Papers by Martin Loiperdinger

KINtop, May 21, 2021
Hin zu einer visuellen Kultur Gegenposition zu der Vielzahl der Apologeten des Wortes beziehen vo... more Hin zu einer visuellen Kultur Gegenposition zu der Vielzahl der Apologeten des Wortes beziehen vor allem Egon Friedell und Hanns Heinz Ewers. Möglicherweise als »Nachhall jener Sprachkrise, die zumal österreichische Autoren (wie Hugo von Hofmannsthal oder Robert Musil) kurz nach der Jahrhundertwende beschrieben haben«,i0 formuliert der Österreicher Friedell:J' Aber ich glaube, wir werden heutzutage nicht mehr so geneigt sein, dem Wort eine so absolute Hegemonie einzuräumen. Man darf vielleicht eher sagen, daß Worte für uns heutzutage schon etwas überdeutliches und dabei merkwürdig Undifferenziertes haben. Das Wort verliert allmählich ein wenig an Kredit.[ ... ] Der menschliche Blick, die menschliche Gebärde, die ganze Körperhaltung eines Menschen vermag heutzutage bisweilen schon mehr zu sagen als die menschliche Sprache. Man darf Schweigen nicht mit Stummheit verwechseln.12 wird noch heute leidenschaftlich gestritten, das Zweite sollte nur zu bald in Werken des literarischen Expressionismus Bestätigung finden. Von der schriftstellerischen Praxis her sieht Hanns Heinz Ewers schon 1913 keinen Unterschied mehr zwischen Literatur und Kino: »Heute weiß ich ganz gewiß, daß es genau so schwer ist, und genau solcher Kunst bedarf, ein gutes Filmmanuskript zu schreiben, wie ein Gedicht, einen Roman, ein Drama.« 102 Meint Walther Eckart, das Kino gebe dem Dichter ungeahnte Möglichkeiten der Phantasieentfaltung und Lebensschilderung, 10 } so empfindet Julius Hart dies als »Selbstdegradation der Dichter« und beschimpft den prominenten Autor des Films DAS FREMDE MÄDCHEN: »Hofmannsthal, der große Wortund Sprachkünstler, radikalster Bekenner der formalistischen Ästhetik, wonach in der Dichtung alles das Wort ist, läßt jedes fahren, was ihn uns wert und bedeutend machte, und leistet als Textverfasser stummer Pantomimen eine geistig und künstlerisch völlig untergeordnete Tätigkeit«. 10 4 Anmerkungen
Inhalt 2.5 ›Viel Geld zu verdienen‹. Ein internationales Angebot von Kinematographen und ›Films‹
Märtyrerlegenden im NS-Film, 1991
Importing Asta Nielsen Database ist der Etablierung des ersten internationalen Stars des Langspie... more Importing Asta Nielsen Database ist der Etablierung des ersten internationalen Stars des Langspielfilms in den Kinosaisons 1910 bis 1914 gewidmet, die masgeblich fur das Verstandnis der Entstehung des Starsystems sind. Der Beitrag beschreibt innovative datenbankgestutzte Methoden, die fur vergleichende Untersuchungen in der Kinogeschichtsschreibung geeignet sind. Datenerhebungen von Werbeanzeigen fur Filme mit Asta Nielsen in internationalen Branchenzeitschriften und lokalen Tageszeitungen kompensieren den Totalverlust von historischen Firmenarchiven und erlauben mediengeschichtliche Analysen zur allgegenwartigen ‚glokalen‘ Prasenz des Filmstars Asta Nielsen auf Kinoleinwanden in aller Welt.
Der Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl, 1987
Aus dem kulturtheoretischen Blickwinkel des Exils scheinen die Selbstdarstellungsszenarien des Na... more Aus dem kulturtheoretischen Blickwinkel des Exils scheinen die Selbstdarstellungsszenarien des Nationalsozialismus und ihre Wiedergabe durch „Triumph des Willens“ unmittelbar anschaulich den Inbegriff faschistischer Herrschaft zu reprasentieren. Der Ausdruck, den sich der Faschismus verleiht, wird vorschnell mit Faschismus selbst verwechselt. Das hat zur Folge, das die Bedeutung nationalsozialistischer Propaganda erheblich uberschatzt wird.
Der Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl, 1987
Die faschistische Massenbewegung in Deutschland erringt ihren durchschlagenden Erfolg, der ohne d... more Die faschistische Massenbewegung in Deutschland erringt ihren durchschlagenden Erfolg, der ohne die Unterstutzung relevanter Teile der Arbeiterschaft nicht moglich war, mitten in einer Weltwirtschaftskrise, die in ihrem Ausmas alle vorangegangenen Depressionen ubertrifft. Ausgerechnet in einer — gemas dem deterministischen Geschichtsbild, das das gesellschaftliche Sein das Bewustsein bestimme — „revolutionaren“ Situation erleidet die Arbeiterbewegung in Deutschland eine vernichtende Niederlage. Die verbreitete Auffassung vom Wachstum des revolutionaren Klassenbewustseins in der kapitalistischen Krise und deren mehr oder weniger zwangslaufigem Einmunden in eine proletarische Revolution ist nachhaltig erschuttert.
Der Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl, 1987
Der Gegenstandsbereich der vorgestellten Analyse von Riefenstahls Parteitagsfilm wird traditionel... more Der Gegenstandsbereich der vorgestellten Analyse von Riefenstahls Parteitagsfilm wird traditionell unter den Begriff Propaganda subsumiert. Dies gilt fur das Medium Film im Dritten Reich ganz allgemein, fur „Triumph des Willens“ im Besonderen. Dies gilt aber auch fur die Aufhahmewirklichkeit des NSDAP-Parteitags: Neben dem Rundfunk firmiert die Massenveranstaltung gewohnlich als Paradebeispiel nationalsozialistischer Propaganda, vor allem wenn sie — wie auf den Nurnberger Parteitagen — Fuhrerrede und Weihezeremoniell miteinschliest.

KINtop, May 21, 2021
den zwei Linien mehrstöckiger Häuser dahinjagt wie der Terek-Fluß bei Dariali-und trotzdem ist es... more den zwei Linien mehrstöckiger Häuser dahinjagt wie der Terek-Fluß bei Dariali-und trotzdem ist es so klein, grau, eintönig UIJ.d unbeschreiblich seltsam. Plötzlich verschwindet es. Vor den Augen befindet sich einfach ein Stück weißer Leinwand in einem breiten schwarzen Rahmen und es scheint, als ob nie etwas auf ihm gewesen sei. Irgendjemand hat in Ihrer Einbildung das hervorgerufen, was die Augen zu sehen glaubten-mehr nicht. Irgendwie überkommt einen das Grauen. Doch da erscheint ein neues Bild. Ein Gärtner gießt Blumen. Der Wasserstrahl, der aus dem Schlauch dringt, fällt auf die Zweige der Bäume, auf die Beete, das Gras. Die Blütenkelche und die Blätter vibrieren unter den Wasserspritzern. Im Garten erscheint ein zerlumpter Junge mit verschmitztem Gesichtsausdruck und stellt sich hinter dem Rücken des Gärtners auf den Schlauch. Der Wasserstrahl wird immer dünner und schwächer. Der Gärtner ist verdutzt, der Junge hält mit Mühe sein Lachen zurück-man sieht seine aufgeblasenen Wangen. Genau in dem Moment, als der Gärtner die Düse des Schlauches vor seine Nase hält, um nachzuschauen, ob sie etwa verstopft ist, nimmt der Junge den Fuß vom Schlauch! Der Wasserstrahl schlägt dem Gärtner ins Gesicht, es kommt einem so vor, als ob man selbst was abbekommt, und man weicht unwillkürlich zurück... Auf der Leinwand verfolgt der nasse Gärtner den Lausebengel, sie laufen ins Weite, werden kleiner, bis sie sich schließlich ganz am Rand des Bildes zu prügeln beginnen, jederzeit bereit, aus dem Bild auf den Boden zu fallen. Der Junge ist gefaßt, der Gärtner zerrt ihn am Ohr und schlägt dahin, wo der Rücken aufhört ... Sie verschwinden, und man ist erstaunt über diese lebendige Szene voll Bewegung, die sich in absolutem Schweigen vollzieht. Auf der Leinwand erscheint ein neues Bild: Drei gutsituierte Herren spielen Whist. Es spielt ein kahlgeschorener Herr, der Physiognomie nach ein wichtiger Beamter, der, wenn er lacht, wohl einen dicken Baß ertönen läßt. Neben ihm greift ein nervöser, hagerer Mitspieler erregt nach den Karten auf dem Tisch, Habgier spiegelt sich auf seinem grauen Gesicht. Der dritte gießt das Bier in die Gläser. Der Kellner, der das Bier gebracht und auf den Tisch gestellt hat, tritt hinter den nervösen Spieler und schaut ihm neugierig in die Karten. Die Spieler stecken sich die Karten zurecht und... brechen in das lautlose Gelächter von Schatten aus. Alle lachen, auch der Kellner, der sich die Seite hält und sich am Tisch dieser soliden Bürger recht ungebührlich aufführt. Wie phantastisch ist dieses lautlose Lachen, ein Lachen allein von grauen Muskeln auf grauen, vor Erregung zuckenden Gesichtern. Von ihm geht etwas Kaltes aus, das dem lebendigen Leben so gar nicht gleichen will. Wie Schatten lachend, verschwinden sie wie Schatten ... Aus der Feme fährt ein Eilzug auf Sie zu-Vorsicht! Er schießt auf Sie zu, als wäre er aus einer gigantischen Kanone abgefeuert. Er rast direkt auf Sie zu, droht, Sie zu zermalmen. Der Stationsvorsteher läuft eilends neben ihm her.
arade-*~ * Theater ..-J(ur J{eustrasse 3.. ,. n hr Jroa-unO fahrstrassr. Blm1-~lel~III t 1t ~~-!I... more arade-*~ * Theater ..-J(ur J{eustrasse 3.. ,. n hr Jroa-unO fahrstrassr. Blm1-~lel~III t 1t ~~-!IUR!lmli• Dunmlil. 21. D~L ?llu~ llOdj 2 ~RßC! Immer II dir Splt1111l '"' .... 1l Jlctnc 1Dlck>nlolun61nl Aa Umlug a. Relchhal• .,~,.,i~ 9lu,91ucl,Um l. 9lanQ•I.

Diese Online-Publikation macht das gleichnamige, 2005 im Reclam Verlag erschienene Forschungswerk... more Diese Online-Publikation macht das gleichnamige, 2005 im Reclam Verlag erschienene Forschungswerk zur frühen deutschen Dokumentarfilmgeschichte in unveränderter Fassung im Internet zugänglich. Die dreibändige Buchveröffentlichung war das Ergebnis eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von 1999 bis 2003 unterstützten Projektes, das PD Dr. Peter Zimmermann (Haus des Dokumentarfilms, Stuttgart), Prof. Dr. Klaus Kreimeier (Universität Siegen) und Prof. Dr. Martin Loiperdinger (Universität Trier) geleitet hatten. Ziel der vom "Haus des Dokumentarfilms – Europäisches Medienforum" angeregten Forschung war es, Genese und Geschichte des deutschen nicht-fiktionalen Films in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erstmals umfassend darzustellen. Rund 40 Filmwissenschaftlerinnen und Filmwissenschaftler trugen dazu ihr Wissen bei; die Gesamtleitung lag bei Peter Zimmermann.
Der Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl, 1987
Bevor Riefenstahls Kameramanner in Nurnberg auch nur eine einzige Filmrolle gekurbelt haben, prok... more Bevor Riefenstahls Kameramanner in Nurnberg auch nur eine einzige Filmrolle gekurbelt haben, proklamiert der Volkische Beobachter, das der Parteitagsfilm „das Fanal und das Dokument der einmutigen Gefolgschaft zum Fuhrer“ sein wird (VB, Reichsparteitag-Sondernummer).
Ein Kurzfilm wirkte besonders nachhaltig, ja er erzeugte Furcht, Schrecken, sogar Panik. [ ... ] ... more Ein Kurzfilm wirkte besonders nachhaltig, ja er erzeugte Furcht, Schrecken, sogar Panik. [ ... ] Es war der Film L'ARRIVEE o'uN TRAIN EN GARE DE LA CIOTAT (DIE ANKUNFI' EINES EISENBAHNZUGES IM BAHNHOF VON LA C!OTAT). [ ... ) Obwohl der Film-Zug in flimmerndem Schwarzweiß (also nicht in den Naturfarben und Naturdimensionen) auf die Zuschauermengen losraste und obwohl das einzige Geräusch, das ihn begleitete, das monotone Klappern der Projektionszahnräder in der Filmperforierung war, fühlten die Zuschauer sich von dem Zug körperlich bedroht und reagierten panisch. 2 Die Deutsche Bahn ließ sich diesen Gag für ihre in den Zügen ausliegende Kundenzeitschrift nicht entgehen und wußte die panische Reaktion plastisch
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