books by Isabella Löhr (Loehr)

Studieren im Ausland ist heute scheinbar normal. Die meisten
Programme versehen dies dabei mit de... more Studieren im Ausland ist heute scheinbar normal. Die meisten
Programme versehen dies dabei mit dem Auftrag, internationale
Verständigung zu fördern. Isabella Löhr analysiert, wie diese
Verbindung von Bildungsmobilität und Verständigung im Verlauf
des Ersten Weltkriegs entstand. Die Europäische Studentenhilfe
war eine aus der studentischen Missionsbewegung des
19. Jahrhunderts kommende humanitäre Organisation, die ab
1920 in den Universitätsstädten im östlichen Europa tätig wurde.
Sie verband Bildungsmobilität mit humanitärer Hilfe und transformierte
studentische Mobilität in ein gesellschaftspolitisches
Sujet, das innerhalb weniger Jahre zu einem Gegenstand
bildungspolitischer Interventionen auf globaler Ebene aufrückte.
Die humanitäre Sorge für Studierende diente nach dem Krieg
als Modell für eine Verständigungspolitik, die ein Denken in
Kategorien von Nation, Minderheiten und Rasse/race als großes
Problem der Zeit ansah und das Ideal einer globalen studentischen
Gemeinschaft als Lösung propagierte. Ein wesentliches Element
der modernen Universitätsausbildung – Mobilität für den
Wissenserwerb – wurde damit von religiösen und humanitären
Handlungslogiken und Weltsichten geprägt.

Mit den digitalen Medien und ihren Vervielfältigungsmöglichkeiten rückten geistige Eigentumsrecht... more Mit den digitalen Medien und ihren Vervielfältigungsmöglichkeiten rückten geistige Eigentumsrechte in den letzten zwei Jahrzehnten in die öffentliche Aufmerksamkeit. Seitdem sind diese Rechte ein permanenter Streitgegenstand zwischen Urhebern, Verwertern und Nutzern – national, europaweit und international. Insbesondere die Kontroversen über Vor- und Nachteile globaler Rechtsstandards blicken auf eine lange Tradition: Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden geistige Eigentumsrechte multilateral verhandelt, in internationalen Organisationen verankert und so zu einem festen Bestandteil der internationalen Politik. Prägen heute die Welthandelsorganisation und die World Intellectual Property Organization den globalen Umgang mit Kultur und Wissen, so waren es bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein die Berner Union für den Schutz des literarischen und künstlerischen Eigentums, der Völkerbund und die UNESCO.
edited volumes / special issues by Isabella Löhr (Loehr)
Umkämpfte Begriffe der Migration. Ein Inventar, 2023
Die Begriffe, mit denen über Migration und Diversität geforscht und diskutiert wird, sind keinesw... more Die Begriffe, mit denen über Migration und Diversität geforscht und diskutiert wird, sind keineswegs neutral. Sie sind vielmehr das Ergebnis sozialer Praktiken und als solches selbst Gegenstand von Konflikten. Die Beiträge des Bandes untersuchen die Genese und den oft umstrittenen Gebrauch zentraler Migrationsbegriffe, ihr historisches Gewordensein und ihre politischen Implikationen: von »Ausländer« über »Integration« bis zur »Willkommenskultur«. Die Auseinandersetzung mit diesen kontroversen Begriffen leistet einen Beitrag zu mehr sprachlicher Sensibilität in den aktuellen Diskursen über Migration.

Inventar der Migrationsbegriffe, 2022
Spätestens seit 2015 wird in Politik und Medien, Wissenschaft und Gesellschaft intensiv über ... more Spätestens seit 2015 wird in Politik und Medien, Wissenschaft und Gesellschaft intensiv über die Gründe und Folgen grenzüberschreitender Mobilität diskutiert. Dabei scheint oft allzu selbstverständlich, dass und wie sich unterschiedliche Mobilitäten und mobile Menschen voneinander unterscheiden: etwa die Flucht von der Geschäftsreise oder der Gastarbeiter von der exilierten Wissenschaftlerin. Doch die Begriffe und Kategorien, mit denen Menschen und ihre Mobilitäten bezeichnet, geordnet, zähl- und regierbar gemacht werden, sind keineswegs natürlich und gegeben. Sie sind umstritten, historisch geworden und gemacht.
Hier setzt das Inventar der Migrationsbegriffe an: Es ist ein interdisziplinäres Nachschlagewerk, das sich mit zentralen Begriffen der aktuellen und historischen Debatten über Migration beschäftigt. Es lenkt den Blick darauf, wie migrationsbezogene Begriffe hergestellt worden sind, wie sie zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zirkulieren und wie sich ihre Bedeutungen dabei ändern. Zentrale Migrationsbegriffe werden darin nicht eindeutig definiert. Die Autor:innen arbeiten vielmehr ihren unterschiedlichen und umstrittenen Gebrauch heraus, sie verweisen auf das historische Gewordensein der Begriffe und legen ihre politischen Implikationen offen. Denn, so unsere Überlegung, im veränderten Gebrauch und in der Verbreitung neuer Begriffe – wie der Rede von 'Bleibeperspektive' oder von 'Wirtschaftsflüchtlingen' – verdichten sich übergreifende gesellschaftliche und kulturelle Wandlungsprozesse. Gleiches gilt für Konflikte, die sich am Gebrauch bestimmter Begriffe entzünden, und die in der Verbreitung alternativer Sprechweisen münden können. Zudem erlaubt die Beschäftigung mit der Frage, wo Begriffe herkommen – von wo aus sie in die öffentliche Diskussion oder in Verwaltungsprozesse gelangen – einen Einblick in das Wechselverhältnis von Politik, Medien und Wissenschaft.
Die Auswahl der Begriffe orientiert sich an ihrer Diskursmächtigkeit, an ihrer Praxisrelevanz und daran, dass sie aus Sicht der Migrationsforschung eine kritische Problematisierung in besonderer Weise erfordern. Das können Begriffe sein, an denen sich bereits zahlreiche Kontroversen entzündet haben, von 'Integration' bis 'Rasse'. Es können aber auch solche sein, die vermeintlich eindeutig erscheinen und deswegen in der Regel zu wenig kritisch hinterfragt werden, wie 'Diversität' oder „(freiwillige) Rückkehr“. Vollständig oder repräsentativ ist eine solche Auswahl nicht. Die ausgewählten Begriffe des Inventars verbindet aber, dass sich an ihnen zentrale Konfliktlinien, einflussreiche Formen des Nachdenkens über Nation und Gesellschaft und bedeutsame historische Entwicklungen besonders gut aufzeigen lassen. Das Inventar gibt damit einen Einblick in gesellschaftliche Selbstverständigungsprozesse und hilft die Konflikte zu verstehen, die sich am Sprechen über Migration und Gesellschaft immer wieder entzünden – auch, um seine Leser:innen zu motivieren, sich informiert und reflektierend in Diskussionen über Migration einzumischen.
Das Inventar der Migrationsbegriffe ist ein Projekt des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. Entwickelt wurde es zwischen 2019 und 2021 in der ersten Förderphase der am IMIS angesiedelten und vom Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung finanzierten Nachwuchsgruppe „Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration“, die einen zentralen Beitrag zur Weiterentwicklung der reflexiven Migrationsforschung leisten möchte.
Kosmopolitismus, ein Kernbegriff der europäischen Aufklärung, gehört zu den akademischen Modebegr... more Kosmopolitismus, ein Kernbegriff der europäischen Aufklärung, gehört zu den akademischen Modebegriffen der vergangenen Jahre. Dieses Buch lotet erstmals das heuristische Potenzial des Kosmopolitischen für die Geschichtswissenschaften aus. Im Zentrum stehen das konfliktbeladene Aushandeln von Zugehörigkeiten, Ansprüchen und Rechten, die Begegnung mit dem Anderen sowie die normative Reflexion
dieser Begegnungen in einer prinzipiell von Ungleichheit und Machtasymmetrien geprägten Welt. Der Band plädiert für Kosmopolitismus als Analyseperspektive, die das konzeptionelle Instrumentarium von transnationaler und Globalgeschichte
ergänzt.
With its international perspective and by situating itself "beyond the market and tate", this vol... more With its international perspective and by situating itself "beyond the market and tate", this volume on the "Global Commons in the twentieth century" generates many new insights. Space and territorialization, global integration and statehood, law and international organizations - these dimensions of the global commons enrich our perspectives on the Cold War, decolonzation, and the Nord-South conflict.

The history of globalization is anything but a no-frills affair that moves smoothly along a clear... more The history of globalization is anything but a no-frills affair that moves smoothly along a clear-cut, unidirectional path of development, eventually leading to seamless global integration. Accordingly, scholarship in the social sciences has increasingly argued against equating the history of globalization processes and transcultural entanglements with the master narrative of the gradual homogenization of the world. Examining the shifting patterns of global connections has, therefore, become the main challenge for all those who seek to understand the past, the present and the future of modern societies. And this challenge includes finding a place for the nation state. The studies presented here argue that looking at the nation state from the perspective of global entanglements opens the door for its interpretation as a dynamic and multi-layered structure that takes part in globalization processes and plays various and at times even contradictory roles at the same time.
articles by Isabella Löhr (Loehr)

Migration Studies, 2024
Interdisciplinary migration research is currently witnessing an increased interest in the impact ... more Interdisciplinary migration research is currently witnessing an increased interest in the impact of colonialism, decolonization, and expertization on present-day integrationism and racism. Tracing the genealogy of current ways of framing, categorizing, and governing groups viewed as “migrant Others” forms part of a reflexive research agenda that analyses migration as a product of changing constellations and categorizations. The article takes up this interest in the recent (and sometimes less recent) past in migration research. Bringing this interdisciplinary body of work into conversation with historical scholarship, we discuss how migration scholars make use of historical genealogies and we identify three different ways of relating the past to the present in debates about current migration and border regimes: We distinguish between what we term an anthropological “deep history” mode, a “genealogical” mode, and a “contrapuntal” or “disruptive” mode. This article argues for a careful, reflexive use of the past. We contend that both the alterity of past discourses and practices and their persistence and lasting impact can help us better make sense of the present in critical migration research.

Inventar der Migrationsbegriffe, 2024
Der Begriff ‚Flüchtling‘ steht im frühen 21. Jahrhundert im Zentrum der teils aufgeheizten und dy... more Der Begriff ‚Flüchtling‘ steht im frühen 21. Jahrhundert im Zentrum der teils aufgeheizten und dynamischen Debatten in Politik, Öffentlichkeit und Medien über Flucht und Migration. Ein Blick in das 20. Jahrhundert zeigt allerdings, dass der Begriff lange ein randständiges Dasein führte und erst in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs erheblich an Bedeutung gewann. Der Beitrag zeichnet die Genese des Begriffs und seine vielschichtige Karriere im 20. und frühen 21. Jahrhundert nach. Dafür wenden wir uns zuerst seiner verstärkten Nutzung im Ersten Weltkrieg zu und zeigen, wie die Erfahrungen des Krieges und die durch ihn ausgelöste Transformation der internationalen Ordnung das Phänomen Flucht zu einem breit rezipierten Thema werden ließen. Der Blick auf die Anfangsjahre der westdeutschen Gesellschaft nach 1945 fördert eine bemerkenswerte Fixierung auf das innerdeutsche Fluchtgeschehen zutage sowie eine Konkurrenz zu Begriffen wie ‚Vertriebene‘. Ab den 1970er Jahren werden ‚Flüchtlinge‘ zunehmend als globale Herausforderung wahrgenommen und der Begriff gewinnt im bundesdeutschen Sprechen und Schreiben über Migration weiter an Gewicht. Dabei bleibt er lange positiv konnotiert, während kritische oder abwertende Haltungen zumeist mit negativ konnotierten Komposita von ‚Asyl‘ operieren.

Coping with a Post-war World: Protestant Student Internationalism, Humanitarianism and Educational Mobility in the 1920s, 2022
This article explores the political and social contexts in which Protestant student international... more This article explores the political and social contexts in which Protestant student internationalism gave rise to a particular vision of students’ basic needs and responsibilities that was closely entwined with the violent disruption of the continental empires in the context of the First World War. To this end, it focuses on European Student Relief (ESR), a branch of the World Student Christian Federation. ESR was founded in 1920 to provide humanitarian assistance to students in Central and Eastern Europe. From 1922 onwards, it gradually transformed into International Student Service, an interconfessional movement with global ambitions. The article focuses on this transformation process during which the denominational aspect of pre-war Protestant student internationalism gave way to an earthly vision of educational mobility that sought to counterbalance the political upheavals of the early post-war years – the violent emergence of the ethnically defined nation state and the continuance of colonial hierarchies and differences. The article makes the case for a global social history of higher education that conceptualises student activism from the perspective of Central and Eastern Europe, that discusses the entanglement of political transformations and social issues in terms of distress, ethnicity and ‘race’, and that connects humanitarianism with educational mobility.

Migrant Knowledge, 2020
In the interdisciplinary field of migration studies, more and more scholars are currently calling... more In the interdisciplinary field of migration studies, more and more scholars are currently calling for a more self-conscious, “reflexive” perspective on the production of knowledge about migration. Pointing to the often-close relationship between (restrictive) migration regimes, a nationalist framing of society, and knowledge about migration, they suggest critically reevaluating (and partly doing away with) central categories of migration research. Historians can both contribute to and profit from analyzing the production and circulation of knowledge about migration and diversity. They can contribute to a more self-reflexive perspective on nationalized notions of society, especially because they have rich experience in setting up transnational research designs. Historical analyses inspired by the reflexive turn in current migration research can also help us to understand different mobilities not as a given object, but as manufactured. They can help us make sense of the hierarchies inherent in mobilities, including the ways in which they are shaped by state policies and different ways of categorizing mobility.

Transnational actors are increasingly surfacing when it comes to understanding the global dimensi... more Transnational actors are increasingly surfacing when it comes to understanding the global dimensions of the modern nation-state. Thinking of the modern state from the diversity of its personnel and its many intersections with private and semi-private actors or institutions with a transnational reach, the new diplomatic history acknowledges the embeddedness of states in border-crossing agencies. What has been conceptualized as 'network diplomacy' grasps both the role of transnational epistemic communities for the making of particular policy fi elds and the perception of diplomats as an integral part of transnational initiatives. Taking the League of Nations as a case study, this article analyses how its personnel attempted to spell out ideas of network diplomacy and to make their exposed position at the intersection of transnational civil society, state politics and international institutions work to eff ect political change. We focus on the transnational career of Arthur Sweetser (1888–1968) who, as a journalist, a long-term member of the League secretariat, the UN staff and the US administration, was at the forefront of developing new techniques of diplomatic practices beyond institutional mandates. Sweetser's trajectory allows us to illuminate the mechanisms of network diplomacy by probing into multi-layered negotiation processes that engaged state practices, international institutions and the border-crossing agency of individuals. Characterizing him as transnational enables one to interlink his mobile trajectory with a particular scope of action that unfolded beyond the political demarcation of the nation-state and its instituted logics of rule and diplomacy. We further carve out the main features of a diplomatic practice that was formally non-existent yet crucial to the transfer of League principles, practices and personnel to the new United Nations.

Europäische Geschichte Online (EGO) / European History Online (EGO), Aug 2015
Der Völkerbund war die erste internationale Organisation, die soziale, kulturelle, technische, wi... more Der Völkerbund war die erste internationale Organisation, die soziale, kulturelle, technische, wirtschaftliche, politische und militärische Kooperationen unter einem Dach bündelte. Allerdings gilt der Völkerbund als Symbol für die Janusköpfigkeit der Zwischenkriegszeit: Neben einer Vielzahl technischer, gesundheits- und sozialpolitischer Innovationen, die der Arbeit der Vereinten Nationen nach 1945 den Weg ebneten und den Völkerbund als Akteur in Globalisierungsprozessen auswiesen, steht er paradigmatisch für europäische Rivalitäten, das Fortbestehen kolonialer Strukturen und die Unantastbarkeit nationaler Souveränitätsrechte. Der Beitrag skizziert diese Vielgestaltigkeit und führt in die Bedeutung des Völkerbunds und in die Rolle Europas ein.
The League of Nations was the first international organisation to unite as many important fields as possible of human life under one roof. Yet, as well as standing for a number of innovations that smoothed the path for the work of the United Nations and established the League of Nations as a participant in the processes of globalisation, it embodies European rivalries, the continued existence of colonial structures, and the inviolability of national rights of sovereignty. This article sketches this double aspect of the League of Nations by portraying the significance of the League of Nations and the role of Europe.

Recent scholarship on humanitarianism has drawn attention to the intertwined nature of humanitari... more Recent scholarship on humanitarianism has drawn attention to the intertwined nature of humanitarianism and politics and questioned narratives that present charity and humanitarianism as purportedly universal values. Additionally, research on refugees has pointed to the role of refugee issues in disputes over the meaning of citizenship, national belonging and exclusion. Yet these discussions have not been applied to the history of the scholars who were forced into exile by the National Socialists from 1933 onwards. The article focuses on two organisations for academic refugees, the British Academic Assistance Council and the Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland, which facilitated emigration and placed scientists at host institutions abroad. It argues that the aid efforts of these organisations were to a considerable extent shaped by professional considerations and remained dependent on well-established national infrastructures and concerns.
Comparativ 21/2 (2011), 7–28 (with Hannes Siegrist), 2011

Isabella Löhr: "Zum Schutze der Geistesschöpfungen auf der ganzen Welt"
Die Geschichte der inte... more Isabella Löhr: "Zum Schutze der Geistesschöpfungen auf der ganzen Welt"
Die Geschichte der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes 1850–1952 Der Aufsatz widmet sich der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die rechtsgeschichtlich bisher nur wenig beachtete Verknüpfung der Institutionalisierung und Weiterentwick‑ lung multilateraler Standards zum Schutz von Autoren und Verwertern mit der Gründung internationaler Organisationen, deren Funktion vor allem darin bestand und besteht, die Abkommen zu betreuen, zu verstetigen und ihre Anpassung an technische und gesell‑ schaftliche Entwicklungen zu betreiben. Es wird gezeigt, dass die internationalen Organi‑ sationen jedoch nicht nur administrative Aufgaben erfüllten. Vielmehr entstand mit ihrer Einrichtung ein institutioneller Ort, der es Akteuren aus Kultur und Gesellschaft ermöglichte, an dem Prozess der Internationalisierung von Urheberrechten aktiv zu partizipieren, und der zugleich dem Personal der internationalen Organisationen Handlungsspielräume eröffnete, um inhaltlich Einfluss zu nehmen. Anhand der Berner Union für den Schutz des literarischen und künstlerischen Eigentums und der Organisation für geistige Zusammenarbeit des Völ‑ kerbundes wird die Geschichte der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus akteurs‑ und organisationsgeschichtlicher Perspektive als eine Geschichte der sukzessiven " Vergesellschaftung " des internationalen Autorenschutzes analysiert.
Uploads
books by Isabella Löhr (Loehr)
Programme versehen dies dabei mit dem Auftrag, internationale
Verständigung zu fördern. Isabella Löhr analysiert, wie diese
Verbindung von Bildungsmobilität und Verständigung im Verlauf
des Ersten Weltkriegs entstand. Die Europäische Studentenhilfe
war eine aus der studentischen Missionsbewegung des
19. Jahrhunderts kommende humanitäre Organisation, die ab
1920 in den Universitätsstädten im östlichen Europa tätig wurde.
Sie verband Bildungsmobilität mit humanitärer Hilfe und transformierte
studentische Mobilität in ein gesellschaftspolitisches
Sujet, das innerhalb weniger Jahre zu einem Gegenstand
bildungspolitischer Interventionen auf globaler Ebene aufrückte.
Die humanitäre Sorge für Studierende diente nach dem Krieg
als Modell für eine Verständigungspolitik, die ein Denken in
Kategorien von Nation, Minderheiten und Rasse/race als großes
Problem der Zeit ansah und das Ideal einer globalen studentischen
Gemeinschaft als Lösung propagierte. Ein wesentliches Element
der modernen Universitätsausbildung – Mobilität für den
Wissenserwerb – wurde damit von religiösen und humanitären
Handlungslogiken und Weltsichten geprägt.
edited volumes / special issues by Isabella Löhr (Loehr)
Hier setzt das Inventar der Migrationsbegriffe an: Es ist ein interdisziplinäres Nachschlagewerk, das sich mit zentralen Begriffen der aktuellen und historischen Debatten über Migration beschäftigt. Es lenkt den Blick darauf, wie migrationsbezogene Begriffe hergestellt worden sind, wie sie zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zirkulieren und wie sich ihre Bedeutungen dabei ändern. Zentrale Migrationsbegriffe werden darin nicht eindeutig definiert. Die Autor:innen arbeiten vielmehr ihren unterschiedlichen und umstrittenen Gebrauch heraus, sie verweisen auf das historische Gewordensein der Begriffe und legen ihre politischen Implikationen offen. Denn, so unsere Überlegung, im veränderten Gebrauch und in der Verbreitung neuer Begriffe – wie der Rede von 'Bleibeperspektive' oder von 'Wirtschaftsflüchtlingen' – verdichten sich übergreifende gesellschaftliche und kulturelle Wandlungsprozesse. Gleiches gilt für Konflikte, die sich am Gebrauch bestimmter Begriffe entzünden, und die in der Verbreitung alternativer Sprechweisen münden können. Zudem erlaubt die Beschäftigung mit der Frage, wo Begriffe herkommen – von wo aus sie in die öffentliche Diskussion oder in Verwaltungsprozesse gelangen – einen Einblick in das Wechselverhältnis von Politik, Medien und Wissenschaft.
Die Auswahl der Begriffe orientiert sich an ihrer Diskursmächtigkeit, an ihrer Praxisrelevanz und daran, dass sie aus Sicht der Migrationsforschung eine kritische Problematisierung in besonderer Weise erfordern. Das können Begriffe sein, an denen sich bereits zahlreiche Kontroversen entzündet haben, von 'Integration' bis 'Rasse'. Es können aber auch solche sein, die vermeintlich eindeutig erscheinen und deswegen in der Regel zu wenig kritisch hinterfragt werden, wie 'Diversität' oder „(freiwillige) Rückkehr“. Vollständig oder repräsentativ ist eine solche Auswahl nicht. Die ausgewählten Begriffe des Inventars verbindet aber, dass sich an ihnen zentrale Konfliktlinien, einflussreiche Formen des Nachdenkens über Nation und Gesellschaft und bedeutsame historische Entwicklungen besonders gut aufzeigen lassen. Das Inventar gibt damit einen Einblick in gesellschaftliche Selbstverständigungsprozesse und hilft die Konflikte zu verstehen, die sich am Sprechen über Migration und Gesellschaft immer wieder entzünden – auch, um seine Leser:innen zu motivieren, sich informiert und reflektierend in Diskussionen über Migration einzumischen.
Das Inventar der Migrationsbegriffe ist ein Projekt des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. Entwickelt wurde es zwischen 2019 und 2021 in der ersten Förderphase der am IMIS angesiedelten und vom Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung finanzierten Nachwuchsgruppe „Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration“, die einen zentralen Beitrag zur Weiterentwicklung der reflexiven Migrationsforschung leisten möchte.
dieser Begegnungen in einer prinzipiell von Ungleichheit und Machtasymmetrien geprägten Welt. Der Band plädiert für Kosmopolitismus als Analyseperspektive, die das konzeptionelle Instrumentarium von transnationaler und Globalgeschichte
ergänzt.
articles by Isabella Löhr (Loehr)
The League of Nations was the first international organisation to unite as many important fields as possible of human life under one roof. Yet, as well as standing for a number of innovations that smoothed the path for the work of the United Nations and established the League of Nations as a participant in the processes of globalisation, it embodies European rivalries, the continued existence of colonial structures, and the inviolability of national rights of sovereignty. This article sketches this double aspect of the League of Nations by portraying the significance of the League of Nations and the role of Europe.
Die Geschichte der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes 1850–1952 Der Aufsatz widmet sich der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die rechtsgeschichtlich bisher nur wenig beachtete Verknüpfung der Institutionalisierung und Weiterentwick‑ lung multilateraler Standards zum Schutz von Autoren und Verwertern mit der Gründung internationaler Organisationen, deren Funktion vor allem darin bestand und besteht, die Abkommen zu betreuen, zu verstetigen und ihre Anpassung an technische und gesell‑ schaftliche Entwicklungen zu betreiben. Es wird gezeigt, dass die internationalen Organi‑ sationen jedoch nicht nur administrative Aufgaben erfüllten. Vielmehr entstand mit ihrer Einrichtung ein institutioneller Ort, der es Akteuren aus Kultur und Gesellschaft ermöglichte, an dem Prozess der Internationalisierung von Urheberrechten aktiv zu partizipieren, und der zugleich dem Personal der internationalen Organisationen Handlungsspielräume eröffnete, um inhaltlich Einfluss zu nehmen. Anhand der Berner Union für den Schutz des literarischen und künstlerischen Eigentums und der Organisation für geistige Zusammenarbeit des Völ‑ kerbundes wird die Geschichte der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus akteurs‑ und organisationsgeschichtlicher Perspektive als eine Geschichte der sukzessiven " Vergesellschaftung " des internationalen Autorenschutzes analysiert.
Programme versehen dies dabei mit dem Auftrag, internationale
Verständigung zu fördern. Isabella Löhr analysiert, wie diese
Verbindung von Bildungsmobilität und Verständigung im Verlauf
des Ersten Weltkriegs entstand. Die Europäische Studentenhilfe
war eine aus der studentischen Missionsbewegung des
19. Jahrhunderts kommende humanitäre Organisation, die ab
1920 in den Universitätsstädten im östlichen Europa tätig wurde.
Sie verband Bildungsmobilität mit humanitärer Hilfe und transformierte
studentische Mobilität in ein gesellschaftspolitisches
Sujet, das innerhalb weniger Jahre zu einem Gegenstand
bildungspolitischer Interventionen auf globaler Ebene aufrückte.
Die humanitäre Sorge für Studierende diente nach dem Krieg
als Modell für eine Verständigungspolitik, die ein Denken in
Kategorien von Nation, Minderheiten und Rasse/race als großes
Problem der Zeit ansah und das Ideal einer globalen studentischen
Gemeinschaft als Lösung propagierte. Ein wesentliches Element
der modernen Universitätsausbildung – Mobilität für den
Wissenserwerb – wurde damit von religiösen und humanitären
Handlungslogiken und Weltsichten geprägt.
Hier setzt das Inventar der Migrationsbegriffe an: Es ist ein interdisziplinäres Nachschlagewerk, das sich mit zentralen Begriffen der aktuellen und historischen Debatten über Migration beschäftigt. Es lenkt den Blick darauf, wie migrationsbezogene Begriffe hergestellt worden sind, wie sie zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zirkulieren und wie sich ihre Bedeutungen dabei ändern. Zentrale Migrationsbegriffe werden darin nicht eindeutig definiert. Die Autor:innen arbeiten vielmehr ihren unterschiedlichen und umstrittenen Gebrauch heraus, sie verweisen auf das historische Gewordensein der Begriffe und legen ihre politischen Implikationen offen. Denn, so unsere Überlegung, im veränderten Gebrauch und in der Verbreitung neuer Begriffe – wie der Rede von 'Bleibeperspektive' oder von 'Wirtschaftsflüchtlingen' – verdichten sich übergreifende gesellschaftliche und kulturelle Wandlungsprozesse. Gleiches gilt für Konflikte, die sich am Gebrauch bestimmter Begriffe entzünden, und die in der Verbreitung alternativer Sprechweisen münden können. Zudem erlaubt die Beschäftigung mit der Frage, wo Begriffe herkommen – von wo aus sie in die öffentliche Diskussion oder in Verwaltungsprozesse gelangen – einen Einblick in das Wechselverhältnis von Politik, Medien und Wissenschaft.
Die Auswahl der Begriffe orientiert sich an ihrer Diskursmächtigkeit, an ihrer Praxisrelevanz und daran, dass sie aus Sicht der Migrationsforschung eine kritische Problematisierung in besonderer Weise erfordern. Das können Begriffe sein, an denen sich bereits zahlreiche Kontroversen entzündet haben, von 'Integration' bis 'Rasse'. Es können aber auch solche sein, die vermeintlich eindeutig erscheinen und deswegen in der Regel zu wenig kritisch hinterfragt werden, wie 'Diversität' oder „(freiwillige) Rückkehr“. Vollständig oder repräsentativ ist eine solche Auswahl nicht. Die ausgewählten Begriffe des Inventars verbindet aber, dass sich an ihnen zentrale Konfliktlinien, einflussreiche Formen des Nachdenkens über Nation und Gesellschaft und bedeutsame historische Entwicklungen besonders gut aufzeigen lassen. Das Inventar gibt damit einen Einblick in gesellschaftliche Selbstverständigungsprozesse und hilft die Konflikte zu verstehen, die sich am Sprechen über Migration und Gesellschaft immer wieder entzünden – auch, um seine Leser:innen zu motivieren, sich informiert und reflektierend in Diskussionen über Migration einzumischen.
Das Inventar der Migrationsbegriffe ist ein Projekt des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. Entwickelt wurde es zwischen 2019 und 2021 in der ersten Förderphase der am IMIS angesiedelten und vom Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung finanzierten Nachwuchsgruppe „Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration“, die einen zentralen Beitrag zur Weiterentwicklung der reflexiven Migrationsforschung leisten möchte.
dieser Begegnungen in einer prinzipiell von Ungleichheit und Machtasymmetrien geprägten Welt. Der Band plädiert für Kosmopolitismus als Analyseperspektive, die das konzeptionelle Instrumentarium von transnationaler und Globalgeschichte
ergänzt.
The League of Nations was the first international organisation to unite as many important fields as possible of human life under one roof. Yet, as well as standing for a number of innovations that smoothed the path for the work of the United Nations and established the League of Nations as a participant in the processes of globalisation, it embodies European rivalries, the continued existence of colonial structures, and the inviolability of national rights of sovereignty. This article sketches this double aspect of the League of Nations by portraying the significance of the League of Nations and the role of Europe.
Die Geschichte der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes 1850–1952 Der Aufsatz widmet sich der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die rechtsgeschichtlich bisher nur wenig beachtete Verknüpfung der Institutionalisierung und Weiterentwick‑ lung multilateraler Standards zum Schutz von Autoren und Verwertern mit der Gründung internationaler Organisationen, deren Funktion vor allem darin bestand und besteht, die Abkommen zu betreuen, zu verstetigen und ihre Anpassung an technische und gesell‑ schaftliche Entwicklungen zu betreiben. Es wird gezeigt, dass die internationalen Organi‑ sationen jedoch nicht nur administrative Aufgaben erfüllten. Vielmehr entstand mit ihrer Einrichtung ein institutioneller Ort, der es Akteuren aus Kultur und Gesellschaft ermöglichte, an dem Prozess der Internationalisierung von Urheberrechten aktiv zu partizipieren, und der zugleich dem Personal der internationalen Organisationen Handlungsspielräume eröffnete, um inhaltlich Einfluss zu nehmen. Anhand der Berner Union für den Schutz des literarischen und künstlerischen Eigentums und der Organisation für geistige Zusammenarbeit des Völ‑ kerbundes wird die Geschichte der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus akteurs‑ und organisationsgeschichtlicher Perspektive als eine Geschichte der sukzessiven " Vergesellschaftung " des internationalen Autorenschutzes analysiert.
have established these commons under the legal principle of Common Heritage of Mankind in international law. In a second part, the authors situate the subject in the wider framework of global history. The global commons serve as an analytic instrument to challenge master narratives of the post-war era. The chapter advocates a nuanced approach that explores the way global commons were connected with space and territoriality, global integration and statehood, law and international organisations. It emphasises border crossings and sets out the diversity of agencies pursued by states, international communities, non-governmental interests and multinational corporations alike.
to what then was called folklore and has become known as intangible cultural heritage only since the 1990s. Yet as the integration of folklore into international law was carried out by UNESCO and the World Intellectual Property Organization, two institutions which had been dealing with intellectual property rights for decades, attempts to conceptualise intangible cultural heritage as mankind’s common heritage were relegated to the background in favour of thinking in terms of property rights and rights of use.