Papers by Torsten Meireis
Theologischer Verlag Zürich eBooks, Apr 1, 2015
Der Fursorge- wie der Machtbegriff werden im Kontext ethischer Debatten in Philosophie, Ethik und... more Der Fursorge- wie der Machtbegriff werden im Kontext ethischer Debatten in Philosophie, Ethik und Politik erlautert und aufeinander bezogen, um die Frage nach der Bedeutung von Macht im Kontext des Gesundheitswesens, von Medizin und Pflege zu prazisieren.
Gütersloher Verlagshaus eBooks, 2011

Well I'm so tired of crying, but I'm out on the road again." Die Zeile stammt aus dem gleichnamig... more Well I'm so tired of crying, but I'm out on the road again." Die Zeile stammt aus dem gleichnamigen sechziger-Jahre-Klassiker der Blues-Band Canned Heat, die ihrerseits auf Vorbilder des schwarzen Delta-Blues zurückgreift. 2 Das Lied nimmt das Bild der Straße und des Unterwegs-Seins -fernab jeder Romantik -als Symbol der Heimatlosigkeit und des Ausgeliefertseins auf: "Well, the first time I traveled, out in the rain and snow, I didn't have no payroll, not even no place to go." Kein Geld, kein Obdach. Und natürlich ist auch die Verlassenheit ein Thema: "My dear mother left me, when I was quite young. She said Lord have mercy upon my wicked son." 3 Biblische Assoziationen liegen nahe: Der Weg im finsteren Tal aus Psalm 23 mag sich aufdrängen, oder der Weg in der Wüste aus dem Buch Exodus, auf die in der Bedrängnis der babylonischen Gefangenschaft im Deuterojesajabuch und bei Johannes dem Täufer angespielt wird, oder der Weg der Jünger nach Emmaus. Diese Verbindungen sind nicht zufällig, denn natürlich ist das Bild der Straße, des Wegs ein eminent wirkungsvolles biblisches Bild, das in der englischen Wendung 'on the road' über den Blues seinen Weg in die Popkultur gefunden hat, wie man vermuten darf. 4 Die Botschaft der Ökumenischen Weltversammlung von Busan 5 nimmt dieses Bild gleich mehrfach auf. Nicht nur lädt sie uns mit den Versen aus dem ersten Kapitel des Lukasevangeliums zu einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens ein, sondern beschreibt auch ihre Erkenntnisprozesse mit dem Bild der Straße und des Unterwegsseins und das englische Original ist hier besonders sprechend, weil dabei die Schlüsselstellung des Transformationskonzepts deutlich wird: "In the city of Busan, we journeyed together on a road of transformation -we pray that as we are being transformed ourselves, God will make us instruments of peace." Doch die Straße führt weiter, denn im Dokument von Busan werden die "ökonomischen, ökologischen, soziopolitischen und geistlichen Herausforderungen" benannt. "Wir dürfen unsere Augen nicht vor der harten Realität verschließen oder unsere Hände vom verwandelnden Werk Gottes ruhen lassen." Nun sind also wir gefordert "für die Befreiung zu arbeiten und in Solidarität zu handeln." "Von unseren Erfahrungen in Busan ermutigt bitten wir alle Menschen guten Willens, ihre von Gott verliehenen Gaben ins Handeln umzusetzen, (to engage their God given gifts in transforming actions). Diese Versammlung ruft Euch dazu auf, diesen Pilgerweg mit uns gemeinsam zu gehen." On the road again. Sie haben mich gebeten, anlässlich der Eröffnung des gemeinsamen Ökumenischen Zentrums der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die ja eine Transformation und einen Weg eigenen Typs darstellt, Abbruch und Aufbruch, einige Implikationen dieser Botschaft und ihrer Einladung in unserem Kontext zu entfalten. Die 1 Vortrag anlässlich der Einweihungsfeier des Zentrums Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am 27.05.2015 in Frankfurt am Main. Der Stil des mündlichen Vortrags wurde beibehalten. 2 Dies betrifft hier besonders den 'Big Road Blues' des Delta-Musikers Tommy Johnson von 1928 und dessen Aufnahme im Song 'On the Road again' des Chicagoer Blues-Musikers Floyd Johnson. 3 Wer mag, kann hier ohne Mühe (und unbeschadet der Gender-Implikationen) die Strophe aus dem Lied 'Lob Gott getrost mit Singen' der Böhmischen Brüder (Böhmische Brüder 1544, EG ) assoziieren: "Kann und mag auch verlassen ein Mutter je ihr Kind /und also gar verstoßen, dass es kein Gnad mehr findt? / Und ob sich's möcht begeben, dass sie so sehr abfiel: / Gott schwört bei seinem Leben, er dich nicht lassen will." 4 Vgl. hierzu u.a. Bärbel Harju, Rock & Religion. Eine Kulturgeschichte der christlichen Popmusik in den USA, Bielefeld 2012, 58-72. Dies gilt, auch und gerade weil etwa der Blues im Selbstverständnis seiner Akteure und ihrer Zeitgenossen und -genossinen als illegitimer Abkömmling der gospel music verstanden wird, vgl. hierzu auch James H.
Theologischer Verlag Zürich eBooks, 2011
De Gruyter eBooks, Dec 31, 2021

In der Geschichte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) markiert die Friedensdenkschrift ... more In der Geschichte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) markiert die Friedensdenkschrift von 2007 eine Zasur, sofern sie sich auf das Konzept des gerechten Friedens mit seiner Devise si vis pacem para pacem eingelassen hat, das in den okumenischen Diskursen – unter starker Beteiligung der historischen Friedenskirchen – entwickelt worden ist (vgl. auch Konrad Raiser in diesem Band). Die Differenz zur klassischen Lehre vom gerechten Krieg liegt dabei nicht darin, dass letztere den Krieg als Ziel verfolgt – auch die Lehre vom bellum iustum versteht sich als Bemuhung um den Frieden. Der zentrale Unterschied im Konzept des gerechten Friedens zu dem des gerechten Krieges liegt einerseits in der Perspektivitat, die Konflikte nicht verharmlost, aber primar von gewaltlosen Losungsmoglichkeiten und der „Gestaltwerdung des Friedens“ (Konrad Raiser) statt von einer immer schon als unausweichlich gedachten gewaltsamen Abwehr des Bosen ausgeht.

Theologischer Verlag Zürich eBooks, Apr 1, 2015
Wer anderen Gutes tun mochte, benotigt die Moglichkeit, wirksam tatig zu werden. Dabei kann es um... more Wer anderen Gutes tun mochte, benotigt die Moglichkeit, wirksam tatig zu werden. Dabei kann es um Wissen um Therapietechniken und -verfahren gehen, um die Kenntnis derjenigen, die man fragen oder konsultieren sollte, aber naturlich auch um finanzielle Mittel, um etwa Spezialisten, ihre Kompetenzen und technologischen Moglichkeiten nutzen zu konnen. Man kann diese kulturellen, sozialen und okonomischen Ressourcen mit dem franzosischen Soziologen Pierre Bourdieu unter dem Begriff des Kapitals zusammenfassen: Kulturelles, soziales und okonomisches Kapital bezeichnen dann jeweils einen spezifischen Typ von sozialer Gestaltungsmacht. Aber gerade im Gesundheitswesen ist die Frage nach Gestaltungsmacht heikel. Denn einerseits fuhlt sich jemand, der unter einer akuten und vielleicht sogar schmerzhaften Krankheit leidet, oft ohnehin schon verletzlich, ohnmachtig und ausgeliefert, sodass die Frage nach der Macht hier unangebracht oder obsolet erscheint. Andererseits wirkt in einem Bereich, in dem es um Fursorge (caring), um Wohltun (beneficence), Behandlung und Heilung geht, der Begriff der Macht, den wir oft genug mit Herrschaft und Gewalt verbinden, merkwurdig fehl am Platz. Klassisch wird die Frage nach der Macht im Bereich des Gesundheitswesens unter dem Etikett des Paternalismus verhandelt und vor allem auf das Verhaltnis von Arzt und Patient bezogen, in dem dann das normative Benevolenzprinzip und das Prinzips des Respekts vor der Autonomie des Patienten oder der Patientin in Konflikt geraten konnen. Allerdings lasst sich fragen, ob diese Perspektive nicht eine Engfuhrung darstellt. Denn oft sind nicht nur die unmittelbar kranken oder pflegebedurftigen Patienten und Patientinnen, sondern auch ihre Angehorigen betroffen – bei betagten Patienten ist das sogar die Regel. Zudem sorgt die zunehmende Bedeutung, Prasenz und nicht zuletzt Verwissenschaftlichung der Pflege fur moglichen Konfliktstoff zwischen Pflegenden und Behandelnden. Und schliesslich fuhrt der steigende okonomische Druck zu Reibungsflachen zwischen den zu Effizienz und okonomischer Nachhaltigkeit verpflichteten Verwaltenden und Behandelnden wie Pflegenden. Der Band, der Beitrage einer interdisziplinaren Berner Tagung aufnimmt und durch zusatzliche Perspektiven erganzt, geht der ‹Macht der Fursorge› und ihrer Verteilung im Sechseck von Patienten und Patientinnen, Behandelnden, Pflegenden, Verwaltenden, Angehorigen und politisch Verant-wortlichen in ethischer Perspektive nach.

Ethik und Gesellschaft, Dec 28, 2015
ethikundgesellschaft 2/2015 Torsten Meireis The Circle: Die neue Kolonisierung des inneren Mens... more ethikundgesellschaft 2/2015 Torsten Meireis The Circle: Die neue Kolonisierung des inneren Menschen 1. The Circle In dem -literarisch nicht sonderlich überzeugenden, aber als Dystopie informativen -Roman »The Circle« von Dave Eggers wird der Aufstieg einer Durchschnittsamerikanerin in einem IT-Unternehmen geschildert, das die Eigenschaften von Google, Apple, Facebook und Twitter verbindet. Die Protagonistin, Mae, erhält durch ihre Freundin Annie die Chance, von einem langweiligen und geisttötenden Job in der öffentlichen Verwaltung, die sie als Gulag empfindet, zu »Circle« zu wechseln, einer Firma, die neben einer für US-Verhältnisse opulenten Versorgung ihrer Mitarbeitenden -gutem Lohn, betriebseigener Krankenversicherung, die sogar auf Maes Eltern ausgedehnt wird, kostenloser Verpflegung, Sport-und Freizeitangeboten -auch noch als hip gilt (Eggers 2013, 4). Mae wird nach einer Woche, in der sie in der Kundenbetreuung per Telefon und Mail beschäftigt ist, von einer Mitarbeiterin der Sozialabteilung besucht, die sie dazu berechtigt und verpflichtet, den sozialen Netzdiensten des Unternehmens beizutreten. Dazu erhält sie -neben dem ersten Bildschirm, der den Kundenkontakten dient und dem zweiten, der für die Überwachung und Kommunikation der Vorgesetzten und des Teams reserviert ist, einen dritten, auf dem die verschiedenen sozialen Dienste fest installiert sind. Gina macht ihr dann die Hierarchie der Aufgaben deutlich, Mae antwortet: »Ok. Also du weißt, dass deine Kundenbetreuungspflichten auf dem ersten Schirm zentral sind. Wir müssen unseren Kunden mit unserer vollen Aufmerksamkeit und aus ganzem Herzen zugewandt sein. Das ist selbstverständlich.« »Ja, selbstverständlich.« »Auf dem zweiten Schirm bekommst du Mitteilungen von Dan und Jared, oder Annie, oder irgendjemand anderem, der deine Arbeit direkt über-

C.H.Beck eBooks, 2015
Der Beitrag stellt den Gegenstand, die normativen Ansatze, Themen und Problembereiche der Ethik d... more Der Beitrag stellt den Gegenstand, die normativen Ansatze, Themen und Problembereiche der Ethik des Sozialen vor. Ein erster Abschnitt dient der begrifflichen Abgrenzung und Bestimmung der Ethik des Sozialen, die von der klassischen Sozialethik zu unterscheiden und in den Zusammenhang der Bereichsethiken einzuordnen ist. Der zweite Abschnitt dient anhand der Grundbegriffe von Freiheit, Gleichheit, Solidaritat und sozialer Gerechtigkeit einem Uberblick uber die unterschiedlichen normativen Ansatze in diesem Bereich. Im dritten Abschnitt werden konkrete Problemfelder der Ethik vorgestellt und erortert. Dabei geht es um materielle Teilhabe, die anhand von Arbeit, Armut und Reichtum thematisch wird, um Partizipation, die anhand von Bildung und Befahigung erortert wird, und um Anerkennungsfragen, also Probleme von Wertschatzung und Diskriminierung. Der vierte Abschnitt bietet eine Auswahl grundlegender und weiterfuhrender Literatur.

Theologischer Verlag Zürich eBooks, 2013
Die Verwandlung von der weitgehend souveranen, selbstbestimmten und selbstandigen Person zum inte... more Die Verwandlung von der weitgehend souveranen, selbstbestimmten und selbstandigen Person zum intensiv abhangigen und sterbenden Menschen wird in der gerontologischen Kategorie des 'vierten Lebensalters' als lebensweltlich und biographisch integrierter Prozess verdeutlicht, der eigene Herausforderungen der Bewaltigung bereithalt. Die Notwendigkeit der normativen Reflexion dieses Prozesses zeigt sich besonders deutlich an der Problematik eines Wurdeverstandnisses, das in der Regel unhinterfragt mit den Vorstellungen von Selbstbestimmung und Souveranitat verbunden oder gleichgesetzt wird. Der im interdisziplinaren Gesprach zwischen Pflege, Medizin und Ethik angelegte Band fragt aus der Perspektive des 'vierten Lebensalters' nach den Konnotationen und Deutungen der Wurdekategorie und damit nach den Voraussetzungen, Zielen und Orientierungsmassstaben fur den Umgang mit Menschen und notwendige Entscheidungen in dieser Lebensphase, nach dem Konzept einer 'Wurde im vierten Lebensalter', das im Kontext von Medizin- und Pflegeethik anwendbar ist.

Ethik und Gesellschaft, 2010
Sinnvoller als die bloße Reklamation von Urheberrechten scheint mir daher die Teilnahme an der mu... more Sinnvoller als die bloße Reklamation von Urheberrechten scheint mir daher die Teilnahme an der multifaktoriellen Analyse. In diesem Rahmen lässt sich dann auch in differenzierter Weise auf die -durch mannigfaltige politische, geistesgeschichtliche, soziale und biographische Konstellationen bedingten und in sich oft keineswegs einheitlichen -Beiträge religiös motivierter Individuen und Gruppen eingehen. Zu dieser Analyse möchte ich beizutragen versuchen, indem ich die Gemengelage durch den Hinweis auf innerprotestantische Divergenzen noch etwas verkompliziere. Ich bitte mir nachzusehen, dass ich in dieser Weise vielleicht nicht unbedingt zur Komplexitätsreduktion beitrage, es scheint mir aber um der Sache notwendig. ethikundgesellschaft 1/2010 Torsten Meireis, 1964, Prof. Dr., Studium der Theologie, Philosophie und Gesellschaftswissenschaften in Frankfurt am Main, München und Heidelberg, Professor für Systematische Theologie/ Ethik an der Universität Bern. ± 2 ± 2 Beobachtung Ein gewisser Konsens in der vorliegenden Debatte dürfte darin liegen, dass es mindestens zwei Konzepte Sozialer Marktwirtschaft gibt (Jähnichen 2010, 2): Ein ordoliberales, enges Konzept, in dem ein starker Staat die Freiheit von Markt und Wettbewerb sicherstellt, was in sich als erschöpfender Beitrag zur Sozialpolitik gelten soll und erziehend auf die Subjekte einwirkt -ein wirtschaftsliberales Konzept unter patriarchal-obrigkeitsorientiertem lutherischem Vorzeichen gewissermaßen (vgl. Jähnichen 2010, 1-3; Wegner 2007, 178-183), als dessen zentraler Unterschied zum Wirtschaftsliberalismus die Ablehnung der Vorstellung einer Art prästabilierter Harmonie des Marktes und die Einsetzung des Staates in die Funktion des Wettbewerbshüters gilt (Jähnichen 2010, 18-20); und ein weites, sehr viel vageres Konzept, wie es etwa der Zwei-Pfeiler-Begriff der Sozialen Marktwirtschaft in der Version des Sozialworts von 1997 markiert: Dort wird »Soziale Marktwirtschaft« als eine Art sozialpolitisch temperierter Kapitalismus aufgefasst, demzufolge sich das Interesse am »Leistungsvermögen der Volkswirtschaft« mit dem an der »Qualität sozialer Sicherung« (Sozialwort 2007, 9) verbindet; faktisch wird damit in der Regel die spezifisch deutsche Kombination von korporativem Kapitalismus und Sozialversicherungsstaat bezeichnet. Traugott Jähnichen hat nun noch einmal sehr einleuchtend dargestellt, dass das ordoliberale Konzept als genuin protestantisch gelten darf. Einerseits haben seine Urheber sich selbst in diesem Sinn verstanden, andererseits lassen sich die leitenden Prinzipienein auf den gerechtfertigten Sünder zielendes Menschenbild, die Leitorientierungen von personaler Freiheit und Sozialpartnerschaft und das ökonomische Interesse am Wettbewerb und an einem diesen verbürgenden starken Staat -zwar keineswegs bruchlos in den wirtschaftlichen Liberalismus, aber durchaus in das Profil des sozial interessierten konservativen Luthertums einordnen, dessen Protagonisten sich als bürgerliche Elite verstanden. Nun fällt freilich auf, dass auch Theologen, die sich in normativer Absicht auf die Soziale Marktwirtschaft der Freiburger Schule beziehen, in der der Markt das Soziale ist, dabei in der Regel nicht stehen bleiben, sondern Elemente aufnehmen, die genau genommen eher in den weiteren Begriff der Sozialen Marktwirtschaft gehören. So erklärt Traugott Jähnichen wie im vorliegenden Text, so auch in seiner Wirtschaftsethik (Jähnichen 2008, 123-150) die Soziale Marktwirtschaft der Freiburger zum paradigmatischen Modell der Wirtschaftsethik und geht dabei ausdrücklich vom ordoliberalen Kon-ethikundgesellschaft 1/2010
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