Papers by Torsten Trebess

Jahresbericht Historischer Verein Brandenburg (Havel) e. V., 2024
Besprochen wird ein neu entdecktes spätslawisches Körpergräberfeld aus der ersten Hälfte des 11. ... more Besprochen wird ein neu entdecktes spätslawisches Körpergräberfeld aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Der Nutzungsbeginn des Friedhofs fällt in eine Zeit des Wandels, der sowohl die Wirtschaft als auch die Glaubensvorstellung der slawischen Bevölkerung im Havelland erfasste. Unmittelbar sichtbar wird dieser Wandel im Grabritus. Die West-Ost-Ausrichtung des unverbrannten Körpers ist auf christlichen Einfluss zurückzuführen, der die alte Sitte der Körperverbrennung und Bestattung in Hügeln ablöste. Die Beigabe von Gefäßen, Messern und Schmuck setzt offensichtlich heidnische Traditionen fort.
Das Gräberfeld steht in engem Bezug zur Fürstenburg der Heveller, das belegen die räumliche Nähe und die zum Teil hochwertigen Beigaben, die in Gräbern der unteren Bevölkerungsschichten nicht zu erwarten wären. Hier liegt auch die Verbindung zum christlichen Glaubensbekenntnis, das in der Hevellerdynastie eine lange Tradition hatte und im Jahre 906 mit der Eheschließung mit der Eheschließung der zwischen dem christlichen böhmischen Premyslidenfürsten Wratislaw I. und der Drahomira aus dem Hevellerfürstentum ihren Anfang nahm (vgl. Grebe 1999, 462). Es folgten die Eroberung der Brandenburg durch den fränkisch-deutschen König Heinrich I. und die Missionierungsbestrebungen seines Sohnes Otto, die in der Gründung des Bistums Brandenburg im Jahre 948 mündeten.
Erst der Slawenaufstand von 983 setzte der weiteren Entwicklung des Bistums und der deutsch-christlichen Herrschaft ein Ende und führte nach einigen weiteren Gefechten letztlich zu einer bis ins Jahr 1150 andauernden, nahezu unabhängigen Entwicklung der Heveller. Unklar bleibt bisher, warum die befreiten Hevellerfürsten die von der deutschen Herrschaft und dem Bistum eingeführte christliche Sitte der Körperbestattung beibehielten und welche Vorstellung sie mit ihr verbanden. Reichte die Zeit der deutschen Herrschaft aus, die Erinnerung an die alten Bestattungssitten auszulöschen? Schützte das in den Grabsitten zur Schau gestellte Bekenntnis zum christlichen Glauben die Heveller vor (weiteren) Übergriffen des mächtigen Nachbarn? Half es bei der Etablierung diplomatischer Beziehungen?
Archäologie in Deutschland, 2019

Archäologie in Berlin und Brandenburg, 2022
Der Bau einer Tiefgarage im Nordwesten der Neuruppiner Altstadt führte zu umfangreichen archäolog... more Der Bau einer Tiefgarage im Nordwesten der Neuruppiner Altstadt führte zu umfangreichen archäologischen Ausgrabungen, hier bot sich die Chance, die Besiedlungsgeschichte der Stadt auf etwa 750 qm nachzuvollziehen. Schon dicht unter der Geländeoberkante vermittelte eine bis zu 60 cm starke Brandschuttschicht einen Eindruck von der Katastrophe, die Neuruppin im August 1787 heimsuchte – „der große Brand“ ruinierte zwei Drittel der mittelalterlichen Stadt vollständig. Das heutige Stadtbild ist geprägt von den nach dem Stadtbrand errichteten Gebäuden.
Unter der Stadtbrandschicht fanden sich vorwiegend Spuren der handwerklichen Nutzung des Areals. Von der Anwesenheit eines spätmittelalterlichen Bronzegießers zeugen größere Mengen Schlacke sowie Reste von Gussformen und Tiegeln, ein hölzerner Kastenbrunnen war nach seiner Aufgabe mit dem Abfall aus der Gießerei vollständig verfüllt worden. Aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen mehrere Backöfen, zwei davon übereinanderliegend. Sie zeigten sich im Planum kreisrund und oval mit einem Durchmesser von etwa einem Meter, die überwölbende Kuppel war nach der Nutzung abgebaut worden, um einen neuen Ofen darüber errichten zu können. Nach Aufgabe des ersten Ofens hatte man einen Vierpassbecher auf seiner Lehmtenne entsorgt. Mehrere dünne, stark holzkohlehaltige Schichten, zeugen von der langen Nutzung der Öfen an dieser Stelle. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen eine Arbeits- und eine Vorratsgrube, die zu einer kleinen Töpferei gehörten. In der Arbeitsgrube fand sich ein fast vollständig erhaltener Kugeltopf mit drei kleinen Standknubben.
In die Zeit der Stadtgründung führt ein zweiter Holzkastenbrunnen, dessen massive Eichenkonstruktion sich im anstehenden Schichtenwasser bestens erhalten hatte. Die dendrochronologische Untersuchung ergab ein Fälldatum der Eichen um 1228, womit der Brunnen etwa 10 Jahre älter als die erste urkundliche Erwähnung Neuruppins ist.

Archäologie in Berlin und Brandenburg, 2022
Nördlich der Neu- und östlich der Altstadt liegt inmitten der Havel eine etwa 250 Hektar große In... more Nördlich der Neu- und östlich der Altstadt liegt inmitten der Havel eine etwa 250 Hektar große Insel, die nach dem 1165 erbauten Brandenburger Dom die Dominsel genannt wird. Zwischen dem 9. und dem 12. Jh. gehörte die Insel mit der Brandenburg als Herrschaftszentrum der Heveller zu den bedeutendsten slawischen Befestigungsanlagen zwischen Elbe und Oder. Bei archäologischen Ausgrabungen konnten in den letzten 60 Jahren acht mittelslawische Burgphasen (zwischen 870 und 980) erschlossen werden. Im Gegensatz dazu konnte bisher nur wenig über die spätslawische Anlage (zwischen 1000 und 1157) ausgesagt werden – die Brandenburg entwickelte sich zur Frühstadt und blieb Stammesmittelpunkt der Heveller. Befestigungen mit großen Wällen, Palisaden und Gräben sind für diese Zeit bisher jedoch nicht dokumentiert.
Zurückhaltende Schätzungen gehen davon aus, dass in spätslawischer Zeit zwischen drei- und fünfhundert Menschen dauerhaft auf der Brandenburg lebten und starben. Die daraus zu erschließenden fünf bis sechs Generationen müssten den Annahmen zufolge zwischen 1500 und 2000 Tote hinterlassen haben, die in dieser Zeit bereits als Körperbestattungen in Rückenlage – im Gegensatz zur früheren Brandbestattung – niedergelegt wurden.
Da von der Dominsel selbst zumeist nur einzelne menschliche Knochen ohne Grabzusammenhang aus den spätslawischen Schichten geborgen wurden, müssen die Bestattungsplätze außerhalb der Insel zu finden sein. Infrage kommen dafür zwei Areale auf der Altstadtseite und eines in der Neustadt. Bei Baumaßnahmen im zurückliegenden Jahr wurden auf allen drei Plätzen Bestattungen angeschnitten, die diese schon länger bekannten Gräberfelder bestätigten bzw. dabei halfen, Aussagen über deren Größe und Ausdehnung zu treffen. Im Text werden die drei Fundplätze kurz charakterisiert und die ersten Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung der Skelettreste vorgestellt.

Bei Baggerarbeiten für ein Wohnhaus sind im Jahre 2020 in Neuschmerzke elf eisenzeitliche Frauenb... more Bei Baggerarbeiten für ein Wohnhaus sind im Jahre 2020 in Neuschmerzke elf eisenzeitliche Frauenbestattungen entdeckt worden, 2021 trat eine weitere Urne zutage. Etwa 300 m nördlich kamen bereits in den 1920er Jahren drei eisenzeitliche Kleingefäße zum Vorschein, die vielleicht als Urnen für Kinderbestattungen dienten. Beide Bestattungsplätze liegen am Westhang des Lehmberges, einem sanften Geländesporn, der sich etwa 2-3 m über die Umgebung erhebt. Der im Jahr 2020 neu entdeckte Fundplatz von Neuschmerzke reiht sich in die Kette der eisenzeitlichen Siedlungen des Havellandes in geradezu prototypischer Weise ein. Der topografische Bezug von Gräbern und Siedlung entspricht dem typischen Verhältnis, der aus der Umgebung bekannten Fundplätze. Auch die Art der Bestattungen, die Gefäßformen, ihre Verzierungen und die Beigaben entsprechen dem Bekannten. Zu nennen sind hier vor allem die Sparren-Dellen-Zier und die Beigabe von Kropfnadeln, Gürtelhaken und Segelohrringen.
Etwas ungewöhnlich sind die bisherigen Erkenntnisse zu den 13 Gräbern - für das Havelland untypisch ist die Bestattung von Frauen in einem separaten Areal. Ob es sich hierbei um eine aus dem Unterelbebereich übernommene Tradition handelt, die von Einwanderern mitgebracht wurde, kann ohne weiterführende (naturwissenschaftliche) Untersuchungen nicht abschließend geklärt werden. Bisher ungeklärt sind auch die möglichen Gründe für die Bestattung von sieben Individuen in einer Reihe. Sind es familiäre Zusammenhänge der Bestatteten, die sich hier zeigen oder sind die Gründe in anderen Bereichen, wie etwa in kultischen Zeremonien zu suchen? Eine Annäherung an die Gründe werden nur weiterführende Betrachtungen und Vergleiche mit ähnlichen Phänomenen der ausgehenden Bronze- und älteren Eisenzeit erbringen.
Im Jahre 2022 fanden in der Stadt Brandenburg zwei große lnfrastrukturbaumaßnahmen statt, die ar... more Im Jahre 2022 fanden in der Stadt Brandenburg zwei große lnfrastrukturbaumaßnahmen statt, die archäologische Untersuchungen in nicht unerheblichem Umfang nötig werden ließen. Zwischen November 2021 und Oktober 2022 wurden in der Neustadt die Neustädtische Fischerstraße, Teile des Molkenmarkts und die Kleine Münzenstraße grundhaft saniert. Neben der Erneuerung von Fahrbahn und Gehsteigen mussten zahlreiche Leitungen ausgetauscht oder neu verlegt werden. Im Spätsommer und Herbst erfolgte auf der anderen Havelseite in dem vom Altstädtischen Markt bis zur Ritterstraße reichenden Teil der Plauer Straße die Neuverlegung einer Fernwärmehauptleitung und nachfolgend die Erneuerung der Fahrbahn. Die archäologische Begleitung beider Maßnahmen bereichert unsere Kenntnis zu bekannten Fundplätzen und führte zugleich zur Entdeckung bisher unbekannter Spuren menschlicher Aktivität.
Archäologie in Deutschland, 2019
Archäologie in Deutschland, 2023

53. Internationales Keramik-Symposium 2020. Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Sonderband. Hrsg. Landesdenkmalamt Berlin, G. Döhner, L. Grunwald für den Arbeitskreis Keramikforschung, 2022
Analyse eines Keramikkomplexes des ausgehenden 15. Jahrhunderts, der etwa 100 m nördlich der Niko... more Analyse eines Keramikkomplexes des ausgehenden 15. Jahrhunderts, der etwa 100 m nördlich der Nikolaikirche zutage trat. Ist es möglich, dass mit diesem Befund zum ersten Mal ein archäologischer Nachweis des mittelalterlichen St. Gertrud Spitals gefunden wurde?
Die unmittelbare Nähe des Befundes zur Nikolaikirche gibt einen ersten eindeutigen Hinweis darauf. Doch wie passt das herausgehobene Inventar zu einem Armenspital? Die im Domstiftsarchiv noch vorhandenen Haushaltsbücher weisen zwar recht hohe Einnahmen und Gewinne für das St. Gertrud Spital aus, sie setzen jedoch erst ab dem Jahr 1685 ein, d.h. 150 Jahre nach der Entsorgung unseres Inventars und etwa 30 Jahre nach dem endgültigen Umzug des Spitals ins Johanniskloster. Schlussfolgerungen auf die Einnahmen vor 1685 bleiben demnach spekulativ, dennoch sollen hier einige Anmerkungen zur Diskussion gestellt werden: Die ursprüngliche Lage des Spitals vor den Toren der Stadt an einem Hauptverkehrsweg lädt zur Vermutung ein, es könnten dort auch Reisende, fahrende Händler und Schausteller untergekommen sein, bevor sie in die Stadt eingelassen wurden. Die zur leiblichen Versorgung der Spitalbewohner zweifellos vorhandene Küche könnte auch zur Versorgung dieser Gäste genutzt worden sein. Die Anwesenheit eben solcher Gäste würde auch die gefundenen Silbermünzen erklären, denn zu ihrer Zeit waren sie gültiges Zahlungsmittel, wenn auch ein hochwertiges. Dass sie einer armen (mittellosen) Witwe gehörten, ist kaum plausibel zu erklären. Dagegen deutet gerade der Altenburger Heller auf reisendes Volk. Es ist zu vermuten, dass die Münzen zur Bezahlung von Speis, Trank und Unterkunft dienten. Somit passen Münzen und Keramik gut zueinander, denn hier sehen wir zum überwiegenden Teil die Reste ehemaligen Koch- und Schankgeschirrs. Es ist gut vorstellbar, dass aus den Siegburger/Waldenburger Steinzeug-Bechern Wein und Met getrunken wurde, der mit klingender Münze bezahlt werden musste. Auch die dokumentierten Schmuck- und Trachtenbestandteile aus Buntmetall passen eher zu einer etwas betuchteren Klientel. Die ursprüngliche Lage des Spitals vor den Toren der Stadt an einem Hauptverkehrsweg lädt zur Vermutung ein, es könnten dort auch Reisende, fahrende Händler und Schausteller untergekommen sein, bevor sie in die Stadt eingelassen wurden.
Historischer Verein Brandenburg (Havel) e. V., 2022
Die Gemarkung Gollwitz erbrachte in den letzten 150 Jahren beständig großartige Funde aller archä... more Die Gemarkung Gollwitz erbrachte in den letzten 150 Jahren beständig großartige Funde aller archäologischen Epochen, eine zusammenfassende Publikation oder Besprechung fehlt jedoch bisher. Ausgehend von einer kleineren Notbergung stellt der Text die wichtigsten Funde und Befunde vor und fokussiert dabei auf die vorrömische Eisen- und beginnende römische Kaiserzeit.
Heimatkalender Altkreis Senftenberg, 2023
Die in den letzten zwei Jahrzehnten in der Gemarkung Großkoschen durchgeführten Ausgrabungen erbr... more Die in den letzten zwei Jahrzehnten in der Gemarkung Großkoschen durchgeführten Ausgrabungen erbrachten Funde und Befunde von der Steinzeit bis zum Mittelalter – der vorliegende Text gibt einen Abriss zu den Ergebnissen der Grabungen und zum Verbleib der Funde.
Archäologie in Deutschland, 2022
Archäologie in Deutschland, 2022
Archäologie Berlin Brandenburg, 2016
Baumaßnahmen im Burghof 2 und der angeschlossenen Remise ließen Reste der mittelalterlichen Vorgä... more Baumaßnahmen im Burghof 2 und der angeschlossenen Remise ließen Reste der mittelalterlichen Vorgängerbebauung in der Südwestecke des Burghofes zutage treten.
Archäologie in Berlin und Brandenburg, 2020
Auf einer Hochfläche in Diedersdorf wurden sieben Siedlungsgruben und ein mutmaßlicher Hausstando... more Auf einer Hochfläche in Diedersdorf wurden sieben Siedlungsgruben und ein mutmaßlicher Hausstandort der mittelneolithischen Britzer Kultur aufgedeckt. Die durchgehend unverzierte Keramik aus den Gruben zeichnete sich durch umgeschlagene Ränder aus, wie sie auch auf anderen Fundplätzen der Britzer Kultur häufiger zu finden sind. Es werden technologische Aspekte der Keramik besprochen und ein Kontext zu den in den letzten Jahren zwischen Berlin und der Stadt Brandenburg entdeckten Siedlungsplätzen aufgezeigt.

Historischer Verein Brandenburg (Havel) e. V., 2021
Bei Baggerarbeiten für ein Wohnhaus sind in Neuschmerzke elf eisenzeitliche Frauenbestattungen en... more Bei Baggerarbeiten für ein Wohnhaus sind in Neuschmerzke elf eisenzeitliche Frauenbestattungen entdeckt worden. Etwa 100 m nördlich kamen bereits in den 1920er Jahren drei eisenzeitliche Kleingefäße zum Vorschein, die vielleicht als Urnen für Kinderbestattungen dienten. Beide Bestattungsplätze liegen am Westhang des Lehmberges, einem sanften Geländesporn, der sich etwa 2-3 m über die Umgebung erhebt.
Das Sterbealter der Frauen lag zwischen 22 und 48 Jahren. Sie wurden verbrannt und in einer Urne beigesetzt, Ausnahmen bildeten eine Brandschüttung und eine Doppelbestattung. Als Grabgefäße kamen einfache Töpfe und Terrinen zum Einsatz, die zum Teil mit Sparren-Dellen-Linien-Mustern verziert waren. Zu den Beigaben gehörten neben zerschlagenen (Trink-)Gefäßen ein kleiner eiserner Zungengürtelhaken, eine eiserne Kropfnadel und ein bronzener Segelohrring.
Sowohl Gefäßzier als auch Beigaben spiegeln das typische Muster havelländischer Grabausstattungen der entwickelten älteren Eisenzeit (ca. 450-300 v. Chr.). Weibliche Doppelbestattungen sind im Havelland jedoch weitgehend unbekannt, ebenso eine geschlechterspezifische Trennung der Bestattungsareale. Möglicherweise wurde diese Tradition von Einwanderern aus dem Unterelbereich mitgebracht.
Archäologie in Berlin und Brandenburg, 2019
Schachtungsarbeiten für zwei neue Einfamilienhäuser im Retzower Weg deckten Spuren einer Siedlung... more Schachtungsarbeiten für zwei neue Einfamilienhäuser im Retzower Weg deckten Spuren einer Siedlung aus der vorrömischen Eisenzeit auf. Die geborgenen Gefäße zeigen eine Siedlungsdauer über die gesamte Eisenzeit an. Neben zahlreichen Scherben wurde in einer Kochgrube ein Hundeschädel entdeckt - ein Befund, wie er in dieser urgeschichtlichen Epoche häufiger aufgedeckt wird. Anhand von Übereinstimmungen in der Gefäßkeramik wurde ein seit den 1920er Jahren aus der Gemarkung bekanntes Gräberfeld als zur Siedlung zugehörig erkannt.
Abschlussbericht der Grabung: Große Münzenstraße 6/7, 2019
Im Winter 2019 konnte auf dem Hinterhof der Großen Münzenstraße 6/7 im historischen Stadtkern der... more Im Winter 2019 konnte auf dem Hinterhof der Großen Münzenstraße 6/7 im historischen Stadtkern der Stadt Brandenburg auf ca. 5x3 m eine dichte mittelalterliche Stratigraphie aus Siedlungsbefunden und Planierschichten aufgedeckt werden, darunter ein slawisches Grubehaus, das noch fast 0,8 m tief in den Boden reichte und mehrere Pfostengruben aufwies.
Erstaunlicherweise war unter den mittelalterlichen Schichten noch eine urgeschichtlche Kulturschicht mit verschiedenen Gruben erhalten.
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Papers by Torsten Trebess
Das Gräberfeld steht in engem Bezug zur Fürstenburg der Heveller, das belegen die räumliche Nähe und die zum Teil hochwertigen Beigaben, die in Gräbern der unteren Bevölkerungsschichten nicht zu erwarten wären. Hier liegt auch die Verbindung zum christlichen Glaubensbekenntnis, das in der Hevellerdynastie eine lange Tradition hatte und im Jahre 906 mit der Eheschließung mit der Eheschließung der zwischen dem christlichen böhmischen Premyslidenfürsten Wratislaw I. und der Drahomira aus dem Hevellerfürstentum ihren Anfang nahm (vgl. Grebe 1999, 462). Es folgten die Eroberung der Brandenburg durch den fränkisch-deutschen König Heinrich I. und die Missionierungsbestrebungen seines Sohnes Otto, die in der Gründung des Bistums Brandenburg im Jahre 948 mündeten.
Erst der Slawenaufstand von 983 setzte der weiteren Entwicklung des Bistums und der deutsch-christlichen Herrschaft ein Ende und führte nach einigen weiteren Gefechten letztlich zu einer bis ins Jahr 1150 andauernden, nahezu unabhängigen Entwicklung der Heveller. Unklar bleibt bisher, warum die befreiten Hevellerfürsten die von der deutschen Herrschaft und dem Bistum eingeführte christliche Sitte der Körperbestattung beibehielten und welche Vorstellung sie mit ihr verbanden. Reichte die Zeit der deutschen Herrschaft aus, die Erinnerung an die alten Bestattungssitten auszulöschen? Schützte das in den Grabsitten zur Schau gestellte Bekenntnis zum christlichen Glauben die Heveller vor (weiteren) Übergriffen des mächtigen Nachbarn? Half es bei der Etablierung diplomatischer Beziehungen?
Unter der Stadtbrandschicht fanden sich vorwiegend Spuren der handwerklichen Nutzung des Areals. Von der Anwesenheit eines spätmittelalterlichen Bronzegießers zeugen größere Mengen Schlacke sowie Reste von Gussformen und Tiegeln, ein hölzerner Kastenbrunnen war nach seiner Aufgabe mit dem Abfall aus der Gießerei vollständig verfüllt worden. Aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen mehrere Backöfen, zwei davon übereinanderliegend. Sie zeigten sich im Planum kreisrund und oval mit einem Durchmesser von etwa einem Meter, die überwölbende Kuppel war nach der Nutzung abgebaut worden, um einen neuen Ofen darüber errichten zu können. Nach Aufgabe des ersten Ofens hatte man einen Vierpassbecher auf seiner Lehmtenne entsorgt. Mehrere dünne, stark holzkohlehaltige Schichten, zeugen von der langen Nutzung der Öfen an dieser Stelle. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen eine Arbeits- und eine Vorratsgrube, die zu einer kleinen Töpferei gehörten. In der Arbeitsgrube fand sich ein fast vollständig erhaltener Kugeltopf mit drei kleinen Standknubben.
In die Zeit der Stadtgründung führt ein zweiter Holzkastenbrunnen, dessen massive Eichenkonstruktion sich im anstehenden Schichtenwasser bestens erhalten hatte. Die dendrochronologische Untersuchung ergab ein Fälldatum der Eichen um 1228, womit der Brunnen etwa 10 Jahre älter als die erste urkundliche Erwähnung Neuruppins ist.
Zurückhaltende Schätzungen gehen davon aus, dass in spätslawischer Zeit zwischen drei- und fünfhundert Menschen dauerhaft auf der Brandenburg lebten und starben. Die daraus zu erschließenden fünf bis sechs Generationen müssten den Annahmen zufolge zwischen 1500 und 2000 Tote hinterlassen haben, die in dieser Zeit bereits als Körperbestattungen in Rückenlage – im Gegensatz zur früheren Brandbestattung – niedergelegt wurden.
Da von der Dominsel selbst zumeist nur einzelne menschliche Knochen ohne Grabzusammenhang aus den spätslawischen Schichten geborgen wurden, müssen die Bestattungsplätze außerhalb der Insel zu finden sein. Infrage kommen dafür zwei Areale auf der Altstadtseite und eines in der Neustadt. Bei Baumaßnahmen im zurückliegenden Jahr wurden auf allen drei Plätzen Bestattungen angeschnitten, die diese schon länger bekannten Gräberfelder bestätigten bzw. dabei halfen, Aussagen über deren Größe und Ausdehnung zu treffen. Im Text werden die drei Fundplätze kurz charakterisiert und die ersten Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung der Skelettreste vorgestellt.
Etwas ungewöhnlich sind die bisherigen Erkenntnisse zu den 13 Gräbern - für das Havelland untypisch ist die Bestattung von Frauen in einem separaten Areal. Ob es sich hierbei um eine aus dem Unterelbebereich übernommene Tradition handelt, die von Einwanderern mitgebracht wurde, kann ohne weiterführende (naturwissenschaftliche) Untersuchungen nicht abschließend geklärt werden. Bisher ungeklärt sind auch die möglichen Gründe für die Bestattung von sieben Individuen in einer Reihe. Sind es familiäre Zusammenhänge der Bestatteten, die sich hier zeigen oder sind die Gründe in anderen Bereichen, wie etwa in kultischen Zeremonien zu suchen? Eine Annäherung an die Gründe werden nur weiterführende Betrachtungen und Vergleiche mit ähnlichen Phänomenen der ausgehenden Bronze- und älteren Eisenzeit erbringen.
Die unmittelbare Nähe des Befundes zur Nikolaikirche gibt einen ersten eindeutigen Hinweis darauf. Doch wie passt das herausgehobene Inventar zu einem Armenspital? Die im Domstiftsarchiv noch vorhandenen Haushaltsbücher weisen zwar recht hohe Einnahmen und Gewinne für das St. Gertrud Spital aus, sie setzen jedoch erst ab dem Jahr 1685 ein, d.h. 150 Jahre nach der Entsorgung unseres Inventars und etwa 30 Jahre nach dem endgültigen Umzug des Spitals ins Johanniskloster. Schlussfolgerungen auf die Einnahmen vor 1685 bleiben demnach spekulativ, dennoch sollen hier einige Anmerkungen zur Diskussion gestellt werden: Die ursprüngliche Lage des Spitals vor den Toren der Stadt an einem Hauptverkehrsweg lädt zur Vermutung ein, es könnten dort auch Reisende, fahrende Händler und Schausteller untergekommen sein, bevor sie in die Stadt eingelassen wurden. Die zur leiblichen Versorgung der Spitalbewohner zweifellos vorhandene Küche könnte auch zur Versorgung dieser Gäste genutzt worden sein. Die Anwesenheit eben solcher Gäste würde auch die gefundenen Silbermünzen erklären, denn zu ihrer Zeit waren sie gültiges Zahlungsmittel, wenn auch ein hochwertiges. Dass sie einer armen (mittellosen) Witwe gehörten, ist kaum plausibel zu erklären. Dagegen deutet gerade der Altenburger Heller auf reisendes Volk. Es ist zu vermuten, dass die Münzen zur Bezahlung von Speis, Trank und Unterkunft dienten. Somit passen Münzen und Keramik gut zueinander, denn hier sehen wir zum überwiegenden Teil die Reste ehemaligen Koch- und Schankgeschirrs. Es ist gut vorstellbar, dass aus den Siegburger/Waldenburger Steinzeug-Bechern Wein und Met getrunken wurde, der mit klingender Münze bezahlt werden musste. Auch die dokumentierten Schmuck- und Trachtenbestandteile aus Buntmetall passen eher zu einer etwas betuchteren Klientel. Die ursprüngliche Lage des Spitals vor den Toren der Stadt an einem Hauptverkehrsweg lädt zur Vermutung ein, es könnten dort auch Reisende, fahrende Händler und Schausteller untergekommen sein, bevor sie in die Stadt eingelassen wurden.
Das Sterbealter der Frauen lag zwischen 22 und 48 Jahren. Sie wurden verbrannt und in einer Urne beigesetzt, Ausnahmen bildeten eine Brandschüttung und eine Doppelbestattung. Als Grabgefäße kamen einfache Töpfe und Terrinen zum Einsatz, die zum Teil mit Sparren-Dellen-Linien-Mustern verziert waren. Zu den Beigaben gehörten neben zerschlagenen (Trink-)Gefäßen ein kleiner eiserner Zungengürtelhaken, eine eiserne Kropfnadel und ein bronzener Segelohrring.
Sowohl Gefäßzier als auch Beigaben spiegeln das typische Muster havelländischer Grabausstattungen der entwickelten älteren Eisenzeit (ca. 450-300 v. Chr.). Weibliche Doppelbestattungen sind im Havelland jedoch weitgehend unbekannt, ebenso eine geschlechterspezifische Trennung der Bestattungsareale. Möglicherweise wurde diese Tradition von Einwanderern aus dem Unterelbereich mitgebracht.
Dabei wird auf die im Grabungsbericht veröffentlichten Ergebnisse zurückgegriffen:
https://www.academia.edu/44238219/T_Trebe%C3%9F_Endpal%C3%A4olithische_mesolithische_neolithische_jungbronzezeitliche_eisenzeitliche_und_sp%C3%A4tslawische_Fundstellen_von_Kirchm%C3%B6ser_Stadt_Brandenburg_Abschlussbericht_zur_Grabung_Verlegung_einer_Fernw%C3%A4rmeleitung_in_der_Friedhofstra%C3%9Fe_2020_
Erstaunlicherweise war unter den mittelalterlichen Schichten noch eine urgeschichtlche Kulturschicht mit verschiedenen Gruben erhalten.
Das Gräberfeld steht in engem Bezug zur Fürstenburg der Heveller, das belegen die räumliche Nähe und die zum Teil hochwertigen Beigaben, die in Gräbern der unteren Bevölkerungsschichten nicht zu erwarten wären. Hier liegt auch die Verbindung zum christlichen Glaubensbekenntnis, das in der Hevellerdynastie eine lange Tradition hatte und im Jahre 906 mit der Eheschließung mit der Eheschließung der zwischen dem christlichen böhmischen Premyslidenfürsten Wratislaw I. und der Drahomira aus dem Hevellerfürstentum ihren Anfang nahm (vgl. Grebe 1999, 462). Es folgten die Eroberung der Brandenburg durch den fränkisch-deutschen König Heinrich I. und die Missionierungsbestrebungen seines Sohnes Otto, die in der Gründung des Bistums Brandenburg im Jahre 948 mündeten.
Erst der Slawenaufstand von 983 setzte der weiteren Entwicklung des Bistums und der deutsch-christlichen Herrschaft ein Ende und führte nach einigen weiteren Gefechten letztlich zu einer bis ins Jahr 1150 andauernden, nahezu unabhängigen Entwicklung der Heveller. Unklar bleibt bisher, warum die befreiten Hevellerfürsten die von der deutschen Herrschaft und dem Bistum eingeführte christliche Sitte der Körperbestattung beibehielten und welche Vorstellung sie mit ihr verbanden. Reichte die Zeit der deutschen Herrschaft aus, die Erinnerung an die alten Bestattungssitten auszulöschen? Schützte das in den Grabsitten zur Schau gestellte Bekenntnis zum christlichen Glauben die Heveller vor (weiteren) Übergriffen des mächtigen Nachbarn? Half es bei der Etablierung diplomatischer Beziehungen?
Unter der Stadtbrandschicht fanden sich vorwiegend Spuren der handwerklichen Nutzung des Areals. Von der Anwesenheit eines spätmittelalterlichen Bronzegießers zeugen größere Mengen Schlacke sowie Reste von Gussformen und Tiegeln, ein hölzerner Kastenbrunnen war nach seiner Aufgabe mit dem Abfall aus der Gießerei vollständig verfüllt worden. Aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen mehrere Backöfen, zwei davon übereinanderliegend. Sie zeigten sich im Planum kreisrund und oval mit einem Durchmesser von etwa einem Meter, die überwölbende Kuppel war nach der Nutzung abgebaut worden, um einen neuen Ofen darüber errichten zu können. Nach Aufgabe des ersten Ofens hatte man einen Vierpassbecher auf seiner Lehmtenne entsorgt. Mehrere dünne, stark holzkohlehaltige Schichten, zeugen von der langen Nutzung der Öfen an dieser Stelle. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen eine Arbeits- und eine Vorratsgrube, die zu einer kleinen Töpferei gehörten. In der Arbeitsgrube fand sich ein fast vollständig erhaltener Kugeltopf mit drei kleinen Standknubben.
In die Zeit der Stadtgründung führt ein zweiter Holzkastenbrunnen, dessen massive Eichenkonstruktion sich im anstehenden Schichtenwasser bestens erhalten hatte. Die dendrochronologische Untersuchung ergab ein Fälldatum der Eichen um 1228, womit der Brunnen etwa 10 Jahre älter als die erste urkundliche Erwähnung Neuruppins ist.
Zurückhaltende Schätzungen gehen davon aus, dass in spätslawischer Zeit zwischen drei- und fünfhundert Menschen dauerhaft auf der Brandenburg lebten und starben. Die daraus zu erschließenden fünf bis sechs Generationen müssten den Annahmen zufolge zwischen 1500 und 2000 Tote hinterlassen haben, die in dieser Zeit bereits als Körperbestattungen in Rückenlage – im Gegensatz zur früheren Brandbestattung – niedergelegt wurden.
Da von der Dominsel selbst zumeist nur einzelne menschliche Knochen ohne Grabzusammenhang aus den spätslawischen Schichten geborgen wurden, müssen die Bestattungsplätze außerhalb der Insel zu finden sein. Infrage kommen dafür zwei Areale auf der Altstadtseite und eines in der Neustadt. Bei Baumaßnahmen im zurückliegenden Jahr wurden auf allen drei Plätzen Bestattungen angeschnitten, die diese schon länger bekannten Gräberfelder bestätigten bzw. dabei halfen, Aussagen über deren Größe und Ausdehnung zu treffen. Im Text werden die drei Fundplätze kurz charakterisiert und die ersten Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung der Skelettreste vorgestellt.
Etwas ungewöhnlich sind die bisherigen Erkenntnisse zu den 13 Gräbern - für das Havelland untypisch ist die Bestattung von Frauen in einem separaten Areal. Ob es sich hierbei um eine aus dem Unterelbebereich übernommene Tradition handelt, die von Einwanderern mitgebracht wurde, kann ohne weiterführende (naturwissenschaftliche) Untersuchungen nicht abschließend geklärt werden. Bisher ungeklärt sind auch die möglichen Gründe für die Bestattung von sieben Individuen in einer Reihe. Sind es familiäre Zusammenhänge der Bestatteten, die sich hier zeigen oder sind die Gründe in anderen Bereichen, wie etwa in kultischen Zeremonien zu suchen? Eine Annäherung an die Gründe werden nur weiterführende Betrachtungen und Vergleiche mit ähnlichen Phänomenen der ausgehenden Bronze- und älteren Eisenzeit erbringen.
Die unmittelbare Nähe des Befundes zur Nikolaikirche gibt einen ersten eindeutigen Hinweis darauf. Doch wie passt das herausgehobene Inventar zu einem Armenspital? Die im Domstiftsarchiv noch vorhandenen Haushaltsbücher weisen zwar recht hohe Einnahmen und Gewinne für das St. Gertrud Spital aus, sie setzen jedoch erst ab dem Jahr 1685 ein, d.h. 150 Jahre nach der Entsorgung unseres Inventars und etwa 30 Jahre nach dem endgültigen Umzug des Spitals ins Johanniskloster. Schlussfolgerungen auf die Einnahmen vor 1685 bleiben demnach spekulativ, dennoch sollen hier einige Anmerkungen zur Diskussion gestellt werden: Die ursprüngliche Lage des Spitals vor den Toren der Stadt an einem Hauptverkehrsweg lädt zur Vermutung ein, es könnten dort auch Reisende, fahrende Händler und Schausteller untergekommen sein, bevor sie in die Stadt eingelassen wurden. Die zur leiblichen Versorgung der Spitalbewohner zweifellos vorhandene Küche könnte auch zur Versorgung dieser Gäste genutzt worden sein. Die Anwesenheit eben solcher Gäste würde auch die gefundenen Silbermünzen erklären, denn zu ihrer Zeit waren sie gültiges Zahlungsmittel, wenn auch ein hochwertiges. Dass sie einer armen (mittellosen) Witwe gehörten, ist kaum plausibel zu erklären. Dagegen deutet gerade der Altenburger Heller auf reisendes Volk. Es ist zu vermuten, dass die Münzen zur Bezahlung von Speis, Trank und Unterkunft dienten. Somit passen Münzen und Keramik gut zueinander, denn hier sehen wir zum überwiegenden Teil die Reste ehemaligen Koch- und Schankgeschirrs. Es ist gut vorstellbar, dass aus den Siegburger/Waldenburger Steinzeug-Bechern Wein und Met getrunken wurde, der mit klingender Münze bezahlt werden musste. Auch die dokumentierten Schmuck- und Trachtenbestandteile aus Buntmetall passen eher zu einer etwas betuchteren Klientel. Die ursprüngliche Lage des Spitals vor den Toren der Stadt an einem Hauptverkehrsweg lädt zur Vermutung ein, es könnten dort auch Reisende, fahrende Händler und Schausteller untergekommen sein, bevor sie in die Stadt eingelassen wurden.
Das Sterbealter der Frauen lag zwischen 22 und 48 Jahren. Sie wurden verbrannt und in einer Urne beigesetzt, Ausnahmen bildeten eine Brandschüttung und eine Doppelbestattung. Als Grabgefäße kamen einfache Töpfe und Terrinen zum Einsatz, die zum Teil mit Sparren-Dellen-Linien-Mustern verziert waren. Zu den Beigaben gehörten neben zerschlagenen (Trink-)Gefäßen ein kleiner eiserner Zungengürtelhaken, eine eiserne Kropfnadel und ein bronzener Segelohrring.
Sowohl Gefäßzier als auch Beigaben spiegeln das typische Muster havelländischer Grabausstattungen der entwickelten älteren Eisenzeit (ca. 450-300 v. Chr.). Weibliche Doppelbestattungen sind im Havelland jedoch weitgehend unbekannt, ebenso eine geschlechterspezifische Trennung der Bestattungsareale. Möglicherweise wurde diese Tradition von Einwanderern aus dem Unterelbereich mitgebracht.
Dabei wird auf die im Grabungsbericht veröffentlichten Ergebnisse zurückgegriffen:
https://www.academia.edu/44238219/T_Trebe%C3%9F_Endpal%C3%A4olithische_mesolithische_neolithische_jungbronzezeitliche_eisenzeitliche_und_sp%C3%A4tslawische_Fundstellen_von_Kirchm%C3%B6ser_Stadt_Brandenburg_Abschlussbericht_zur_Grabung_Verlegung_einer_Fernw%C3%A4rmeleitung_in_der_Friedhofstra%C3%9Fe_2020_
Erstaunlicherweise war unter den mittelalterlichen Schichten noch eine urgeschichtlche Kulturschicht mit verschiedenen Gruben erhalten.
Die archäologische Baubegleitung einer kleinen Baufläche für ein Einfamilienwohnhaus im Schienenweg 39a erbrachte das typische Spektrum an ältereisenzeitlicher Keramik, wie es von vielen in den letzten Jahren untersuchten Plätzen im Stadtgebiet bekannt geworden ist. Neben Rautöpfen fanden sich Reste von Terrinen und von Schalen mit einziehenden Rändern. Typisch ist auch das nahezu vollständige Fehlen von Verzierungen.
Der Fund eines Backtellers lud dazu ein, diese im Havelland recht seltene Keramikform einer genaueren Autopsie zu unterziehen. Vieles deutet darauf hin, dass die Tonscheiben aus dem Billendorfer Kulturbereich ihren Weg in das Havel-Spree-Gebiet fanden und wohl am ehesten im Zusammenhang mit späthallstättischen (keltischen) Trinksitten zu sehen sind.
Die Lage des Fundplatzes am Westufer des Beetzsees bot beste Lebensbedingungen und einen Zugang zu Handelsgütern aus dem keltisch geprägten Süden. Ausgrabungen und Flur-begehungen in diesem Areal förderten in den letzten einhundert Jahren mehrere bronzene Fibeln sowie Arm- und Halsringe zutage, die von den Kelten importiert wurden oder die Men-schen zum Nachahmen keltischer Vorbilder inspirierten. Ziel dieses Grabungsberichtes war es, diese bisher wenig bekannten Objekte katalogartig zusammenzutragen und vorzustellen, um sie für die Auswertung bereits durchgeführter und für zukünftige Grabungen auf Fundplätzen der vorrömischen Eisenzeit verfügbar zu machen. Vollständigkeit wurde dabei nicht ange-strebt, der Katalog soll in der Zukunft um weitere keltisch inspirierte Metall- und Keramiktypen erweitert werden.
Eine erste Auswertung der bis ins das ausgehende 19. Jahrhundert zurückreichenden Informationen aus der Ortsakte zeigt nun das Bild einer sehr großräumigen, dicht belegten eisenzeitlichen Siedlungskammer rund um die Brandenburger Stadtseen. Für das Dreieck zwischen Groß Wusterwitzer See, Heiligem See und Möserschem See ließen sich mindestens zwei größere Gräberfelder und vier Aktivitätszonen erschließen. Die hier vorgestellten Funde zeigen, dass die Besiedlung über einen Zeitraum von vier bis fünfhundert Jahren andauerte (700-250 v. Chr.). Sie zeigen auch, dass es während dieser Zeit einen andauernden Austausch von Objekten und Ideen aus keltischen bzw. keltisch beeinflussten Siedlungsgebieten gab. Für die frühe und ältere Eisenzeit sind diese Kontakte durch Gefäßverzierungen belegt, die ihren Ursprung im Oder- und Neißegebiet haben (Billendorfer und Göritzer Gruppe). Für den Beginn der jüngeren Eisenzeit sind die laténezeitlichen Fibeln und Halsringe zu nennen, die in Kirchmöser und dem näheren Umland gefunden wurden. Zahlreiche weitere Funde, vor allem wohl bronzener Schmuck, dürfen ebenfalls mindestens als keltisch inspiriert gelten, können jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht besprochen werden. Hingewiesen werden soll noch auf die keramischen Backteller, die immer wieder als Nachbildungen großer Herdplatten interpretiert werden und möglicherweise in Zusammenhang mit keltisch inspirierten Trinkritualen zu sehen sind.
Der vorliegende Grabungsbericht versucht, die vorhandenen Quellen so vollständig wie möglich zusammenzuführen. Auch wenn im Rahmen dieser Arbeit eine umfassende Aufarbeitung und Interpretation aller Funde und Befunde nicht geleistet werden konnte, so wird doch die ungeheure Reichhaltigkeit und das dem Fundplatz innewohnende Potential verdeutlicht.
Die Grabungen zeigten auch, dass die untersuchte Fläche am Schiffwasser nur bedingt besiedelbar war. Lediglich im äußersten östlichen Teil zeigten sich gelbe Sande, die einen einstigen Uferbereich markierten, hier fanden sich auch die beiden Feuersteinklingen. Der gesamte restliche Teil der Halbinsel war von einem Paket aus Schwemmsandschichten überprägt, das bis zu 1,50 m stark war.
Bereits in den Schwemmsanden fanden sich Keramikfragmente des 18. Jahrhunderts. Sie wurden wohl zumindest teilweise von den Bergedorfer Bürgern direkt in die vor der Haustür vorbeifließende Bille entsorgt und später durch Überschwemmungen auf der Holzhude abgelagert. Anhand des Fundmaterials kann belegt werden, dass diese Aufschüttungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingebracht wurden. Die im östlichen und mittleren Bereich der Fläche geborgenen Scherben von Majolika, Fayence, Irdenware und englischem Steinzeug, frühem Porzellan sowie Tonpfeifenfragmente und Reliefkacheln datieren vom ausgehenden 17. bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Einige Befunde weisen darauf hin, dass ganze Wagenladungen an Haushaltsmüll auf der Hude abgeladen wurden. Die darin enthaltenen Funde deuten auf einen relativen Wohlstand der Bergedorfer Bürger und auf weitreichende Handelsbeziehungen bis nach Jütland, Holland, England und Böhmen hin. Neben Gefäßkeramik aus der zweiten Hälfte des 18. bis ins beginnende 19. Jahrhundert, fanden sich reich verzierte Ofenkacheln und Delfter Wandfliesen. Zu den Ausnahmefunden zählten das metallene Oberteil einer Gabel und ein Lederschuh, der zu einer Vierländer Tracht des 18./19. Jahrhunderts gehörte.
Im Bereich der heutigen westlichen Uferzone wurden mehrere Phasen einer Uferbefestigung des späten 19. Jahrhunderts festgestellt. Sie wurden aus Rammpfählen und Faschinen errich-tet, wovon mehr als einhundert geschmiedete Nägel zeugen. Zu den jüngsten Funden gehö-ren gesägte Holzbohlen, Reste von Ankerketten, Steinzeugflaschen und ein Nietwerkzeug (Döbber). Sie belegen eine Nutzung des Geländes als Hafen- bzw. Werft, vom ausgehenden 19. bis ins 20. Jahrhundert wurden hier auch Ausbesserungsarbeiten an maroden Booten durchgeführt. Die steinerne Kaimauer aus dieser Zeit wurde ebenfalls aufgedeckt.
Unverhofft deutlich traten die steinzeitlichen Aktivitäten zutage, die zuvor nicht bekannt waren. Hervorzuheben sind die 14C-datierten mesolithischen Kochgruben und die Keramik der Rössener Kultur, die sich durch ihre markanten Stichverzierungen zu erkennen gab.
Die im Anhang beigefügten, bislang unveröffentlichten Grabungsberichte aus der Ufer- und der Gränertstraße vertiefen und verdichten unser Wissen um die anderen ur- und frühgeschichtlichen Siedlungsepochen in der Gemarkung, zu nennen sind hier die bronzezeitliche, eisenzeitliche und spätslawische Besiedlungsphase.