Papers by Ines Braun-Balzer

Die vorliegende Arbeit begrenzt das Forschungsgebiet auf den Niederrhein. Diese geografische Limi... more Die vorliegende Arbeit begrenzt das Forschungsgebiet auf den Niederrhein. Diese geografische Limitierung ist jedoch nur sehr ungenau festgelegt und bedarf weiterer Klärung: Eine nähere Betrachtung soll den Terminus definieren und dann ein exaktes Gerüst für das weitere Vorgehen bieten. 2.1.1 Das Definitionsproblem: Der Stand der Forschung Das traditionelle geografische Begriffsverständnis unterteilt das deutschsprachige Gebiet, durch welches der Rhein fliesst, in mehrere Abschnitte. Der " Alpenrhein" führt von den Quellen des Vorder-und Hinterrheins bis zum Bodensee, der " Hochrhein" markiert das Gebiet vom Bodensee bis Basel, während der " Oberrhein" zwischen Basel und Bingen anzusiedeln ist. Das nächste Gebiet flussabwärts ist der " Mittelrhein" zwischen Bingen und Bonn; Der " Niederrhein" zwischen Bonn und Millingen an der niederländischen Grenze schliesst das deutschsprachige Gebiet ab 1. Die Problematik der " Kunstlandschaft" drängt sich hier unweigerlich auf 2 , werden doch der " Niederrhein" wie auch der " Mittelrhein" heute noch in Zusammenhang mit der Kunstlandschaft " Oberrhein" assoziiert. Die Bezeichnung Kunstlandschaft aber ist sehr irreführend und ich möchte sie in diesem Zusammenhang nicht verwenden 3 , zumal die genaue geografische 1 Das deutsche und das niederländische Rhein-Gebiet gehen fliessend ineinanderüber und beide gehören sowohl im geografischen wie auch im historisch-politischen Sinne zusammen. Der für diese grenzüberschreitende Landschaft geprägte Begriff lautet " die Niederrheinlande", vgl. dazu Geuenich (2000). Dennoch beschränke ich mich in dieser Arbeit auf den deutschsprachigen Raum. 2 s. Haussherr (1970), S. 158. 3 s. Haussherr (1970). Haussherr behandelt die Problematik der Kunstgeografie allgemein und geht im Besonderen auf die Kunstlandschaft Westfalens ein. Seiner Ansicht nach muss man Kunstwerke regional nach Typen-und Stilkriterien gruppieren und diese dann mit den historischen Begebenheiten in Zusammenhang setzen. Dabei räumt er ein, dass politische Umstände mit der Gruppierung von Kunstwerken nicht immer deckungsgleich sind. Die Publikation zur Grenze des niederrheinischen zum westfälischen Kunstraum von Zimmermann (1950/51) folgt dem gleichen Prinzip. Eine Einteilung, die nach dem oben genannten Prinzip verfährt, 7 Eingrenzung der oben genannten Gebiete nicht sehr exakt und bei näherem Hinsehen variabel ist. Betrachtet man nun den traditionellen Begriff " Niederrhein" genauer, stellt man fest, dass die Bezeichnung Niederrhein nicht exakt festgelegt ist. Die Grenzziehungen für dieses Gebiet variieren stark und haben sogar zu einer Unterteilung der Region " Niederrhein" in unterer, mittlerer und oberer Niederrhein geführt 4. Daneben existiert zusätzlich eine breite Anzahl von Definitionen für das genannte Gebiet, die entsprechend der subjektiven Wahrnehmung des jeweiligen Autors ausfallen 5. So ist der Niederrhein ein " variabler Raum 6 ", in dem, wie oben gesehen, mehrere Grenzziehungen je nach Betrachtungsweise in Frage kommen. Eine genaue und allgemein gültige Gebietsbezeichnung ist demnach nicht möglich. 2.1.2 Die hier verwendete Definition Gerade wegen der vielfältigen Definitionsmöglichkeiten muss im Rahmen dieser Arbeit eine Eingrenzung geschaffen werden, die das Forschungsgebiet klar umreisst. Der Versuch, eine rein auf historischen territorialen Begebenheiten basierende Grenze zu ziehen, wäre problematisch, da diese nicht statisch waren und sich stetig veränderten. Deshalb bietet es sich an, eine auf geografischen Kriterien begründete Definition des Niederrheinbegriffs anzuwenden und somit Unklarheiten zu vermeiden. Der hier verwendete Begriff des Niederrheins bezieht sich auf das erweiterte Gebiet des Niederrheinischen Tieflandes 7 , das sich im Süden bis zur Höhe Düsseldorfs ausdehnt. Im Westen wird es durch die Landesgrenze zu den Niederlanden begrenzt, die Grenzziehung Richtung Nordosten fällt weniger leicht: dieÜbergänge sowohl zum Münsterland als auch zum Ruhrgebiet sind fliessend, da sich keine natürliche Grenze finden lässt 8. Projiziert man nun dieses Gebiet auf die historisch-politische Situation am Niederrhein in der zu behandelnden Zeit, trifft man auf die manchmal nur tangierenden Gebiete des Erzstiftes Köln, von Jülich und Berg, von Geldern, sowie Kleve, Moers und Kurköln. 2.2 Die zeitliche Eingrenzung: 1400-1521 Die zeitliche Limitierung dieser Arbeit basiert auf historischen Begebenheiten. Nach 1400 galt das Gebiet am Niederrhein als mehr oder weniger arrondiert 9. Zwischen den Territorialmächten Kleve-Mark, Jülich und Berg waren keine grundlegenden Interessenskonflikte mehr vorhanden und die Mächteübten sich untereinander in Neutralität. Die Geschehnisse ist meiner Meinung nicht möglich, da man es immer mit einer Pluralität von Einflüssen jeglicher Art zu tun hat und eine Gliederung in limitierte Gebiete zu restriktiv wäre, fanden doch gerade in der Goldschmiedekunst durch Vorlagenblätter und Drucke stilistische Eigenheitenüberregionale Verbreitung. 4 Aber auch hier sucht man vergebens nach klar umgrenzten Gebieten. 5 Burkhard (1994) versteht unter Niederrhein lediglich die Kreise Wesel und Kleve sowie die Stadt Duisburg. Anders verhält es sich diesbezüglich bei Schönherr (1998), S. 7-8: für ihn gehört Köln als herausragende Stadt der Region unabdingbar dazu und er lässt aus diesem Grund den Niederrhein schon bei Köln anfangen. Tervooren (2000), S. 9-27 versucht als einer der ersten, eine eindeutige geografische Zuordnung vorzunehmen, indem er die Entstehung des Landschaftsnamens Niederrhein bis an dessen Ursprünge zurückverfolgt.
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