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Georg Vasold

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Papers by Georg Vasold

Kommentar zu Alois Riegl, "Spatrömisch oder Orientalisch" (1902)

Maske und Kothurn 58 (2012), H. 4

Bemerkungen zu Alois Riegls Artikel »Spätrömisch oder orientalisch?« »Spätrömisch oder orientalis... more Bemerkungen zu Alois Riegls Artikel »Spätrömisch oder orientalisch?« »Spätrömisch oder orientalisch?«, im April 1902 in der Beilage der renommierten Münchener Allgemeinen Zeitung erschienen, war Alois Riegls ausführliche Replik auf einen Artikel des damals in Graz wirkenden Kunsthistorikers Josef Strzygowski. 1 Unter dem Titel »Hellas in des Orients Umarmung« hatte sich Strzygowski in überaus polemischer Weise zu einem Thema geäußert, das um 1900 Gegenstand hitziger akademischer Debatten war. 2 Es ging um die Frage, wie die Kunst der Spätantike zu bewerten sei, das heißt ob sie in Abhängigkeit von der griechisch-römischen Tradition stand, aus der sie am Weg eines gleichsam natürlichen Entwicklungsprozesses hervorgegangen war; oder aber ob sie als eigenständige kulturelle Erscheinung verstanden werden müsse, die in ihrem Wesen »orientalisch« sei und mit Hellas oder Rom nichts zu tun habe. Diese Auseinandersetzung, in der nichts weniger als das kulturelle Verhältnis zwischen Europa und dem »Orient« verhandelt wurde, war nur eines von zahlreichen Scharmützeln, die sich die beiden Forscher über die Jahre hinweg lieferten und die allesamt von ihrer gegenseitigen fachlichen wie menschlichen Geringschätzung zeugen. »Spätrömisch oder orientalisch?« ist aber mehr als nur der Beleg für einen Streit unter Kollegen. Der Artikel verdient heute vor allem deshalb Beachtung, weil er neben einer Zusammenfassung von Riegls »Spätrömischer Kunstindustrie« (1901) auch eine konzise Einführung in dessen Denken bietet. Dabei lassen sich mehrere Aspekte unterscheiden, die vor allem Riegls Methodik, seinen Entwurf einer Ästhetik des Unklassischen, und insbesondere seine Intention zur Etablierung einer zeitgemäßen kunsthistorischen Wahrnehmungstheorie betreffen.

Le Monument viennois aux victimes

Le monument en débat Théories et pratiques de la monumentalisation en Allemagne et en Autriche après 1945, 2022

* Les recherches pour le présent article se sont achevées début 2015. Depuis, le discours sur la ... more * Les recherches pour le présent article se sont achevées début 2015. Depuis, le discours sur la question des monuments s'est sensiblement modifié en Autriche, comme on l'a vu de manière particulièrement nette il y a peu, notamment lors des vives discussions suscitées par la statue érigée en 1926 au centre de Vienne à la mémoire du maire antisémite Karl Lueger ou par le mur actuellement en construction dans le 9e arrondissement viennois, avec les noms des citoyens juifs d'Autriche victimes de la Shoah. En revanche, le « Monument viennois aux victimes », dans le cimetière central de Vienne, reste assez peu connu.

"Entweder-und-Oder". Zur bildenden Kunst abseits der Zentren

Die Künste der Nachkriegszeit. Musik, Literatur und bildende Kunst in Österreich, 2013

Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen ... more Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen Worten begrüßte Arnulf Rainer am Abend des 21. März 1951 die Besucher der ersten-und einzigen-Ausstellung der neu gegründeten Hundsgruppe. Der mehrfach überlieferte Vorfall war zweifelsohne als Provokation gedacht, entbehrte aber nicht einer gewissen Komik. Wolfgang Hutter erinnert sich : "Bei der ersten Präsentation der Hundsgruppe sprang Rainer vor den spärlichen Besuchern der Veranstaltung-zumeist Freunden und Eingeweihten-hinter einem Paravent hervor und schrie : Ich spucke auf Euer Hemd ! Das versuchte er auch. Aber wenn man schreit, fällt das gleichzeitige Spucken schwer. Trotzdem, Wien war schockiert."2 Dieser Vorfall mag im Rückblick als Bekenntnis zu einem gängigen Topos der Moderne erscheinen, nämlich als Bekenntnis zum Bürgerärgern, zur Provokation, zum Schock. Es handelte sich dabei freilich um ein Verhalten, das 1951 durchaus nicht mehr neu war und selbst in Österreich bekannte Vorläufer hatte-man denke an die regelmäßig von Tumulten begleiteten Aufführungen der Dramen des jungen Oskar Kokoschka.3 Dennoch muss die Frage gestellt werden, was der Anlass für Rainers Aktionismus war. Gegen wen oder was richtete sich seine Wut ? Wolfgang Kudrnofsky, Schriftsteller, Fotograf und selbst Gründungsmitglied der Hundsgruppe, berichtet über den Abend etwas ausführlicher : Plötzlich schoss über jener Wand, die in der Ecke des Raumes stand, ein Kopf hervor […] In seinen Händen hielt Rainer einen Hammer und eine Säge. Mit diesen Geräten fuchtelte er nun vor den Augen eines ratlosen Publikums herum. Sein Gesicht war rot vor Erregung und Lampenfieber. Dann machte er den Mund auf und schrie laut : Und das will ich noch

GERHARD MARCKS VISITS NEW YORK, OR "THE NEGRO TRUMPETER"

Imagining Blackness in Germany and Austria, 2012

In his book Go West! Eine Biographie der 50er Jahre, literature and film critic Hellmuth Karasek ... more In his book Go West! Eine Biographie der 50er Jahre, literature and film critic Hellmuth Karasek describes the time when America entered his life. 1 It was Germany in 1945, and the country lay in ruins. From his inexpensive radio (made in Nazi Germany) came music by Wagner and Liszt, along with the Sunday news. After the meal with the family, Karasek's uncle, accompanied by his aunt at the piano, sang pieces by Kálmán and Lehár, and sometimes Lanner. We are told that "in the East, Sundays were not much different musically," except that there they played the song "I Love Tatiana Utterly" or the Red Army Chorus's "Hoi! Hoi!" 2 These were difficult times indeed, but help was on the way. American GIs came to Germany and made themselves at home in their occupation zone, bringing with them Camel cigarettes, hotdogs, and ginger ale. Most importantly, though, "they brought their music." This new music, Karasek writes, had made anti-fascists out of us. [.. .] With the introduction of American music, we started to see light at the end of the tunnel. [.. .] Swing, swing, swing, jazz, blues, syncopated rhythm, black music, improvised music, big-band music, Ella Fitzgerald, Frank Sinatra, Louis Armstrong, Benny Goodman. And, above all, Glenn Miller. Glenn Miller and In the Mood. Big-band music, boogie-woogie music, piano music, ragtime. Art Tatum. Saint Louis Blues. Erroll Garner. [.. .] We saw how the Americans moved. Not in goosestep [.. .]. 3 The numerous publications on 1950s culture that have filled German and Austrian bookstores in recent times unanimously confirm that the adoption of American forms of culture occurred primarily through youth-specific channels. Indeed, it was not the older War generation that adopted the "American way of life" and an American cultural vocabulary as a way of

Moriz Thausing: Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft (1873) Kommentar von Georg Vasold

Die Antrittsvorlesung: Wiener Universitätsreden der Philosophischen Fakultät, 2019

Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft (1873) Die Stellung der Kunstgeschichte als Wis... more Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft (1873) Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft. Auseiner Antrittsvorlesung an der Wiener UniversitätimOctober 1873. Die Anerkennung der neuerenKunstgeschichte als wissenschaftliche Disciplin, ihre Berechtigung,neben den anderen historischen FächernPlatzzunehmen, ist noch jungen Datums und die Meinungen überihre Bedeutung sind noch sehr getheilt. Es bestehen in dieser Hinsichtz um Theile gar wunderlicheV orstellungen, auch in Kreisen, denen man einen gewählteren Standpunkti nd ieser Frage wohl zumuthen könnte. Es dürfte daher zunächst nichtu nzweckmässig erscheinen, überU mfang,M ethode und Probleme der kunstgeschichtlichen Forschung einige Rechenschaftz ug eben. Undz war gelangen wirm eines Erachtens zu diesem Ziele am besten aufe inem indirectenW ege, indem wir nämlich die Grenzen in's Auge fassen, welche die Kunstgeschichte vond en verwandten Wissenschaften, als da sind die classische Archäologie, die Aesthetik und die We ltgeschichte, scheiden oder sie mit denselben verbinden;und endlich jene wichtige Grenzscheide, welche die Kunstgeschichte vond er praktischen Kunstübung trennt, und welche nichts Anderes ist, als eine Streckejener tiefen Kluft, die allerwärtszwischen Theorie und Praxis verläuft. In innigster Ve rwandschaftstehtdie neuere Kunstgeschichte zunächst mit der classischen Archäologie;s ie ist sozusagen nurd eren jüngere Schwester,d em Gegenstandenach die Fortsetzung derselben. Mit ihr hat sie die zwiefache Natur der Quellen,die Artder Methode, die letzten Zielpunkte gemein. Durch die nahe Ve rwandtschaftdes Stoffes, durch das Uebergreifen der Formen-insbesondere der architektonischen-a us dem einen Zeitraume in den anderen sind beide Disciplinens ehr aufeinander hingewiesen; ja sie bilden eigentlich blos verschiedene Abschnitte einer und derselben Wissenschaftund werden blos darum auseinandergehalten, weil der Einzelne schwerlich den Anforderungen beider Gebiete ganz zu entsprechen vermag.D enn neben jenen gemeinsamen, mehr innerlichenE igenschaften stehen ebenso viele äusserliche Ve rschiedenheiten. Das Quellengebiet der Archäologie ist ein ganz anderes;bei der gemessenen oder

Am Urgrund der Kunst. Rhythmus und Kunstwissenschaft, ca. 1921

Zeitschrift für Kulturphilosophie, 2013

Kunstgeschichte in tristen Jahren. Ernst H.Gombrichs wissenschaftliche Anfänge im Wien der Zwischenkriegszeit

Sybille Moser-Ernst (ed.), Art and the Mind - Ernst Gombrich, 2018

machte nie ein Geheimnis daraus, dass er entscheidende Anregungen fürsein Denken ausdem intellekt... more machte nie ein Geheimnis daraus, dass er entscheidende Anregungen fürsein Denken ausdem intellektuellen Milieu seiner Geburtsstadt Wien bezogen hat.I nd en zahlreichen autobiographischenS kizzen und Interviews, in denen er aufseine Jugend zu sprechen kam, betonteerwiederholt das anregende geistige Klima, das im Wien der 1920er und frühen 1930er Jahre herrschte-einer Zeit, in der es, wieGombrich süffisantanmerkte, "etwas [gab], was man Bildung genannth at" 1 .V on Heimweh, We hmut oder einem verklärenden Blick aufdie ehemalige Kapitale des Habsburgerreiches, die nach 1918 zwar ihree instige politische Bedeutung,n ichta beri hrew issenschaftliche Innovationskraftv erloren hat, ist beiG ombrich jedoch wenig zu finden. Seine Erinnerungen fielen stets eher prosaisch ausu nd waren jedenfallsf rei von Nostalgie. Deutlichs tellte er all jenen, die im Wiener Fin de Sicle einen treibenden Motor der europäischen Moderne erkennen wollten-allen voran seien hier die Stimmen vonCarl Schorske, Allan Janik, Stephen To ulmin und Claudio Magris genannt-eine andere, sehr persönliche Sichtweise entgegen, eine, die auf Augenzeugenschaftgründete und die sich gegen Mythen und geschönteBilder richtete. "Ich bin vorallem Historiker, und als solcher habeich stetsdie Klischees vonEpochen und Nationen bekämpft. Ichweiß wohl, daß Wien ein Opfer dieser Artvon Klischeevorstellungengeworden ist, die ich ablehne-tatsächlich haben wiresimFalle vonWien mit zwei oder drei widersprüchlichen Klischees zu tun. Einerseits mit dem Wien der Operette, des Walzers und des Heurigen […] Das andere Klischee ist das vomi ntellektuellen Wien, wo so viele der modernen Strömungen entstandensind, mit Freud in der Psychologie, Wittgenstein in der Philosophie,A dolf Loos in der Architektur, Schönberg in der Musik […] Man begegnet auch der Vo rstellung, daß die intellektuelle 1S ir Ernst HansJ osef Gombrich, We nn's euch Ernst ist, was zu sagen-W andlungen in der Kunstbetrachtung,i n: Martina Sitt (Hg.

FREUDO-MARXISM AND INDIVIDUAL PSYCHOLOGY

by Georg Vasold and Rob McFarland

The Red Vienna Sourcebook, 2020

s igmund freud wAs more thAn just a researcher and scientist in Vienna. By the 1920s Freud had be... more s igmund freud wAs more thAn just a researcher and scientist in Vienna. By the 1920s Freud had become a landmark in the Viennese cultural landscape, a celebrity who attracted visitors from beyond Austria's borders. Not only the bourgeois press claimed Freud as an icon. The Social Democratic Arbeiter-Zeitung published Eduard Hitschmann's congratulatory overview of the work of Freud on the occasion of his seventieth birthday. 1 After detailing the trajectory of Freud's life work, Hitschmann categorizes Vienna's famous doctor as a "revolutionary" dedicated to a cultural ideal of life guided by science. Sadly, Hitschmann explains, many of Freud's most important treatments are unavailable to broad swaths of the common people. But he then includes a quote by Freud that portrays the famous psychologist as a defender of the poor and as a proponent of psychological care for the masses:

The Red Vienna Sourcebook, 2020

o f All the soCioPolitiCAl meAsures undertaken in Red Vienna, possibly the most ambitious was the... more o f All the soCioPolitiCAl meAsures undertaken in Red Vienna, possibly the most ambitious was the city's architectural transformation. It was surely the most visible. Within the short span of just over a decade, almost sixty-four thousand apartments in nearly four hundred municipal housing complexes, about two thousand business premises, over five thousand lots for settler homes, as well as a large number of community buildings-kindergartens, schools, public baths, sport facilities, health clinics, libraries, artist studios, and so on-were designed, built, and opened for public use. In response to the dramatic housing shortage that had existed in Vienna for decades, the Vienna Municipal Council launched a building offensive in 1919. It was initially rather modest in scale, but in 1923 a long-term comprehensive building program was implemented to generate modern and inexpensive housing. This impressive project was accompanied by broad media coverage in newspaper articles, illustrated commemorative publications, brochures, and annual statistical reports, in which the city government regularly informed its citizens about the rapid progress of the highly ambitious undertaking-a large-scale planning project that was to have a profound impact on the appearance of Vienna. Nonetheless, what appears in retrospect to have been an unprecedented success story of modern residential construction was at the outset marked by differing political, ideological, and not least architectural viewpoints. Although city officials agreed that effective measures were needed to relieve the unsound living conditions in the city, there were widely divergent opinions on how best to implement this plan. In particular, the Christian Social Party, whose ranks included many building owners, was put off by taxes being specially introduced to finance the project, above all the tax earmarked for housing construction, as well as by the strict tenant protection laws that had been in force since the war. Moreover, they considered the construction of municipal tenant housing an attack on the principle of private property and envisioned collective buildings, as supported by the city, to be heralding a revolutionary and ultimately Bolshevist lifestyle. There was also disagreement among the nearly two hundred architects who had been commissioned by the city administration for the project. Their ideas about what constituted a modern residence differed substantially. On one side were the supporters of the settler movement, who were pushing for the construction of row houses on the outskirts of the city. One of their arguments had to do with food and economics: preference should be given to homes in the countryside, since it would be possible to grow fruit and vegetables in one's own garden if foodstuff provision became unpredictable-in hungry postwar Vienna quite a valid consideration. On the other side were architects

The Red Vienna Sourcebook, 2020

Das Erlebnis des Sehens. Zum Begriff der Haptik im Wiener Fin de Siècle

Texture Matters: Der Tastsinn in den Medien [Maske und Kothurn 62 (2016) Heft 2-3, 2016

»Das Erlebnis des Sehens«. Zum Begriff der Haptik im Wiener Fin de Siècle I. Die Krise der Kunstw... more »Das Erlebnis des Sehens«. Zum Begriff der Haptik im Wiener Fin de Siècle I. Die Krise der Kunstwissenschaft und die Suche nach neuen Begriffen Die deutschsprachigen Kunsthistoriker befanden sich im ausgehenden 19. Jahrhundert in einem Zustand tiefer Verunsicherung. Jahrzehntelang hatten sie auf die Bedeutung ihres jungen, erst um 1850 institutionell verankerten Faches hingewiesen und ihr Tun als notwendige Ergänzung zu anerkannten Disziplinen wie der Archäologie oder der Geschichtsschreibung gepriesen. Der Dürer-Monograph Moriz Thausing etwa unterstrich 1873 die umfassende Relevanz seines Faches, betonte dessen wissenschaftlichen Anspruch und platzierte es sogar im Zentrum der Universitas Litterarum. 1 Carl Schnaase wiederum erklärte 1866 lapidar, das Studium der Kunst sei allein schon deshalb unerlässlich, weil sie nichts weniger als den Kern der gesamten Menschheitsgeschichte bilde. 2 Dieses erstaunliche Selbstbewusstsein gründete zu einem erheblichen Teil auf dem Umstand, dass die Kunstgeschichte neben der wissenschaftlichen auch eine eminent politische Funktion erfüllte. Die Kunstforscher der ersten Stunde sahen sich mehrheitlich als treue Staatsdiener und wurden demgemäß nicht müde, ihren

„Sanierung von Gesellschaft und Stadt“. Die Siedlung Siemensstraße und Hans Strotzkas Studie zum gesunden Wohnen im Wien der Nachkriegszeit

Birgit Nemec et al. (Hg.), Medizin in Wien nach 1945 (Wien/Göttingen 2022)

Anlässlichd es 23. Internationalen Städtebaukongresses (1956)w urde eine empirische Studie in Auf... more Anlässlichd es 23. Internationalen Städtebaukongresses (1956)w urde eine empirische Studie in Auftrag gegeben, die das Ziel verfolgte, die Wohnqualitätvon Wiener Siedlungen zu erforschen. Diese vonvier jungen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen durchgeführte Studie stellte einen hochinnovativen Beitrag zur Stadtsoziologied ar, der insofern Beachtung verdient, als darin u. a. die Interdependenzv on Wohnraum und Gesundheit untersuchtwurde. Der vorliegendeArtikel erinnert an diese weitgehend vergessene Studie und skizziert am Beispiel der in den 1950er Jahren errichteten Siedlung Siemensstraße die großen Anstrengungen, die in den "Reparaturjahren" (Ingeborg Bachmann) unternommen wurden, um aus dem vielfach als krank beschriebenen Wien wieder eine gesunde und lebensfrohe Stadt zu machen. On the occasion of the 23rd InternationalCongressfor Housing and To wn Planning (1956), an empirical studywas commissioned with the aim of investigating the residential quality of Viennese housingestates.This study, conducted by four youngscholars from different disciplines, represented ahighly innovativecontribution to urban sociologythat deserves attention insofar as it also examinedt he interdependence of housing and health. This article recalls this largely forgotten study and, usingt he example of the Siemensstraße housing estate built in the 1950s, outlines the great efforts made during the "repair years" (Ingeborg Bachmann) to turn Vienna, which had been often described as sick, into a healthyand vibrant city again.

Die Künste der Nachkriegszeit

Die Künste der Nachkriegszeit, 2013

Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen ... more Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen Worten begrüßte Arnulf Rainer am Abend des 21. März 1951 die Besucher der ersten-und einzigen-Ausstellung der neu gegründeten Hundsgruppe. Der mehrfach überlieferte Vorfall war zweifelsohne als Provokation gedacht, entbehrte aber nicht einer gewissen Komik. Wolfgang Hutter erinnert sich : "Bei der ersten Präsentation der Hundsgruppe sprang Rainer vor den spärlichen Besuchern der Veranstaltung-zumeist Freunden und Eingeweihten-hinter einem Paravent hervor und schrie : Ich spucke auf Euer Hemd ! Das versuchte er auch. Aber wenn man schreit, fällt das gleichzeitige Spucken schwer. Trotzdem, Wien war schockiert."2 Dieser Vorfall mag im Rückblick als Bekenntnis zu einem gängigen Topos der Moderne erscheinen, nämlich als Bekenntnis zum Bürgerärgern, zur Provokation, zum Schock. Es handelte sich dabei freilich um ein Verhalten, das 1951 durchaus nicht mehr neu war und selbst in Österreich bekannte Vorläufer hatte-man denke an die regelmäßig von Tumulten begleiteten Aufführungen der Dramen des jungen Oskar Kokoschka.3 Dennoch muss die Frage gestellt werden, was der Anlass für Rainers Aktionismus war. Gegen wen oder was richtete sich seine Wut ? Wolfgang Kudrnofsky, Schriftsteller, Fotograf und selbst Gründungsmitglied der Hundsgruppe, berichtet über den Abend etwas ausführlicher : Plötzlich schoss über jener Wand, die in der Ecke des Raumes stand, ein Kopf hervor […] In seinen Händen hielt Rainer einen Hammer und eine Säge. Mit diesen Geräten fuchtelte er nun vor den Augen eines ratlosen Publikums herum. Sein Gesicht war rot vor Erregung und Lampenfieber. Dann machte er den Mund auf und schrie laut : Und das will ich noch

Optique ou haptique : le rythme dans les études sur l’art au début du 20 siècle

Intermédialités: Histoire et théorie des arts, des lettres et des techniques, 2010

Cet article traite du « rythme », une notion abondamment discutée lors de l’émergence d’une litté... more Cet article traite du « rythme », une notion abondamment discutée lors de l’émergence d’une littérature académique en histoire de l’art. Malgré l’utilisation qu’en faisaient déjà Karl Schnaase et Franz Kugler, ce n’est qu’après 1900 que le terme deviendra un principe de base sous l’influence d’August Schmarsow, à Leipzig, et d’Alois Riegl, à Vienne. Ces derniers reconnaissaient l’importance et le potentiel d’une telle notion, malgré leurs travaux divergents. Pour August Schmarsow, le rythme était le moyen de concevoir la relation de l’esthétique et de l’expérience physique : traverser une architecture, un mouvement rythmique donc, décrivait un mode de perception élémentaire. En revanche, pour Riegl, le rythme était une question de vision : en explorant l’esthétique de l’Antiquité tardive (qui anticipait, selon lui, le modernisme), il observait davantage le rythme dans les rapports dynamiques entre le blanc et le noir, une idée qui deviendra pertinente pour la théorie cinématographiq...

Riegl, Strzygowski and the development of art

Journal of Art Historiography, 2011

Originally published in Towards a Science of Art History: J. J. Tikkanen and Art Historical Schol... more Originally published in Towards a Science of Art History: J. J. Tikkanen and Art Historical Scholarship in Europe, Helsinki: Society of Art History, 2009.The lifelong rivalry between Alois Riegl and Josef Strzygowski, both prominent members of the Vienna School, not only had personal, but mainly methodological and ideological reasons. Born and raised up in the very eastern parts of the Hapsburg monarchy, both Riegl and Strzygowski were strongly interested in the status of art beyond the academic canon. Their research on widely ignored subjects like folk art, baroque, and late antiquity, clearly reflect the shared intention to enlarge the field of art history writing. In doing so, however, they came to complete different results. Whereas for Strzygowski art history must be seen as a permanent struggle between a dominant powerful art ("Machtkunst") and diverse suppressed artistic ideas, Riegl emphasized the concept of mixing cultures. For him art was always the result of dif...

Böse Bilder Entwurf einer Forschungsagenda zur österreichischen Kunst der Nachkriegszeit

Musik, Literatur und bildende Kunst in Österreich

Entwurf einer Forschungsagenda zur österreichischen Kunst der Nachkriegszeit Kein Zweifel, die 19... more Entwurf einer Forschungsagenda zur österreichischen Kunst der Nachkriegszeit Kein Zweifel, die 1950er-Jahre liegen im Augenblick sehr im Trend. Nach Jahrzehnten, in denen die Kultur der unmittelbaren Nachkriegszeit eher gering geschätzt wurde und man sich in Österreich vielerorts nur mit Verbitterung an die "dunklen Drimmel-Jahre"1 erinnerte, ist gegenwärtig eine deutliche Trendumkehr feststellbar. Das hat naheliegende, den Zeitläuften geschuldete Gründe : die heutige Geschichtsforschung wird mehrheitlich von Vertretern der "nachgeborenen" Generation getragen, was im Regelfall ein unverkrampftes und notwendig distanziertes Verhältnis zum Gegenstand garantiert. Historische Fragen, welche die Vertreter der Kriegsgeneration allzu häufig unbeantwortet ließen, drängen nun verstärkt an die Oberfläche, und endlich wagt man es, Ereignisse zu erforschen und Dinge beim Namen zu nennen, die den Vätern durchaus nicht nur zur Ehre gereichen. Daneben sind es aber auch wissenschaftsspezifische, d. h. methodologische und forschungstheoretische Gründe, die die 1950er-Jahre verstärkt in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Die überraschende Renaissance des Kulturbegriffs in den Geisteswissenschaften, der die Überzeugung zugrunde liegt, dass "Kultur eine entscheidende Rolle in der Struktur und Organisation der […] Gesellschaft spielt"2, führte zu grundlegend neuen Forschungsaufgaben. Fragen der Identitätskonstruktion, des Verhältnisses von einer dominanten Hoch-zu einer dissidenten Popularkultur, Überlegungen zur Rolle der Massenmedien bei der Ausprägung einer hegemonialen Ordnung, ein Neudenken des Zentrum-Peripherie-Paradigmas und, damit zusammenhängend, die alles entscheidende Frage nach der Macht in Zeiten globaler Migrationsbewegungen-all das bildet den Hintergrund für einen ebenso präzisen wie lebendigen Blick nicht allein auf das späte 20. Jahrhundert, sondern auch auf die Zeit nach 1945, als die Welt völlig neu geordnet und mit neuem Sinn gefüllt werden musste. Es ist aus diesem Grund nicht verwunderlich, dass die Erforschung der sogenannten Stunde Null durchaus nicht auf die deutschsprachigen

Entre histoire de l’art à Vienne et archéologie en Dalmatie, Alois Riegl et la question d’un nouveau rapport au patrimoine romain

Revue germanique internationale, 2012

Gerhard Marcks reist nach New York. Oder: "Der Negertrompeter"

Österr. Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 17 (2006), H. 4 ("Blackness, transnational"), Sep 15, 2020

Die zahllosen Publikationen zur Kultur der 1950er Jahre, die seit geraumer Zeit die Auslagen deut... more Die zahllosen Publikationen zur Kultur der 1950er Jahre, die seit geraumer Zeit die Auslagen deutscher und österreichischer Buchhandlungen füllen, belegen übereinstimmend, dass die Übernahme neuer Kulturformen aus den USA primär über jugendspezifische Kanäle erfolgte. Es war nicht die Kriegsgeneration, die den Weg zum American way of life fand, um sich ein neues kulturelles Vokabular anzueignen,

Kunstwissenschaft und Wahrnehmungsphysiologie im Wien des Fin de Siècle – dargestellt am Beispiel Ernst Wilhelm Brücke. Eine Projektskizze

Strukturen und Netzwerke, 2018

The Revaluation of Art History

Art/Histories in Transcultural Dynamics

Recent debates on the content and objectives of a global art history have been accompanied by an ... more Recent debates on the content and objectives of a global art history have been accompanied by an increasing number of questions about its historical foundations. Is the degree of attention that is now devoted to non-Western art really such a new phenomenon, or does it have its own history? Is it the case, as one often reads, that people only started looking at art from a global perspective after the profound economic and geopolitical changes of the late twentieth century, with the year 1989 generally being cited as the decisive caesura? Was it really the present generation of art critics and historians who first recognised the Eurocentric bias of their subject and started to clamour for its revision? And lastly, is there any truth in the notion that all prior art-historical research was confined to national historiographies and as a consequence never even tried to replace the national paradigm with the idea of an international art, a global art or a world art? No small amount of energy has been dedicated to answering this question of late, and though our historiographical knowledge remains fragmentary there can now be no doubt that the current concern with non-Western art is by no means new. On the contrary, it is quite easy to show that art historians have been looking beyond the borders of Europe and seeking to explain and understand what they found there ever since the formation of the discipline in the mid-nineteenth century. In the years around 1900 in particular there were many researchers who started to go beyond mere descriptions of the alterity of non-European artefacts and actually began to concern themselves with the multifarious relationships between European and non-European art, that is, with the mutual influences, dependencies and interactions between them, even if the resulting value system was often very rigid and generally tended to present European art as the apogee of global development. 1 In any case, from around 1890 to 1930 the topic was an extremely popular one among art historians, and it is a striking fact that most of the researchers who were interested in world art came from the German-speaking countries.

Kommentar zu Alois Riegl, "Spatrömisch oder Orientalisch" (1902)

Maske und Kothurn 58 (2012), H. 4

Bemerkungen zu Alois Riegls Artikel »Spätrömisch oder orientalisch?« »Spätrömisch oder orientalis... more Bemerkungen zu Alois Riegls Artikel »Spätrömisch oder orientalisch?« »Spätrömisch oder orientalisch?«, im April 1902 in der Beilage der renommierten Münchener Allgemeinen Zeitung erschienen, war Alois Riegls ausführliche Replik auf einen Artikel des damals in Graz wirkenden Kunsthistorikers Josef Strzygowski. 1 Unter dem Titel »Hellas in des Orients Umarmung« hatte sich Strzygowski in überaus polemischer Weise zu einem Thema geäußert, das um 1900 Gegenstand hitziger akademischer Debatten war. 2 Es ging um die Frage, wie die Kunst der Spätantike zu bewerten sei, das heißt ob sie in Abhängigkeit von der griechisch-römischen Tradition stand, aus der sie am Weg eines gleichsam natürlichen Entwicklungsprozesses hervorgegangen war; oder aber ob sie als eigenständige kulturelle Erscheinung verstanden werden müsse, die in ihrem Wesen »orientalisch« sei und mit Hellas oder Rom nichts zu tun habe. Diese Auseinandersetzung, in der nichts weniger als das kulturelle Verhältnis zwischen Europa und dem »Orient« verhandelt wurde, war nur eines von zahlreichen Scharmützeln, die sich die beiden Forscher über die Jahre hinweg lieferten und die allesamt von ihrer gegenseitigen fachlichen wie menschlichen Geringschätzung zeugen. »Spätrömisch oder orientalisch?« ist aber mehr als nur der Beleg für einen Streit unter Kollegen. Der Artikel verdient heute vor allem deshalb Beachtung, weil er neben einer Zusammenfassung von Riegls »Spätrömischer Kunstindustrie« (1901) auch eine konzise Einführung in dessen Denken bietet. Dabei lassen sich mehrere Aspekte unterscheiden, die vor allem Riegls Methodik, seinen Entwurf einer Ästhetik des Unklassischen, und insbesondere seine Intention zur Etablierung einer zeitgemäßen kunsthistorischen Wahrnehmungstheorie betreffen.

Le Monument viennois aux victimes

Le monument en débat Théories et pratiques de la monumentalisation en Allemagne et en Autriche après 1945, 2022

* Les recherches pour le présent article se sont achevées début 2015. Depuis, le discours sur la ... more * Les recherches pour le présent article se sont achevées début 2015. Depuis, le discours sur la question des monuments s'est sensiblement modifié en Autriche, comme on l'a vu de manière particulièrement nette il y a peu, notamment lors des vives discussions suscitées par la statue érigée en 1926 au centre de Vienne à la mémoire du maire antisémite Karl Lueger ou par le mur actuellement en construction dans le 9e arrondissement viennois, avec les noms des citoyens juifs d'Autriche victimes de la Shoah. En revanche, le « Monument viennois aux victimes », dans le cimetière central de Vienne, reste assez peu connu.

"Entweder-und-Oder". Zur bildenden Kunst abseits der Zentren

Die Künste der Nachkriegszeit. Musik, Literatur und bildende Kunst in Österreich, 2013

Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen ... more Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen Worten begrüßte Arnulf Rainer am Abend des 21. März 1951 die Besucher der ersten-und einzigen-Ausstellung der neu gegründeten Hundsgruppe. Der mehrfach überlieferte Vorfall war zweifelsohne als Provokation gedacht, entbehrte aber nicht einer gewissen Komik. Wolfgang Hutter erinnert sich : "Bei der ersten Präsentation der Hundsgruppe sprang Rainer vor den spärlichen Besuchern der Veranstaltung-zumeist Freunden und Eingeweihten-hinter einem Paravent hervor und schrie : Ich spucke auf Euer Hemd ! Das versuchte er auch. Aber wenn man schreit, fällt das gleichzeitige Spucken schwer. Trotzdem, Wien war schockiert."2 Dieser Vorfall mag im Rückblick als Bekenntnis zu einem gängigen Topos der Moderne erscheinen, nämlich als Bekenntnis zum Bürgerärgern, zur Provokation, zum Schock. Es handelte sich dabei freilich um ein Verhalten, das 1951 durchaus nicht mehr neu war und selbst in Österreich bekannte Vorläufer hatte-man denke an die regelmäßig von Tumulten begleiteten Aufführungen der Dramen des jungen Oskar Kokoschka.3 Dennoch muss die Frage gestellt werden, was der Anlass für Rainers Aktionismus war. Gegen wen oder was richtete sich seine Wut ? Wolfgang Kudrnofsky, Schriftsteller, Fotograf und selbst Gründungsmitglied der Hundsgruppe, berichtet über den Abend etwas ausführlicher : Plötzlich schoss über jener Wand, die in der Ecke des Raumes stand, ein Kopf hervor […] In seinen Händen hielt Rainer einen Hammer und eine Säge. Mit diesen Geräten fuchtelte er nun vor den Augen eines ratlosen Publikums herum. Sein Gesicht war rot vor Erregung und Lampenfieber. Dann machte er den Mund auf und schrie laut : Und das will ich noch

GERHARD MARCKS VISITS NEW YORK, OR "THE NEGRO TRUMPETER"

Imagining Blackness in Germany and Austria, 2012

In his book Go West! Eine Biographie der 50er Jahre, literature and film critic Hellmuth Karasek ... more In his book Go West! Eine Biographie der 50er Jahre, literature and film critic Hellmuth Karasek describes the time when America entered his life. 1 It was Germany in 1945, and the country lay in ruins. From his inexpensive radio (made in Nazi Germany) came music by Wagner and Liszt, along with the Sunday news. After the meal with the family, Karasek's uncle, accompanied by his aunt at the piano, sang pieces by Kálmán and Lehár, and sometimes Lanner. We are told that "in the East, Sundays were not much different musically," except that there they played the song "I Love Tatiana Utterly" or the Red Army Chorus's "Hoi! Hoi!" 2 These were difficult times indeed, but help was on the way. American GIs came to Germany and made themselves at home in their occupation zone, bringing with them Camel cigarettes, hotdogs, and ginger ale. Most importantly, though, "they brought their music." This new music, Karasek writes, had made anti-fascists out of us. [.. .] With the introduction of American music, we started to see light at the end of the tunnel. [.. .] Swing, swing, swing, jazz, blues, syncopated rhythm, black music, improvised music, big-band music, Ella Fitzgerald, Frank Sinatra, Louis Armstrong, Benny Goodman. And, above all, Glenn Miller. Glenn Miller and In the Mood. Big-band music, boogie-woogie music, piano music, ragtime. Art Tatum. Saint Louis Blues. Erroll Garner. [.. .] We saw how the Americans moved. Not in goosestep [.. .]. 3 The numerous publications on 1950s culture that have filled German and Austrian bookstores in recent times unanimously confirm that the adoption of American forms of culture occurred primarily through youth-specific channels. Indeed, it was not the older War generation that adopted the "American way of life" and an American cultural vocabulary as a way of

Moriz Thausing: Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft (1873) Kommentar von Georg Vasold

Die Antrittsvorlesung: Wiener Universitätsreden der Philosophischen Fakultät, 2019

Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft (1873) Die Stellung der Kunstgeschichte als Wis... more Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft (1873) Die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft. Auseiner Antrittsvorlesung an der Wiener UniversitätimOctober 1873. Die Anerkennung der neuerenKunstgeschichte als wissenschaftliche Disciplin, ihre Berechtigung,neben den anderen historischen FächernPlatzzunehmen, ist noch jungen Datums und die Meinungen überihre Bedeutung sind noch sehr getheilt. Es bestehen in dieser Hinsichtz um Theile gar wunderlicheV orstellungen, auch in Kreisen, denen man einen gewählteren Standpunkti nd ieser Frage wohl zumuthen könnte. Es dürfte daher zunächst nichtu nzweckmässig erscheinen, überU mfang,M ethode und Probleme der kunstgeschichtlichen Forschung einige Rechenschaftz ug eben. Undz war gelangen wirm eines Erachtens zu diesem Ziele am besten aufe inem indirectenW ege, indem wir nämlich die Grenzen in's Auge fassen, welche die Kunstgeschichte vond en verwandten Wissenschaften, als da sind die classische Archäologie, die Aesthetik und die We ltgeschichte, scheiden oder sie mit denselben verbinden;und endlich jene wichtige Grenzscheide, welche die Kunstgeschichte vond er praktischen Kunstübung trennt, und welche nichts Anderes ist, als eine Streckejener tiefen Kluft, die allerwärtszwischen Theorie und Praxis verläuft. In innigster Ve rwandschaftstehtdie neuere Kunstgeschichte zunächst mit der classischen Archäologie;s ie ist sozusagen nurd eren jüngere Schwester,d em Gegenstandenach die Fortsetzung derselben. Mit ihr hat sie die zwiefache Natur der Quellen,die Artder Methode, die letzten Zielpunkte gemein. Durch die nahe Ve rwandtschaftdes Stoffes, durch das Uebergreifen der Formen-insbesondere der architektonischen-a us dem einen Zeitraume in den anderen sind beide Disciplinens ehr aufeinander hingewiesen; ja sie bilden eigentlich blos verschiedene Abschnitte einer und derselben Wissenschaftund werden blos darum auseinandergehalten, weil der Einzelne schwerlich den Anforderungen beider Gebiete ganz zu entsprechen vermag.D enn neben jenen gemeinsamen, mehr innerlichenE igenschaften stehen ebenso viele äusserliche Ve rschiedenheiten. Das Quellengebiet der Archäologie ist ein ganz anderes;bei der gemessenen oder

Am Urgrund der Kunst. Rhythmus und Kunstwissenschaft, ca. 1921

Zeitschrift für Kulturphilosophie, 2013

Kunstgeschichte in tristen Jahren. Ernst H.Gombrichs wissenschaftliche Anfänge im Wien der Zwischenkriegszeit

Sybille Moser-Ernst (ed.), Art and the Mind - Ernst Gombrich, 2018

machte nie ein Geheimnis daraus, dass er entscheidende Anregungen fürsein Denken ausdem intellekt... more machte nie ein Geheimnis daraus, dass er entscheidende Anregungen fürsein Denken ausdem intellektuellen Milieu seiner Geburtsstadt Wien bezogen hat.I nd en zahlreichen autobiographischenS kizzen und Interviews, in denen er aufseine Jugend zu sprechen kam, betonteerwiederholt das anregende geistige Klima, das im Wien der 1920er und frühen 1930er Jahre herrschte-einer Zeit, in der es, wieGombrich süffisantanmerkte, "etwas [gab], was man Bildung genannth at" 1 .V on Heimweh, We hmut oder einem verklärenden Blick aufdie ehemalige Kapitale des Habsburgerreiches, die nach 1918 zwar ihree instige politische Bedeutung,n ichta beri hrew issenschaftliche Innovationskraftv erloren hat, ist beiG ombrich jedoch wenig zu finden. Seine Erinnerungen fielen stets eher prosaisch ausu nd waren jedenfallsf rei von Nostalgie. Deutlichs tellte er all jenen, die im Wiener Fin de Sicle einen treibenden Motor der europäischen Moderne erkennen wollten-allen voran seien hier die Stimmen vonCarl Schorske, Allan Janik, Stephen To ulmin und Claudio Magris genannt-eine andere, sehr persönliche Sichtweise entgegen, eine, die auf Augenzeugenschaftgründete und die sich gegen Mythen und geschönteBilder richtete. "Ich bin vorallem Historiker, und als solcher habeich stetsdie Klischees vonEpochen und Nationen bekämpft. Ichweiß wohl, daß Wien ein Opfer dieser Artvon Klischeevorstellungengeworden ist, die ich ablehne-tatsächlich haben wiresimFalle vonWien mit zwei oder drei widersprüchlichen Klischees zu tun. Einerseits mit dem Wien der Operette, des Walzers und des Heurigen […] Das andere Klischee ist das vomi ntellektuellen Wien, wo so viele der modernen Strömungen entstandensind, mit Freud in der Psychologie, Wittgenstein in der Philosophie,A dolf Loos in der Architektur, Schönberg in der Musik […] Man begegnet auch der Vo rstellung, daß die intellektuelle 1S ir Ernst HansJ osef Gombrich, We nn's euch Ernst ist, was zu sagen-W andlungen in der Kunstbetrachtung,i n: Martina Sitt (Hg.

FREUDO-MARXISM AND INDIVIDUAL PSYCHOLOGY

by Georg Vasold and Rob McFarland

The Red Vienna Sourcebook, 2020

s igmund freud wAs more thAn just a researcher and scientist in Vienna. By the 1920s Freud had be... more s igmund freud wAs more thAn just a researcher and scientist in Vienna. By the 1920s Freud had become a landmark in the Viennese cultural landscape, a celebrity who attracted visitors from beyond Austria's borders. Not only the bourgeois press claimed Freud as an icon. The Social Democratic Arbeiter-Zeitung published Eduard Hitschmann's congratulatory overview of the work of Freud on the occasion of his seventieth birthday. 1 After detailing the trajectory of Freud's life work, Hitschmann categorizes Vienna's famous doctor as a "revolutionary" dedicated to a cultural ideal of life guided by science. Sadly, Hitschmann explains, many of Freud's most important treatments are unavailable to broad swaths of the common people. But he then includes a quote by Freud that portrays the famous psychologist as a defender of the poor and as a proponent of psychological care for the masses:

The Red Vienna Sourcebook, 2020

o f All the soCioPolitiCAl meAsures undertaken in Red Vienna, possibly the most ambitious was the... more o f All the soCioPolitiCAl meAsures undertaken in Red Vienna, possibly the most ambitious was the city's architectural transformation. It was surely the most visible. Within the short span of just over a decade, almost sixty-four thousand apartments in nearly four hundred municipal housing complexes, about two thousand business premises, over five thousand lots for settler homes, as well as a large number of community buildings-kindergartens, schools, public baths, sport facilities, health clinics, libraries, artist studios, and so on-were designed, built, and opened for public use. In response to the dramatic housing shortage that had existed in Vienna for decades, the Vienna Municipal Council launched a building offensive in 1919. It was initially rather modest in scale, but in 1923 a long-term comprehensive building program was implemented to generate modern and inexpensive housing. This impressive project was accompanied by broad media coverage in newspaper articles, illustrated commemorative publications, brochures, and annual statistical reports, in which the city government regularly informed its citizens about the rapid progress of the highly ambitious undertaking-a large-scale planning project that was to have a profound impact on the appearance of Vienna. Nonetheless, what appears in retrospect to have been an unprecedented success story of modern residential construction was at the outset marked by differing political, ideological, and not least architectural viewpoints. Although city officials agreed that effective measures were needed to relieve the unsound living conditions in the city, there were widely divergent opinions on how best to implement this plan. In particular, the Christian Social Party, whose ranks included many building owners, was put off by taxes being specially introduced to finance the project, above all the tax earmarked for housing construction, as well as by the strict tenant protection laws that had been in force since the war. Moreover, they considered the construction of municipal tenant housing an attack on the principle of private property and envisioned collective buildings, as supported by the city, to be heralding a revolutionary and ultimately Bolshevist lifestyle. There was also disagreement among the nearly two hundred architects who had been commissioned by the city administration for the project. Their ideas about what constituted a modern residence differed substantially. On one side were the supporters of the settler movement, who were pushing for the construction of row houses on the outskirts of the city. One of their arguments had to do with food and economics: preference should be given to homes in the countryside, since it would be possible to grow fruit and vegetables in one's own garden if foodstuff provision became unpredictable-in hungry postwar Vienna quite a valid consideration. On the other side were architects

The Red Vienna Sourcebook, 2020

Das Erlebnis des Sehens. Zum Begriff der Haptik im Wiener Fin de Siècle

Texture Matters: Der Tastsinn in den Medien [Maske und Kothurn 62 (2016) Heft 2-3, 2016

»Das Erlebnis des Sehens«. Zum Begriff der Haptik im Wiener Fin de Siècle I. Die Krise der Kunstw... more »Das Erlebnis des Sehens«. Zum Begriff der Haptik im Wiener Fin de Siècle I. Die Krise der Kunstwissenschaft und die Suche nach neuen Begriffen Die deutschsprachigen Kunsthistoriker befanden sich im ausgehenden 19. Jahrhundert in einem Zustand tiefer Verunsicherung. Jahrzehntelang hatten sie auf die Bedeutung ihres jungen, erst um 1850 institutionell verankerten Faches hingewiesen und ihr Tun als notwendige Ergänzung zu anerkannten Disziplinen wie der Archäologie oder der Geschichtsschreibung gepriesen. Der Dürer-Monograph Moriz Thausing etwa unterstrich 1873 die umfassende Relevanz seines Faches, betonte dessen wissenschaftlichen Anspruch und platzierte es sogar im Zentrum der Universitas Litterarum. 1 Carl Schnaase wiederum erklärte 1866 lapidar, das Studium der Kunst sei allein schon deshalb unerlässlich, weil sie nichts weniger als den Kern der gesamten Menschheitsgeschichte bilde. 2 Dieses erstaunliche Selbstbewusstsein gründete zu einem erheblichen Teil auf dem Umstand, dass die Kunstgeschichte neben der wissenschaftlichen auch eine eminent politische Funktion erfüllte. Die Kunstforscher der ersten Stunde sahen sich mehrheitlich als treue Staatsdiener und wurden demgemäß nicht müde, ihren

„Sanierung von Gesellschaft und Stadt“. Die Siedlung Siemensstraße und Hans Strotzkas Studie zum gesunden Wohnen im Wien der Nachkriegszeit

Birgit Nemec et al. (Hg.), Medizin in Wien nach 1945 (Wien/Göttingen 2022)

Anlässlichd es 23. Internationalen Städtebaukongresses (1956)w urde eine empirische Studie in Auf... more Anlässlichd es 23. Internationalen Städtebaukongresses (1956)w urde eine empirische Studie in Auftrag gegeben, die das Ziel verfolgte, die Wohnqualitätvon Wiener Siedlungen zu erforschen. Diese vonvier jungen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen durchgeführte Studie stellte einen hochinnovativen Beitrag zur Stadtsoziologied ar, der insofern Beachtung verdient, als darin u. a. die Interdependenzv on Wohnraum und Gesundheit untersuchtwurde. Der vorliegendeArtikel erinnert an diese weitgehend vergessene Studie und skizziert am Beispiel der in den 1950er Jahren errichteten Siedlung Siemensstraße die großen Anstrengungen, die in den "Reparaturjahren" (Ingeborg Bachmann) unternommen wurden, um aus dem vielfach als krank beschriebenen Wien wieder eine gesunde und lebensfrohe Stadt zu machen. On the occasion of the 23rd InternationalCongressfor Housing and To wn Planning (1956), an empirical studywas commissioned with the aim of investigating the residential quality of Viennese housingestates.This study, conducted by four youngscholars from different disciplines, represented ahighly innovativecontribution to urban sociologythat deserves attention insofar as it also examinedt he interdependence of housing and health. This article recalls this largely forgotten study and, usingt he example of the Siemensstraße housing estate built in the 1950s, outlines the great efforts made during the "repair years" (Ingeborg Bachmann) to turn Vienna, which had been often described as sick, into a healthyand vibrant city again.

Die Künste der Nachkriegszeit

Die Künste der Nachkriegszeit, 2013

Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen ... more Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen Worten begrüßte Arnulf Rainer am Abend des 21. März 1951 die Besucher der ersten-und einzigen-Ausstellung der neu gegründeten Hundsgruppe. Der mehrfach überlieferte Vorfall war zweifelsohne als Provokation gedacht, entbehrte aber nicht einer gewissen Komik. Wolfgang Hutter erinnert sich : "Bei der ersten Präsentation der Hundsgruppe sprang Rainer vor den spärlichen Besuchern der Veranstaltung-zumeist Freunden und Eingeweihten-hinter einem Paravent hervor und schrie : Ich spucke auf Euer Hemd ! Das versuchte er auch. Aber wenn man schreit, fällt das gleichzeitige Spucken schwer. Trotzdem, Wien war schockiert."2 Dieser Vorfall mag im Rückblick als Bekenntnis zu einem gängigen Topos der Moderne erscheinen, nämlich als Bekenntnis zum Bürgerärgern, zur Provokation, zum Schock. Es handelte sich dabei freilich um ein Verhalten, das 1951 durchaus nicht mehr neu war und selbst in Österreich bekannte Vorläufer hatte-man denke an die regelmäßig von Tumulten begleiteten Aufführungen der Dramen des jungen Oskar Kokoschka.3 Dennoch muss die Frage gestellt werden, was der Anlass für Rainers Aktionismus war. Gegen wen oder was richtete sich seine Wut ? Wolfgang Kudrnofsky, Schriftsteller, Fotograf und selbst Gründungsmitglied der Hundsgruppe, berichtet über den Abend etwas ausführlicher : Plötzlich schoss über jener Wand, die in der Ecke des Raumes stand, ein Kopf hervor […] In seinen Händen hielt Rainer einen Hammer und eine Säge. Mit diesen Geräten fuchtelte er nun vor den Augen eines ratlosen Publikums herum. Sein Gesicht war rot vor Erregung und Lampenfieber. Dann machte er den Mund auf und schrie laut : Und das will ich noch

Optique ou haptique : le rythme dans les études sur l’art au début du 20 siècle

Intermédialités: Histoire et théorie des arts, des lettres et des techniques, 2010

Cet article traite du « rythme », une notion abondamment discutée lors de l’émergence d’une litté... more Cet article traite du « rythme », une notion abondamment discutée lors de l’émergence d’une littérature académique en histoire de l’art. Malgré l’utilisation qu’en faisaient déjà Karl Schnaase et Franz Kugler, ce n’est qu’après 1900 que le terme deviendra un principe de base sous l’influence d’August Schmarsow, à Leipzig, et d’Alois Riegl, à Vienne. Ces derniers reconnaissaient l’importance et le potentiel d’une telle notion, malgré leurs travaux divergents. Pour August Schmarsow, le rythme était le moyen de concevoir la relation de l’esthétique et de l’expérience physique : traverser une architecture, un mouvement rythmique donc, décrivait un mode de perception élémentaire. En revanche, pour Riegl, le rythme était une question de vision : en explorant l’esthétique de l’Antiquité tardive (qui anticipait, selon lui, le modernisme), il observait davantage le rythme dans les rapports dynamiques entre le blanc et le noir, une idée qui deviendra pertinente pour la théorie cinématographiq...

Riegl, Strzygowski and the development of art

Journal of Art Historiography, 2011

Originally published in Towards a Science of Art History: J. J. Tikkanen and Art Historical Schol... more Originally published in Towards a Science of Art History: J. J. Tikkanen and Art Historical Scholarship in Europe, Helsinki: Society of Art History, 2009.The lifelong rivalry between Alois Riegl and Josef Strzygowski, both prominent members of the Vienna School, not only had personal, but mainly methodological and ideological reasons. Born and raised up in the very eastern parts of the Hapsburg monarchy, both Riegl and Strzygowski were strongly interested in the status of art beyond the academic canon. Their research on widely ignored subjects like folk art, baroque, and late antiquity, clearly reflect the shared intention to enlarge the field of art history writing. In doing so, however, they came to complete different results. Whereas for Strzygowski art history must be seen as a permanent struggle between a dominant powerful art ("Machtkunst") and diverse suppressed artistic ideas, Riegl emphasized the concept of mixing cultures. For him art was always the result of dif...

Böse Bilder Entwurf einer Forschungsagenda zur österreichischen Kunst der Nachkriegszeit

Musik, Literatur und bildende Kunst in Österreich

Entwurf einer Forschungsagenda zur österreichischen Kunst der Nachkriegszeit Kein Zweifel, die 19... more Entwurf einer Forschungsagenda zur österreichischen Kunst der Nachkriegszeit Kein Zweifel, die 1950er-Jahre liegen im Augenblick sehr im Trend. Nach Jahrzehnten, in denen die Kultur der unmittelbaren Nachkriegszeit eher gering geschätzt wurde und man sich in Österreich vielerorts nur mit Verbitterung an die "dunklen Drimmel-Jahre"1 erinnerte, ist gegenwärtig eine deutliche Trendumkehr feststellbar. Das hat naheliegende, den Zeitläuften geschuldete Gründe : die heutige Geschichtsforschung wird mehrheitlich von Vertretern der "nachgeborenen" Generation getragen, was im Regelfall ein unverkrampftes und notwendig distanziertes Verhältnis zum Gegenstand garantiert. Historische Fragen, welche die Vertreter der Kriegsgeneration allzu häufig unbeantwortet ließen, drängen nun verstärkt an die Oberfläche, und endlich wagt man es, Ereignisse zu erforschen und Dinge beim Namen zu nennen, die den Vätern durchaus nicht nur zur Ehre gereichen. Daneben sind es aber auch wissenschaftsspezifische, d. h. methodologische und forschungstheoretische Gründe, die die 1950er-Jahre verstärkt in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Die überraschende Renaissance des Kulturbegriffs in den Geisteswissenschaften, der die Überzeugung zugrunde liegt, dass "Kultur eine entscheidende Rolle in der Struktur und Organisation der […] Gesellschaft spielt"2, führte zu grundlegend neuen Forschungsaufgaben. Fragen der Identitätskonstruktion, des Verhältnisses von einer dominanten Hoch-zu einer dissidenten Popularkultur, Überlegungen zur Rolle der Massenmedien bei der Ausprägung einer hegemonialen Ordnung, ein Neudenken des Zentrum-Peripherie-Paradigmas und, damit zusammenhängend, die alles entscheidende Frage nach der Macht in Zeiten globaler Migrationsbewegungen-all das bildet den Hintergrund für einen ebenso präzisen wie lebendigen Blick nicht allein auf das späte 20. Jahrhundert, sondern auch auf die Zeit nach 1945, als die Welt völlig neu geordnet und mit neuem Sinn gefüllt werden musste. Es ist aus diesem Grund nicht verwunderlich, dass die Erforschung der sogenannten Stunde Null durchaus nicht auf die deutschsprachigen

Entre histoire de l’art à Vienne et archéologie en Dalmatie, Alois Riegl et la question d’un nouveau rapport au patrimoine romain

Revue germanique internationale, 2012

Gerhard Marcks reist nach New York. Oder: "Der Negertrompeter"

Österr. Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 17 (2006), H. 4 ("Blackness, transnational"), Sep 15, 2020

Die zahllosen Publikationen zur Kultur der 1950er Jahre, die seit geraumer Zeit die Auslagen deut... more Die zahllosen Publikationen zur Kultur der 1950er Jahre, die seit geraumer Zeit die Auslagen deutscher und österreichischer Buchhandlungen füllen, belegen übereinstimmend, dass die Übernahme neuer Kulturformen aus den USA primär über jugendspezifische Kanäle erfolgte. Es war nicht die Kriegsgeneration, die den Weg zum American way of life fand, um sich ein neues kulturelles Vokabular anzueignen,

Kunstwissenschaft und Wahrnehmungsphysiologie im Wien des Fin de Siècle – dargestellt am Beispiel Ernst Wilhelm Brücke. Eine Projektskizze

Strukturen und Netzwerke, 2018

The Revaluation of Art History

Art/Histories in Transcultural Dynamics

Recent debates on the content and objectives of a global art history have been accompanied by an ... more Recent debates on the content and objectives of a global art history have been accompanied by an increasing number of questions about its historical foundations. Is the degree of attention that is now devoted to non-Western art really such a new phenomenon, or does it have its own history? Is it the case, as one often reads, that people only started looking at art from a global perspective after the profound economic and geopolitical changes of the late twentieth century, with the year 1989 generally being cited as the decisive caesura? Was it really the present generation of art critics and historians who first recognised the Eurocentric bias of their subject and started to clamour for its revision? And lastly, is there any truth in the notion that all prior art-historical research was confined to national historiographies and as a consequence never even tried to replace the national paradigm with the idea of an international art, a global art or a world art? No small amount of energy has been dedicated to answering this question of late, and though our historiographical knowledge remains fragmentary there can now be no doubt that the current concern with non-Western art is by no means new. On the contrary, it is quite easy to show that art historians have been looking beyond the borders of Europe and seeking to explain and understand what they found there ever since the formation of the discipline in the mid-nineteenth century. In the years around 1900 in particular there were many researchers who started to go beyond mere descriptions of the alterity of non-European artefacts and actually began to concern themselves with the multifarious relationships between European and non-European art, that is, with the mutual influences, dependencies and interactions between them, even if the resulting value system was often very rigid and generally tended to present European art as the apogee of global development. 1 In any case, from around 1890 to 1930 the topic was an extremely popular one among art historians, and it is a striking fact that most of the researchers who were interested in world art came from the German-speaking countries.