hrsg.): trans 32 - Let's Love. Zürich: Gta., p.80−86. ISBN: 9783856763848
Talks by Nadja Köffler

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ZfW_030 - Tabu
Erschienen25.05.2016
Über welche Phänomene darf an formalen Bildungseinric... more Close
ZfW_030 - Tabu
Erschienen25.05.2016
Über welche Phänomene darf an formalen Bildungseinrichtungen, wie der Schule, nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand oder verschlossener Türe gesprochen werden? Was bleibt ungesagt, wird heimlich oder wortlos praktiziert und gerät deshalb gerade nicht in den Fokus des SchülerInnen-, LehrerInnen- und SchulleiterInnenhandelns? Diese Fragen stellen sich Dr. Nadja Köffler und Dr. Evi Agostini vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung an der Innsbrucker School of Education und spüren Tabus und ihre historischen und aktuellen Wirkungsweisen in unserem Bildungswesen auf. Als unausgesprochene Übereinkünfte und implizite Regularien dienen Tabus dem Fortbestand von gesellschaftlichen Systemen und spielen besonders im Bildungswesen eine wichtige Rolle – bewusst oder unbewusst. Mit ihrem Projekt „Grenzgänge und Grenzüberschreitungen: Zu Tabuisiertem und Tabubrüchen in formalen Bildungskontexten“ betreten die Bildungswissenschaftlerinnen im Schul- und Bildungskontext dennoch wissenschaftliches Neuland. Links: Nadja Köffler Evi Agostini School of Education
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Books by Nadja Köffler
Der vorliegende Band nähert sich Maiers Bildern werkanalytisch und sucht als Gegenantwort zur medialen Mystifizierung von Maier als »Nanny Photographer« nach dem feministischen Tenor und künstlerischen Selbstverständnis in ihren Selbstporträts. Durch seine bildorientierte Ausrichtung betritt der Band Neuland in einem bis dato vorwiegend genealogischen Diskurs.
Mit einem Geleitwort von Martin Sexl und künstlerischen Beiträgen von Federico Italiano, Jessica Krecklo Naidu und Anna Kus Park.
(De-)Konstruktion ihrer Rolle als kunstschaffende Frau herausgearbeitet. Die vorliegende werkanalytische Untersuchung mit sozialwissenschaftlicher Fundierung (Visual Studies) betritt damit Neuland im vorwiegend anglo-amerikanischen Diskurs mit genealogischem Schwerpunkt und erweist sich sowohl für die Geschlechterforschung als auch im Feld der Erforschung wichtiger Künstlerinnen mit Österreichbezug als bedeutsam.
Was bedeutet aber ein Bildungsbegriff, der sich gänzlich dessen entledigt, was wir als Liebe verstehen? Der Band plädiert für eine Neubesinnung und versammelt Beiträge aus Philosophie, Interkulturalität, Pädagogik und Medizin sowie der Schulentwicklung und der Missbrauchsprävention.
Conference Presentations by Nadja Köffler
Dabei werden zunächst Grundsätze der computergestützten und ärztlichen Bildanalyse skizziert, um diese schließlich um geistes- und bildtheoretische Perspektiven zu bereichern. Ziel ist, den Blick für eine kritische Betrachtung des Realitätsgehalts von Bildern zu schärfen und vorliegende Erkenntnisse im Umgang mit bildgebenden Verfahren in der Augenheilkunde wirksam werden zu lassen.
Erst computergestützte Bildverarbeitung macht vielfach für den analysierenden bzw. befundenden Arzt den Zugang zu bildgebenden Verfahren möglich. Tomografische bildgebende Verfahren (z.B. Computertomografie oder Magnetresonanztomografie) bildeten den Ausgangspunkt für die Entwicklung computerbasierter Bildverarbeitungstechniken in der Medizin. Die Generierung von auswertbaren (digitalen) Bildern benötigt bereits Algorithmen, die vom Rohsignal zum Schichtbild führen. Für diesen Prozess relevante Parameter sind beispielsweise: Glättungs- und Kantenfilter in der Bildvorverarbeitung, starre oder perspektivisch veränderte Darstellung, Registrierung landmarken-, oberflächen-, kurvenbasierter Muster, quantitative Bildanalyse mit Abstands- und Winkelmessung, Volumetrie, Texturanalyse und fraktale Bildanalyse (Handels 2000). Zur Befundung ist der Arzt gefordert: Kenntnis über physikalische und technische Aspekte des bildgebenden Verfahrens, korrekte Positionierung des Patienten, Datenzuordnung zum richtigen Patienten und Untersuchungszeitpunkt, Wahl des zu untersuchenden Organsystems/Organs/Gewebes, korrekte Belichtung und Bildschärfe, ggf. Anwendung einer standardisierten Reihenfolge der Bildbetrachtung, Erkennen typischer Muster oder Zeichen, Differenzierung zwischen Befundbeschreibung und Interpretation, Einordnen von Bildern in Klassifikationen.
Wird ein Bild analysiert, etwa ein medizinisches Bild durch einen Arzt, wie auch eine Fotografie durch einen Sozialwissenschaftler, so ergeben sich daraus neben der Suche nach dem Informationsgehalt des Bildes auch Fragen nach der Realitätsnähe und der Zuverlässigkeit ebendiesem.
Aufgrund der indexikalischen Referenzialität von dokumentarischem Bildmaterial (z.B. Fotografie) wurden Bilder in einem positivistischen Verständnis lange Zeit als Abbild der Realität aufgefasst. Erst allmählich und vor allem durch Tendenzen der Mediatisierung (vgl. Krotz 2007) in Form des Einflusses der Massenmedien auf unsere Wahrnehmung und Ausgestaltung der Wirklichkeit wurden dem positivistischen Ansatz eine konstruktivistische Position gegenübergestellt, demnach jedes Bild an der Konstruktion unserer Wirklichkeit beteiligt ist und diese maßgeblich produziert. Lambert Wiesing (2013) beschreibt Bilder in seinen kulturtheoretischen Gedanken zur Phänomenologie des Zeigens beispielsweise als „Zeigzeug“ (Heidegger 1984: 78), da sie immer etwas Bestimmtes ins Blickfeld rücken und folglich in den Bildraum aufnehmen und uns zur Frage führen, wer wem was womit zeigt bzw. zeigen möchte (vgl. Wiesing 2013: 14).
Ausgehend von der bis Ende des 20. Jahrhunderts zu verzeichnenden Zurückhaltung bei der Verwendung von dokumentarischen Bildmaterial zum Erkenntnisgewinn in den Geisteswissenschaften wird in vorliegendem Beitrag exemplarisch auf die Gefahren der unreflektierten Verwendung von Bildern zum Zwecke der Informationsbeschaffung bzw. -vermittlung hingewiesen. Die Diskussion von Beispielen der Bildmanipulation und -lenkung im Kontext der massenmedialen Verbreitung von Bildern (z.B. Kriegsjournalismus) sollen das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Verwendung von Bildern immer auch Prozessen der „Objektivierung, Institutionalisierung und Legitimierung“ (Tuma & Schmidt 2013: 8) unterworfen war und ist und sich zu einer kulturellen Praktik des Sehen-Lassens bzw. Sichtbar-machens herausgebildet hat. Auch das ‚medizinische‘ Bild ist trotz des häufig unhinterfragten Postulats seines unverkennbaren Realitätsbezugs diesen Mechanismen ausgesetzt.
Der vorliegende Beitrag kommt summa summarum der Notwendigkeit nach, naturwissenschaftliche Ansätze im Bereich der Bildgebung und des Bildverständnisses durch geistwissenschaftliche bzw. bildtheoretische Denkweisen zu ergänzen. Vor dem Hintergrund der kritischen Auseinandersetzung mit dem Wirklichkeitsbezug und Wahrheitsgehalt von dokumentarischem Bildern plädiert er damit für einen rücksichtsvollen und kritischen Umgang im Zuge der Bildherstellung, -verarbeitung und -analyse in der Medizin.
Papers by Nadja Köffler
ISSN: 1863-8783 | ISSN Online: 2366-4177
Gegenwärtige Professionalisierungsbestrebungen in der Pädagogik erteilen der Verwendung des Wortes 'Liebe' eine klare Absage. Konnotationen wie Erotik und Missbrauch bedingen eine Bedeutungsverschiebung des Liebesbegriffs, die eine bereits bestehende Abwehr verfestigt. Absicht derartiger Sprachspiele ist häufig, das Zwischenmenschliche zum Zweck pädagogischer Professionalisierung aus der Praxis zu verbannen. In dieser Situation ist ein Plädoyer für die kritische Evaluation dieser Ausklammerung des Liebesbegriffs, sowie das Überdenken der Diskrepanz zwischen Fachsprache und alltäglicher Lebenswirklichkeit vonnöten.
Talks by Nadja Köffler
ZfW_030 - Tabu
Erschienen25.05.2016
Über welche Phänomene darf an formalen Bildungseinrichtungen, wie der Schule, nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand oder verschlossener Türe gesprochen werden? Was bleibt ungesagt, wird heimlich oder wortlos praktiziert und gerät deshalb gerade nicht in den Fokus des SchülerInnen-, LehrerInnen- und SchulleiterInnenhandelns? Diese Fragen stellen sich Dr. Nadja Köffler und Dr. Evi Agostini vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung an der Innsbrucker School of Education und spüren Tabus und ihre historischen und aktuellen Wirkungsweisen in unserem Bildungswesen auf. Als unausgesprochene Übereinkünfte und implizite Regularien dienen Tabus dem Fortbestand von gesellschaftlichen Systemen und spielen besonders im Bildungswesen eine wichtige Rolle – bewusst oder unbewusst. Mit ihrem Projekt „Grenzgänge und Grenzüberschreitungen: Zu Tabuisiertem und Tabubrüchen in formalen Bildungskontexten“ betreten die Bildungswissenschaftlerinnen im Schul- und Bildungskontext dennoch wissenschaftliches Neuland. Links: Nadja Köffler Evi Agostini School of Education
Der vorliegende Band nähert sich Maiers Bildern werkanalytisch und sucht als Gegenantwort zur medialen Mystifizierung von Maier als »Nanny Photographer« nach dem feministischen Tenor und künstlerischen Selbstverständnis in ihren Selbstporträts. Durch seine bildorientierte Ausrichtung betritt der Band Neuland in einem bis dato vorwiegend genealogischen Diskurs.
Mit einem Geleitwort von Martin Sexl und künstlerischen Beiträgen von Federico Italiano, Jessica Krecklo Naidu und Anna Kus Park.
(De-)Konstruktion ihrer Rolle als kunstschaffende Frau herausgearbeitet. Die vorliegende werkanalytische Untersuchung mit sozialwissenschaftlicher Fundierung (Visual Studies) betritt damit Neuland im vorwiegend anglo-amerikanischen Diskurs mit genealogischem Schwerpunkt und erweist sich sowohl für die Geschlechterforschung als auch im Feld der Erforschung wichtiger Künstlerinnen mit Österreichbezug als bedeutsam.
Was bedeutet aber ein Bildungsbegriff, der sich gänzlich dessen entledigt, was wir als Liebe verstehen? Der Band plädiert für eine Neubesinnung und versammelt Beiträge aus Philosophie, Interkulturalität, Pädagogik und Medizin sowie der Schulentwicklung und der Missbrauchsprävention.
Dabei werden zunächst Grundsätze der computergestützten und ärztlichen Bildanalyse skizziert, um diese schließlich um geistes- und bildtheoretische Perspektiven zu bereichern. Ziel ist, den Blick für eine kritische Betrachtung des Realitätsgehalts von Bildern zu schärfen und vorliegende Erkenntnisse im Umgang mit bildgebenden Verfahren in der Augenheilkunde wirksam werden zu lassen.
Erst computergestützte Bildverarbeitung macht vielfach für den analysierenden bzw. befundenden Arzt den Zugang zu bildgebenden Verfahren möglich. Tomografische bildgebende Verfahren (z.B. Computertomografie oder Magnetresonanztomografie) bildeten den Ausgangspunkt für die Entwicklung computerbasierter Bildverarbeitungstechniken in der Medizin. Die Generierung von auswertbaren (digitalen) Bildern benötigt bereits Algorithmen, die vom Rohsignal zum Schichtbild führen. Für diesen Prozess relevante Parameter sind beispielsweise: Glättungs- und Kantenfilter in der Bildvorverarbeitung, starre oder perspektivisch veränderte Darstellung, Registrierung landmarken-, oberflächen-, kurvenbasierter Muster, quantitative Bildanalyse mit Abstands- und Winkelmessung, Volumetrie, Texturanalyse und fraktale Bildanalyse (Handels 2000). Zur Befundung ist der Arzt gefordert: Kenntnis über physikalische und technische Aspekte des bildgebenden Verfahrens, korrekte Positionierung des Patienten, Datenzuordnung zum richtigen Patienten und Untersuchungszeitpunkt, Wahl des zu untersuchenden Organsystems/Organs/Gewebes, korrekte Belichtung und Bildschärfe, ggf. Anwendung einer standardisierten Reihenfolge der Bildbetrachtung, Erkennen typischer Muster oder Zeichen, Differenzierung zwischen Befundbeschreibung und Interpretation, Einordnen von Bildern in Klassifikationen.
Wird ein Bild analysiert, etwa ein medizinisches Bild durch einen Arzt, wie auch eine Fotografie durch einen Sozialwissenschaftler, so ergeben sich daraus neben der Suche nach dem Informationsgehalt des Bildes auch Fragen nach der Realitätsnähe und der Zuverlässigkeit ebendiesem.
Aufgrund der indexikalischen Referenzialität von dokumentarischem Bildmaterial (z.B. Fotografie) wurden Bilder in einem positivistischen Verständnis lange Zeit als Abbild der Realität aufgefasst. Erst allmählich und vor allem durch Tendenzen der Mediatisierung (vgl. Krotz 2007) in Form des Einflusses der Massenmedien auf unsere Wahrnehmung und Ausgestaltung der Wirklichkeit wurden dem positivistischen Ansatz eine konstruktivistische Position gegenübergestellt, demnach jedes Bild an der Konstruktion unserer Wirklichkeit beteiligt ist und diese maßgeblich produziert. Lambert Wiesing (2013) beschreibt Bilder in seinen kulturtheoretischen Gedanken zur Phänomenologie des Zeigens beispielsweise als „Zeigzeug“ (Heidegger 1984: 78), da sie immer etwas Bestimmtes ins Blickfeld rücken und folglich in den Bildraum aufnehmen und uns zur Frage führen, wer wem was womit zeigt bzw. zeigen möchte (vgl. Wiesing 2013: 14).
Ausgehend von der bis Ende des 20. Jahrhunderts zu verzeichnenden Zurückhaltung bei der Verwendung von dokumentarischen Bildmaterial zum Erkenntnisgewinn in den Geisteswissenschaften wird in vorliegendem Beitrag exemplarisch auf die Gefahren der unreflektierten Verwendung von Bildern zum Zwecke der Informationsbeschaffung bzw. -vermittlung hingewiesen. Die Diskussion von Beispielen der Bildmanipulation und -lenkung im Kontext der massenmedialen Verbreitung von Bildern (z.B. Kriegsjournalismus) sollen das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Verwendung von Bildern immer auch Prozessen der „Objektivierung, Institutionalisierung und Legitimierung“ (Tuma & Schmidt 2013: 8) unterworfen war und ist und sich zu einer kulturellen Praktik des Sehen-Lassens bzw. Sichtbar-machens herausgebildet hat. Auch das ‚medizinische‘ Bild ist trotz des häufig unhinterfragten Postulats seines unverkennbaren Realitätsbezugs diesen Mechanismen ausgesetzt.
Der vorliegende Beitrag kommt summa summarum der Notwendigkeit nach, naturwissenschaftliche Ansätze im Bereich der Bildgebung und des Bildverständnisses durch geistwissenschaftliche bzw. bildtheoretische Denkweisen zu ergänzen. Vor dem Hintergrund der kritischen Auseinandersetzung mit dem Wirklichkeitsbezug und Wahrheitsgehalt von dokumentarischem Bildern plädiert er damit für einen rücksichtsvollen und kritischen Umgang im Zuge der Bildherstellung, -verarbeitung und -analyse in der Medizin.
ISSN: 1863-8783 | ISSN Online: 2366-4177
Gegenwärtige Professionalisierungsbestrebungen in der Pädagogik erteilen der Verwendung des Wortes 'Liebe' eine klare Absage. Konnotationen wie Erotik und Missbrauch bedingen eine Bedeutungsverschiebung des Liebesbegriffs, die eine bereits bestehende Abwehr verfestigt. Absicht derartiger Sprachspiele ist häufig, das Zwischenmenschliche zum Zweck pädagogischer Professionalisierung aus der Praxis zu verbannen. In dieser Situation ist ein Plädoyer für die kritische Evaluation dieser Ausklammerung des Liebesbegriffs, sowie das Überdenken der Diskrepanz zwischen Fachsprache und alltäglicher Lebenswirklichkeit vonnöten.
ZfW_030 - Tabu
Erschienen25.05.2016
Über welche Phänomene darf an formalen Bildungseinrichtungen, wie der Schule, nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand oder verschlossener Türe gesprochen werden? Was bleibt ungesagt, wird heimlich oder wortlos praktiziert und gerät deshalb gerade nicht in den Fokus des SchülerInnen-, LehrerInnen- und SchulleiterInnenhandelns? Diese Fragen stellen sich Dr. Nadja Köffler und Dr. Evi Agostini vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung an der Innsbrucker School of Education und spüren Tabus und ihre historischen und aktuellen Wirkungsweisen in unserem Bildungswesen auf. Als unausgesprochene Übereinkünfte und implizite Regularien dienen Tabus dem Fortbestand von gesellschaftlichen Systemen und spielen besonders im Bildungswesen eine wichtige Rolle – bewusst oder unbewusst. Mit ihrem Projekt „Grenzgänge und Grenzüberschreitungen: Zu Tabuisiertem und Tabubrüchen in formalen Bildungskontexten“ betreten die Bildungswissenschaftlerinnen im Schul- und Bildungskontext dennoch wissenschaftliches Neuland. Links: Nadja Köffler Evi Agostini School of Education