"Das ist ja der Poeten Amt, [...], daß sie das Üble mit Bitterkeit verfolgen": Zur fiktiven Dichterbiographie Nikodemus Frischlins vob Hans Joachim Schädlich, 2023
Kaum ein anderer deutscher Schriftsteller hat sich so intensiv mit Lebensgeschichten historischer... more Kaum ein anderer deutscher Schriftsteller hat sich so intensiv mit Lebensgeschichten historischer Persönlichkeiten beschäftigt, wie Hans Joachim Schädlich (1935), dessen früheste Erzählungen
in der DDR entstanden sind. Komponisten, Historiker, Dichter, Schriftsteller, Archäologen, Spitzel oder Theologen zählen zu jenen fiktiven Figuren, zu denen Persönlichkeiten wie Robert Louis Stevenson, Johann Joachim Winckelmann, Antonio Rosetti, Tallhover, ETA Hoffmann, Heinrich
Heine, Georg Büchner, Lucebert, Friedrich Ludwig Weidig oder Fjodor Kokoschkin gehören. Historische und nicht erfundene Figuren scheinen ihn als Schriftsteller schon immer fasziniert zu haben.
Zu seinen interessantesten fiktiven Dichterbiographien gehört die Erzählung Kurzer Bericht vom Todfall des Nikodemus Frischlin. Aus den Quellen (1974), die 1977 in einem westdeutschen Verlag erschien und die letzten Tage des zu seiner Zeit vom Adel unbeliebten und angefeindeten
Professors und Dichters Nikodemus Frischlin, bis zu seinem tragischen Tod 1590 schildert. Die Schwierigkeiten, den genannten Band in der DDR zu veröffentlichen, veranlassten Schädlich schließlich, ihn in der Bundesrepublik zu publizieren, woraufhin er kurz darauf in den Westen
übersiedelte.
Die biographische Rekonstruktion von Dichtergestalten hat eine lange Tradition. Viele Literaturwissenschaftler sind sich einig, dass gerade in den letzten Jahren diesbezüglich eine „Renaissance“ (Nünning) oder „Mode“ (Zimmermann) zu beobachten ist, die sich zweifellos nicht nur in
der Literatur, sondern auch im Film niederschlägt. Es lässt sich feststellen, dass sich traditionelle Biographien von modernen Biographien im Wesentlichen durch ihren unterschiedlichen Umgang
mit der faktischen Geschichte unterscheiden. Während die Quellenarbeit in der traditionellen Biographie einen engen Bezug zur biographierten Person darstellt, handelt es sich in der modernen
Biographie eher um einen freien Umgang mit den Quellen, der die faktische Geschichte sozusagen imaginiert und den Gegenwartsbezug des Biographen ins Spiel bringt.
Im folgenden Beitrag soll Hans Joachim Schädlichs biographisches Interesse an der tragischen
Gestalt des Renaissancedichters und -wissenschaftlers Nikodemus Frischlin literaturgeschichtlich sowie biographisch nachgezeichnet, sein Umgang mit historischen Quellen und die Wahl der
biographischen Topik beleuchtet werden. Zugleich wird zu fragen sein, ob sich ein Gegenwartsbezug des Biographen herstellen lässt, der in den 1970er Jahren angesiedelt und mit individuellen Erfahrungen des Biographierten verknüpft ist.
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Papers by Yildiz Aydin
in der DDR entstanden sind. Komponisten, Historiker, Dichter, Schriftsteller, Archäologen, Spitzel oder Theologen zählen zu jenen fiktiven Figuren, zu denen Persönlichkeiten wie Robert Louis Stevenson, Johann Joachim Winckelmann, Antonio Rosetti, Tallhover, ETA Hoffmann, Heinrich
Heine, Georg Büchner, Lucebert, Friedrich Ludwig Weidig oder Fjodor Kokoschkin gehören. Historische und nicht erfundene Figuren scheinen ihn als Schriftsteller schon immer fasziniert zu haben.
Zu seinen interessantesten fiktiven Dichterbiographien gehört die Erzählung Kurzer Bericht vom Todfall des Nikodemus Frischlin. Aus den Quellen (1974), die 1977 in einem westdeutschen Verlag erschien und die letzten Tage des zu seiner Zeit vom Adel unbeliebten und angefeindeten
Professors und Dichters Nikodemus Frischlin, bis zu seinem tragischen Tod 1590 schildert. Die Schwierigkeiten, den genannten Band in der DDR zu veröffentlichen, veranlassten Schädlich schließlich, ihn in der Bundesrepublik zu publizieren, woraufhin er kurz darauf in den Westen
übersiedelte.
Die biographische Rekonstruktion von Dichtergestalten hat eine lange Tradition. Viele Literaturwissenschaftler sind sich einig, dass gerade in den letzten Jahren diesbezüglich eine „Renaissance“ (Nünning) oder „Mode“ (Zimmermann) zu beobachten ist, die sich zweifellos nicht nur in
der Literatur, sondern auch im Film niederschlägt. Es lässt sich feststellen, dass sich traditionelle Biographien von modernen Biographien im Wesentlichen durch ihren unterschiedlichen Umgang
mit der faktischen Geschichte unterscheiden. Während die Quellenarbeit in der traditionellen Biographie einen engen Bezug zur biographierten Person darstellt, handelt es sich in der modernen
Biographie eher um einen freien Umgang mit den Quellen, der die faktische Geschichte sozusagen imaginiert und den Gegenwartsbezug des Biographen ins Spiel bringt.
Im folgenden Beitrag soll Hans Joachim Schädlichs biographisches Interesse an der tragischen
Gestalt des Renaissancedichters und -wissenschaftlers Nikodemus Frischlin literaturgeschichtlich sowie biographisch nachgezeichnet, sein Umgang mit historischen Quellen und die Wahl der
biographischen Topik beleuchtet werden. Zugleich wird zu fragen sein, ob sich ein Gegenwartsbezug des Biographen herstellen lässt, der in den 1970er Jahren angesiedelt und mit individuellen Erfahrungen des Biographierten verknüpft ist.
Wie aus seiner Biographie hervorgeht, besuchte Hikmet oft die DDR. Im Gegensatz zu der von sozialistischen Ländern vorgeschriebenen gültigen staatlichen Kunstdoktrin des sozialistischen Realismus plädierte er für die Darstellung eines optimistischen und menschlichen Sozialismus, der unter anderem die Aufgabe habe, auch Widersprüche darzustellen. Er begeisterte dadurch einerseits viele reformwillige DDR Schriftsteller und Künstler, andererseits stießen seine Auffassungen jedoch auf entschiedene Ablehnung seitens der Dogmatiker, die jegliche Darstellung von Entfremdung, Skeptizismus und Widersprüche nicht akzeptiert haben.
Im Folgenden Beitrag soll die Rolle Nâzım Hikmets in der DDR beleuchtet werden, in dem zunächst auf die Exiljahre und die besondere Würdigung des Dichters durch DDR-Schriftsteller hingewiesen wird. Im nächsten Schritt geht es darum aufzuzeigen, was Nâzım Hikmet unter dem sozialistischen Realismus verstanden hat und in welcher Hinsicht er Einfluss auf DDR-Schriftsteller ausgeübt hat. Nach einer Interpretation seines meistgespielten Bühnenstücks Hat es Iwan Iwanowitsch überhaupt gegeben? soll zum Schluss lapidar auf die Rezeption Hikmets in der DDR in Bezug auf Kunst und Musik eingegangen werden.
In Collin werden zwei herzkranke Menschen in einem Prominentenklinik in Berlin veranschaulicht, die eine skurrile Wette darüber eingehen, wer zuerst sterben wird. In der Gegenüberstellung des berühmten Staatspreisträgers und Schriftstellers Hans Collin und des Stasi-Chefs Wilhelm Urack wird eine geradezu interessante Spannung aufgebaut, die sich geheimnisvoll um die Memoiren von Collin drehen. Während Collin danach strebt, die ganze Wahrheit schonungslos zu enthüllen und niederzuschreiben, unternimmt Urack den Versuch, die Publikation der Memoiren zu verhindern, die ihn vermutlich erheblich belasten werden. Der Roman enthält interessante Hinweise auf die Zukunft, die sich in den Voraussagen und Prophezeiungen der Figuren entschlüsseln lassen. Diese Prophezeiungen zeigen parallelen zum Dichter-Seher, bzw. poeta vates auf, in dem Dichtern seherisch prophetische Fähigkeiten zugeschrieben werden.
Aus diesem Grund soll ausgehend von den vier Merkmalen der Dichter-Seher-Vorstellung, bzw. des poeta vates: die Berufung, die Inspiration, die Offenbarung und der Rekurs auf mythische und jüdisch-christliche Gestalten, beleuchtet werden, welche dieser Merkmale in Collin vergegenwärtigt werden und wie sich diese näher beschreiben lassen.
in der DDR entstanden sind. Komponisten, Historiker, Dichter, Schriftsteller, Archäologen, Spitzel oder Theologen zählen zu jenen fiktiven Figuren, zu denen Persönlichkeiten wie Robert Louis Stevenson, Johann Joachim Winckelmann, Antonio Rosetti, Tallhover, ETA Hoffmann, Heinrich
Heine, Georg Büchner, Lucebert, Friedrich Ludwig Weidig oder Fjodor Kokoschkin gehören. Historische und nicht erfundene Figuren scheinen ihn als Schriftsteller schon immer fasziniert zu haben.
Zu seinen interessantesten fiktiven Dichterbiographien gehört die Erzählung Kurzer Bericht vom Todfall des Nikodemus Frischlin. Aus den Quellen (1974), die 1977 in einem westdeutschen Verlag erschien und die letzten Tage des zu seiner Zeit vom Adel unbeliebten und angefeindeten
Professors und Dichters Nikodemus Frischlin, bis zu seinem tragischen Tod 1590 schildert. Die Schwierigkeiten, den genannten Band in der DDR zu veröffentlichen, veranlassten Schädlich schließlich, ihn in der Bundesrepublik zu publizieren, woraufhin er kurz darauf in den Westen
übersiedelte.
Die biographische Rekonstruktion von Dichtergestalten hat eine lange Tradition. Viele Literaturwissenschaftler sind sich einig, dass gerade in den letzten Jahren diesbezüglich eine „Renaissance“ (Nünning) oder „Mode“ (Zimmermann) zu beobachten ist, die sich zweifellos nicht nur in
der Literatur, sondern auch im Film niederschlägt. Es lässt sich feststellen, dass sich traditionelle Biographien von modernen Biographien im Wesentlichen durch ihren unterschiedlichen Umgang
mit der faktischen Geschichte unterscheiden. Während die Quellenarbeit in der traditionellen Biographie einen engen Bezug zur biographierten Person darstellt, handelt es sich in der modernen
Biographie eher um einen freien Umgang mit den Quellen, der die faktische Geschichte sozusagen imaginiert und den Gegenwartsbezug des Biographen ins Spiel bringt.
Im folgenden Beitrag soll Hans Joachim Schädlichs biographisches Interesse an der tragischen
Gestalt des Renaissancedichters und -wissenschaftlers Nikodemus Frischlin literaturgeschichtlich sowie biographisch nachgezeichnet, sein Umgang mit historischen Quellen und die Wahl der
biographischen Topik beleuchtet werden. Zugleich wird zu fragen sein, ob sich ein Gegenwartsbezug des Biographen herstellen lässt, der in den 1970er Jahren angesiedelt und mit individuellen Erfahrungen des Biographierten verknüpft ist.
Wie aus seiner Biographie hervorgeht, besuchte Hikmet oft die DDR. Im Gegensatz zu der von sozialistischen Ländern vorgeschriebenen gültigen staatlichen Kunstdoktrin des sozialistischen Realismus plädierte er für die Darstellung eines optimistischen und menschlichen Sozialismus, der unter anderem die Aufgabe habe, auch Widersprüche darzustellen. Er begeisterte dadurch einerseits viele reformwillige DDR Schriftsteller und Künstler, andererseits stießen seine Auffassungen jedoch auf entschiedene Ablehnung seitens der Dogmatiker, die jegliche Darstellung von Entfremdung, Skeptizismus und Widersprüche nicht akzeptiert haben.
Im Folgenden Beitrag soll die Rolle Nâzım Hikmets in der DDR beleuchtet werden, in dem zunächst auf die Exiljahre und die besondere Würdigung des Dichters durch DDR-Schriftsteller hingewiesen wird. Im nächsten Schritt geht es darum aufzuzeigen, was Nâzım Hikmet unter dem sozialistischen Realismus verstanden hat und in welcher Hinsicht er Einfluss auf DDR-Schriftsteller ausgeübt hat. Nach einer Interpretation seines meistgespielten Bühnenstücks Hat es Iwan Iwanowitsch überhaupt gegeben? soll zum Schluss lapidar auf die Rezeption Hikmets in der DDR in Bezug auf Kunst und Musik eingegangen werden.
In Collin werden zwei herzkranke Menschen in einem Prominentenklinik in Berlin veranschaulicht, die eine skurrile Wette darüber eingehen, wer zuerst sterben wird. In der Gegenüberstellung des berühmten Staatspreisträgers und Schriftstellers Hans Collin und des Stasi-Chefs Wilhelm Urack wird eine geradezu interessante Spannung aufgebaut, die sich geheimnisvoll um die Memoiren von Collin drehen. Während Collin danach strebt, die ganze Wahrheit schonungslos zu enthüllen und niederzuschreiben, unternimmt Urack den Versuch, die Publikation der Memoiren zu verhindern, die ihn vermutlich erheblich belasten werden. Der Roman enthält interessante Hinweise auf die Zukunft, die sich in den Voraussagen und Prophezeiungen der Figuren entschlüsseln lassen. Diese Prophezeiungen zeigen parallelen zum Dichter-Seher, bzw. poeta vates auf, in dem Dichtern seherisch prophetische Fähigkeiten zugeschrieben werden.
Aus diesem Grund soll ausgehend von den vier Merkmalen der Dichter-Seher-Vorstellung, bzw. des poeta vates: die Berufung, die Inspiration, die Offenbarung und der Rekurs auf mythische und jüdisch-christliche Gestalten, beleuchtet werden, welche dieser Merkmale in Collin vergegenwärtigt werden und wie sich diese näher beschreiben lassen.
Zusätzlich werden zwei Beiträge den Übersetzungen von
Werken aus der DDR-Literatur ins Türkische gewidmet. Hier
wird die Bedeutung der Übersetzung als Mittel des kulturellen
Austauschs und der Verbreitung der DDR-Literatur in der
türkischen Germanistik hervorgehoben.
Ein weiterer Beitrag skizziert die Wiedervereinigung Deutschlands und ihre Rezeption in der Türkei. Hierbei wird der Blick
auf die Auswirkungen und das Interesse an diesem historischen Ereignis in der türkischen Literatur und Gesellschaft
gerichtet.
Dieser Band bietet somit eine breite Palette an Analysen und
Betrachtungen zur DDR-Literatur aus türkischer Perspektive
und trägt zur interkulturellen Erforschung und Verständigung
zwischen Deutschland und der Türkei bei.
Berücksichtigt werden in dem vorliegenden Band Werke von Brecht, Hermann Kant, Anna Seghers, Rolf Schneider, Dieter Schubert und Franz Fühmann. Zudem befasst sich ein Beitrag mit dem türkischen Dichter Nâzim Hikmet, der einen großen Einfluss auf DDR-Schriftsteller und -Schriftstellerinnen ausgeübt hat. Ein anderer Beitrag bespricht ein Theaterstück von Hasan Savas Miçan, das die Auswirkungen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung auf Bürger mit Migrationshintergrund beschreibt.
Adriyatik’e bağlayan Via Egnatia yolu üzerinde yer alan bir istasyondu.
Tarihî süreçte Bisanthé, Rehaedestus, Rodosto, Tekürtağı, Rodosçuk, Tekfurtağı
ve Tekirdağ gibi isimlerle anılan şehir, sahip olduğu coğrafi konumdan dolayı
önemli bir yerleşim yeri olagelmiştir. Romalılar, Traklar, Bizanslılar, Bulgarlar,
Osmanlılar ve nihayet Türkiye Cumhuriyeti Devleti devirlerini idrak eden şehir,
İstanbul gibi önemli bir şehrin Balkanlara açılan kapısı, Balkanlar içinse İstanbul’dan
önceki son durak mesabesindeydi. Limanı sayesinde gelişen ticaret ve
verimli topraklarında yapılan tarımın can verdiği dinamik ekonomisinden dolayı
şehir, zaman içinde önemli bir siyasi, ekonomik, sosyal ve kültürel merkez haline
gelmiştir.
Tekirdağ, Osmanlı hâkimiyetinde geçen tarihi esas alındığında, hakkında en
çok belge bulunan şehirlerin başında gelmektedir. Ancak bu zengin arşive rağmen
şehrin bugüne kadar bilimsel çalışmalar anlamında hak ettiği ilgiye mazhar olduğunu
söylemek oldukça güçtür. Tekirdağ’ın zengin arşivinin bir ürünü olan bu
kitap, şehir hakkında bundan sonra yapılacak çalışmalar için âdeta bir fihrist
mesabesindedir. 48 bilim adamının katkıda bulunduğu bu eserde başta adı şehri-
mize verilen Süleyman Paşa olmak üzere, Tekirdağ’ın fethi, tarihi coğrafyası, eski
çağlarda Tekirdağ; Tekirdağ’da idarî ve ekonomik yapı, demografik ve etnik yapı,
şehirleşme ve kentsel yapı, siyasi hayat, dinî hayat, kültür ve sanat, mimarî tarih,
vakıflar, doğal olaylar, göçler, mülteciler, göçmenler; Osmanlı padişahlarının
buraya gösterdikleri ilgi; seyyahlara göre Tekirdağ; Balkan, I. Dünya ve Kurtuluş
savaşlarında Tekirdağ ile Tekirdağ’ın görsel ve yazılı arşiv kaynakları gibi konular
hakkında orijinal bilgiler bulacaksınız.