Papers by Julian Kuppe
nd (Neues Deutschland), 2024
Der Ökomarxist Andreas Malm erklärt in einem neuen Pamphlet, warum sich an Palästina angeblich da... more Der Ökomarxist Andreas Malm erklärt in einem neuen Pamphlet, warum sich an Palästina angeblich das Schicksal des ganzen Planeten entscheidet.

Arbeit in der kritischen Theorie. Zur Rekonstruktion eines Begriffs, 2024
In der Arbeit Schmidts zeigt sich also eine Reihe von begrifflichen Mängeln, die aufeinander bezo... more In der Arbeit Schmidts zeigt sich also eine Reihe von begrifflichen Mängeln, die aufeinander bezogen sind. Es mangelt an einer begrifflichen Bestimmung der Natur, und in Verbindung damit fehlt auch die begriffliche Bestimmung von Vermittlung. Daraus resultiert der Mangel, den Begriff der Entfremdung in Bezug auf das Verhältnis von Arbeit und Natur, wie er bei Marx vorliegt, zu fassen. Schließlich wird auch der Begriff des Stoffwechsels nicht so dargestellt, wie er von Marx verwendet wird. Diese aufeinander bezogenen begrifflichen Mängel in Schmidts Untersuchung führen zu einer ungenügenden Rekonstruktion der Begriffe der Natur und des Stoffwechsels im Verhältnis zu den Begriffen Arbeit und Entfremdung bei Marx, aus der insgesamt eine fehlerhafte Interpretation der Bedeutung der Natur und der Arbeit innerhalb der Marx’schen Kritik der politischen Ökonomie resultiert. Es sind in seiner Studie zwar alle Elemente vorhanden, um den Zusammenhang zwischen der Arbeit und dem gesellschaftlichen Stoffwechsel mit der Natur, wie er in den Schriften von Marx zu finden ist, richtig darzustellen, aber seine philosophischen Vorannahmen hindern Schmidt daran, das ausführen zu können.
Jungle World, 2024
The global triumph of the capitalist mode of production initially meant the expropriation of comm... more The global triumph of the capitalist mode of production initially meant the expropriation of common property and its transformation into private property. There can therefore be no question of general prosperity increasing by law under capitalism. Only organised opposition by wage earners can end environmental destruction.
Jungle World, 2024
Kritik an Bedürfnissen muss von der Kritik am Kapitalverhältnis ausgehen. Statt bestimmte gesells... more Kritik an Bedürfnissen muss von der Kritik am Kapitalverhältnis ausgehen. Statt bestimmte gesellschaftliche Ausformungen von Bedürfnissen zu kritisieren und so zu tun, als seien diese beliebig politisch aushandelbar, muss die Vermittlung von Bedürfnisbefriedigung durch das Kapitalverhältnis zum Gegenstand der Kritik gemacht werden.
Jungle World, 2024
Der globale Siegeszug der kapitalistischen Produktionsweise bedeutete zunächst einmal die Enteign... more Der globale Siegeszug der kapitalistischen Produktionsweise bedeutete zunächst einmal die Enteignung des Gemeineigentums und dessen Umwandlung in Privateigentum. Davon, dass im Kapitalismus der allgemeine Wohlstand gesetzmäßig ansteige, kann daher überhaupt keine Rede sein.
Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 1/2023: Utopie 26. Jahrgang, 2023, Heft 1, 2023
Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 2/2021: Landlust 24. Jahrgang, 2021, Heft 2, 2021

Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie, 2019
Ein Kommentar zu »Zwanghafte Selbstverhältnisse. Die Wachstumsgesellschaft und ihr Subjekt« von S... more Ein Kommentar zu »Zwanghafte Selbstverhältnisse. Die Wachstumsgesellschaft und ihr Subjekt« von Stephan Lessenich, in: Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 1/2019: Klimawandel, 22. Jahrgang, 2019, Heft 1
Heft 1/2019 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit dem Thema Klimawandel und der Frage nach dem (ausbleibenden) Umgang mit dieser Bedrohung. Dabei werden Strategien des »Nicht-Wissen-Müssens« (der Soziologe Stefan Lessenich zu den destruktiven Folgen der Wachstumsgesellschaft und deren verleugneter Grenzen) und »Nicht-Wissen-Wollens« (die Psychoanalytikerin Delaram Habibi-Kohlen zu Verleugnung, Schuld- und Depressionsabwehr) untersucht.
Mit Hauptbeiträgen von Stephan Lessenich und Delaram Habibi-Kohlen, Kommentaren von Sophie Bachmann, Victor Blüml, Daniel Burghardt, Hans-Joachim Busch, Kevin-Rick Doß, Matthias Göpfert, Steffen Hamborg, Julian Kuppe, Christian Stock, Ulrich Schuster und Michael Zander sowie mit Debattenbeiträgen, Intervention und Bericht von Markus Brunner, Hans-Dieter König, Julia Manek, Tom D. Uhlig, Ruth Waldeck

Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie, 2017
Ein Kommentar zu »Dresdner Oppositionsbewegungen der 1980er Jahre und ihre »Vereinheitlichung« im... more Ein Kommentar zu »Dresdner Oppositionsbewegungen der 1980er Jahre und ihre »Vereinheitlichung« im bundesdeutschen Erinnerungsdiskurs zur DDR« von Claudia Jerzak, in: Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 2/2017: Glühende Landschaften
Heft 2/2017 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit der DDR, ihren transgenerationalen Nachwirkungen und der tendenziösen Konstruktion von Erinnerungen an die DDR.
Zu den Hauptbeiträgen
Im ersten Hauptbeitrag geht die Psychoanalytikerin Maria Johne anhand einer Fallstudie mit einer Patientin, deren Familie sowohl im Nationalsozialismus als auch in der DDR großes Leid erfahren hat, den »transgenerational vermittelten Folgewirkungen des Schweigens über die Vergangenheit« nach. Über die Rekonstruktion der Übertragungs- und Gegenübertragungskonstellation nähert sie sich der belastenden Familienatmosphäre vor allem für Kinder in betroffenen Familien an und zeigt einen Weg auf, wie sich Entidentifizierungsprozesse von der Familiengeschichte entfalten können. Im zweiten Hauptbeitrag zeichnet die Soziologin Claudia Jerzak die diskursive »Neuordnung des kulturellen Gedächtnisses« hinsichtlich der Wahrnehmung verschiedener DDR-Oppositionsbewegungen nach der Wende nach. Um eine Homogenisierung der kulturellen Erinnerung bis hin zu einer nationalistischen Übernahme offenzulegen, bezieht Jerzak Interviewsequenzen mit AkteurInnen verschiedener DDR-Oppositionsbewegungen ein.
Beide Artikel werden kontrovers diskutiert und kommentiert von Ermittlungsauschuss Dresden, Adrian Gallistl, Justus Grebe, Ina Hammel, Florian Henz, Hannes Keune, Julian Kuppe, Robert Langnickel, Pierre-Carl Link, Rebekka Marpert, Sandra Matthäus, Jens Preil, Michael Schüßler und Anja Thiele.
Darüber hinaus enthält das Heft eine von Charlotte Busch und Tom D. Uhlig verfasste tiefenhermeneutische Rekonstruktion von zwei Propagandavideos der Identitären Bewegung aus Frankreich und Bayern sowie die Rubrik »Unfreie Assoziationen« und eine Rezension. Abgeschlossen wird das Heft durch Erinnerungen von Manfred Gerspach, Marga Günther und Thilo Maria Naumann an den vor Kurzem verstorbenen Kollegen und Freund Achim Schröder.

Kunst, Spektakel und Revolution, 2016
in: Kunst, Spektakel und Revolution, Broschur #5, Hamburg, 2016
In gegenwärtigen Gesellschaften ... more in: Kunst, Spektakel und Revolution, Broschur #5, Hamburg, 2016
In gegenwärtigen Gesellschaften ist eine Gleichzeitigkeit von Dynamik und Erstarrung vorzufinden. Der dieser Erscheinung zugrunde liegende Zusammenhang muss im Verhältnis von Natur, Individuum und Gesellschaft in ihrer kapitalismusspezifischen Form gesucht werden. Wie Marx und die kritische Theorie aufweisen, ist Geschichte bis
heute Vorgeschichte, in der sich Naturzwang blind durchsetzt. Fortschritt und gesellschaftliche Dynamik erweisen sich damit als Ausdruck als Naturgeschichte. Diese Dynamik der ihrer selbst unbewussten Gesellschaft bringt ganz offenbar erhebliche soziale und ökologische Widersprüche hervor, die innerhalb des Rahmens der bestehenden Verhältnisse nicht aufzulösen sind. Was aber ist die gesellschaftliche Antwort auf diese Konstellation? Ein Schwerpunkt gesellschaftlichen Praxis besteht vor allem darin, die scheinbare Ohnmacht gegenüber den als Naturmacht erscheinenden gesellschaftlichen Verhältnissen imaginär zu bewältigen. Der Beitrag versucht der Frage nachzugehen, welche Stellung imaginäre Identität in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Konstellation einnimmt und in welchem Verhältnis diese gesehen werden müsste, um die katastrophalen, gewaltförmigen Folgen, die diese gegenwärtig mit sich bringt, zu vermindern.
in: Körner, Alexander, Kuppe, Julian, Schüßler, Michael (Hrsg.) (2016): Der Widerspruch der Kunst... more in: Körner, Alexander, Kuppe, Julian, Schüßler, Michael (Hrsg.) (2016): Der Widerspruch der Kunst, Berlin.

Radio Corax Programmzeitung, 2016
Wenn von der Psychoanalyse die Rede ist, dann wird es wohl einer der ersten Gedanken sein, dass d... more Wenn von der Psychoanalyse die Rede ist, dann wird es wohl einer der ersten Gedanken sein, dass diese davon ausgehe, dass die spätere psychische Verfasstheit durch die kindliche Entwicklung festgelegt sei. Dieser Gedanke ist aber nur zum Teil richtig: Es ist richtig, dass die kindliche Entwicklung entscheidend für die Ausprägung der späteren psychischen Charakteristik eines Menschen ist, aber das bedeutet trotzdem keine Festlegung der psychischen Konstitution im Sinne einer Determinierung. Wäre dies der Fall, dann wäre psychoanalytische Therapie gar nicht möglich. Das psychoanalytische Konzept der Nachträglichkeit lässt sich in unterschiedlicher Ausprägung bei Sigmund Freud finden. Wie der Studie Christine Kirchhoffs dazu weiterhin zu entnehmen ist, durchlief es als implizites Konzept eine wechselvolle Geschichte und erfährt seit seiner prominenten Wiederaufnahme durch Jacques Lacan und Jean Laplanche eine theoretische Renaissance. Es erklärt mit der Entstehung eines Symptoms zugleich auch die Möglichkeit von dessen Auflösung. Demnach wird das einem psychischen Symptom zugrunde liegende ursprüngliche Ereignis, sein Ursprung, erst in einer nachträglichen Rückübersetzung von früheren Erinnerungsspuren unbewusst konstituiert und mit einer bestimmten, d.h. hier mehr oder weniger traumatischen, Bedeutung ausgestattet. In der psychoanalytischen Therapie kann das Zustandekommen des Symptoms und damit der unbewussten, triebhaften Fixierung und des davon ausgehenden Wiederholungszwangs aufgeklärt werden, wodurch die unbewusste Fixierung potentiell aufgelöst werden kann. Es muss dafür in der Deutung eine solche Darstellung der Konstellation der einzelnen Bruchstücke von Erinnerungen, Träumen, Fehlleistungen und ähnlichen Hinweisen aus dem Unbewussten gefunden werden, dass der Zusammenhang einerseits als Antwort lesbar wird, zugleich aber durch diese Aufklärung die Frage, die das Symptom stellt, aufgelöst wird. Weil das Konzept der Nachträglichkeit beinhaltet, dass es unmöglich ist, einen tatsächlichen Ursprung des Symptoms aufzufinden, weil dieser erst eine nachträgliche Bildung darstellt, begründet es die Möglichkeit der Aufklärung und damit der Auflösung des unbewussten Zusammenhangs. Diese Begründung der Möglichkeit ist dadurch gegeben, dass Erinnerungen immer schon Bildungen sind, die mit einer bestimmten Bedeutung ausgestattet werden, wodurch sich ein ursprüngliches Ereignis nicht auffinden lässt. Symptome ergeben sich aus unbewussten, fixierten Bedeutungen von Erinnerungen, die zu einem automatischen Identifizieren in bestimmten Situationen durch unbewusstes Wiedererkennen führen, woraus sich ein Wiederholungszwang ergibt. In der psychoanalytischen Therapie kann die unbewusste, fixierte Bedeutung von Erinnerungen erkennbar und damit bewusst werden, woraus die Möglichkeit resultiert, dem automatischen Identifizieren und damit dem Wiederholungszwang nicht mehr unterworfen zu sein. Die mit einer unbewussten, mehr oder weniger traumatischen Bedeutung aufgeladene Erinnerung kann dadurch, dass sie in der psychoanalytischen Therapie ins Bewusstsein gehoben wird, eine erneute, diesmal bewusste Umschrift erfahren. Die unbewusste Bedeutung, die ein Symptom verursachte, kann auf diese Weise in eine bewusste Bedeutung überführt werden, die durch ihre
Radio Corax Programmzeitung, 2016
Was bleibt von all den Feiern, Partys und Konzerten? Was machen wir dort? Muss davon etwas bleibe... more Was bleibt von all den Feiern, Partys und Konzerten? Was machen wir dort? Muss davon etwas bleiben oder ist das das Leben selbst, in dem nur der Moment zählt? Oder ist es der immer scheiternde Versuch eines echten Lebens neben dem wirklichen Leben? Wissen wir es nicht, aber tun es?
Cee Ieh #228, 2015
Was ist der Status von Kunst in einer Gegenwart, in der avantgardistische Kunst nicht mehr gesell... more Was ist der Status von Kunst in einer Gegenwart, in der avantgardistische Kunst nicht mehr gesellschaftsgefährdend, sondern gesellschaftsstützend ist, in der sie darum »unter dem freundlichen Lächeln der Mächtigen und dem gesitteten Wohlwollen des staatserhaltenden Publikums« blüht (Améry 2007: 590)? Fast scheint es unter diesen Umständen aussichtslos, noch an der Konzeption ästhetischer Theorie Theodor W. Adornos festhalten zu wollen, die aus dieser Perspektive vielfach als veraltet angesehen wird. Dieser Text soll dennoch dem Versuch gewidmet sein, aufzuweisen, dass diese ästhetische Theorie so unverändert aktuell ist, wie die Verhältnisse, denen sie sich verdankt.
Books by Julian Kuppe
Ist Kunst von Gebrauchsprodukten, Kitsch und Reklame nicht mehr zu unterscheiden oder kann sie im... more Ist Kunst von Gebrauchsprodukten, Kitsch und Reklame nicht mehr zu unterscheiden oder kann sie immer auch ein „Anderes“ gegenüber der Gesellschaft darstellen? Den Umgang mit den Widersprüchen, denen die Kunst unausweichlich ausgesetzt ist, untersuchen die elf Beiträge des vorliegenden Sammelbandes und geben dabei Auskunft über das Verhältnis von Kunst und Gesellschaftskritik in der Kulturindustrie.
Conference Presentations by Julian Kuppe

Tagung Neue Kulturgeographie (NKG XIX.), 2024
Es ist offensichtlich, dass eine Politik, die den planetaren Krisen gewachsen wäre, nicht vorhand... more Es ist offensichtlich, dass eine Politik, die den planetaren Krisen gewachsen wäre, nicht vorhanden ist. Seit mindestens 50 Jahren, als nach der great acceleration der 1950er und der 1960er Jahre in den 1970er Jahren die sozialen und ökologischen Folgen dieses gigantischen Industrialisierungs- und Produktivitätsschubs deutlich wurden, besteht ein eklatanter Mangel an politischen Formen, die diese destruktiven Folgen begrenzen oder die gar an einer Auflösung der Ursachen und einer Neugestaltung der Regulierung des Stoffwechsels und der Wiederherstellung zerstörter Zusammenhänge arbeiten könnten.
Die politische Herrschaft ist in kapitalistischen Gesellschaften in der Produktionsweise materialisiert, die im Alltagsleben die Trennung von den Bedingungen der Reproduktion überbrückt, indem sie die für den Stoffwechsel mit der Natur existentiell notwendigen Relationen zu ihren Bedingungen herstellt. Die gesellschaftliche Macht, und damit auch die Macht zur Veränderung und zur Transformation, liegt in der materiellen, technologischen und physischen Organisation des Alltagslebens, in der Kontrolle über die Produktion und Reproduktion der Bedingungen des alltäglichen Lebens und der dafür notwendigen Infrastrukturen. Diese Macht der Infrastrukturen des Alltagslebens macht sie zu Infrastrukturen der Macht. Das bedeutet, dass die Befreiung vom destruktiven ökonomischen Zwang in der Neugestaltung der Infrastrukturen des Stoffwechsels der menschlichen Gattung von der lokalen bis zur planetaren Ebene stattfinden muss.
Für eine Politik des Planetaren wäre eine soziale Form der Regelung des Stoffwechsels mit der Natur notwendig, in der die Kontrolle von Produktion und Reproduktion und die Anwendung der Erkenntnisse der Wissenschaft auf sie in kollektiver Selbstverwaltung durch kooperative Methoden der sozialen Deliberation stattfindet, die vom Alltagsleben bis zu Assoziationen für die Verwaltung des Stoffwechsels auf planetarer Ebene reichen müssen.
Für eine Perspektive der Befreiung sind dafür solidarische Relationen zwischen der lokalen, der interterritorialen und der planetarischen Ebene notwendig.

62. Deutscher Kongress für Geographie (DKG), 2023
Was ist die geosoziale Frage oder was sind die geosozialen Fragen? Entscheidend ist in der gegenw... more Was ist die geosoziale Frage oder was sind die geosozialen Fragen? Entscheidend ist in der gegenwärtigen Epoche der voranschreitenden Verschärfung sozial-ökologischer Krisen die Frage nach dem Verhältnis des Erdsystems zu den sozialen Systemen oder zum Gesellschaftssystem insgesamt. Geosoziale Fragen beinhalten daher Verhältnisbestimmungen. Die gegenwärtig zu beobachtenden Krisen gehen aus Spannungen, Widersprüchen und Rissen im Verhältnis von Materialität und Gesellschaft, im Verhältnis des gesellschaftlichen Stoffwechsels zum natürlichen Stoffwechsel, hervor. Der soziale Zusammenhang hat als Gesellschaftsformation eine Objektivität angenommen, die zu schwerwiegenden Störungen in der materiellen Objektivität des Erdsystems und damit zu einer grundsätzlichen Nichtnachhaltigkeit des bestehenden Systems führt.
Zu diesen Widersprüchen, die dargestellt werden müssen, um sie erkennen, verändern und überwinden zu können, gehört es, dass die Form der gegenwärtig bestehenden Technologien und Infrastrukturen, auf denen einerseits das Leben der Einzelnen beruht, andererseits das Leben bestimmt und beherrscht und zugleich die natürlichen Grundlagen des Lebens zerstört. Der dadurch produzierte abstrakte Raum als materieller Ausdruck des Regimes der abstrakten Zeit des Kapitals zerreißt und zerstört fortschreitend essentielle materielle Zusammenhänge der natürlichen Lebensgrundlagen. Die Analyse und Darstellung dieser Widersprüche in den sozial-ökologischen Verhältnissen erfordert einen ökologischen Materialismus, der sich auf Konzepte der kritischen Theorie und des ökologischen Marxismus bezieht, um die gegenwärtige Konstellation als Kritik zu rekonstruieren und Bedingungen des Überlebens angeben zu können.
Für die Möglichkeit der Überwindung der bestehenden Nichtnachhaltigkeit durch eine sozial-ökologische Transformation oder Revolutionierung der gegenwärtigen Produktions- und Reproduktionsverhältnisse ist es entscheidend, die Widersprüche zu rekonstruieren, die durch die gegenwärtige Form, in dem der gesellschaftliche Stoffwechsel organisiert ist, und die dadurch bestimmte Weise, in der er auf den natürlichen Stoffwechsel einwirkt, hergestellt werden. Genauso entscheidend ist es, die Form zu rekonstruieren, in denen durch das Alltagsleben der Menschen die Infrastrukturen und die gesellschaftlichen Verhältnisse aufrechterhalten und reproduziert werden, die sie bestimmen und die die natürlichen Lebensgrundlagen zunehmend zerstören.
Die Rekonstruktion der Dynamik der Zerstörung, die aus der Form der gegenwärtigen gesellschaftlichen Naturverhältnisse hervorgeht, ermöglicht es, die entscheidenden Mechanismen zu erkennen, die zu transformieren sind, um die nichtnachhaltige zerstörende Dynamik überwinden zu können. Als planetarische Bedingungen des Überlebens erhalten die Kritik des Alltagslebens und das Recht auf Stadt ihre entscheidende Bedeutung.
Präsentiert auf dem 62. Deutschen Kongress für Geographie (DKG) Planetary Futures vom 19. bis 23. September 2023 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Tagung Neue Kulturgeographie (NKG XVIII.), 2023
Ein relationales Verständnis der multiplen planetarischen, sozioökonomischen und geopolitischen K... more Ein relationales Verständnis der multiplen planetarischen, sozioökonomischen und geopolitischen Krisen, dass das Verhältnis der Krisenerscheinungen zueinander und ihren konstitutiven Zusammenhang fassen kann, erfordert die Aufklärung der Gründe der systemischen Zwänge, aus denen die Ausbreitung der abstrakten Zeit und des abstrakten Raumes hervorgehen, deren Regime zu ökologischen, sozialökonomischen und geopolitischen Zerstörungen führen. Dafür ist ein geeignetes Verständnis des Verhältnisses der Materialität der Natur zum Materialismus der Gesellschaft notwendig, sowie ein Verständnis von Gesellschaft als Prozess ohne Subjekt, dem ein systemischer Zwang inhärent ist. Ein ökologischer Materialismus, wie er in neueren ökomarxistischen Konzeptionen, aber auch in auf die kritische Theorie bezogenen Modellen der gesellschaftlichen Naturverhältnisse entworfen wird, der von der ökologischen Materialität als einer der menschlichen Präsenz zugrundeliegenden Schicht der Existenz ausgeht, kann sichtbar machen, auf welche Weise die Herstellung des gesellschaftlichen Zusammenhangs über die Produktion von Mehrwert systematisch die Vernutzung, Degradierung und Ausbeutung der Produzierenden und der natürlichen Grundlagen der Existenz hervorbringt. Es wird damit möglich den relationalen Zusammenhang zu dechiffrieren, in dem die Form der Produktion und Reproduktion des alltäglichen Lebens in den gegenwärtigen Praktiken des gesellschaftlichen Stoffwechsels mit den natürlichen Grundlagen der Existenz mit der Produktion von Nichtnachhaltigkeit steht. Die Dekonstruktion der Destruktionskräfte der sozialen, politischen, ökonomischen, materiellen und räumlichen Infrastrukturen des Kapitals ermöglicht zugleich die Rekonstruktion anderer Formen der relationalen Zusammenhänge, die aus den zerstörenden Zwängen hinausführen.
Präsentiert auf der 18. Tagung Neue Kulturgeographie Geographies of Overlapping Crises vom 26. bis 28. Januar 2023 an der Marin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Paper presented at the 2nd Istanbul Critical Theory Conference: Arendt and Critical Theory Today,... more Paper presented at the 2nd Istanbul Critical Theory Conference: Arendt and Critical Theory Today, Carl von Ossietzky University Oldenburg, 2017
A central theme for Arendt, which is now proving to be of extraordinary relevance, is the public. We are currently experiencing how in different countries in different ways something is taking place what is perceived as a crisis of the public. Arendt, but also the critical theory, have already pointed out decades ago that there is no such thing as a public in modernity, or that it has not yet existed at all. It can therefore be assumed that the discussion of these theses of Arendt and the critical theory on the public could lead to some basic insights, which could also be of some relevance for the current events in the world.
Arendt is able to discover a kind of ideal image of public life in classical antiquity. Her basic thesis is that in modernity there has been a reversal of the relationship between the public and the private sphere in comparison to classical antiquity. For Arendt, this reversal is equivalent to the emergence of society, in which behavior, instead of acting, has become decisive for the relations of the individuals in public life. Horkheimer and Adorno locate a potential for self-determination in the classical antiquity in the power to break away from the subjugation to nature, but at the same time they already see the establishment of the dominion over the self, the others and the nature therein. The different theoretical backgrounds and, in particular, the divergent understanding of Marx's work, must be regarded as responsible for the different views.
The critical theorists are following Marx’ insight, that the arbitrary activities of the individual individuals, by their irrational mediation, lead to a social form which appears as an objective mechanism. Only when the reproduction of life is regulated in a reasonable way, that is, without compulsion and domination, and in actual attainment of their end, such a form of purposeless publicity which Arendt has in mind would be possible at all.
As different as the respective interpretation of antiquity in Arendt and the critical theory, so is their respective view of the concept of the public. Because it has not yet been a form of the public, which really discusses and decides on the ends and means of socially organized activities, Adorno can say that the public has not yet really been in the strict sense.
Uploads
Papers by Julian Kuppe
Heft 1/2019 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit dem Thema Klimawandel und der Frage nach dem (ausbleibenden) Umgang mit dieser Bedrohung. Dabei werden Strategien des »Nicht-Wissen-Müssens« (der Soziologe Stefan Lessenich zu den destruktiven Folgen der Wachstumsgesellschaft und deren verleugneter Grenzen) und »Nicht-Wissen-Wollens« (die Psychoanalytikerin Delaram Habibi-Kohlen zu Verleugnung, Schuld- und Depressionsabwehr) untersucht.
Mit Hauptbeiträgen von Stephan Lessenich und Delaram Habibi-Kohlen, Kommentaren von Sophie Bachmann, Victor Blüml, Daniel Burghardt, Hans-Joachim Busch, Kevin-Rick Doß, Matthias Göpfert, Steffen Hamborg, Julian Kuppe, Christian Stock, Ulrich Schuster und Michael Zander sowie mit Debattenbeiträgen, Intervention und Bericht von Markus Brunner, Hans-Dieter König, Julia Manek, Tom D. Uhlig, Ruth Waldeck
Heft 2/2017 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit der DDR, ihren transgenerationalen Nachwirkungen und der tendenziösen Konstruktion von Erinnerungen an die DDR.
Zu den Hauptbeiträgen
Im ersten Hauptbeitrag geht die Psychoanalytikerin Maria Johne anhand einer Fallstudie mit einer Patientin, deren Familie sowohl im Nationalsozialismus als auch in der DDR großes Leid erfahren hat, den »transgenerational vermittelten Folgewirkungen des Schweigens über die Vergangenheit« nach. Über die Rekonstruktion der Übertragungs- und Gegenübertragungskonstellation nähert sie sich der belastenden Familienatmosphäre vor allem für Kinder in betroffenen Familien an und zeigt einen Weg auf, wie sich Entidentifizierungsprozesse von der Familiengeschichte entfalten können. Im zweiten Hauptbeitrag zeichnet die Soziologin Claudia Jerzak die diskursive »Neuordnung des kulturellen Gedächtnisses« hinsichtlich der Wahrnehmung verschiedener DDR-Oppositionsbewegungen nach der Wende nach. Um eine Homogenisierung der kulturellen Erinnerung bis hin zu einer nationalistischen Übernahme offenzulegen, bezieht Jerzak Interviewsequenzen mit AkteurInnen verschiedener DDR-Oppositionsbewegungen ein.
Beide Artikel werden kontrovers diskutiert und kommentiert von Ermittlungsauschuss Dresden, Adrian Gallistl, Justus Grebe, Ina Hammel, Florian Henz, Hannes Keune, Julian Kuppe, Robert Langnickel, Pierre-Carl Link, Rebekka Marpert, Sandra Matthäus, Jens Preil, Michael Schüßler und Anja Thiele.
Darüber hinaus enthält das Heft eine von Charlotte Busch und Tom D. Uhlig verfasste tiefenhermeneutische Rekonstruktion von zwei Propagandavideos der Identitären Bewegung aus Frankreich und Bayern sowie die Rubrik »Unfreie Assoziationen« und eine Rezension. Abgeschlossen wird das Heft durch Erinnerungen von Manfred Gerspach, Marga Günther und Thilo Maria Naumann an den vor Kurzem verstorbenen Kollegen und Freund Achim Schröder.
In gegenwärtigen Gesellschaften ist eine Gleichzeitigkeit von Dynamik und Erstarrung vorzufinden. Der dieser Erscheinung zugrunde liegende Zusammenhang muss im Verhältnis von Natur, Individuum und Gesellschaft in ihrer kapitalismusspezifischen Form gesucht werden. Wie Marx und die kritische Theorie aufweisen, ist Geschichte bis
heute Vorgeschichte, in der sich Naturzwang blind durchsetzt. Fortschritt und gesellschaftliche Dynamik erweisen sich damit als Ausdruck als Naturgeschichte. Diese Dynamik der ihrer selbst unbewussten Gesellschaft bringt ganz offenbar erhebliche soziale und ökologische Widersprüche hervor, die innerhalb des Rahmens der bestehenden Verhältnisse nicht aufzulösen sind. Was aber ist die gesellschaftliche Antwort auf diese Konstellation? Ein Schwerpunkt gesellschaftlichen Praxis besteht vor allem darin, die scheinbare Ohnmacht gegenüber den als Naturmacht erscheinenden gesellschaftlichen Verhältnissen imaginär zu bewältigen. Der Beitrag versucht der Frage nachzugehen, welche Stellung imaginäre Identität in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Konstellation einnimmt und in welchem Verhältnis diese gesehen werden müsste, um die katastrophalen, gewaltförmigen Folgen, die diese gegenwärtig mit sich bringt, zu vermindern.
Books by Julian Kuppe
Conference Presentations by Julian Kuppe
Die politische Herrschaft ist in kapitalistischen Gesellschaften in der Produktionsweise materialisiert, die im Alltagsleben die Trennung von den Bedingungen der Reproduktion überbrückt, indem sie die für den Stoffwechsel mit der Natur existentiell notwendigen Relationen zu ihren Bedingungen herstellt. Die gesellschaftliche Macht, und damit auch die Macht zur Veränderung und zur Transformation, liegt in der materiellen, technologischen und physischen Organisation des Alltagslebens, in der Kontrolle über die Produktion und Reproduktion der Bedingungen des alltäglichen Lebens und der dafür notwendigen Infrastrukturen. Diese Macht der Infrastrukturen des Alltagslebens macht sie zu Infrastrukturen der Macht. Das bedeutet, dass die Befreiung vom destruktiven ökonomischen Zwang in der Neugestaltung der Infrastrukturen des Stoffwechsels der menschlichen Gattung von der lokalen bis zur planetaren Ebene stattfinden muss.
Für eine Politik des Planetaren wäre eine soziale Form der Regelung des Stoffwechsels mit der Natur notwendig, in der die Kontrolle von Produktion und Reproduktion und die Anwendung der Erkenntnisse der Wissenschaft auf sie in kollektiver Selbstverwaltung durch kooperative Methoden der sozialen Deliberation stattfindet, die vom Alltagsleben bis zu Assoziationen für die Verwaltung des Stoffwechsels auf planetarer Ebene reichen müssen.
Für eine Perspektive der Befreiung sind dafür solidarische Relationen zwischen der lokalen, der interterritorialen und der planetarischen Ebene notwendig.
Zu diesen Widersprüchen, die dargestellt werden müssen, um sie erkennen, verändern und überwinden zu können, gehört es, dass die Form der gegenwärtig bestehenden Technologien und Infrastrukturen, auf denen einerseits das Leben der Einzelnen beruht, andererseits das Leben bestimmt und beherrscht und zugleich die natürlichen Grundlagen des Lebens zerstört. Der dadurch produzierte abstrakte Raum als materieller Ausdruck des Regimes der abstrakten Zeit des Kapitals zerreißt und zerstört fortschreitend essentielle materielle Zusammenhänge der natürlichen Lebensgrundlagen. Die Analyse und Darstellung dieser Widersprüche in den sozial-ökologischen Verhältnissen erfordert einen ökologischen Materialismus, der sich auf Konzepte der kritischen Theorie und des ökologischen Marxismus bezieht, um die gegenwärtige Konstellation als Kritik zu rekonstruieren und Bedingungen des Überlebens angeben zu können.
Für die Möglichkeit der Überwindung der bestehenden Nichtnachhaltigkeit durch eine sozial-ökologische Transformation oder Revolutionierung der gegenwärtigen Produktions- und Reproduktionsverhältnisse ist es entscheidend, die Widersprüche zu rekonstruieren, die durch die gegenwärtige Form, in dem der gesellschaftliche Stoffwechsel organisiert ist, und die dadurch bestimmte Weise, in der er auf den natürlichen Stoffwechsel einwirkt, hergestellt werden. Genauso entscheidend ist es, die Form zu rekonstruieren, in denen durch das Alltagsleben der Menschen die Infrastrukturen und die gesellschaftlichen Verhältnisse aufrechterhalten und reproduziert werden, die sie bestimmen und die die natürlichen Lebensgrundlagen zunehmend zerstören.
Die Rekonstruktion der Dynamik der Zerstörung, die aus der Form der gegenwärtigen gesellschaftlichen Naturverhältnisse hervorgeht, ermöglicht es, die entscheidenden Mechanismen zu erkennen, die zu transformieren sind, um die nichtnachhaltige zerstörende Dynamik überwinden zu können. Als planetarische Bedingungen des Überlebens erhalten die Kritik des Alltagslebens und das Recht auf Stadt ihre entscheidende Bedeutung.
Präsentiert auf dem 62. Deutschen Kongress für Geographie (DKG) Planetary Futures vom 19. bis 23. September 2023 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Präsentiert auf der 18. Tagung Neue Kulturgeographie Geographies of Overlapping Crises vom 26. bis 28. Januar 2023 an der Marin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
A central theme for Arendt, which is now proving to be of extraordinary relevance, is the public. We are currently experiencing how in different countries in different ways something is taking place what is perceived as a crisis of the public. Arendt, but also the critical theory, have already pointed out decades ago that there is no such thing as a public in modernity, or that it has not yet existed at all. It can therefore be assumed that the discussion of these theses of Arendt and the critical theory on the public could lead to some basic insights, which could also be of some relevance for the current events in the world.
Arendt is able to discover a kind of ideal image of public life in classical antiquity. Her basic thesis is that in modernity there has been a reversal of the relationship between the public and the private sphere in comparison to classical antiquity. For Arendt, this reversal is equivalent to the emergence of society, in which behavior, instead of acting, has become decisive for the relations of the individuals in public life. Horkheimer and Adorno locate a potential for self-determination in the classical antiquity in the power to break away from the subjugation to nature, but at the same time they already see the establishment of the dominion over the self, the others and the nature therein. The different theoretical backgrounds and, in particular, the divergent understanding of Marx's work, must be regarded as responsible for the different views.
The critical theorists are following Marx’ insight, that the arbitrary activities of the individual individuals, by their irrational mediation, lead to a social form which appears as an objective mechanism. Only when the reproduction of life is regulated in a reasonable way, that is, without compulsion and domination, and in actual attainment of their end, such a form of purposeless publicity which Arendt has in mind would be possible at all.
As different as the respective interpretation of antiquity in Arendt and the critical theory, so is their respective view of the concept of the public. Because it has not yet been a form of the public, which really discusses and decides on the ends and means of socially organized activities, Adorno can say that the public has not yet really been in the strict sense.
Heft 1/2019 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit dem Thema Klimawandel und der Frage nach dem (ausbleibenden) Umgang mit dieser Bedrohung. Dabei werden Strategien des »Nicht-Wissen-Müssens« (der Soziologe Stefan Lessenich zu den destruktiven Folgen der Wachstumsgesellschaft und deren verleugneter Grenzen) und »Nicht-Wissen-Wollens« (die Psychoanalytikerin Delaram Habibi-Kohlen zu Verleugnung, Schuld- und Depressionsabwehr) untersucht.
Mit Hauptbeiträgen von Stephan Lessenich und Delaram Habibi-Kohlen, Kommentaren von Sophie Bachmann, Victor Blüml, Daniel Burghardt, Hans-Joachim Busch, Kevin-Rick Doß, Matthias Göpfert, Steffen Hamborg, Julian Kuppe, Christian Stock, Ulrich Schuster und Michael Zander sowie mit Debattenbeiträgen, Intervention und Bericht von Markus Brunner, Hans-Dieter König, Julia Manek, Tom D. Uhlig, Ruth Waldeck
Heft 2/2017 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit der DDR, ihren transgenerationalen Nachwirkungen und der tendenziösen Konstruktion von Erinnerungen an die DDR.
Zu den Hauptbeiträgen
Im ersten Hauptbeitrag geht die Psychoanalytikerin Maria Johne anhand einer Fallstudie mit einer Patientin, deren Familie sowohl im Nationalsozialismus als auch in der DDR großes Leid erfahren hat, den »transgenerational vermittelten Folgewirkungen des Schweigens über die Vergangenheit« nach. Über die Rekonstruktion der Übertragungs- und Gegenübertragungskonstellation nähert sie sich der belastenden Familienatmosphäre vor allem für Kinder in betroffenen Familien an und zeigt einen Weg auf, wie sich Entidentifizierungsprozesse von der Familiengeschichte entfalten können. Im zweiten Hauptbeitrag zeichnet die Soziologin Claudia Jerzak die diskursive »Neuordnung des kulturellen Gedächtnisses« hinsichtlich der Wahrnehmung verschiedener DDR-Oppositionsbewegungen nach der Wende nach. Um eine Homogenisierung der kulturellen Erinnerung bis hin zu einer nationalistischen Übernahme offenzulegen, bezieht Jerzak Interviewsequenzen mit AkteurInnen verschiedener DDR-Oppositionsbewegungen ein.
Beide Artikel werden kontrovers diskutiert und kommentiert von Ermittlungsauschuss Dresden, Adrian Gallistl, Justus Grebe, Ina Hammel, Florian Henz, Hannes Keune, Julian Kuppe, Robert Langnickel, Pierre-Carl Link, Rebekka Marpert, Sandra Matthäus, Jens Preil, Michael Schüßler und Anja Thiele.
Darüber hinaus enthält das Heft eine von Charlotte Busch und Tom D. Uhlig verfasste tiefenhermeneutische Rekonstruktion von zwei Propagandavideos der Identitären Bewegung aus Frankreich und Bayern sowie die Rubrik »Unfreie Assoziationen« und eine Rezension. Abgeschlossen wird das Heft durch Erinnerungen von Manfred Gerspach, Marga Günther und Thilo Maria Naumann an den vor Kurzem verstorbenen Kollegen und Freund Achim Schröder.
In gegenwärtigen Gesellschaften ist eine Gleichzeitigkeit von Dynamik und Erstarrung vorzufinden. Der dieser Erscheinung zugrunde liegende Zusammenhang muss im Verhältnis von Natur, Individuum und Gesellschaft in ihrer kapitalismusspezifischen Form gesucht werden. Wie Marx und die kritische Theorie aufweisen, ist Geschichte bis
heute Vorgeschichte, in der sich Naturzwang blind durchsetzt. Fortschritt und gesellschaftliche Dynamik erweisen sich damit als Ausdruck als Naturgeschichte. Diese Dynamik der ihrer selbst unbewussten Gesellschaft bringt ganz offenbar erhebliche soziale und ökologische Widersprüche hervor, die innerhalb des Rahmens der bestehenden Verhältnisse nicht aufzulösen sind. Was aber ist die gesellschaftliche Antwort auf diese Konstellation? Ein Schwerpunkt gesellschaftlichen Praxis besteht vor allem darin, die scheinbare Ohnmacht gegenüber den als Naturmacht erscheinenden gesellschaftlichen Verhältnissen imaginär zu bewältigen. Der Beitrag versucht der Frage nachzugehen, welche Stellung imaginäre Identität in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Konstellation einnimmt und in welchem Verhältnis diese gesehen werden müsste, um die katastrophalen, gewaltförmigen Folgen, die diese gegenwärtig mit sich bringt, zu vermindern.
Die politische Herrschaft ist in kapitalistischen Gesellschaften in der Produktionsweise materialisiert, die im Alltagsleben die Trennung von den Bedingungen der Reproduktion überbrückt, indem sie die für den Stoffwechsel mit der Natur existentiell notwendigen Relationen zu ihren Bedingungen herstellt. Die gesellschaftliche Macht, und damit auch die Macht zur Veränderung und zur Transformation, liegt in der materiellen, technologischen und physischen Organisation des Alltagslebens, in der Kontrolle über die Produktion und Reproduktion der Bedingungen des alltäglichen Lebens und der dafür notwendigen Infrastrukturen. Diese Macht der Infrastrukturen des Alltagslebens macht sie zu Infrastrukturen der Macht. Das bedeutet, dass die Befreiung vom destruktiven ökonomischen Zwang in der Neugestaltung der Infrastrukturen des Stoffwechsels der menschlichen Gattung von der lokalen bis zur planetaren Ebene stattfinden muss.
Für eine Politik des Planetaren wäre eine soziale Form der Regelung des Stoffwechsels mit der Natur notwendig, in der die Kontrolle von Produktion und Reproduktion und die Anwendung der Erkenntnisse der Wissenschaft auf sie in kollektiver Selbstverwaltung durch kooperative Methoden der sozialen Deliberation stattfindet, die vom Alltagsleben bis zu Assoziationen für die Verwaltung des Stoffwechsels auf planetarer Ebene reichen müssen.
Für eine Perspektive der Befreiung sind dafür solidarische Relationen zwischen der lokalen, der interterritorialen und der planetarischen Ebene notwendig.
Zu diesen Widersprüchen, die dargestellt werden müssen, um sie erkennen, verändern und überwinden zu können, gehört es, dass die Form der gegenwärtig bestehenden Technologien und Infrastrukturen, auf denen einerseits das Leben der Einzelnen beruht, andererseits das Leben bestimmt und beherrscht und zugleich die natürlichen Grundlagen des Lebens zerstört. Der dadurch produzierte abstrakte Raum als materieller Ausdruck des Regimes der abstrakten Zeit des Kapitals zerreißt und zerstört fortschreitend essentielle materielle Zusammenhänge der natürlichen Lebensgrundlagen. Die Analyse und Darstellung dieser Widersprüche in den sozial-ökologischen Verhältnissen erfordert einen ökologischen Materialismus, der sich auf Konzepte der kritischen Theorie und des ökologischen Marxismus bezieht, um die gegenwärtige Konstellation als Kritik zu rekonstruieren und Bedingungen des Überlebens angeben zu können.
Für die Möglichkeit der Überwindung der bestehenden Nichtnachhaltigkeit durch eine sozial-ökologische Transformation oder Revolutionierung der gegenwärtigen Produktions- und Reproduktionsverhältnisse ist es entscheidend, die Widersprüche zu rekonstruieren, die durch die gegenwärtige Form, in dem der gesellschaftliche Stoffwechsel organisiert ist, und die dadurch bestimmte Weise, in der er auf den natürlichen Stoffwechsel einwirkt, hergestellt werden. Genauso entscheidend ist es, die Form zu rekonstruieren, in denen durch das Alltagsleben der Menschen die Infrastrukturen und die gesellschaftlichen Verhältnisse aufrechterhalten und reproduziert werden, die sie bestimmen und die die natürlichen Lebensgrundlagen zunehmend zerstören.
Die Rekonstruktion der Dynamik der Zerstörung, die aus der Form der gegenwärtigen gesellschaftlichen Naturverhältnisse hervorgeht, ermöglicht es, die entscheidenden Mechanismen zu erkennen, die zu transformieren sind, um die nichtnachhaltige zerstörende Dynamik überwinden zu können. Als planetarische Bedingungen des Überlebens erhalten die Kritik des Alltagslebens und das Recht auf Stadt ihre entscheidende Bedeutung.
Präsentiert auf dem 62. Deutschen Kongress für Geographie (DKG) Planetary Futures vom 19. bis 23. September 2023 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Präsentiert auf der 18. Tagung Neue Kulturgeographie Geographies of Overlapping Crises vom 26. bis 28. Januar 2023 an der Marin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
A central theme for Arendt, which is now proving to be of extraordinary relevance, is the public. We are currently experiencing how in different countries in different ways something is taking place what is perceived as a crisis of the public. Arendt, but also the critical theory, have already pointed out decades ago that there is no such thing as a public in modernity, or that it has not yet existed at all. It can therefore be assumed that the discussion of these theses of Arendt and the critical theory on the public could lead to some basic insights, which could also be of some relevance for the current events in the world.
Arendt is able to discover a kind of ideal image of public life in classical antiquity. Her basic thesis is that in modernity there has been a reversal of the relationship between the public and the private sphere in comparison to classical antiquity. For Arendt, this reversal is equivalent to the emergence of society, in which behavior, instead of acting, has become decisive for the relations of the individuals in public life. Horkheimer and Adorno locate a potential for self-determination in the classical antiquity in the power to break away from the subjugation to nature, but at the same time they already see the establishment of the dominion over the self, the others and the nature therein. The different theoretical backgrounds and, in particular, the divergent understanding of Marx's work, must be regarded as responsible for the different views.
The critical theorists are following Marx’ insight, that the arbitrary activities of the individual individuals, by their irrational mediation, lead to a social form which appears as an objective mechanism. Only when the reproduction of life is regulated in a reasonable way, that is, without compulsion and domination, and in actual attainment of their end, such a form of purposeless publicity which Arendt has in mind would be possible at all.
As different as the respective interpretation of antiquity in Arendt and the critical theory, so is their respective view of the concept of the public. Because it has not yet been a form of the public, which really discusses and decides on the ends and means of socially organized activities, Adorno can say that the public has not yet really been in the strict sense.
(AkG) vom 27. bis 29. Juni 2013, Goethe-Universität Frankfurt/M.
Die gesellschaftlichen Krisen äußern sich im rasenden Stillstand. Wie kommt diese Situation zustande? Als Analyse-und Kritikmodell dient gegenwärtig häufig der Modus der Postpolitik: Die Berufung auf eine Bedrohung durch etwas der Gesellschaft Äußerliches schafft Ausnahmezustände, die der Stillstellung gesellschaftliche Widersprüche durch autoritäre Staatlichkeit und das "Management von Sachzwängen" dienen (u.a. Swyngedouw 2011). Ein darüber hinausgehendes Modell stellt das Konzept der simulativen Politik dar, welches davon aus geht, dass eine tatsächliche Bearbeitung der gesellschaftlichen Krisen gar nicht möglich ist und daher simuliert wird, um die bestehenden Verhältnisse aufrecht zu erhalten (Blühdorn). Diese Analysen beschreiben Erscheinungen an der Oberfläche der Gesellschaft sehr gut, sie liefern aber keine ausreichenden Erklärungen dafür, warum diese Entwicklungen stattfinden. Swyngedouw stützt sich hauptsächlich auf hegemonietheoretische Argumentationen, bei Blühdorn stehen modernisierungstheoretische Konzepte dahinter. Der Verzicht auf bestimmte kritische Begriffe und ihr Ersatz durch unbestimmte Metaphern, scheint hier Vorstellungen von Gesellschaftlichkeit ideologisch zu verdoppeln und zugleich damit eine weitere Vertiefung gesellschaftlicher Naturverfallenheit anzuzeigen. Es werden Überlegungen dazu vorgetragen, in denen die gesellschaftlichen Erscheinungen, die Swyngedouw und Blühdorn beschreiben, mit einer Kritik der gesellschaftlichen Naturverhältnisse und einer Kritik ideologischer Formen der Vergesellschaftung verbunden werden.
The concept of sustainable development is a very ambiguous one and, potentially, a revolutionary one. As it is conceived in the Brundtland-Report, it includes both, the growth-oriented implementation of proposals on one side, and, in its basic provisions, the principle of environmental justice on the other side. These contradictory intentions stand for a fundamental conflict which is unsolved until now.
The capitalist principles of infinite economic growth and wealth accumulation are ecologically and socially unsustainable and destructive. Therefore the solution of the social and ecological crises and the realization of the fundamental principles of sustainable development would require radical social change. But there is no interest in such social transformations, neither in politics nor in the majority of the population of industrialized countries in the global north. The aim here is mainly to sustain the existing social conditions.
For modern capitalist societies it is a main challenge to deal with this constellation, to manage the need for radical social transformations in order to address the ecological and social crises and the societal inability for such radical changes. Therefore in the industrialized capitalist countries a truly effective, i.e. authentic politics of sustainability
seems to be currently impossible. This is the reason for Blühdorns differentiation of the concept of symbolic poltics from the concept of simulative politics.
In recent years, in the hegemonic capitalist societies multiple crises came to light more openly. A Green New Deal is widely seen as one of the key strategies to address these multiple crises. But this strategy falls completely into the pattern of simulative politics. The contradiction of the strategy of the Green New Deal to the ecological limits to growth on the one hand and on the other hand, to environmental justice is ignored. A Green New Deal does not constitute a break with the fundamental logic behind the social and ecological crises, and therefore follows the principle of simulative policy.
Sustainable development and global environmental justice therefore require a break with the principle of quantitative economic growth. But this is barely discussed in public and political discourse, because it calls the very core of the capitalist system into question and thus the system as a whole.
To analyze the possibilities of social transformation there are different dimensions to take into account: the constitution of the subject under capitalist conditions, the ideological structuring of capitalist societies and the relationship between social structures and subjective and collective action possibilities. Overall, this leads to the question of structural necessity and contingency of social practices.
The contribution discusses the possibilities of social transformation based on critical theory, drawing on the dimensions mentioned above.
In dem Vortrag / Workshop wird es darum gehen, warum das kapitalistische Gesellschaftssystem systematisch Menschen und die Natur ausbeutet und nur eine andere sozial-ökologische Form die sozialen und ökologischen Krisen aufhalten kann.